Volltext Seite (XML)
«KW. VTGV ^'^/HvTß^VTL.UU^ M'piL.«L«7LÄ: L,,LtchLvk.«Ach?,.««« «»—.. »W.W,-.UM--,. OHM«. «, -Eq«. «-»-»-m-qmg«, d«, «°t« »« «-», u„» i« p.^«., ^,«^>.^,«. Sonaabeaä, clen S. Mai ISN 26. Jahrgang /iuer Tageblatt L. Z?- Anzeiger für öas Erzgebirge B «elprechueg «ter die N«spanm,e> am Xrichretat Berlin, 7. Mat. Unter dem Vorsitz de, ReH-tan-ler- fand heute eine längere vesprechun» statt, die sich mit den «rfor. derlichen Einsparungen am «tat beschäftigte. Nutzer dem Reichs« slnanz« uiid Retcheaabett-mtnister nahmen auch di, zuständigen /Sekretär« und MteUungaleiter d« beiden Mtcksterten «»b«K»n. serenz teil. Di« Besprechungen müssen natürlich noch fortgesetzt werden. Da, Kabinett wird am Sonnabend zusammrntreten, flq aber nur mit der Vorbereitung der Genfer Verhandlungen b«. fassen. Sin, Klärung der hiermit zusammenhängenden Fragen ist jetzt notwendig, da die Delegation Lernte am kommenden Mitt« woch abreisen mutz, um zu der am Freitag beginnenden Tagung d«, europäischen Studienkomite« in Senf anwesend zu sein. Ne«er deutscher Schritt »eaa, de, Sre«,»» , " >»«« d»»4 t» »slntsche» »»«»»» Berlin, 7. «et. »in Lattrfl^ d»; Srenu Briaud tn der heutigen Kammerfitzung Parte, 7. Mat. Al, Pbarnogareq heut« t« der Kammer seiner Enttäuschung über di« gleichgültige Haltung England, und Italiens zum deutsch < österreichischem Zollangleichungeprojekt Ausdruck gab, griff Briand in die Debatte ein und erklärte, der englisch« Außenminister hab« in Pari« verlangt, daß die ganze Angelegenheit vor den Völkerbund gebracht werden solle. In dieser Forderung sehe er weder eine unfreundliche Test« noch den Wunsch Englands, mit Frankreich zu brechen. Italien hab« den Zusammentritt -es 1822 eingesetzten Finanzkontrollausschusses verlangt. In allen diesen Fragen herrsch« völlige «Einigkeit, und man müsse feftstellen, daß di« übrigen Alliierten um Frankreich «inen engen Kreis d«r Solidarität geschlossen hätten. Man werde erkennen, daß Frankreich keineswegs isoliert dasteh«. Das größere Frankreich Zur Eröffnung der Pariser KolonialauSstrllun, Bon Silesiu». Bor den Loren von Paris, im schönen Park von vineenne», hat sich eine Wunderwelt aufgetan. Ein halbe» Jahr lang schufteten hier die Erdarbeiter, die Maurer und Zimmerleute, um die große internatio nale Kolonialausstellung rechtzeitig unter Dach und Fach zu bringen. Einigermaßen ist ihnen da» geglückt. Die Hunderttorigen Tempel stehen, in den Museen häu fen sich herrliche Schätze und tn den Strohhütten und Negerkraal» rührt sich, da» farbige Volk. Bunt ge schmückte tonktnefische Tänzerinnen trippeln durch di« Ausstellung-straßen und modern ausgeputzte Negerin nen unterhalten sich laut in der französischen Sprache. Da und dort wird noch! gehämmert und geklopft. Im allgemeinen aber darf man feststellen, daß die Ko- lonialau»stellung bi» zur Eröffnung»feier am 6. Mai fertiggestellt worden war. Die Pariser Kolontalau-stellung wird die größte internationale Schau diese» Jahres sein. Nicht weni- ger al» 62 000 Quadratmeter im Park von Vincennes sind von den AuSstellungSbauten bedeckt. Eine Riesen, fläche, die nur noch übertroffen wird durch die gi gantischen Maßstäbe der Bauten. Die Ausstellung», kommissionen unter der Leitung de» alten französischen Kolonialpionier» Marschall» Lhauteh, haben eine be- wundernswürdige Arbeit geleistet. E» ist nicht schwer, eine Ausstellung aufzubauen. Eine Ausstellung in solchem Umfange aber schön zu gestalten, ist gewiß nicht gerade leicht. Zwölf Kolonialmächte beteiligen sich an der internationalen Kolonialausstellung, dar« unter Belgien, Italien, Holland, die Bereinigten Staa ten, Dänemark und Portugal. Die Franzosen kreideten e» den Engländern Übel an, daß sie seinerzeit eine Beteiligung an dieser kolonialen Bölksrschau abgelehnt haben. Der nüchterne Geschäftssinn der Engländer stieß sich an der hohen Quote, die da» britische Welt- reich für seine Beteiligung an der Kolonialausstellung aufbringen sollte. Der Londoner City erschienen die 10 Millionen, die nach den Park von Vincennes wan dern sollten, al» ein zu hoher Preis. Me unfreundliche Geste Großbritannien» ist längst vergessen. Man freut sich, daß da» Werk gut ge lungen ist und hofft, i« Laufe de» Sommer» einen riesigen Fremdenstrom nach Vincennes zu leiten. Um den fremden Gästen jegliche Bequemlichkeit zu bieten, hat man auf verkehrstechnischem Gebiet großzügige Vorsorgemaßnahmen getroffen. Me Pariser Stadtver waltung ließ eine neu» Untergrundbah-nltnie nach Vin cennes hinaus anlegen, eine neue SchtffahrtSlinie auf der Seine einrichten und den Straßenbahn- und Omni- buSverkehr bedeutend vermehren. Auf diese Weise können die Reisenden rasch da» Gelände der Kolonial- ausstellung erreichen. Die Lage der Ausstellung, einige Meilen von der Innenstadt entfernt, kann kaum al- besonderer Nachteil empfunden werden. Eine Schau von dem gigantischen Ausmaß der Kolonialausstellung !hätte in der Pariser Innenstadt keine Entfaltungs möglichkeiten gehabt. Draußen in Vincennes kommt die Architektur der Tempel und Ausstellungshallen bei weitem besser zur Geltung. Die herrlichen Rasen flächen de» Parks und die alten Baumbestände be leben außerdem wirksam da» bunte Bild der Aus stellung. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht der berühmte Tempel von Angkor, der nach zahllosen Photographien und Gipsabgüssen auf dem Boden von Vincennes genau rekonstruiert wurde. In einem Aus- kunftSgebäude nahe dem AuSstellungHeingang finden in den nächsten Monaten nicht weniger al» 150 Kon gresse statt, «ine besondere Sehenswürdigkeit ist zwei- fello», von den.Negerdörfer« und Tempeln abgesehen, die «venue der französische« Kolonien. Hier führen die Franzosen den fremden Besuchern tn eindrucksvol len Gebäuden vor, wa» sie an Kolonien in den letzten Jahrzehnten und Jahrhunderten erobert haben. Ohne allzu viel Statistiken und Zahlen erhält man hier einen glänzenden Ueberblick über die Größe und Wirk- samkeit de» französischen Kolonialreiche». Wir Deutsche können un» nur schwer eine klare Vorstellung von diesem französischen Kolonialreich ma chen. Da» britische Weltreich hat in unserer «rinne- rung da» französische Kolonialreich etwa» verdunkelt. Mt Unrecht. Da» französische Kolonialreich ist immer noch! da» zweitgrößte der Welt. Heber einem Kolo- nialraum von KO 868 000 Quadratkilometern mit 60,6 Millionen Menschen weht heute die französisch« Tri kolor«. Frankreich» Kolonialbesitz verteilt sich auf alle Erdteile. Am größte« ist er freilich in Afrika, wo IS 841 000 Quadratkilometer Mit 87 Millionen Gin- wohnern unter französischer Botmäßigkeit stchen. Bo« tz« gewaltig« Ausdehnung Visse» afrikanisch« Ko- Protestkundgebung gegen den deutsch-österr. Zollplan Pari», 6. Mat. Die Republikanische Vereinigung (Marin) veranstaltete heute abend eine zweite Protestkund- gebung gegen die deutsch-österreichische Zollangletchung, auf der al» erster Redner der Abgeordnete Retbel behauptete, in Deutschland wachse der Revanchegeist nach jeder Kon- Zession, die Frankreich mach«. Frankreich hätte im Ein- vernehmen mit England und Italien den „Anschluß" Oesterreichs vermeiden können, wenn eS die politischen, wirtschaftlichen und finanziellen Bemühungen der Kleinen Entente und Oesterreichs selbst unterstützt hätte, anstatt vor allem eine Annäherung mit Deutschland zu suchen. Der Abgeordnete Franklin-Bouillon erklärte, man müsse dafür sorgen, daß allen di« Augen geöffnet werden, damit sie den Bankerott des Sieges und den Krieg ver hindern. Alle Regierungen ohne Ausnahme hätten ihr Teil Verantwortung, aber die größte Verantwortung trü gen die, die die Politik der geringsten Anstrengung gewählt hätten, um dem Friedenswillen zu dienen. Abgeordneter Louis Marin betonte, der Völkerbund müßte als ersten Grundsatz für das Verhalten der Völker gewissenhafte Achtung der internationalen Abmachungen festlegen. Man könne nicht hoffen, eine rechtlich« Friedens organisation und ein friedliches und glückliches internatio nales Leben zu begründen, wenn man vergesse, daß das moralische Gewissen und die Vernunft die wesentlichen Grundlagen des sozialen Lebens seien. Debatte über die Zollunion im tschecho slowakischen Senatsausschutz Prag, 7. Mat. Im AußenauSschuß de» Senat eröffnete heute nachmittag der deutsche sozialdemokra tische Senator Dir. Heller die Debatte über den Plan einer österreichisch-deutschen Zollunion und führte au», er halte e» nicht für zweckmäßig, daß diese Frage von Anfang an auf da» politisch!« Gebiet gewälzt werd«. Sie sei eine wirtschaftlich« Angelegenheit. Die Partei de» Redner» lehne die Bildung wirtschaftlicher Kampf blöcke ab, sehe aber nicht ei», daß di« Zollunion einen solchen Kampfblock bilde« Müsse. Lrotzdem habe seine Partei, ohne sich! tn allen Detail» mit dem! Minister! identifizieren zu können, keine Ursache, insbesondere den wirtschaftlichen Teil de» Exposee» des Minister» abzulehnen. Der Senator Kodak (Tschechische Volks- parei) erklärte, daß die Tschechoslowakei höchsten» in einen Bund kleiner Staaten eintretenl werde, di» eine Art europäische Großmacht bilden würden. Diese wären eine Stütze bet den Verhandlungen mit Deutsch land. Senator Feterfeil (Deutsch-Ehrtstlichsozial) er. klärte, e» geschehe nicht» gegen Deutschland und da» deutsche Volk, wo nicht Dr. Benesch mit dabet wäre. Die Argumente gegen die Zollunion seien nicht stich haltig, denn die Zollunion bedeute keine Aufgabe der Selbständigkeit Oesterreich». Die Anschlußfrage sei eine Schicksalsfrage de» deutschen Balle», die auf der Tagesordnung bleiben werde nach dem Grundsatz r Der Teil gehört zum Ganzen. Die Partei de» Redner» be grüße diesen Plan und wünsche, daß e» nicht gelinge, ihn zu zerschlagen. Nach, Meinung seiner Partei liege e» eminent tM Interesse der Tschechoslowakei, sich dem Plane anzuschließen. Senator Krejot (tschechischer So- zialdemokrat) erkannte trotz der überaus großen poli tischen Tragweite de» Wtrtschaft»projekte» an, daß e» sich tatsächlich, nur um die wirtschaftliche Frage handle. di« »«» amtlich« Seite beistStqt wrd, hat ««laß zu neu«« v-r. stellungen bet der polnische« «e-ierua, tn Warschau ««neben. Ja pslitifche« Kreise» äußert mau di« ««sicht, daß, wen« auch in- folge Mr wiederholten bisherigen Dorstellungen die Grenzver letzungen durch polnisch« Flieger nachgelassen haben, unbedingt «in völlig«. Unterlassen derartiger Grenzverletzungen erreicht werden mutz. Kein Zugriff auf Beamtenbezüge Stellungnahme de» Geschäft-führenden B-rsiande» de» Deutschen veamtenbunde» Berlin,?. Mai. Der Geschäftsführende Vochand de» Deutschen Beamtenbundes befaßte sich in seiner Sitzung dom 7. Mat eingehend mit der beamtenpoltttschen Lage und nahm einstimmig folgende Entschlteßuna an: „Der Geschäft-führende Vorstand veS Deutschen Be- amtenbunde» lehnt jede weitere Herabsetzung der Be-üge der Beamten mit aller Entschiedenheit ab. Insbesondere macht er mit allem Emst auf die schweren Gefahren auf- mettsam, die durch eine nochmalige Kürzung der Beamten- betttg» heraufbeschwoven werden. Aufregung in Varis Kammerdebatte über die deutsch-österreichische Zostaugleichung Der Kamps um «riaud ,Mai. In der Kammer begann heute nachmittag die Debatte über die vorliegende Interpellation zur deutsch-österretchischen Zollangleichung. Auf der Regie- runasbank waren Ministerpräsident Laval und Außen- Minister Briand anwesend. Der radikale Abgeordnete Ne- gar erklärte als erster Redner, man sei nicht so naiv, die Zollangleichung al» ein politisches Ereignis in wirtschaft- ltcher Form anzusehen. Das Zollangleichungsprojekt widerspreche den Verpflichtungen, die Deutschland und StS<"über den Nationen eingegangen seien, die die MetstbegünsttgungSklausel besäßen. Im übrigen bewege sich der Warenaustausch Oesterreichs hauptsächlich nach dem Osten hin. Oesterreich habe also gar kein Interesse, seine ganze wirtschaftliche Tätigkeit nach Deutschland hin ab- »ustellen. Vom wirtschaftlichen Standpunkt gesehen sei der deutsch-österreichisch« Zollangletchungsplan unvertretbar. Im letzten Augenblick hat sich auch der Aögeord- nete Franklin-Bouillon entschlossen, eine außenpolit!. sche Interpellation einzubrtngen, so daß man im gan zen mit zwölf Rednern rechnet. Briand wird vermut lich erst am Freitag nachmittag das Wort ergreifen, so daß die Abstimmung voraussichtlich erst abends stattfinden dürfte. Di« Mittagspresse glaubt, daß die Negierung eine große Mehrheit erzielen werde. Briand werde die Kammer auffordern, sich ganz klar für oder gegen seine Politik zu entscheiden. Laval werde sich zweifellos veranlaßt sehen, eine Soltdaritätserklärung de» Kabinett» für den Außenminister abzugeben. In politischen Kreisen wird hervorgehoben, daß sich die Kammeraussprache im Grunde viel weniger auf die deutsch-österreichische Zollunion als auf die heißumstrittene Person Briand» und seine Kandidatur für die Staat-Präsidentschaft beziehen werde. ES gehe also tn erster Linie um den Mann und erst in zweiter Linie um die französische Außenpolitik. Darüber seien sich sowohl die Linke al» auch die Rechte vollkommen einig. Bon Briand feindlicher Seite wird hinzugefügt, daß der Außenminister in der Präsidentschaft sowohl die Krönung seine» Werke» al» auch eine Art „Zu flucht" suche. Er habe seine bevorstehende Kammer rede durch einen zielbewußt durchgeführten Pressefeld, zng mit äußerstem Geschick vorbereitet. Dieser Presse feldzug wolle die Dinge so darstellen, daß Oesterreich den Anschlußgedanken bereit» aufgegeben habe und daß der Gegenplan Briand-Beneschi allen wirtschaftlichen Bedürfnissen sowie den französischen Interessen gerecht werde.