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-luer Tageblatt 1 23. Jahrgang Es- Anzeiger für öas Erzgebirge «-VE», «v« Erhalte«- -k amtlich«, Vektmatmachuagra -es Rates -er Staöt «a- -es Amtsgerichts -tue. Nr. 2S2 Dienstag» äen 4. Dezember 192S Z DieLutschaäigung cierDerärangten unä Enteigneten V« v». «itz RsichSntttrister a. D. Schädenregi ton, und je früher sie diese erreichen, Zm «dgültigenRegelung der Schäden, die den Deutschen im Autlwnd durch Viowdatton ihres Vermögens erwachsen find, und von denen die aus ehemaligen deutschen, jetzt abae- wetenen Gebieten verdrängten Deutschen betroffen worden M ^ ??? Vvrvgen RvichStwa im Frühjahr 1928 das Kriegs- schabenschluhaesetz «lassen worden. Die mÄ Durchführung der SchLdenr-egullerung beauftragte Stelle ist das Reichsent- schädia Ung Samt, lieber die Tätigkeit dieses Amtes herrscht sowohl in den von Kriegsschäden betroffenen Kreisen wie m der breiten OeffeMichveit teilweise eine irrige Vor- Mung. di« hi« und da zu Ausbrüchen .schwerster ikrbitterung a-ühtt hat. Zur Beruhigung und Aufklärung ist es deswegen Mtnötrg, die Arbeitsmethoden und Arbeusarundsätze des Entschädigungsamtes kritisch zu würdigen, wie das jetzt auch der zuständig« Ausschuß des Reichstages an der Hand eines ausführlichen Berichtes des Präsidenten des Reichsentschädi- gungsamtes getan hat. Für die Schlußentschädigung kommen insgesamt 162 150 Fälle rn Betracht. Bis Ende Oktober wurden 61 Ml Fälle evledigt mit einem Entschädigungsbetrvge von 361ch Millionen Mark. Mehr als 1200 Arbeitskräfte arbeiten in technisch und organisatorisch sich ständig vervollkommnenden Verfahren den ungeheuren Arbeitsstoff auf. Der Wunsch der Geschädigten, möglichst bald in den Besitz der Schlußentschädigung zu kom men, ist bei der in vielen Fällen bestehenden großen Notlage durchaus verständlich. Sie erblicken in der Schlüßen tfcha- digung das einzige Mittel, sich und ihre Fa milien zu erhalten, und je früher sie diese erreichen, um so wertvoll« ist das für sie. Dieser Notlage versuchte das Reichsentschädiyungsamt. soweit das nur immer möglich war, Rechnung zu tragen. Den Anträgen auf bevorzugte Behand lung wurde in großem Umfange stattgegeben, sodaß Monate lang ausschließlich solche Fälle zur Schlußentschädigung kamen. Mit Rücksicht auf di« große Zahl der jeweils vorliegenden be schleunigt zu behandelnden Sachen war eine sofortige Fest- schung nicht immer möglich. Die bestehenden Schwierigkeiten sind inzwischen behoben, sodaß schon seit längerer Zeit die be vorzugt zu behandelnden Fäll« unverzüglich der Schlußentschä- digung -»geführt werden können. In der Hauptsache können jetzt schon andere Fälle erledigt werden. Ms bevorzugt zu behandelnde Fälle gelten die, in denen der Geschä digte am 1. April d. Js. das 65. Lebensjahr vollendet hatte, fern« die Fälle, in denen nachgewiesenermaßen durch eine vor zeitige Schlußentschädigung ein« Lebensgefahr für den Geschä digten oder seine nächsten Angehörigen abgewendet werden kann (z. B. dringend erforderliche Operation) oder in denen nachgewiesenermaßen di« sonst nicht abwendbare Eröffnung des Konkurses unmittelbar bevorstsht, oder die sonst nicht abwend bare Zwangsversteigerung bereits angeordent ist oder Räu- mungSurteil über die notwendigsten Wohn- und Geschäfts räume vorliegt. Im späteren Verlauf des Verfahrens wurde eine bevorzugte Behandlung auch dann zuasstanden. wenn die Existenz des Geschädigten gefährdet ist und bei den Fällen über 20 000 Mark Grundbetrag der Geschädigte den Nachweis erbringt, daß ihm auf di« festgesetzte Schlußentschädigung ein Kredit gewährt wird. Bei den alten Leuten tritt die bevor zugte Behandlung von amtswvgen ein, in den übrigen Füllen erfolgt die bevorzugte Behandlung nur auf Antrag. Außer der Erledigung d« Schlußschädenfestsetzung liegt dem ReichSentschäd'igungsamt di« Entscheidung über die Ge- währung von Härtebeihilfen ob. Beinahe 100 000 Anträge auf solche Beihilfen find gestellt worden. Erledigt worden sind bis jetzt 25 000 Fälle mit 3M Millionen Mark Beihilfe. Die ser Betrag erschemt im Hinblick auf den dem Reichsenischädi- gungsamt für diese Zwecke zur 'Verfügung stehenden Gesamt betrag von 34 Millionen RM und die Zahl der bisherigen Er ledigungen gering. Es ist jedoch zu berücksichtigen, daß sich die Bewilligungen fast ausschließlich auf die kleineren, einfach ae- lagerten Fälle bis 5000 Mark Grundbetrag erstrecken, wobei die Fälle des Totalverlustes an Hausrat, Kleidungsstücken oder BerufSgegenständen bis zu 2000 'Mark Grundbeftag bei ver drängten Geschädigten, die vor dem 1. April ds. Zs. das 50. Lebensjahr vollendet hatten, einen breiten Raum einnehmen. Die Fälle üb« 5000 Mark stehen zum großen Teil noch au», weil die notwendigen Ermittlungen über Entschädigungs fähigkeit und Umfang des Schaden» «och nicht abgeschlossen werden konnten. Da» für di« beteiligten Kreise b sv u hi - aend« Ergebnis einer kritischen Würdigung d« Tätig keit des ReichsentschädtmlngSamteS ist darin zu erkennen, daß sie nun Nicht mehr lang« auf ihre Entschädigung zuwarte« brauchen werden. Legt man die Arbeitsleistung der letzten Zett zuarunde, so ist damit zu rechnen, daß sich da» Schluß«nrfchä- v ig ungSvcrfabren in verhSltniSmStziig kur zer Zaiit ab Wickeln wird, zumal 'die Schwierigkeiten, dl« sich gerade in den ersten Monaten des Schlußentschädigumrs- verfahrens naturgemäß bemerkbar machten, -um großen Tori überwunden sind. Passiv« Resistenz der österreichischen Postbeamten Da in der Angelegenheit der EehaltSforderungen bis gestern abend von keiner Seit« ein »«such gemacht worden ist, mit den Gewerkschaften der Kkgra- phen- und Tele-Honangestellten neuerlich in »erbindung »u tret«, Lr-t M Mitternacht di» an,»kündtg» P-ssitt Aufhebung der Aussperrung in Nordwest Die «rbeitgebergrnppe Nordwest teilt mit: Nachdem di« beiden Parteien de» bisherigen «rbett«amp- fe» auf Vorschlag des Herrn Reichskanzler« vereinbart haben, di- endgültige Entscheidung über Arbeitslohn und Arbeitszeit dem Herrn Reich-Minister Severiug zu überlassen, hat der unterzeichnet« Arbeitgeberverband unter Aushebung der Aus sperrung beschlossen: 1. Die Betriebe werden wieder geöffnet. 2. Di« Einstellung «rsolgt nach Maßgabe der Betrieb-möglich- kett. Arbeitgeberverband »tordwest. Mil der Wiedereröffnung der bisher geschloffenen Betriebe ist am Dienstag vormittag um 7 Uhr -u rechnen. das Ea-e -es Kuhrkampfes Nachdem am Sonntag auch di« Metallarbetterverbände di« Vermiltelungsaktion der Reichsregierung angenommen Haden, wird sich, den Blättern zufolge, der ReichSmimfter de» Innern Severing am Montag in das Industriegebiet begeben. Wie „Der Montag" mitteilt, wird Minister Severing etwa sine Woche für die Prüfung der Wirtschaftslage d« Metallindustrie benötigen. Die durch den Schiedsspruch Severing» festgesetz ten Löhn« gelten dann mit rückwirkend« Kraft vom Tage der Wiedereröffnung der Betriebe an. Der Unterschied zwischen den neuen Lohnsätzen und den bisher geltenden Lohnsätzen wird nachgezahlt. Die Arbeitgeber haben sich bereit erklärt, ihr« Bücher offen vorzulegen. Außerdem wurde grundsätzlich vereinbart, daß der neue Schiedsspruch gleichzeitig die Lohn frage und di« Arbeitszeitfrage umfaßt und nicht nur für eine kurze Frist Geltung hat. DaS juristisch« Verfahren vor dem Reichsarbsitsgericht über die Gültigkeit deS vom ReichSarbeits- nrinister für verbindlich erklärten Schiedsspruches geht weiter, weil di« für das ganze Schlichtungswesen grundsätzlich wichtige Frage endgültig geklärt werden soll. ES ist ab« vereinbart, daß die Entscheidung deS ReichsarbeftSgerichtes auf den Schieds spruch, den der ReichSminist« des Inneren fällen wird, in materieller und juristisch« Hinsicht keinen direkten Einfluß haben soll. tohnüberschreitungen — nur klusnahmefLtte Gegenüber de« Erörterungen, di« sich an di« TL- ttzrett der interministeriellen Kommission anknüpfe«, die die Auswirkung der UnterstützungSaktion zugunsten der Ausgesperrten prüfe» sollte, stellt der Amtlich« Preußische Pressedienst fest: „Die in Essen unter Vorsitz de» Preußischen Wohl- sahrtSministers Dr. Hirtsieser ausgestellten «tchtltnie» sind unter Beteiligung von Vertretern de» Reichrtnnen«. de» ReichSarbettö«, de» RetchOfinanzMinister» und de» Preußischen Innen» und Finanz Minister» ausgestellt worden, ohne daß von diesen gegen ihren Inhalt Be denken erhoben worden sind. Die in der.Presse mit» geteilten Einzelfälle von Ueberschreitungen de» frühe ren Lohne» sind derart, daß wieder Sachkenner sie al» AuSncchmesälle erkennen muß? denn di« Leberschrei» tung ist dadurch bedingt, daß die Unterstützungsempfän ger neben de« öffentlichen Unterstützungen und etwaigen der Gewerkschaften noch öffentlich-rechtliche Nentenbezüge auf Grund von Kriegsbeschädigung, Unfällen oder son stiger Crwerbsbeschränkung habe«. Solch« Mill« kön nen naturgemäß nur vereinzelt Vorkommen. Abge sehen hiervon kann di« Summe der Bezüge den Lohn überhaupt nur bei den Organisierten überschreite«, aber auch unter 'diesen ist nach, der Höhe der öffentlichen Unterstützungen und der der Gewerkschaften eine Leder schrei tung überhaupt nur möglich, wenn he, Au »ge sperrte verheiratet ist und mindesten» zwei Kinder hat und verhältnismäßig gering entlohnt war. Da dir Organisierten nur di« Minderheit der Au »gesperrt«« bilden und von ihnen hiernach auch nur ein verhält» ntSmähig geringer Bruchteil für eine veberschrettung de» Lichne» in Frag« kommen kann, entbehren Angaben» nach denen 2ü bi» ÄO Prozent aller Ausgesperrte« sich zurzeit ebenso oder -um »eil besser ständen al» zur Zett der Arbeit, jeder tatsächlichen Grundlage und sind geeignet, di« öffentliche Meinung irrezuführen.* Blutige Zehnjahrsfeier in Agram Kroatisch, Kundgebungen Di« Aehnjahrfeier der Selbständigkeit! Jugoslawiens begann vorgestern in Agram sehr stürmisch mW nahm «inen blutigen Verlauf. In den ersten Morgen stunden zeigte di« Stadt kein außergewöhnliches Bild. Staats sahnen waren nur auf Len öffentlichen Gebäuden gehißt, wäh rend di« Privathäuser keinerlei Fahnen auShängten. Nur auf dem Gebäude der kroatischen Fvank^Pardei wurde eine große Trauerfahne gehißt. Um neun Uhr früh hätte in 'der Katk«. drale ein Festgottesdienst ftattfinden sollen, zu dem sich die Polizeibehörden, «ine Ehrsnkompagni« und die Generalität versammelten. Kurz vor Beginn des FestgotteSdiensteS kletter ten drei Hochfchüler auf den Turm und hißten dort drei große Trauerfahnen. Auf der mittleren war daS Wappen von Kroatien, auf der linken Fahne da- Datum 1. Dezember 1918 und auf der rechten daS Datum 20. Juni 1928 angebracht. Als da- Publikum die Fahnenn bemerkte, 'bemächtigte sich der Masten große Aufregung. ES kam zu Kundgebungen aegen die Regierung und da- Regime, und «» fielen auch Rus« gegen das Militär. Die Soldaten begannen spontan ihre Gewehre zu laden und di« Bajonett« aufzupflanzen. Dies verursacht« weiter« Aufregung im Publikum. Inzwischen hatten Polizei- beamte di« drei Studenten vom Turm geholt, verhaftet und wollten sie zur Polizei bringen. MS dies vom Publikum be merkt wurde, drang die Men« mck die Polizisten ein, um die Studenten zu befreien. An der Ecke de» JellacirPlatze» und der Potrinfla-Strahe kam «S -u 'Zusammenstößen, wobei dt« Menge die Polizei mit Steinen warf. E» ist noch nicht fesige- stellt, aus welcher Seite dann di« erste» Schüsse sielen, die eine regÄrechts Schießerei «inlsiteten, bei der über 100 Schüsse abgsMben wurden. Ein Student war auf der Stelle tot, während ein Polizist und ein Arbeitsloser schwer verletzt nacy dem 'Krankenhaus gebracht wurden. An ihrem Aufkommen wird gezweifelt. Mit Rücksicht auf die Demonstration ordnet« der MMLvkommandant den Rückzug des Militär» in die Ka- ferne an. Die Demonstrationen setzten sich dann noch bi» 10 Uhr fort, bi» schließlich durch verstärkte Polizei- und Gendar- merieoibteilungen di« Demonstranten zerstreut wurtzn. In d«r Stadt harscht noch große Aufregung, und man befürchtet Wetter« Unruhen. Die Straßen werden von Polizei- und Gen- darmerie-Pattouillen durchzogen, während an den verkehrs reichsten Punkten Militär und Gendarmerie konzentriert find. Zu wetteren Zusammenstößen ist e» bi» zur Stunde nicht ge- kmnmea, _ und Gendarmerie gekommen, wobei ein junger Mann und «in zehnjähriger Knabe durch Schüsse verletzt wurden. Später drang die Polizei in 'da» Parteilokal der Demo kratischen Bauerpartei «in, wo der kroatische Jugendverein Omladina gerade «ine Versammlung abhielt. Nur dem Ein schreiten de» Vorsitzenden der Demokratischen Bauernkoalition, Matschek, der die Anwesenden zur Besonnenheit ermahnte, ist es zu verdanken, daß hierbei Zusammenstöße verhindert wur den. Sowohl in Agram wie in Efseag wurden auf fast sämtlichen Häusern Trauerfahne» ge hißt. DieBevöllekungträgtam Arm Trauer flor. Zwischenfall mich tu BelgraL Während des Gottesdienste» in einer Kirche in Belgrad ereignete fick, ein Zwischenfall. Einige jung« Menschen ließen aufregende Rufe laut werden. Di« Polizei nahm zwei Verhaf tungen vor. Freunde der Verhafteten suchten diese zu befreien und es kam zu einer Schießerei, bei der zwei Polizisten verletzt wurden. Ein« Person soll im Krankenhaus ihren Verletzungen erlegen sein. Die Ruhe wurde alsbald vollkommen wi«d«r her gestellt. ch«-r«dnrgs Herrschaft »ach Angabe« de» .Zungdentfchen* scheint Yen Hugenberg allmählich damit z« Vegi«««, die Partei, deren Führung ihm anvertraut ist, in seine» Sinne zu reorganisieren. Zunächst hat er de» Leiter der deutschnativnalen Pressestelle, Herr« von Krie», und einem seiner Mitarbeiter zum 31. Dezember gekündigt. Tie Herren selbst sollen dies« Kündigung «och nicht al» endgültig anseh««, da» beweist aber nicht, daß sie Herr tzugenberg auch so beurtellt. Weiter« Auseinander setzung«« knüpfen sich an «ine Broschüre über di« Re- parati onsftage, die der deutschnationale Abg. Dr. Rei chert geschrieben und von der einige Stücke bereit» be kannt worden waren. Herr Hugenberg soll, weil er mit der Tendenz der Schrift nicht einverstanden war. zunächst beabsichtigt haben, die bereit» gedruckte Bro schüre wieder -urück-utziehen, soll fw aber später doch freigegebrn haben. Von besonderem Interesse ist btt