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— 599 — Fläche von 320 Kilometern Länge und 50 — 60 Kilometern Breite erstrecken; die Tiefe ist noch nicht genau festgestellt. Die mittlere Tiefe des Bassins der Schott« zu 25 Metern angenommen, würden zu seiner Ausfüllung ungefähr 480 Mil liarden Kubikmeter Wasser erforderlich sein. Bis der Kanal diese enorme Zufuhr bewirkt haben wird, mögen leidlich mehrere Jahre vergehen. Sicher werden die Beobachtungen, Anschläge und Be rechnungen Roudaire'S mancherlei Modifikationen erfahren; nichts desto weniger hat der Rath von Algerien die Idee adoptirt und bereit« ein genaueres Nivellement angeordnet. In der That eröffnet die Schöpfung eines Meere« in der Sahara der Bodenkultur jener Gegenden eine glänzende Perspective. Aus den Schriftstellern de« Alterthum« wissen wir, daß, al« und so lange da« Bassin der Schotts von den Wogen des Mittelmeeres bedeckt wurde, die umliegenden Land striche an Fruchtbarkeit, Rcichthum und Einwohnerzahl ihres Gleichen suchten. Zur Römerzeit war der Reichthum der Provinz Afrika, d. h. Tunesien« und des östlichen TheilS der Provinz Constantine, sprüchwörtlich geworden. Heute findet man hier, außer wenigen Oasen, nur trostlosen Wüstensand und Schlamm. Der Rückzug deS Meerwassers und das Bor dringen des Sandes haben ehemals blühende Gefilde zu Ein öden umgewandelt. Neben der Agrikultur würde aber auch der Handel an den Vortheilen des projectirten Binnenmeeres participiren, wegen der erleichterten Communication mit den innerafrika nischen Plätzen. Eventuell würde am Südseeufer des Binnen meeres die Anlage eines für neutral zu erklärenden Handels- EomptoirS unternommen werden, an dessen Gedeihen Tunis in gleichem Maße wie Algerien inleressirt wäre. Herr Roudaire erwartet von der Marificirung der Wüste auch eine weit sich erstreckende Verbesserung des Klimas und beruft sich auf die meteorologischen und klimato logischen Folgen in Egypten seit der Vollendung de« Suez- Canals, die indeß wohl mehr der zunehmenden Baumcultur im Delta und in Unteregypten zuzuschreiben sind. Lesseps, der bekannte Erbauer des Suezkanal«, spricht sich entschieden zu Gunsten des Projektes aus. In Deutsch land sind die Erwartungen bedenklicher; doch wünscht Rohlf«, „daß sich die Unterwässerung dieses TheilS der Sahara aus führbar und ebenso segensreich erweisen möge, als der von Frankreich hergestellte Canal von Suez." — Das zweite Unternehmen ist: Der Tunnel unter dem Meere. Seit Brunel 1842 den Tunnel unter der Themse auS- geführt, wurde auch der Gedanke eines unterseeischen Tunnels zwischen England und Frankreich schon zu verschiedenen Malen angeregt. Ein großes architektonisches Wunderwerk war ge lungen, der Muth zu größeren gewachsen. Freilich ist die Themse im Vergleich mit dem Meereskanal zwischen Eng land und Frankreich nur ein winziges Bächlein; aber die Schwierigkeiten waren bei den damals geringern Erfahrungen doch nicht kleiner. So z. B. setzte der Alluvialboden, der durch Niederschläge aufgeschwemmte Grund dcS Flußbettes, dem Durchdringen des Wassers keinen Widerstand entgegen, und nöthigte, den festen Felsengrund für den Tunnel tief unter dem Flußbette zu suchen, und selbst hier brach das Wasser durch die Arbeit. Nichtsdestoweniger hatten sich Thomö de Gamond (ab gesehen von noch älteren Versuchen) schon seit Ende der vier ziger Jahre unausgesetzt mit den Vorstudien zu dem unter seeischen Tunnel, mit Messungen der Meerestiese, Durch forschungen des Meeresbodens durch Bohrungen beschäftigt, und hat nunmehr die Ergebnisse der langjährigen Arbeiten in einem umfassenden Werke niedergelegt. Der langgehegte Traum, von Frankreich nach England im Eisenbahnwagen reisen zu können, ist so seiner Verwirklichung näher gerückt, und der französische Minister der öffentlichen Arbeiten, Cail- loux, hat der Nationalversammlung einen Gesetzesvorschlag vorgelegt, welcher die Eisenbahnlinie von Boulogne über Calais nach Dover für gemeinnützig erklärt. — Auch englische In genieure haben sich mit den Vorarbeiten beschäftigt und mit den französischen bis auf die Kostenanschläge verständigt. Die französischen Ingenieure veranschlagten sie auf 150 Millionen, die englischen auf 250 Millionen Francs. Die Arbeiten sollen gleichzeitig auf beiden Enden angefangen werden, und der bis zur Vollendung deS Ganzen am schnellsten arbeitende Theil soll eine besondere Prämie erhalten. In fünf Jahren soll das Werk vollendet sein. Die Breite de« Kanals beträgt zwischen Dover und Calais ca. 30 Kilometer; die größte Meerestiefe ist in dieser Richtung 54 Meter (12 Meter weniger al« die Thürme der Notre Dame in Paris). Ehe man zum unterseeischen Tunnel ge langt, wird man das Niveau der französischen Nordbahn in sanfter, für Lokomotive und Zug geeigneter Senkung verlassen müssen. Dazu bedarf es eines gewöhnlichen Tunnels von 10 Kilometer Länge. Dieselben Verhältnisse bestehen auf dem englischen Ufer. Die Arbeiten beginnen mit der Grabung eines Brunnens, englischer- wie französischerseits von acht Meter Durchmesser und 100 Meter Tiefe. Die Sohle deS- ben liegt also etwa 50 Meter tiefer, al» der tiefste Punkt des Meeresbodens auf der zu unterbrückenden Strecke. In diesen beiden Schachten werden die Wasserschöpsmaschiven und die Bohrapparate aufgestellt. Für die Durchstechung des Kalkbodens sind in England eigens Bohrmaschinen con- struirt worden, die eine Reihe Versuche ganz vortrefflch be standen haben. Die Decke der Tunnrlgalerie ist dem Meeres boden so nahe projcctirt, daß Wind uud Wogen im Sturm für die im Tunnel Befindlichen wie ein Gewitter toben werden. Der Fels ist jedoch nach den zahlreichen sorgfältigen Anbohrungen so fest, daß nicht einmal Wasserdurchsickerungen zu befürchten sind. Falls dieselben eintreten, dürften sie so geringfügig sein, daß die Poren leicht wie bei den Schiffen kalfatert werden können. — Bei der Bohrung dürfte auch viel Steinkohle kostbarster Art an'S Licht gefördert werden. Eng lische Compagnien beuten schon seit Jahren die Kohlenlager unterhalb der Irischen See mit dem besten Erfolge aus. Die bei dem gigantischen Unternehmen interessirenden Ingenieure und Capitaliften fordern eine Concession von nur 30 Jahren, statt der den Eisenbahngesellschaften üblich ge währten von 99 und verzichten auf jede Garantie und Sub vention. Vermischtes. Der Windmüller Stannebein kündigt im „Leipz. Tagebl." an, daß nunmehr das so vielseitig gewünschte Erntewerter endlich eintreten und andauernd sein werde; sollte auch die ersten Tage noch an ver einzelten Stellen etwas Regen, doch ohne Gewitter stattfinden, so wird dennoch die nachfolgenden Tage über ganz Deutschland ange nehmes und schönes Wetter herrschen, hierbei der Wind vorherrschend Nordwest, die Temperatur mittelmäßig sein. Hoffen wir im Interesse unserer Landleute, daß diese Prophezeihung sich besser bewahrheiten möge, als man es sonst von derartigen Vorhersagungen gewohnt istl Wer sich für eine gute Dresch-Maschine interessirt, den machen wir auf die im Jnseratentheil enthaltene Annonce der Firma PH. Mayfarth L Comp. in Frankfurt a. M. aufmerksam, da die Maschinen dieser Firma von allen Seiten als ganz vorzüglich geschildert werden. Kaltwasser - Bade - Anstalt. Wasserwärme im Bassin am 31. Juli, Mittags: 15 Grad. Kirchliche Nachrichten. Dippoldiswalde. Am 10. Sonnt, u. Trinit. (1. Aug.) predigt Herr Superintendent Opih. Vorher Communion Derselbe. Nachmittags Bibclstunde.