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— 58 Herrn Director Mannöseldt wohl bewegen, später einmal seinen Besuch zu wiederholen. Inzwischen wird der Leuschner- sche Saal ein, den in ihm zu erwartenden weiteren Kunst genüssen entsprechendes würdigeres Gewand angelegt haben. Wenn es zu eknem erneuten Besuche des Herrn Director MannSfeldt kommen wird, werden wir Herrn Leuschner, der sich durch seine kühne, aber wohl angeschlagene Unternehmung den wärmsten Dank des Publikums erworben hat, den Rath, den wir jetzt nur andeuten wollen, ernstlich wiederholen: etwa für 100 reservirte Plätze Sorge zu tragen, da eS in der Thal Vielen, die durch Geschäfte abgehalten sind, früher al» zum Concertanfange zu erscheinen, sehr erwünscht sein würde, sich, natürlich mit einem PreiSaufschlage, einen Platz zu sichern. Also auf Wiedersehen! — Nächsten Sonntag wird im Rathhaussaale Hr. Reich« mann, der 15 Jahre lang Asien und Afrika bereist hat, ei nen Vortrag über seine Reisen und Erlebnisse halten. Wir ersehen aus andern Blättern, daß er in Dresden, Großen hain, Wilsdruff, Königstein rc. kürzlich mit vielem Beifall gesprochen hat und machen daher auf den interessanten Vor trag aufmerksam. Frauenstein. Das am Dienstag, den 19. Januar, vom Herrn Cantor Haupt veranstaltete Gesangs- und Jn- strumental-Concert war trotz des ungünstigen Wetters und des zwei Tage vorher hier abgehaltenen Stiftungsfestes der „Liedertafel" zahlreich besucht und brachte uns einen höchst genußreichen Abend. Sämmtliche Nummern des un gemein reichhaltigen und viele Abwechslung bietenden Pro gramms wurden trefflich ausgeführt und mit lautem Beifall belohnt. Unter den JnstrumentalvoUrägen riefen namentlich die ausgezeichneten Leistungen des Herrn Diaconus Krumb holz auf dem Violoncello, sowie diejenigen des Herrn Ober aufseher Meine! auf der Violine einen wahren Beifalls sturm hervor. Henn Cantor Haupt, sowie sämmtlichen mitwirkenden Kräften, gebührt für die außerordentliche Leistung der aufrichtigste Dank. Es ist der allseitige Wunsch, recht bald ein derartiges Concert wieder zu hören. Gewiß wird für die Zukunft auch von auswärts an einem solchen Concert- abend der Besuch ein noch zahlreicherer sein. Dresden. An die Stelle des verstorbenen Bischofs Forwerck soll der Präses des katholischen ConsistoriumS, vr. Bernert, einrücken. Derselbe feiert nächstens das 50jährige Jubiläum seiner Priesterweihe und soll sich im Wesentlichen der milderen Richtung seines Vorgängers zu neigen. Die ultramontane Partei möchte lieber den bekannten vr. Wahl (ehemals Redacteur deS „Katholischen Kirchen- blatteS") als Bischof sehen. Aber eine solche Wahl würde keinen guten Eindruck im Lande machen. — AuS der Uebersicht des deutschen Bergbaues, welche das kaiserliche statistische Amt für 1872 veröffentlichte, ergiebt sich, daß Sachsen 490,796 Centner Silber- und Golderze im Werthe von 1,662,005 Thlr., förderte während das übrige Deutschland (Braunschweig und Preußen) nur 4317 Center iw Werthe von zusammen 25,801 Thlr. (Preußen nicht ganz 1000 Thlr. mehr als Brauschweig) geliefert hat. Meißen. Die Errichtung einer Realschule II. Ord nung für Meißen, welche in den untern Klassen zugleich Progymnasium bilden soll, ist vom Unterrichts-Ministerium genehmigt und eine StaatSbeihülfe von 1500 Mark jährlich verwilligt worden. Freiberg. Der hiesige Gewerbeverein wird eine Aus stellung von Lehrlings-Arbeiten ins Leben rufe», die Anfang Mai eröffnet werden soll. Reichenbach i. Voigtl. Bei der letzten Stadtverord netenwahl ist von den mit aufgestellten Socialdemokraten auch nicht einer gewählt worden, und ist daher das Colle gium nunmehr ganz frei von Socialdemokraten. Berlin. Der Reichstag hat in zweiter Lesung da» Gesetz, betreffend die Ausübung der militärischen Controls über die Personen deS Beurlaubtenstande«, berathen, sowie den Gesetzentwurf über die Naturalleistungen für die bewaff nete Macht im Frieden. Ein Antrag von Schultze-Delitzsch um Gewährung von Diäten wurde in dritter Lesung ohne Debatte angenommen. Wenn das Civilehe-Gesetz und daS Bankgesetz in dieser und der nächsten Woche werden beendet sein; so hofft man, daß Sonnabend, den 30. Januar, der Reichelag wird geschloffen werden können. — Das Landsturm-Gesetz hat bei der zweiten Lesung im Reichstage folgende Fassung erhallen: 8 1. Der Landsturm besteht aus allen Wehrpflichtigen vom vollendeten 17. bis zum vollendeten 42. Lebensjahre, welche weder dem Heere noch der Marine angehören. Der Landsturm tritt nur zusammen, wenn ein feindlicher Einfall Theile des Reichsgebiets bedroht oder überzieht. 8 2. Das Aufgebot des Landsturms erfolgt durch kaiserliche Verordnung, in welcher zugleich der Umfang des Aufgebots be stimmt wird. 8 3. Das Aufgebot kann sich auch auf die verfügbaren Theile der Ersatzreserve erstrecken. — Wehrpflichtige Deutsche, welche nicht zum Dienst im Heere verpflichtet sind, können als Freiwillige in den Landsturm eingestellt werden. 8 4. Nachdem das Aufgebot ergangen ist, finden auf die von demselben betroffenen Landsturmpflichtigen die für die Landwehr geltenden Vorschriften Anwendung. Insbesondere sind die Aufge botenen den Militärstrafen und der Disciplinarordnung unterworfen. — Daffelbe gilt von den in Folge freiwilliger Meldung in den Listen des Landsturms Eingetragenen. 8 5. Der Landsturm erhält bei Verwendung gegen den Feind militärische auf Schußweite erkennbare Abzeichen und wird in der Regel in besonderen Abtheilungen formirt. In Fällen außerordent lichen Bedarfs kann die Landwehr aus den Mannschaften des auf gebotenen Landsturmes ergänzt werden, jedoch nur dann, wenn bereits sämmtliche Jahrgänge der Landwehr und die verwendbaren Mannschaften der Ersatzreserve einberusen sind. Die Einstellung er folgt nach Jahresklaffen, mit der jüngsten beginnend, soweit die militärischen Interessen dies gestatten. 8 6. Wenn der Landsturm nickt ausgeboten ist, dürfen die Landsturmpflichtigen keinerlei militärischer Kontrole oder Uebung unterworfen werden. 8 7. Die Auflösung des Landsturms wird vom Kaiser an geordnet. Mit der Auflösung der betreffenden Formationen hört das Militärverhältniß der Landfturmpflichtigen auf. Jedenfalls wird das Gesetz in vorstehender Fassung auch die drittte Bedachung paffiren. , — Am Ordensfeste ist auch der Kapitän zur See Werner zum Kontreadmiral ernannt worden, dem Vernehmen nach auf besonder« Wunsch des Kaisers, um mit der Rang- erhöhung zugleich eine Auszeichnung zu verbinden. — Die deutsche Marine hat nun sechs Admirale: Heldt, Henk, Klatt, Köhler, Werner und Bätsch. Der älteste Kapitän zur See ist hinfort Kapitän Kinderling, der sich durch zahlreiche Kommandos auf weiten überseeischen Expeditionen ebenfalls einen vortheilhaften Ruf erworben hat. — Zuverlässiger Mittheilung zufolge sind Deutschland, Oesterreich und Rußland übereingekommen, den König Alfons von Spanien nach der demnächst zu erwartenden Notifikation seiner Thronbesteigung bedingungslos an zuerkennen. Spanien. Der König ist in Saragossa eingetroffen und von der Bevölkerung auf das Wärmste empfangen worden. — In Bayonne haben sich 48 Carlisten-Offiziere für König Alfons erklärt. — Die spanischen Kriegsschiffe vor Zarauz haben am 22. Januar die Beschießung der Stadt begonnen.