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* Die „Zwölf Nächte" Dnd der daran sieb knüpfende Aberglaube. Unter der, 12 Nächten — auch heilige Nächte genannt — versteht man bekanntlich die 12 Tage vom 1. Weihnachts- Feiertage bis zum Dreikönigstage, den 6. Januar. Dieser Zeitraum liegt nun bereits heute hinter uns, wird aber mit seinem Volksglauben von Jahr zu Jahr wiederkehren. Welche Bewandtniß hat es mit diesem Glauben, dem leider heute noch ein Theil des Volks anhängt? Daß wir's kurz machen: Alle der genannten Zeit anhaftenden, aber gläubischen Vorstellungen und Bräucke rühren eigentlich schon von dem heidnischen Deutschthum her. Astrologen oder Sterndeuter, welche sich weise dünkten, weissagten aus der Stellung der Gestirne zu jenem Zeitraum die Witterung der einzelnen 12 Monate des Jahres, so daß z. B. das Wetter des ersten Tages die Witterung des Monats Januar, die des 12. Tages die Witterung im Monate December, im Allgemeinen wenigstens, vorausverkündigen sollte, was natürlich bisweilen zufällig eintraf und eintreffen mußte, auch wenn jenen Tagen diese Bedeutung nicht beigelegt worden wäre. Traf's nicht zu, so waren die heidnischen Priester und Stern deuter um Ausreden und Deutungen nicht in Verlegenheit. Von den Römern war der Götzendienst mit seinen albernen Weissagekünsten auch unter die von ihnen abhängigen Deutschen eingedrungen, denen ja alle religiöse Aufklärung fehlte. Das Licht des Christenthums breitete sich unter ihnen erst später auS; aber mit großer Zähigkeit hingen sie noch an gewissen aus dem Heidenthum mit übertragenen aber gläubischen Meinungen fest. Da gab's während der Zwölf nächte Schuhwerfen, Blei- und Schlüsselgießen, Aufsetzen von Salzhäufchen, Horcher auf Kreuzwegen und an Ofentöpfen, Traumauslegerei u. dergl. m. — Das dumme Volk ängstigte sich durch solche Dinge, die wir mit Recht Albernheiten nennen und die Kirche that wenig oder nichts, um ihnen entgegen zuarbeiten. „Nun, so war es früher. Jetzt, in dem aufgeklärten 19. Jahrhundert, kann unter Christen wenigstens dergleichen Unsinn nicht mehr Vorkommen," so wird Mancher denken. Wohl ist es wahr, daß das geistige Licht immer mehr die Schatten der Finsterniß und des Aberglaubens verdrängt und die Zahl der abergläubischen Menschen, Gott sei's gedankt! geringer geworden ist; allein, könntest Du von Ort zu Ort ziehen und in jede Familie einkehren, namentlich in Land gemeinden, fürwahr. Du würdest staunen und erschrecken über den noch herrschenden thöngten Aberglauben insgemein und auf religiösem Gebiete! Wie Unkraut wuchert der Aberglaube fort. Hier ist noch ein großes wüstes Arbeitsfeld von Geist lichen, Lehrern und jeder gebildeten Person zu bearbeiten. — Bleiben wir bei den lieben hoffnungsreichen und verhängniß- vollen 12 Nächten stehen; was hofft und fürchtet da der Volksglaube heute noch von der Witterung nicht nur, sondern auch von den nächtlichen Träumen, die verschiedene Schicksale bedeuten sollen? Auch die „Tagewählerei" bezüglich bestimmter Arbeiten und Beschäftigungen während dieses 12tägigen Zeitraumes soll sogar empfohlen und anzurathen sein. Mensch und Christ, wo bleibt Dein Verstand?! Lehrt und mahnt doch schon in uralter Zeit die heilige Schrift im Buch Jeremias und Sirach, indem es dort heißt: „Gehorchet nicht euern Weissagern, Traumdeutern, Tagewählern und Zauberern; denn sie weissagen euch falsch. Unweise Leute betrügen sich selbst mit thörigten Hoffnungen, und Narren verlassen sich auf Träume. Träume sind nicht« anders, denn Bilder ohne Wesen." So und in anderen Stellen spricht die heil. Schrift. — Der berühmte Theolog, Pädagog und Schriftsteller v. Din ter sagt unter Anderem über Träume Folgendes: „Ein wendung: Aber cs giebt doch Träume, welche eintreffen! Antwort: Denke Dir die Sache so: In der Stadt X. wohnen 10,000 Menschen. Nun nimm an, daß in jeder Nacht die Hälfte von ihnen gar nicht träumt. Dies giebt für eine Nacht 5000 und also für ein gewöhnliches Jahr 1,825,000 Träume. Wenn nun von diesen 1,824,900 nicht eintreffen und 100 eintreffen, so wird von jenen 1,824,900 nicht weiter geredet. Aber diese 100 werden hoch gepriesen, als sprechende Be weise, daß die Träume etwas zu bedeuten haben. O thörigter Aberglaube!" Doch genug hiervon! L. Kirchliche Nachrichten. Dippoldiswalde. An, Sonntage Septnages. (24. Januar) predigt Herr Diac. Gers- dorf. Vorher Communion Herr Sup. Opitz. Nachmittags Bibelstnnde. Zssgemeiner Anzeiger. Altenberg. Am Sonntage Septnages. Friihcommunion und Beichte ('/,9 Uhr). Vormittagspredigt über Joh. 2, 23-25. Holz-Auetion. Im Gasthofe zu Rieder-Reichstädt sollen Montag, den 1. Februar 1873, von Vormittags 9 Uhr an, die folgenden im herrschaftlichen Reichstädter Forstreviere aufbereiteten 2 Raummeter harten Scheite, 14 - weichen dergl., 8 - harten Klöppel, 50 - weichen dergl., 38 - harten Zacken, 242 - weichen Stöcke, 29*/» Wellenhundert weiches Schlagreißig, und Wellenhundert hartes Abraumreißig bedingungsweise an die Meistbietenden versteigert werden. Reichstädt, am 20. Januar 1875. Pohlisch. UW- Kutsch-, Roll- und Lastwagen-Körbe -WO werden jederzeit schnell, gut und billig angefertigt in der Korbmacherei von Oscar Kretzfchmar in Dippoldiswalde, am Oberthorplatz.