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— -446 — theilung; der Stab des Trainbataillons, Deputationen des TrainS, der Feldlazarethe, der Proviantcolonnen, der Feldpost. Der Einzug nimmt den Weg vom süd lichen Ende der Pragerstraße, über die Waisenhaus straße, den Dohnaplatz, Johannisstraße, Landhausstraße, Neumarkt (Begrüßung durch die Stadt), Augustus- straße, Schloßplatz, AugustuSbrücke, Hauptstraße, Bautzner Platz. Hier findet der Vorheimarsch vor Sr. Maj. dem Könige statt. — Die Anzahl der überhaupt einrückenden Truppen beträgt 20,260, nämlich 640 Offiziere, 19,620 Mannschaften mit 8500 Pferden. Es werden aber circa 3800 Mann sofort nach der Revue die Stadt wieder verlassen; doch werden dieselben in ihrer Raststunde auf ihren Aufstellungsplätzen von der Stadt hewirthet werden. Die Festlichkeit am Nachmittag wird auf der sogenannten Sängerfestwiese stattfinden, welche sowohl räumlich, als ihrer roman tischen Lage an der Elbe wegen ganz besonders geeignet erscheint. Auf diesem Raume sollen die Truppen (circa 15,000 Mann) in Zelten, an 1000 Tischen und 2000 Bänken gespeist werden, und sind die Ein richtungen so getroffen, daß zur Erzielnng eines munteren, malerischen Bildes, die regimenter-, bataillonS- und compagnieweise abgetheilten Truppen in Bezug auf die verschiedenen Waffengattungen untermischt plackt und dazwischen hinreichend breite Straßen zu unge hinderter Circulation des Militärs und für das Publikum gelassen werden. Für ausreichende Restaurationsräum lichkeiten und entsprechende Bewirthung mit Speise und Trank wird Sorge getragen und zu einer Tanz belustigung durch Errichtung von 6 Tanzsälen und Aufstellung von Orchestern Gelegenheit gegeben werden. In der Mitte der großen Wiese wird das KönigSzelt nebst den betreffenden Räumen für die Stäbe rc. sich befinden. Der Anfang der ganzen Festlichkeit ist um 5 Uhr, der Beginn der, 2 Stunden in Anspruch nehmenden Speisung auf 6 Uhr festgesetzt. Die Be dienung der Truppen erfolgt unter Aufsicht eines Co- mit^mitgliedes durch Marketenderinnen in militärischem Costüm. Während der Speisung werden die Dresdner Gesangvereine patriotische Lieder vortragen, auch der Platz am Abend festlich erleuchtet werden. — Das Ministerium des Innern erläßt eine Be kanntmachung, die Entschädigung der aus Frankreich ausgewiesen gewesenen Deutschen betreffend, laut welcher dieselben ihre Ansprüche bis 20. Juli beim Ministerium deS Innern anzumelden haben. Berlin. Der Kaiser ist von seiner Krankheit ziemlich geheilt und ist die Beseitigung der rheumatischen Schmerzen baldigst zu erwarten. Ueber die Abreise nach Bad EmS ist noch nicht definitive Bestimmung getroffen. — Der Kronprinz hat die Einladung des Königs von Baiern, zum Truppeneinzug in München, der am 16. Juli stattfindet, angenommen. Der König stellte eine Wohnung in der königl. Residenz zur Ver fügung. Vorher (am 5. Juli) wird sich der Kronprinz mit Gemahlin zu einem Besuche nach England begeben. — Am 3. Juli wurden vom französischen Gouver nement wieder 100 Millionen Thaler als Ratenzahlung auf die KriegScontribution an die deutsche Re gierung abgeliefert, zum großen Theil in sichern Wechseln, die in Berlin zahlbar sind. — Fürst Bismarck ist am 4. Juli nach Varzin abgereist, wird dort Karlsbader Brunnen trinken und bis Mitte August daselbst verweilen, dann aber sich in ein Seebad begeben. Mühlhausen (im Elsaß). Alle Fabriken sind hier jetzt in vollster Thätigkeit. Der deutsch-französische Friedensvertrag gestattet bis 1. Septbr. den elsässischen Fabrikanten den zollfreien Import ihrer Erzeugnisse nach Frankreich, und die hiesigen Geschäftsleute sind die letzten, die sich diese günstige Gelegenheit entgehen ließe». — Die „Straßburger Zeitung" vom 1. Juli ver öffentlicht amtlich das Gesetz wegen Einverleibung von Elsaß-Lothringen in das deutsche Reich. Frankreich. Die „Deutschenfresserei" in Paris, wie in ganz Frankreich, wird immer schlimmer. Der schöne Erfolg der französischen Anleihe und die Revue über 90,000 Mann scheinen dem französischen Publikum in gewissem Sinne zu Kopfe gestiegen zu sein. Ein Theil der hauptstädtischen Presse namentlich läßt es sich sehr angelegen sein, den Haß gegen die Deutschen zu schüren, und dies bleibt auch in den noch besetzten Departements nicht ohne Folgen. Die meisten Fran zosen betrachten das Verhältniß zwischen Deutschland und Frankreich nicht als einen wirklichen Friedenszu stand, nicht einmal als Waffenstillstand, sondern höchstens als Waffenruhe. Viele möchten lieber, ohne länger zu warten, mit der Mac Mahon'schen Armee die Deutschen sofort aus dem Lande jagen. Man sieht, sie sind durch die großen Prüfungen in ihren schrecklichen Illusionen nicht gebessert worden! Italien. Der König ist in seiner neuen Residenz Rom überall mit großem Jubel empfangen worden ; er hielt am 3. Juli eine große Revue über die Truppen und Nationalgarden ab. Fast alle Mitglieder des dip lomatischen Corps, die Gesandten rc. sind in Rom ein getroffen. — Der Papst wird in Rom verbleiben, ob gleich ihm Frankreich ein Asyl auf der Insel Corsika angeboten. Er hat sich in das Unvermeidliche gefügt und im Consistorium gesagt: es sei Alles vorbei, es gäbe keine Hoffnung mehr. Mögen sich daher Alle in Gebeten zu Gott wenden; denn wofern nicht ein Wunder geschähe, sei Alles verloren. — Der große Mont-CeniS-Tunnel ist zwar fertig, aber zur Zeit nicht zu benutzen. Die 1?/» deutschen Meilen seiner Länge können nicht befahren werden, da der Rauch und die Hitze nicht auszuhalten sind. Bei einer Probefahrt sind zwei Maschinisten erstickt. Neuer dings hat sich nun auch noch das Unglück ereignet, daß auf einer Strecke von 30 Metern das Gewölbe des Tunnels einstürzte, wobei viele Arbeiter verschüttet wurden; 7 Leichen wurden bereits zu Tage befördert. Im Orient wird es wieder sehr lebendig, da die Türkei Ernst macht, ihre Vasallenländer vollständig zu unterwerfen. Vermischtes. Ueber die Art und Weise bei der Abwickelung des Zahlungsgeschäftes der französischen Kriegscon- tribution wird Folgendes gemeldet. Die Geldsäcke werden Frankreich vergütet, das Stück mit 2 Sous oder 10 Pfg.; es bekommt also nach ungefährer Schätzung mindestens einige fünfzigtausend Francs zurück, nachdem die erste Quote abgesührt worden ist. Die Wechselzahlungen übernimmt für die französische Regierung das Haus Rothschild, die Wechsel haben sämmtlich kurze Sichten, nicht über zwei Monate, und sind ohne Verlust zu baarem Gelde zu machen. Das Wechselgeschäft wird in Landon zwischen Rothschild und dem deutschen Consul gemacht. Bei Letzterem werden auch die