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Wagen und haben redlich die Belohnung verdient, die ihnen von der Direktion für ihre treue Pflichterfüllung sicher noch zuerkannt wird. Wie wir vernehmen, soll bei Güterzügen aus der Steigung zwischen Tharandt und Klingenberg die Hilfsmaschine nicht mehr zum Ziehen, sondern zum Schieben verwendet werden, damit bei einem abermaligen Abreißen der Wagen ein Zurück gehen derselben durch die an der dem Zuge folgenden Lokomotive angebrachte Dampfbremse verhindert wird. Dresden. Unserm König ist ein Handschreiben des Königs von Preußen aus Versailles zngegangen, welches die Annahme der deutschen Kaiserwürde notificirt. König Johann hat in Erwiederung dieser Botschaft ein DanksagungS- und Glückwunschschreiben an des deutschen Kaisers Majestät abgesandt. — Die Eisdecke der Elbe zeigt ober- und unter halb Dresdens vielfache starke Znsammenschiebungen. Nach allen Wahrnehmungen, so weit sie die Natur und Erfahrung an die Hand geben, darf man Heuer mit Rücksicht auf die bedeutenden Schneemassen eine strenge Eisfahrt und Hochwasser befürchten, wenn nicht das Thauwetter sehr günstig auftritt. Leipzig. Für die hierher bestimmten französischen Kriegsgefangenen werden bei Gohlis Barak en gebaut, die in 4 Wochen fertig sein müssen und deren Herstel lung auf über 100,000 Thlr. berechnet wird. Berlin. Die feierliche Proclamirung Sr. Maj. deS Königs zum deutschen Kaiser hat am 18. Jan. in dem festlich decorirten Spiegelsaale des Schlosses von Versailles in Gegenwart der dort an wesende» deutschen Fürsten und Prinzen, sowie der Ver treter der verschiedenen Regimenter (auch der bayrischen), stattgefunden. Graf Bismarck ist zum General-Lieutenant er nannt worden. München. Die Abgeordnetenkammer hat am 21. Januar in namentlicher Abstimmung die Bundesver träge mit 102 gegen 48 Stimmen angenommen. Die erforderliche Majorität von zwei Drittheilen ist also erreicht und der Eintritt Bayerns in den Deutsche n Bund gesichert. Frankreich. Nach Privatbriefen aus Paris, die von Personen herrühren, welche die Wahrheit nicht verschweigen, ist das Elend in Paris furchtbar. Die Katzen, die Hunde, ja sogar die Ratten, welche in Folge der furchtbaren Jagd, die man auf sie macht, auSgewandert sind, gehen auf die Neige, und man ist, sofern es Fleischspeisen anbelangt, auf die kleinen Pferdefleisch-Rationen beschränkt, die jeden Tag vertheilt werden. Ungeachtet dessen und trotz des Bombardements will man sich doch noch wenigstens einen Monat halten. — Das Bombardement selbst hat ganz Paris in die größte Wuth gegen die „deutschen Barbaren" versetzt. — Man beabsichtigt jetzt, der Bevölkerung die Eingänge zu den Katakomben (unterirdische Grabgewölbe) zu öffnen, damit sie darin Schutz gegen die Bomben finde. Dom Kriegsschauplätze. Die ersten Telegramme, welche König Wilhelm als deutscher Kaiser an seine Gemahlin sandte, waren Jubelbotschaften der erfreulichsten und über raschendsten Art. Alle drei Armeen Frankreichs find total geschlagen! Vor Allem ist eS der glänzenden Leitung des Generals v. Werder, der sich dadurch für alle Zeiten unseren klangreichsten Feldherren-Namen angereiht hat, gelungen, gegen die vierfache Uebermacht der Franzosen (Bourbaki) in dreitägigem schweren Kampfe nicht nur Stanv zu halten, sondern sie zu schlagen und zu vollem Rückzüge zu zwingen. Oer Versuch zum Entsatz von Belfort ist also gänzlich mißlungen; die Erfolge Werd er'scher Operationen sind so voll ständig und weitragend, daß ihm selbst in der Geschichte dieses für Deutschland so glorreichen Feldzuges nur wenige Ereignisse zur Seite zu stellen sind. Es heißt drum auch in dem Telegramme des Königs Wilhelm: „Werder gebühret die höchste Anerkennung und seinen tapferen Truppen!" Und eine solche haben sie für die treue Wacht im Osten, die sie gehalten, öffentlich vor aller Welt wohl verdient. Die Siege Werder's fanden am 15., 16. und 17. Januar statt; die Verluste des Feindes waren sehr be deutend. Unsere Verluste in den dreitägigen Kämpfen werden auf 1200 Mann geschätzt. Auch vom nördlichen Kriegsschauplätze wird ein neuer entscheidender Schlag gemeldet: General v. Göden hat die französische Nordarmee von St. Quentin am 19. Januar in siebenstündigem Kampfe geschlagen. (Es sei hier gleich mitgetheilt, daß, nach einer Meldung des Kronprinzen Albert von Sachsen, an diesem siege die sächsische Cavalerie- division mit dem 1. Jägerbataillon und der 2. reitenden Batterie einen glänzenden Antheil ge habt Hal. D. Red.) — Auch auf diesem Platze kämpften unsere Truppen bekanntlich gegen die an Zahl über legenen feindlichen Streitkräfte. Nachdem General v. Manteuffel sie bereits drei Mal zurückgeworfen, hat der an seiner Stelle zu.n Oberbefehlshaber der Nord armee ernannte General v. Göben sich in diese Stellung durch einen neuen Sieg am 19. Januar über Faid- herbe eingeführt. Derselbe ward erst in die Stadt St. Quentin zurückgeworfen; am Abend ward der Bahnhof von unseren Truppen erstürmt und alsbald die Stadt besetzt. Hier wurden 2000 Verwundete des Feindes vorgefunden, und die Zahl der Gefangenen, die in unsere Hände fielen, mehrte sich bis zum Morgen des 20. Januar auf 10,000. Mit den Todten ist der Verlust der Franzosen auf 15000 Mann anzunehmen. Auch 6 Geschütze waren genommen worden. General Faidherbe war am 20. Januar mit seinem Stabe auf der Flucht von St. Quentin in Cambrai angekommen und hat sich bis ValencienneS und Douai zurückgezogen. Die französische Nordarmee ist in vollständiger Zer rüttung; — überall größte Bestürzung. Die Verluste der Franzosen sind sehr beträchtlich. Vor Longwy wird die Beschießung seit 17. Januar heftig und mit bestem Erfolge fortgesetzt; am 19. fielen 3M Bomben in die Stadt; der Kirchthurm ist geborsten, viele Häuser demolirt, und eS ist sicher, daß die Ueberg abe dieser kleinen, aber nicht unwichtigen Nordfestung in naher Aussicht steht. Nach Westen hin wird die geschlagene Armee Chanzy's eifrig verfolgt; Tours ist von unseren Truppen besetzt, nachdem die ganze Umgegend von den dort umherschwärmenden feindlichen Schaaren gesäubert wurde. Die Beschießung von Paris geht in heftigster Weise fort, sowohl auf die Forts als auf die Stadt- theile, und die dadurch verursachten Verwüstungen sind ziemlich bedeutend. Das Bombardement erreichte bis-