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Nr. 2«. Weißerih-Zeitmlg 1. April 1870. Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8Pfg. Freitag. Erscheint Dienstagsund Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstalten. Amts - und Anzeige-Klatt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadträthe zn Dippoldiswalde und /ranensteiu. Nmintwortlichkr Ne-arteur: Carl Irhne in Vippoldir walde. Monats-Bericht. Auch der Monat März war, wie seine Vorgänger, durchaus arm an hervorragenden Ereignissen, welche für die politische Situation der nächsten Zukunft von Einfluß sein könnten. Die friedlichen Beziehungen der Regierungen und Völker Europa's sind durch nichts gestört worden, der Cours der Papiere ist im Steigen, der Unternehmungsgeist erwacht von Neuem, wie die zahlreichen neuen Actienunternehmungen, unter denen die Bierbrauereien oben anstehen, an die Hand geben, uud auch an Scandal, der in besorgten Zeiten gewöhnlich sich verkriecht, fehlt es nicht. Der Reichstag des norddeutschen Bundes hat sich in diesem Monate vorwiegend mit der Berathung des StrafgesetzentwursS beschäftigt. Hervorzuheben ist hierbei die mit erheblicher Majorität erfolgte Ablehnung der Todesstrafe. Bei der lebhaften Agitation gegen die Todesstrafe, welche neuerdings sogar in Frankreich Boden gewinnt, läßt sich hoffen, daß der Bundesrath diese Slrafart, deren baldiges Verschwinden aus den Strafgesetzbüchern aller civilisirten Nationen offenbar nur noch eine Frage kurzer Zeit ist, fallen lassen werde. — Dem Vernehmen nach wird nach dem Osterfeste das Zollparlament zusammentreten und neben dem Reichs tage seine Versammlungen halten. Von nationaler Bedeutung dürfte noch das dem Reichstage vorgelegte Gesetz über den Unterstützungswohnsitz werden, Falls eS zur Verabschiedung gelangt. In Frankreich hat die neue parlamentarische Regierung immer weiteren Boden gefaßt und scheint sich dauernd befestigen zu wollen, wenn es namentlich gelingt, die Privilegien des Senats in geeigneter Weise zu beseitigen. In Spanien hat sich die Situation noch immer nicht geändert. Dem Duell der beiden bourbonischen Prinzen, welches mit dem Tode des Einen endete, ist eine politische Bedeutung nicht beizumessen. Dagegen hat sich in den Cortes eine Zersetzung der großen monarchischen Partei vollzogen, deren Folgen sich noch nicht übersehen lassen. Es ist dem armen Lande dringend zu wünschen, daß die Ungewißheit der Lage und der nächsten Zukunft bald ein Ende nehmen und die Rückkehr zu geordneten Zuständen wieder eintreten mögei- AuS Italien hat vorzugsweise das Concil den Zeitungen Stoff zu vielseitigen Betrachtungen geliefert. Bei dem geheimen und wie eB scheint, sehr langsmnep Gange der Berathungen fehlt eS^ indeß ciu zuverlässigen Mittheihmgeir über die gefaßten Beschlüsse. Das be kannte Dogma von der Unfehlbarkeit des Papstes soll demnächst zur Beschlußfassung gelangen, und besorgt man bei dessen Annahme eine große Spaltung in der katholischen Kirche, wie sie unter den Armeniern bereits erfolgt ist. In unserem Nachbarlande Oesterreich hat wieder einmal eine Ministerkrisis stattgefunden, welche zu dem Austritte des beliebten Minister vr. Giskra geführt hat. Die ungefügen Verhältnisse deS Kaiserstaates werden ohne Zweifel noch manche geistige Kraft absorbiren; eine dauernde Versöhnung der verschiedenen, unter sich feindseligen Nationalitäten, scheint beinahe zu den Un möglichkeiten zu gehören. Das englische Parlament hat sich im Monat März vielfach mit der irischen Frage beschäftigt. Die nationale Schroffheit der Irländer scheint indeß alle wohlwollenden Absichten der englischen Regierung zu durchkreuzen und der Zeitpunkt einer dauernden Aussöh nung der Irländer und Engländer dürfte noch in weiter Ferne liegen. Wir schließen unseren Monatsbericht mit dem Wunsche, daß der tiefe Friede, welcher gegenwärtig die Beziehungen der Völker Europa's beherrscht, eine dauernde Gestalt annehmen, die Möglichkeit einer Reduktion der großen Militärbudgets anbahneu, und so der inneren Culturentwickelung neue HülfSquellen eröffnen möge! —r. Tagesgefehichte. Dippoldiswalde, den 31. März. Im Interesse des correspondirenden Publikums machen wir hier dar auf aufmerksam, daß von morgen (1. April) an die Expeditionsstunden des hiesigen kgl. Post-Amtes Früh von 7 bis 12 Uhr, Nachmittags von 2 bis 7 Uhr, gehalten werden. An Sonn- und Festtagen von früh 7 bis 11 Uhr, und Nachmittags von 2 bis 4 Uhr. — Die am Mittewoch, 30. März, in Leipzig stattgehabte Generalversammlung der Leipzig-Dresd ner Eisenbahn-Compagnie hat den Bau der Eisenbahn von Nossen nach Freiberg zum eventuellen Anschluß an das böhmische Eisenbahnnetz (Dux) mit 541 gegen 105 Stimmen genehmigt, — ein Um stand, der für unser Bahnproject von größter Be deutung ist. — Die Uebersicht der Betriebsrechnung der genannten Gesellschaft für 1869 zeigt'eine... Einnahme vvn 2^921^495 Thlr. 11 Ngr. 5 Pf., A««E - 2,199,388 - 15 - 5 - Ueberschuß 782,106 Thlr. 26 Ngr. - Pf-, Außer den Zinsen von 4 pro Cent werden den Actir- nären noch 10 pro Cent Dividende gewährt.