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— 218 — ° Altenberg, 30. März. Noch scheint es nicht, daß bei dieser Temperatur unsere großen Schnee massen zum Weichen gebracht werden dürften und der nahe April unsere Fluren öffnen könnte. Dabei haben wir undurchdringliche Nebel, die uns den nächsten Nach bar nicht sehen lassen. Epidemische Krankheiten haben wir, Gott sei Dank, hier noch nicht; doch vernehmen wir mehr als je das Trauergeläute und haben erst verwichenen Sonntag die sterblichen Ueberreste von 3 erwachsenen Personen der Erde übergeben. — Vergan gene Nacht in der 12. Stunde brannte das, zwischen der „Biliner Bierhalle" und dem Gasthof zum „Berg mannsgruß" gelegene Bäckerhaus in Hi »ter-Zinn wald total nieder. Man vermuthet hier wieder bös willige Brandstiftung. Dresden. Der Kaufvertrag über die Erwerbung der Hartmann'schen Fabrik für eine zu bildende Actiengesellscbaft ist durch das Gründungs-Comitee Hier selbst abgeschlossen worden. Der Kaufpreis für das ganze Etablissement nebst Zubehör und einschließlich der Borräthe an Materialien und fertigen und halbseitigen Fabrikaten (im Werthe von circa 860033 Thlrn.) be trägt 3 Mill. Thlr. Daneben geht auch der Gewinn des Betriebes seit dem 1. April 1869 auf die Gesell schaft gegen Zahlung von 5 Proc. Zinsen des Kauf preises über. Die Actiengesellschaft wird die Firma „Sächsische Maschinenfabrik zu Chemnitz" führen, und ist das Actiencapital derselben, da der Verkäufer eine unkündbare, in 34 Jahren zu amortisirende Hypothek auf die Grundstücke in Zahlung nimmt, auf 2,500000 Thlr. (zerlegt in 12500 Actien ü 200 Thlr.) festgestellt. — Der Löbauer Zweigverein der evangelischen Gustav-Adolf-Stiftung fordert zur werkthätigen Liebe in Sachen des Vereins auf. In dem von ihm erlassenen Aufrufe heißt eS: „Und wer sollte sich dazu nicht im Innersten seines vom wahrhaft evangelischen Glauben beseelten Herzens gedrungen fühlen, wenn er das Leben und Wirken des glaubensstarken und dabei von wärmster Bruderliebe erfüllten Apostel Petrus mit dem Wesen des Usurpators zu Rom vergleicht, welcher für die anders als er denkenden und nament lich ihm sich nicht unterwerfenden Mitmenschen, anstatt ihnen mit Liebe oder wenigstens mit Duldsamkeit zu be gegnen, nur Fluch auf Fluch häuft!" Berlin. Der BundeSrath des Deutschen Zollvereins ist auf den 4. April hierher einberufen. Wien. Der Minister Giskra ist nicht nur fest entschlossen, von seinem Posten zurückzutreten, sondern wird auch jedes etwaige Anerbieten wegen Uebernahme eines Staatövienstes zurückweisen, selbst auf die ihm gebührende Pension Verzicht leisten und in des Wortes buchstäblichstem Sinne wieder ein „bürgerlicher Advocat" werden. Er gedenkt, in Wien eine Advocatenkanzlei zu eröffnen, die ihm freilich das Zehnfache seines Ge haltes als Minister abwerfen würde. — Es heißt, die französische Aufforderung an die katholischen Mächte zu einem Collectivschritt in Rom sei bereits ergangen. — Aus Linz wird berichtet, daß die Schneider gesellen eine Lohnerhöhung von 50 pro Cent ver langen, widrigenfalls sämmtliche Gehülfen ohne vorher gehende Kündigung die Arbeit einstellen würden. Da die Meister auf diese Forderungen nicht eingingen, so hat der Strike begonnen. Paris. Der seit 7 Tagen in Tours vor dem Gerichtshöfe verhandelte Proceß gegen den Prinzen Peter Napoleon, der den Victor Noir erschossen, ist beendet und zwar mit der Freisprechung des Prinzen. Derselbe hat jedoch die Kosten und an die Familie des Getödteten 25,000 Frcs. zu zahlen. Man stimmt allgemein darin überein, daß der Gerichtshof wie der Generalprocurator vor und während der Ver handlungen dem Angeklagten günstig, günstiger ge wesen seien, als es ihre Stellung ihnen eigentlich er laubt habe. Kirchliche Nachrichten. Dippoldiswalde. Am Sonntage Indien s3. April) predigt Herr Diakonus Gersdorf. Vorher Communion Herr Superintendent Opitz. Nachmittags Bibelstunde. Allgemeiner Anzeiger. Bekanntmachung, die Deutsche /enervechcherung auf Gegenseitigkeit — in Liquidation — zu Nürnberg betreffend. Das Königliche Ministerium des Innern beabsichtigt, die der Deutschen Feuerversicherung auf Gegenseitigkeit, früher zu Ludwigshafen, jetzt zu Nürnberg, in Liquidation, ertheilte Concession zum Geschäftsbetriebe in Sachsen zurückzuziehen. Wer etwa gegen die genannte Feuerversicherungsgesellschaft noch Entschädigungsansprüche zu erheben hat, wird in Gemäßheit tz. 30 der zum VI. Abschnitte des Brandversicherungsgesetzes gehörigen Ausführungsverord nung vom 20. October 1862 aufgefordert, dieselben binnen sechs Wochen und längstens bis zum 15. Mai dieses Jahres bei der Königlichen BrandversicherungS-Commission anzumelde», indem außerdem im Verwaltungswege auf die selben keine Rücksicht genommen werden kann. Königl. Brandverffkeherungs-Commifsion. Dresden, am 17. Februar 1870. Schmidt. Die Bean-eaffenbeiteäge auf Termin Ostern ds. Js. sind den I. April fällig, und nach 2 Pfennigen pr. Beitrags-Einheit binnen 8 Tagen anher zu bezahlen. Stadt-Steuer-GiNNahme. Dippoldiswalde, am 31. März 1870. Allmer.