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830 das ersetzt wird, war ein Theil derselben geleistet, ein anderer verloren und einem dritten abgenommen worden ist. Schließlich hat uns auch dieser deutsche Bruder krieg gelehrt, daß zu den nothwendigen Gegenständen, mit welchen der Soldat verpflegt werden muß, täglich 6 Stück Cigarren oder 3 Loth Rauchtabak gehören, eine Lieferung, von welcher man früher nichts wußte. Von der Beschaffung des Schnupftabaks hat man ab gesehen. Altenberg. Wahrscheinlich nur, um auch einmal etwas für die Oeffentlichkeit zu schreiben, kramt in Nr. 92 d. Bl. ein Correspondent aus unserer Nach barstadt Bärenstein seine Weisheit aus. Wir finden im Allgemeinen seine Handlungsweise keineswegs tadelnswerth; wenn er aber am Schlüsse seiner Mit theilung ohne alle Veranlassung die Leistungen des von dem dasigen Cantor dirigirten Gesangvereins — der nur erst vor Kurzen: das Licht der Welt er blickt hat — und die eines Nachbarvereins auf Kosten anderer älterer Vereine preist, so macht er sich dadurch einer Tactlosigkeit, einer Gehässigkeit und wohl einer Selbstüberschätzung schuldig, über die gewiß mancher Gebildete seine Entrüstung nicht hat unterdrücken können, die aber auch öffentlich gerügt zu werden verdient. Wir überlassen es anderen Orten, ihre Gesangvereine gegen derartige Schmähungen und Angriffe in Schutz zu nehmen und wollen deshalb nur von dem hiesigen Gesangvereine sprechen, ohne anderen Vereinen auch nur im Entferntesten zu uahe treten oder ihre Leistungen in den Staub ziehen zu wollen. Der hiesige Gesangverein darf sich während seines mehr als 20jährigen Bestehens seiner Leistungen durch aus nicht schämen. Seine Concert-Programms weisen einen nicht geringen Theil elastischer Werke auf, zu deren Aufführung mancher jüngere Verein vielleicht nach Jahren kaum sich wird entschließen können. Fast während der ganzen Zeit seines Bestehens steht beim hiesigen Vereine ein Mann an der Spitze, dessen Ruf in dieser, wie in anderer Beziehung längst weit über unsere Marken hinausgedrungen ist. Seine Befähi gung, seip Eifer, seine Ausdauer und seine Un eigennützigkeit verdienen rühmende Anerkennung. Er widmet sich den: Vereine aus reiner Liebe für ine Sache; er ist kein Miethling und leistet seine Dienste nicht gegen Zahlung, ein Umstand, der allein schon ihn über manchen seiner Collegen — an denen leider wohl nicht allenthalben eine gleiche Uneigennützigkeit zu rühmeu ist — hervorleuchten läßt. Wir halten es für eine Pflicht, unfern: Gesangverein, besten Leistungen wir wohl mit Recht schätzen, Verunglimpfungen der gedachten Art gegenüber, das Wort zu reden, um so mehr, als es dieser bei seiner anerkannten Bescheiden heit und Anspruchslosigkeit nicht hat über sich gewinnen können, jener Anmaaßung selbst entgegen zu treten. Altenberg. Seit Dienstag haben wir hier Thauwetter, förmliche Frühlingslüste mit Regen. Es hat unsere Schneemasten bereits bedeutend ange griffen; der Schnee hat wenig Halt, er ist bereits durchschüstig, die Wege aber sind fast ganz bodenlos geworden. Das Fortkommen ist ein sehr erschwertes, da weder Schlitten noch Wagen gehen will. Man ist jevoch im Allgemeinen mit dieser Aenderung der Dinge vollkommen einverstanden, da andernfalls binnen Kurzem hier wieder Wassermangel zu befürchten war, dieser aber nunmehr doch nicht so bald eintreten dürste. Dresden. Unsere Armee wird den Brigade- Verband demnächst aufgeben, um als „zwölftes Armee corps des Norddeutschen Bundes" organisirt zu werden. Die Bataillone treten zu Regimentern zusammen und erhalten auf den Achselklappen Nummern, die in die 80er gehen. — Die bisherige Leibbrigade erhält den Namen „Grenadier-Garde-Regiment König Johann," ein anderes den Namen „Königin Amalie." Sämmt- liche sächsische Infanterie wird weiße Kragen und weiße Achselklappen erhalten. Auch soll ein Uhlanenregiment errichtet werden. Die Potsdamer Militärschnle, in welcher Unteroffiziere aller preußischen Regimenter be hufs gleichmäßigen Exercitiums einen Lehrcursus durch zumachen haben, wird wahrscheinlich auch durch Unter offiziere sächsischer Regimenter besucht werden. Das dortige „Lehrbataillon" hat sich bekanntlich in vorzüg lichem Maße bewährt. — Wir haben bisher von den Reibereien ge schwiegen, die zwischen prenßischem Militär und sächsischen Civilisten hie und da stattgefunden haben, weil wir glaubten, beunruhigende Nachrichten gerade jetzt zurückhalten zu sollen. Jndeß haben die selben letzten Sonntag in Dresden so große Dimen sionen angenommen, daß wir eine Notiz davon geben zu müssen glauben, nicht zur Beunruhigung, sondern zur Warnung. Es wird erzählt, daß in der Dresdner „Centralhalle" am Sonntage das Tanzvergnügen durch eine sehr blutige Schlägerei unterbrochen wurde. Der erste Grund dazu ist natürlich, wie immer, unbekannt; der Umstand aber, daß sofort, nachdem ein Paar in heftigeren Streit gerieth, derselbe allgemein in Tyät- lichkeiten überging, läßt doch wohl darauf schließen, daß man für diesen Abend eine Schlägerei sicher er wartet hatte. Größere preußische Patrouillen waren kaum im Stande, dem heillosen Gemenge Einhalt zu thun. Die Mittheilungen über Verwundete oder gar Todte, die gemacht wurden, halten wir zunächst für übertrieben. Daß übrigens die preußische Regierung die Sache erst genug auffaßt, zeigt ein Artikel der offi ziösen „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" vom 30. Novbr., in welchem es heißt: „Die Untersuchungen der Excesse in Bautzen und Leipzig haben schon jetzt deut lich herausgestellt, daß auf preußischer Seite nicht einmal Veranlassung ist, das geringste Strafmaß über irgend einen der beschuldigten Excedenten zu verhängen. Bedeutsam sind die Vorfälle dadurch geworden, daß, nachdem die antipreußische Agitation sie erst hervor gerufen, dieselbe sie sodann benutzen wolle, um Capital daraus für ihre Zwecke zu schlagen. Man ist so weit gegangen, das preußische Militär in öffentlichen Blättern der Brandstiftung zu beschuldigen, während es sich in der That nur um einen Schornsteinbrand handelte. Bei dieser Gelegenheit hat man preußischerseits, dank der Ueberwachung des Telegraphenwesens, ein hier in Dresden organisirtes literarisches Complet entdeckt, das durch sächsische und österreichische Organe die Aufhetzung gegen Preußen systematisch treibt und in den letzten Tagen insbesondere die angeblichen Militärexceffe für dies Treiben auSzubeuten suchte. Leider weist diese literarische Agitation auf einen Ursprung hin, den das hiesige preußische Gorvernement am wenigsten ver- muthet und gewünscht hätte. UebrigenS erhält durch solche Vorfälle das hier vielfach verbreitete Gerücht die beste Widerlegung, wonach Preußen gesonnen sein soll, die Truppen jetzt allmählich aus Sachsen zurück zuziehen und in Leipzig den Anfang damit zu machen. Eher könnte das Gegentheil eintreten und eine Division