Volltext Seite (XML)
/«ita«. «r- S8- 27. Zuii 18«6 Lrscheint ^ttlUNA. d- IM»- ««» L„tiac--lalt »er Ki«Gicht« GtrichU-IeMtr «,d AIMrilhe « MpMi--°M. M»e»M °,d Ille-dkr,. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Dem Frieden sind wir wiederum einen Schritt näher gerückt. Oe sterreich hat die Friedenspräliminarien ange nommen, und die Bevollmächtigten sind im preußischen Hauptquartier versammelt, um über den Waffenstllt- stand zu unterhandeln. Auch Italien hat seine Zu stimmung zur SuSpendirung der Feindseligkeiten gegeben. So möge denn aus der, am Sonntag, 22. Juli, begonnenen fünftägigen Waffenruhe (die also am 26. Abends abläuft) ein Waffenstillstand mW an« diesem der Frieden selbst hervorgehen. Welcherlei Art die Friedenspräliminarien sind, darüber hat bis jetzt etwas Gewisses nicht ver lautet. Nur das Eine steht fest: Oesterreichs Nicht wiedereintritt in den, auf anderen Grundlagen neu zu bildenden Deutschen Bund. — In dem, von Preußen im nördlichen Deutschland zu constituirenden Bunde, welchem auch das Königreich Sachsen angehört, wird eine militärische Einheit hergestellt werden. Die Her zogtümer Schleswig und Holstein und diejenigen Lan- deStheile der occupirten Länder, welche zur Verbindung zwischen den östlichen und westlichen Provinzen Preußens nöthig sind, werden Preußen einverleibt. Den außer österreichischen Staaten Süddeutschlands wird eine be sondere politische Einigung überlassen-, die Verhandlun gen über die handelspolitischen Beziehungen zwischen dieser süddeutschen und der norddeutschen Staatengruppe werden Vorbehalten. Die süddeutsche Gruppe würde aus Baiern, Würtemberg, Baden, Hessen-Darmstadt und Lichtenstein bestehen. Die wichtige Frage, ob diese Gruppe in dieser oder jener Beziehung in ein näheres Berhältniß zu Oesterreich treten darf, scheint offen ge lassen zu sein. Die in den Friedenspräliminarien ent haltenen Bestimmungen in Betreff der Organisation des norddeutschen Bundes sowohl, als veS Umfanges der, Preußen einzuverleibenden Landestheile, sollen in nur allgemeinen Umrissen angedeutet sein. »Kommt der Frieden zu Stande, so möge es nur ein solcher sein, der den für die nationale Sache ge brachten ungeheuer» Opfern vollauf entspricht. Tagesgefchichte. Dippoldiswalde. Die nachstehenden, uns zur Veröffentlichung gütigst mitgetheilten Nachrichten aus Lazarethen und über solche, haben vollsten Anspruch auf Glaubwürdigkeit und werden, gleich den daran ge knüpften Betrachtungen, unfern Lesern gewiß willkom men sein. Sämmtliche Lazarethe, die in Schlesien leider noch ausgenommen, sind jetzt außerordentlich wohl ein gerichtet. Auch die in Böhmen verwundet darnieder liegenden Krieger genießen die beste Verpflegung und Alles, was ihren traurigen Zustand einigermaßen zu erleichtern vermag, wird ihnen auf das Wohlwollendste geboten. Wie vortrefflich unsere sächsischen Laza rethe bestellt sind, ist bekannt. Die unzählichen Spenden, welche dem internationalen Verein in Dresden und allen mit diesem zusammenhängenden Zweigvereinen an Verbandgegenständen, Wäsche, Geld, Erfrischungen, Büchern rc. zugeflossen sind, haben ersteren in den Stand gesetzt, auch weit über Sachsens Grenzen hinaus, be sonders in Böhmen, auf das Thätigste zu wirken, was den Angehörigen unserer in den dortigen Lazarethen liegenden sächsischen Soldaten zur besonderen Be ruhigung gereichen dürfte. Aus den Lazarethen ent lassen werden nur Leichtverwundete auf den besonderen Wunsch der Angehörigen; Schweroerwundete dagegen unter allen Verhältnissen zurückbehalten, was als Zeichen wahrer Humanität dankbar anerkannt werden muß, da ja die Wenigsten im Stande sein würden, ihren Ver wundeten daheim eine Verpflegung zu Theil werden zu lassen, wie sie dieselbe unter der beständigen Auf sicht der Aerzte und sachverständiger Krankenpfleger in den Lazarethen genießen. Von der Beliebtheit der sächsischen Armee könnte manches Beispiel aufgesührt werden, doch möge hier nur eines genannt sein. Vor Kurzem erhielt der obengenannte internationale Verein große Sendungen an Geld, Verbandsachen und Wäsche, theils aus Ham burg, theils aus Holstein, die mit der Inschrift: „Für die uns so lieb gewordenen Sachsen!" versehen waren. Und in der That, unser Ländchen scheint sich seinen guten Ruf erhalten zu wollen, da müssen ihm selbst seine Feinde lassen, von denen wohl so mancher lieber als Freund, am liebsten als SangeS- bruder, wie im vorigen Jahre, hier eingezogen wäre. Gewiß, der Vergleich des heurigen mit dem vorigen Jahre ist ein herzbedrückender: dort fröh licher Jubel, hier Waffengektirr; dort Guirlanden, Kränze und Festjungfrauen, hier blutende Wunden, Schmerzgestöhn und tiefernste, schwarzgekleidete, barm herzige Schwestern; dort glänzende Sängerorden und dreifarbige Bänder, hier die weiße Binde mit rothem Kreuz; dort ein endlos langer Zug heiterer, glücklicher SangeSgeuossen, hier die traurigen Züge verstümmelter Krieger; dort der stolze Prachtbau der Sängerhälle, hier die aus denselben Bretern errichteten Schanzen! — Und wo sind sie hin, die herzerquickenden, begeisternden Lieder vom vorigen Jahr? Verklungen — verloren — kein Nachhall ist zurückgeblieben! Kein Nach ¬ hall? Wie könnte der Geist, dem solche Lieder ent-