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L30 zu können, ist mit dem Landtag ein Gesetz vereinbart worden, welches folgenden Inhalt hat: „Von dem, den Gesetzen vom 6. Septbr. 1855 und vom 25. März 1861 gemäß, nach Höhe von 5 Millionen Lhalern in Cassenvillets der Creation vom Jahre 1855 bei der Staats- schuldcncasse niedergelegten Reservequantum ist, außer derjenigen 1 Million Thaler, für welche die gleiche Nominalsnmme in ver zinslichen hierländischen Staatspapieren depontrt ist, anderweit, jedoch nicht über das Jahr 1870 hinaus, der zur Zeit zum Um tausch dcfectcr Easscnlnllels noch nicht verwendete Betrag von: Zwei Millionen Siebenhundert und Einundachtzig Tausend Lhalern in Umlauf zu setzen." — Während der Abwesenheit unseres Königs und der Staatsminister von Beust unv Rabenhorst ist die Fortführung der Geschäfte der Letzteren bei dem Mi nisterium der auswärtigen Angelegenheiten und bei dem des Kriegs, mit Ausnahme der die active Armee und die Festung Königstein betreffenden Sachen, dem Staats minister v. Falkenstein, sowie die Leitung des Mini steriums des Innern dem Staatsminister von Friesen übertragen worden. — Die Epauletten kommen von jetzt an in Wegfall, und wird die Gradation nach österreichischem Muster durch die Zahl der Sterne am Kragen markirt. Auch in Preußen soll eine gleiche Veränderung der OfficiersauSzeichnung bevorstehen. Eine fernere Ver änderung beim Militär ist die, daß die Wachtposten und sonstigen im Dienst befindlichen Truppen den schweren Czako abgelegt und gegen die leichte Dienst mütze vertauscht haben. Es ist dies eine dankenswerthe Erleichterung für die durch die Sonnenhitze ohnehin belästigten Mannschaften. — Die Staatsdiener haben bereits ihren Gehalt auf nächsten Monat ausgezahlt erhalten. — Das Oberkommando über die sächsische Armeedivision ist definitiv dem Kronprinzen übertragen, dem der Chef des Generalstabs, v. Fabrice, zur Seite steht. — In Dresden eingetroffene sichere Nachrichten melden, daß am Sonntag Vormittags preußische Truppen in Meißen und gegen 11 Uhr in Bautzen eingerückt sind. Die an der sächsisch-preußischen Grenze bei Ortrand und von da östlich stehenden preußischen Truppen sind in der Nacht zum Sonntag Plötzlich nach Schlesien aufgebrochen. — Wie man hört, sollen sächsische Truppen einen preußischen Schlachtviehtransport (über 100 Ochsen) und einige Wagenladungen Hafer in Beschlag genommen und in Sicherheit gebracht haben. — Wie heut (Montag) Nachmittag von Leuten, die aus Tharandt kamen, glaubwürdig erzählt wird, sind dort und in Rabenau 200 — 300 preußische Husaren eingerückt, deren leutseliges Benehmen gerühmt werde. Sie haben den Bahnhof besetzt ; die Züge sind eingestellt. — Gei Strehla hat in der Nacht zum Sonnabend eine preußische Husarenpatrouille auf eine sächsische Reiterpatrouille gefeuert, ohne zu treffen; sonst hat gegenseitig noch kein Kampf stattgefunden. — Bei Dahlen ist eine stärkere Abtheilung Preußen ins Land gebrochen und in der Richtung nach Oschatz vorgerückt. — In Riesa arbeiten die Preußen an Wieder herstellung der Brücke. Die dortige Casse der Leipzig- Dresdner Eisenbahngesellschaft ist von ihnen in Beschlag genommen worden. An die Direction dieser Bahn ist preußischer Seits die Forderung gestellt worden, den Verkehr wieder aufzunehmen. — In einem, am Sonntag Nachmittag ausgege- benen Extrablatte des „Dresdner Journals" sagt die Redaktion desselben: „Bei der jetzt herrschenden Auf regung erscheint es gerathen, die so zahlreich im Pub likum auftauchenden Gerüchte mit Vorsicht auszunehmen. Das Land wird unschwer erkennen, daß die Regierung wie das Oberkommando darauf bedacht sind, das Land möglichst zu schonen, es nicht vorzeitig zu einem Schlacht felde zu machen und die Armee nicht einem voraus sichtlich erfolglosen, den Feind nur erbitternden Kampfe zu opfern. — Die Zerstörung der Elbbrücken unterließt verschiedener, zum Theil abfälliger Beurtheilung. Die strategische Nothwendigkeit derselben wird sich aber in wahrscheinlich nicht ferner Zeit Herausstellen, und eö liegt auf der Hand, daß die Zerstörung zu einer Zeit erfolgen mußte, wo die Brücken noch in sächsischen Händen waren. Leipzig. DieAllg. Deutsche Creditanstalt hat im letzten Jahre einen Umsatz von ungefähr 272 Mill. Thlrn. gemacht und einen Ertrag von 8 pro Cent er zielt, wovon 4 pro Cent als Dividende den Aktionären zufließen. — Die Einrichtung einer vierten Wagenclasse auf der Magdeburg-Leipziger Eisenbahn tritt mit dem 1. Juli in's Leben. Frankfurt a. M. In der Sitzung der Bundes- Versammlung am Sonnabend, 16. Juni, wurde ein vom Königreich Sachsen gestellten Antrag auf Bundeshilfe gegen den preußischen Einfall in Sachsen mit 10 Stimmen angenommen. Oester reich erklärte, es werde mit seiner Gesammtmacht gegen die an seinem Bundesgenossen verübte Gewalt eintreten. Baiern erklärt sich ebenfalls zur Leistung von Bundes hilfe bereit. Preußen hat am 15. Juni auch den Regierungen von Hannover, Kurhessen und Nassau ein Frie- densbündniß unter denselben Bedingungen wie an Sachsen angeboten. Dieser Antrag Preußens wurde, wie von Sachsen, so auch von sämmtlichen vorgenannten Regierungen abgelehnt. — Hannover und Kurhessen sollen durch preußische Truppen besetzt werden. Frankfurt a- M. Für den 17. d. Mts. ist hier in Frankfurt eine Minister-Conferenz der Bundesgenos sen Oesterreichs angesagt. Es soll ein Antrag berathen werden, welcher bezweckt, die Rückgabe Holsteins unter die Verwaltung des Bundes durchzusetzen, event. im Wege der Offensive gegen Preußen. Berlin. Die Abreise des Königs in Begleitung des Grafen v. Bismarck war sür Sonntag festgesetzt; derselbe begiebt sich von hier nach Sagan, wo für nächste Zeit der Centralpunkt für die Dirigirung der Action nach den verschiedenen Seiten hin aufgeschlagen wird. Berlin. Der „Staatsanzeiger" bringt in seinem amtlichen Theile einen Ausruf zur Vertheidigung der der von Preußen gegen seine Bundesgenossen unternom menen Schritte, der wesenlich folgendermaßen lautet: „Nachdem der Deutsche Bund ein halbes Jahr hundert nicht die Einheit, sondern die Zerrissenheit Deutschlands dargestellt habe und dadurch da« Vertrauen der deutschen Nation verloren hatte, sollte er jüngst