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Pienstag. Nr 13. 13. Februar 1866. ^schein» m„;z WWeißerih-Zeitung. M Amts- uv- Anzeige-Matt der Königlichen Gerichts-Ämter nvd Atadtrtthe zv Dippoldiswalde, /raveaflein and Altenberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Eine eiserne oder hölzerne Nöhrfahrt? Unter Berücksichtigung der Beschlüsse des Stadtraths und des Stadtverordneten-Collegiums zu Dippoldiswalde. Die wasserarmen Jahre der letzten Zeit haben auch in Dippoldiswalde den Wassermangel sehr fühlbar werden lassen; denn oft Wochen lang ist die Stadt ohne hin reichendes Wasser zum Gebrauch der Gewerbe und der Haushaltungen gewesen. Dippoldiswalde erhält sein Wasser von sehr verschiedenen Seiten, hat mehrere Plumpen und ist im Verhältniß zu anderen Städten nicht wasserarm zu nennen. Das schönste Wasser, welches der Stadt zugcführt wird, ist unstreitig das aus dem Lteinborn, welcher etwa eine halbe Stunde von der Stadt, oberhalb des Dorfes Malter liegt. Selbst in den trockensten Jahren -- ist mir gesagt worden — z. B. 1842 und 1846, hat dieser Brunnen noch reichliches Wasser geliefert und noch nie versagt. Mit diesem herrlichen Steinbornwasser wird nun in doppelter Weise schlecht Haus gehalten. Einmal läuft ein ziemlich beträchtlicher Theil schon am Brunnen selbst weg; sodann wird das Wasser in der Stadt in die einzelnen Wassertröge geleitet, speist etwa als un trinkbares Abfallwasser noch hie und da einen kleineren Trog und fließt in die Weißeritz. In Berücksichtigung dieses offenbaren UebelstandeS hat der Stadtrath schon längst eine Abänderung an gestrebt und etwas Vollständiges zu erreichen geglaubt, wenn das gesammte Wasser des Steinborns gefaßt und der Stadt zugeführt, hier aber zunächst in einem großen Reservoir angesammelt und nun dem öffentlichen und Privatverkehr zugesührt wird. Zu erstreben würde hierbei sein, daß das Reservoir so hoch wie möglich an gelegt werde, damit möglichst die ganze Stadt den Ge nuß des Steinbornwassers haben könne. Um dies zu ermöglichen, ist es nöthig, daß die jetzige Röhrfahrt, welche das Steinbornwasser bis zum Rathhauö als höchsten Punkt führt, verlegt werde. Bei Berathung dieser Angelegenheit entstand ganz von selbst die Frage, ob man zu der neuen Röhrfahrt wieder hölzerne oder andere Röhren verwenden solle? Die großen Nachtheile hölzerner Röhren liegen auf der Hand: sie sind nur von kurzer Dauer, sie sind auf einen gewissen Druck nicht geprüft, sie sind von ganz ver schiedener Haltbarkeit, so daß oft Röhren auf ganz neu gelegten Strecken ausgehen, während andere gleich zeitig gelegte noch in gutem Zustande sich befinden u. s. w. Anfragen in Plauen, Leisnig, Chemnitz, Leipzig, Glauchau, Schneeberg und privatim an andere» Orten ergaben das übereinstimmende Resultat, daß von Legung hölzerner Röhren unbedingt abgesehen wird und überall neue Röhrfahrten mit gußeisernen Röhren hergestellt werden. (In Leipzig liegt eine solche Röhr fahrt bereits seit 40 Jahren.) Die dem Stadtrathe von den einzelnen Städten und den um Mittheilung angegangenen Eisenhütten wegen des Preises gegebene Auskunft mußte zu der Ueberzeugung führen, daß die Legung einer eisernen Röhrfahrt ohne wesentliche Opfer ausführbar und durch die sparsamere Verwendung des Wassers alsdann die Möglichkeit geboten sei, die ganze Stadt mit Steinbornwasser zu versorgen. Darüber, ob dies möglich, ob also hinreichendes Wasser vorhanden sei, sowie über die ganze Anlage, beschloß der Stadtrath ein Gntachten von einem bewährten Techniker einzu holen, welches ein vollständig ausgearbeitetes Projekt mit Kostenanschlägen enthalten sollte. Das Stadtverordneten-Collegium ist diesem Be schlüsse nicht beigetrcten. Es hat sich dahin ausge sprochen, daß der durch eine eiserne Röhrfahrt entstehende Aufwand nicht im Verhältniß stehe zu dem Resultat, das hierdurch erzielt werde. Der Stadtrath würde jedenfalls, wenn dies feststünde, nicht einen Augenblick mehr das Project einer eisernen Röhrfahrt im Auge behalten; ob es aber feststeht, wollte er eben durch Ein holung eines sachverständigen Gutachtens erfahren. Ein solches einzuholen, wäre die Sache wohl wichtig genug gewesen. Gesetzt den Fall, das Steinbornwasser reicht durch die mit einer eisernen Röhrfahrt stets zu verbindenden zweckmäßigen übrigen Anlagen, welche der Verschwendung des Wassers Einhalt thun, aus, um die ganze Stadt mit Wasser zu versorgen, so ist dieser Vortheil schon ein unberechenbarer; denn es würde dann jedes einzelne Haus durch Nebenleitungen seinen Bedarf an Wasser direct vom Steinborn haben können, eine Wohlthat, die jetzt nur wenigen Häusern offenbar ungerechter Weise andern Häusern gegenüber zu Theil wird. Bei Feuers gefahr würde es möglich sein, durch Anlegung soge nannter Hydranten an jedem beliebigen Punkte der Stadt ohne Zubringer 2 bis 3 Spritzen mit Wasser zu ver sehen, da die Möglichkeit geboten ist, jeder Zeit das gesammte Wasser auf einen Stadttheil zu concentriren. Ein vollständiger Mangel an Wasser, wie wir ihn in den vergangenen Jahren oft Wochen lang gefühlt haben, würde erfahrungsgemäß nicht oder äußerst selten ein treten und leicht Abhilfe.finden. Alle vorerwähnten Vortheile kann eine hölzerne Röhrfahrt nicht bieten, Es wird wohl kein Mensch sein, der die Segnungen einer solchen Röhrfahrt leugnen oder geringschätzen möchte. Der Preis nur ist das Bedenkliche, das Ab schreckende! Nun zu diesem. Da« einzuholende Gut-