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94 achten sollte den Preis feststelle»; denn vorläufig ist er noch unbekannt, wir scheuen vor einem Phantom- welches vielleicht in Nichts zerfließen wird, wenn wir ihm zu Leibe gehe». Ju Ermangelung des Gutachtens müssen wir, um einen Anhalt einigermaßen zu gewinnen, etwas unzuverlässige Angaben mit zuverlässigen verbinden. Es steht fest, daß die Röhrfahrt vom Steinborn bis zum Oberthorplatz 5600 Ellen lang ist, es steht fest, daß die Elle gußeisernes Rohr, wie wir es brauchen würden, --27 Ngr. —- kostet. Weiter steht nichts fest. Nehmen wir nnn an, daß die Leitung in der Stadt 3000 Ellen lang sein müßte (was eher zu hoch als zu niedrig gegriffen sein dürfte), so wären 8600 E. Rohr erforderlich, welche 7740 Thlr. kosten. Greifen wir nun in's Ungefähre und rechnen Transport, Legung, Wasserständer u. s. w. 4260 Thlr., so erhalten wir die Summe von 12,000 Thlr. als Preis für die eiserne Röhrsahrt mit allem Zubehör. Die Zinsen dieses Capitals betragen zu 4"/o 480 Thlr., das Capital selbst müßte in einem Zeitraum von etwa 35 Jahren getilgt sein, so daß jährlich un gefähr 350 Thlr. zurückzuzahlen sein würden. Dies ergiebt, die Abminderung des Capitals durch Abschlags zahlungen gerechnet, einen jährlichen Aufwand von durchschnittlich 590 Thlr., nämlich im ersten Jahre 480 und 350 Thlr., — 830 Thlr., im letzten Jahre 350 und 14 Thlr., — 364 Thlr., daher im Durch schnitt 590 Thlr. Unsere derwalige Röhrwasserleitung, einschließlich der Unterhaltung der Wasserbütten und 35 Thlr. Röhrmeisterbesoldung, hat nun gekostet: 1863: 288 Thlr. 13 Ngr.; 1864 : 306 Thlr. 20 Ngr. I Pf.; 1865: 552 Thlr. 27 Ngr. 2 Pf.; im letzten Jahre also schon beinahe so viel, als die neue Röhrfahrt durch schnittlich kosten würde. Rechnet man aber nun, daß das Capital, welches jetzt in Röhrfahrt und Wasser bütten steckt, aus mindestens 2000 Thlr. sich beziffert, also jährlich 80 Thlr. Verzinsung erfordert, rechnet man, daß die Holzpreise von Jahr zu Jahr gestiegen sind und voraussichtlich noch mehr steigen werden, rechnet man endlich, daß durch eine neue Röhrfahrt ein ungleich höherer Wasserzins erlangt werden wird, so würde in der That in Zukunft, abgesehen von den großen übrigen Vortheilen, die Zuführung und Vertheilung des Wassers nach und in der Stadt wenigstens nicht theurer, vielleicht noch billiger sein, als sitzt. Ob der Steinborn Wasser genug liefert für die ganze Stadt, läßt sich sehr leicht berechnen. Der Con- snm an Wasser wird, wie in der heutigen Nummer der „Gartenlaube" erwähnt wird, pro Kopf und Tag ans 3 bis 4 Cnbikfuß angenommen. Es beruht diese An nahme ans genauen statistischen Zusammenstellungen, und ist dieselbe der großartigen neuen Leipziger Wasser leitung, welche iu der erwähnten Nr. der „Gartenlaube" in sehr interessanter Weise geschildert wird, zu Grunde gelegt. Um den Bedarf unsrer ganzen Stadt zu decken, müßte der Stcinborn daher täglich 9—12,000 Cnbikfuß Wasser liefern. Ob er dies thnt, weiß ich nicht. Herr Zimmcrinstr. Weinhold hier hat eine Messung vorgcnomnicu. Er hat das gesamnite Steinbornwasser nach drei Wasscrtrögcn auf den Markt schlagen lassen und hier gemessen. Nach Aussage Hrn. Weiuhold'ö und dcö Nöhrincistcrö, hat ein völliger Abschluß der Röhren sich jedoch nicht erzielen lassen, da« Wasser ist während der Messung durch Hrn. Weinhold auch noch, wenngleich schwächer, in öffentliche und Privalwasser- Iröge gelaufen. Das mir gütigst mitgetheiltc Resultat ist folgen des: Der Stcinborn liefert jetzt und unter den eben bemerkten, die Höhe der Ziffern herabdrückenden Ver hältnissen: in einer Minute 103 '/s Kanne (Meßkanne), in einer Stunde 6210 Kannen, in einem Tage 149,040 Kannen. Die Meßkanne zu 72 Cubikzoll gerechnet, liefert der Steinborn jetzt in der Stunde 258,78 Cnbikfuß und in 24 Stunden ungefähr 6200 Cubikfuß. Es würde dies 2/3 des Consums der ganzen Stadt sein. Das Verhältniß gestaltet sich aber noch weit günstiger, da 1) die Messung, wie schon gesagt, ein zu geringes Maß wegen des nicht berechneten anderwärts abge laufenen Wassers ergeben hat, 2) mindestens r/s deS ganzen Steinbornwassers am Steinborn selbst unbenutzt abläuft, 3) die entlegensten Häuser der Stadt von der neuen Röhrfahrt doch nicht berührt werden würden, 4) die Messung in einer überaus wasserarmen Zeit, im Jan. d. Js., vorgenommen worden ist. Als Resultat vorstehender Auseinandersetzung kann man wohl mit vollem Rechte hinstellen: Eine neue eiserne Röhrfahrt ist für die Stadt nicht wesentlich, vielleicht gar nicht theurer, als eine hölzerne, und durch eine eiserne Röhrfahrt ist es möglich, allen Häusern der Stadt, mit Ausnahme der von derselben ganz getrennt liegenden, hinlängliches Wasser direkt vom Steinborn zuzuführen. Zweck dieser Zeilen ist, in diele für hiesige Stadt so wichtige Frage durch gesammeltes Material der Acten jedem Einwohner klare Einsicht zu verschaffen, damit jeder im Stande sei, schriftlich oder mündlich seine Ansicht ausznsprechcn. Ich bin auf öffentliche oder private Anfrage bereit, jede weitere Auskunft zu geben, soweit dies überhaupt in meineu Kräften steht. Heisterbergk. Tagesgefchichte. Dippoldiswalde. Der vorstehende Artikel wird von allen Denen, die sich für die in neuerer Zeit an geregte Wasserfrage interessiren, von Allen, welche die, durch eine eiserne Röhrenleitung sowohl, als durch ein so vermehrtes Zuführen von Wasser, daß fast jedes Haus damit versorgt werden kann, der ganzen Stadt gebotene Wohlthat einsehcn wollen, mit Verwunderung gelesen werden, weil aus demselben hervorgeht, daß leider unser Stadtverordnetcncollcgium nicht einmal den Beschluß des Stadlrathes zu dem seinigen machte: „eiu Gutachten von einem Techniker einznholen, das ein vollständiges Projekt mit Kostenanschlag enthalten solle." Alan wundert sich allgemein über diesen Be schluß, da selten ein Projekt in der ganzen Bürgerschaft solchen Beifall gefunden, wie das der Wasserfrage. Wir hoffen aber, daß nach de» näheren Auseinander setzungen, die obiger Artikel enthält und die fcrnerweit gegeben werden sollen, daö Stadtverordnetencollcgium sich doch noch bereit finden lasse, der Stadt eine wahr haft segensreiche Einrichtung zu schaffen. — 12. Februar. Die gestern Abend im hiesigen Schicßhaussaale stattgchabtc, äußerst zahlreich besuchte Aufführung dcö „BcrgniannSgrnßcö" durch un fern Männcrgcsangvcrcin, der unterstützt wurde vom Damciigesangvercin und dem Ctadtmusikchor, war One äußerst wohlgelungcnc, da sämmtlichc Pwcen in korrek tester Weise vorgctragcn wurden. Daö Publikum lohnte