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494 eS stellt in seinen Kriegen kirchliche Buß« und Beilage an; den Gott der Liebe zieht eS in seit» Interesse hinein. Daneben predigt die ,,Times" ganz kaltblütig die Zerstö rung und Vernichtung dilr Stadt Delhi; über die Stätte, wo es gestanden, sollte der Pflug gehen. Das ist nicht bloS eine scheußliche Barbarei, sonder» eine Gotteslästerung, bet der eS Einem kalt überläuft. Hoffentlich wird diese unmenschliche Leidenschaft sich etwas «blühten, je länger sich die Zeit verzögert, wo die Engländer an Strafe und Rache denken können. ' ' Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Im versloßnen dritten Viertel jahre wurden in hiesiger Cparcasse 16,556 22 2 in 522 Einlagen eingezahlt, u. 5,270 LG 3 1 in 170 Rückzahlungen auSge- geben. Auch wurden 146 neue Bücher ausgegeben. /V Aus der Frauensteiner Amtslandschaft. (Erntebericht.) Mit Vergnügen geben wir daran, Ihren Lesern etwas über die auch bei uns nunmehr als beendigt zu betrachtende Ernte zu berichten; denn Alles, was wir darüber mittheilen können, ist sehr angenehmer Art. Das H eu war zwar in Folge der bald nach den ersten Frühlingsmonaten eingetretenen mehrwöchcntlichen Dürre auf mehreren Fluren sehx dünn und kurz geblieben, aber es ist auch dieser Mangel durch die ausgezeichnete Witterung, bei welcher in den spätem Monaten auf einige warme Regentage wieder Die Wahnsinnige. ' Aus ThatsachtN gegründete LyHhlung aus der Geschichte der Stadt Dippoldiswalde, zur Zeit des »Ojährigen Krieges. (Fortsetzung.) Daß man im WirthShause von der Kotte'schen Familie nicht das beste sprach, darf wohl nicht erst gesagt werden, und von hier auS gingen auch mehren- theils die Verunglimpfungen, die man über dieselbe vernahm. Helene war der Dämon, der wegen des Mißlingens ihres Planes, durch eine Verbindung mit Andreas ihre Schande zu bedecken, alles Gift ihres erbosten Herzens auf diese ehrbare Familie auö- spritzle. Die Rache spornte sie. an, jede Gelegenheit zu benutzen, selbige zu kränken zu verspotten, selbst tief gefallen, wollte sie besonders den unbescholtenen Andreas und dessen Geliebte in den Pfuhl der Ab scheulichkeit mit hinabziehen. Ihre Niedrigkeit war jetzt offenbar und das vom Bader angedeuteteFrüchtchen reifte wirklich mehr seinem Erscheinen entgegen; sie konnte ihr Vergehen nicht mehr verdecken. Hätte Andreas aber zu jener Zeit sie noch geehelicht, so ließ sich doch ein anderer Grund finden, womit das Publi kum irre geführt werden konnte. „Ja," — sagte sie spottend, — „der blöde Andreas und die wahnsinnige Rosa paffen gut zusammen und werden ein Paar bilden, wie es keinö weiter geben dürfte! Eine hecbeigelaufene Dirne, - ohne Name, ohne Geld, wird Müllerin werden! Gut, ich beneide sie nicht; denn einen Mann wie den Andreas bekomme ich jedesmal noch!" Dergleichen Äußerungen mehr waren wohl oft zu hören, nur fanden sie keinen Beifall; denn jetzt Wochen mit schöner trockner Wärme folgten, wodürch ausgezeichnet viel gutes Grummet wachsen und in bester Beschaffenheit hereingeschafft werden konnte, ausgeglichen worden: —Die Beschaffenheit derKörn er- früchte,-wie Weizen, Roggens Gerste und Hafer, auch Erbsen und Wicken, ist so ausgezeichnet, baß sie den niederländischen Früchten der Art nicht nur gleich kommt, sondern theilweise dieselben sogar an innerer Güte übertrifft. Von vielen erfahrenen und sehr fach, verständigen Oeconomen wurde uns mitgetheilt, daß sekt mehr denn 12 Jahren eine solche Körnerernte nicht bagewcsen, und eine bessere hier gar nicht zu erwarten wäre; eS kommen zwar nach Lage und nach WirthschaftSverhältnissen Ausnahmen vor, aber daS Gesagte gilt doch von der großen Mehrzahl. — Ein Haupterzeugniß der hiesigen Gegend, der Flachs, ist auch in großem Durchschnitt sehr gut in Stengel und Frucht gerathen und sehr vieler desselben ist nach Weg nahme der Knotten und mäßiger Röste gleich in Ge bunden nach dem Gewichte an die Schwingfabriken verkauft worden. — Ganz ungewöhnlich viel und gutes Obst und besonders Aepfel und Birnen, sind gewachsen und in Folge der herrlichen Herbsttage zu einem hier sehr seltenen Wohlgeschmack gelangt. — Von ganz besonderer Wichtigkeit, zugleich auch für die ärmcrn Bewohner der hiesigen Gegend, ist die Kartoffelernte, welche auch ziemlich allgemein als eine sehr gesegnete bezeichnet wird, mit dem Schwarz werden der Kartoffeln verhielt es sich hier in diesem Jahre wie schon seit mehreren Jahren, d. h. es war sehr verschieden damit, im Ganzen aber nicht bedeutend. wußte Jedermann, warum sie ausgesprochen wurden. Wohl aber schadete sie sich selbst dadurch sehr, und mehr noch, als sie Jenen zu schaden vermeinte: Viele Gäste zogen sich zurück, und blieben ganz weg nuS Achtung gegen die'Personen, die dort geschmäht wurden, mehrentheilS war das Gasthaus leer. Unbekümmert um alles DaS, was außer ihnen vorging, genaß das liebende Paar das süße Glück der Liebe; denn Rosa hatte sich ihrem Andreas nun ganz erschlossen und ihre Liebe demselben offen bekannt. Was brauchten sie mehr als dies? Die Eltern freueten sich ja über den geschlossenen Bund; was gingen ihnen Helena und ihre Gesinnungsge nossen an? Sie waren reich durch sich selbst, und Anderer bedurften sie nicht. „Haben wir nun erst die Zeit des Krieges über standen, und hat sich die allgemeine Noch gemindert,"— sagte der alte Müller mehrmals, wenn er die Liebe der beiden Kinder zu einander sah, — „dann möge Euch der Priester vereinigen. Bis dahin habt Geduld. Auch weißt Du," — fügte er dann gewöhnlich hinzu, indem er sich an Andreas wendete, — daß die Mutter für ihre Tochter noch Manches zu schaffen, zu ordnen hat. Sie will doch ihr Kind, wie Mütter zu thun pflegen, auch mit einer Ausstattung versorgen, da Deiner Braut ja Alles mangelt! DaS ist nicht sogleich geschehen. Jndeß wird es schon besser und ruhiger werden!" — So lange die Schweden in und um Pirna lagen, und daS währete bis zum 21. Sept, desselben Jahres, wurde auch Dippoldiswalde von ihnen besucht. Dies geschah aber keineswegs auf freundschaftliche Weise, wie sich sehr wohl denken läßt; wo diese hin kamen, brachten sie Angst und Schrecken mit. Je länger sie sich aber in Pirna aufhielten, um desto