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schwieriger wurde ihre Unterhaltung ; denn mehr und mehr zehrten sie die Vorräthe auf, die etwa noch vor handen waren, und endlich mußten sie ihre Streifereien weiter ausdehnen, ym Vie Bedürfnisse zu, beschaffen. Jedoch dabei zeigten sie sich auch in ihrer gräßlichsten Gestalt; ohne Schonung wurde erpreßt, und wenn selbst nichts mehr zu geben war, so mußte geschafft werden. Einen solchen Besuch empfingen die Bewohner DippoldiSw alda's am 2V. August t639 in den Vormittagsstunden, Gottleube, ReinhardSgrimma und andere Oerter waren schon TagS vorher auSgeplünden worden; jetzt sollte eö dem armen, schon mehrfach von ihnen heimgesuchtcn DippoldiSwalba gelten. Ganz unerwartet erschien ein Corps von ungefähr 200 Mann Reiter, welche ohne weitere Aufforderung in die Häuser einbrachen, und unter Drohen und Mißhandeln Lebens rnittel, Getreide und Geld erpreßten. Vorzüglich aber mar ihr Augenmerk auf das Vieh gerichtet, weshalb bann auch sogleich bei ihrem Eintreffen Anstalten ge troffen wurden, die Ausgänge zu besetzen. Weder Menschen noch Vieh sollte ihnen entweichen. Leider! war diesmal kein schwedischer Offizier so freundlich, sich durch die Reize der jetzt eigentlichen reizlosen Helene, bestechen zu lassen. Zwar mar Derjenige, welcher vorher so viel Gefallen an ihr ge sunden, sie unter seinen besonder« Schutz genommen, auch gegenwärtig; allein dieser halte es für räthlich gehalten, nicht zum zweiten Male im Gasthose zum Löwen abzusteigen, und darum wurde gerade hier, wo es so ziemliche Vorräthe an Allem noch gab, mit um so unersättlicher Habgier und ohne die mindeste Schonung geraubt. Küche, Keller, Böden und Kammern, jeder Winkel wurde durchsucht, und was sich vorfand, mit forrgeschleppt. Auch das Vieh im Stalle wurde fort getrieben, und Büttner mußte sogar sehen, wie sie das geraubte Gut auf seine Wagen luden und mit den eigenen Pferden davor, nach Pirna in's Lager fuhren. Helene und ihre Eltern jammerten laut über den Verlust ihrer schönen Wäsche, Kleider, des Bieres und WeineS, wie über die dahin getriebenen Kühe, Schweine, Schaafe und Pferde. Wo sie hinsahen war alles leer; auch nicht das Geringste erblickten die thränenden Augen. „Siehst Du," —rief der alte Büttner darauf klagend auS, und schüttelte die zitternde Helene heftig am Arme, — das waren Deine Schweden. Was sie mir das erste Mal gelassen, haben sie mir heule zehnfach genommen; die Zugabe des Offiziers nicht gerechnet, die ich als zehrendes Capital noch außer dem verzinsen werde müssen. Du bist an vielem Un glück schuld, das mich betroffen. Mit Kotten hast Du mich verfeindet, die Gäste hast Du mir vertrieben, und in der Stadt zeigt man mit Fingern auf mich, weil ich Dein Vater bin! Doch auch Deine Mutter, die dich verzog, Dir allen Willen ließ, Dir die Brücke vertrat, wenn ich ein Wort deS Unwillens sprach, ist nicht ohne Schuld; auch sie verdient eine Züchtigung! Ich ziehe meine Hand zurück von Dir; sieh, wie Du in der Zukunft verkommst!" Sich brummend von den bestürzten Frauen wendend, ging er in das leere Zimmer und setzte sich in seinen Sorgenstuhl. — Doch nicht allein hier klagte man über den Verlust so vieler Gegenstände, sondern eö war wohl kein Haus, keine Familie zu finden, wo nicht die bittersten Verluste betrauert worden wären. Man rechnete im Ganzen an HO Schfl. Getreide, 86 Stück Rindvieh, 17 Schweine, 26 Pferde und an 9 Wagen anderer Gegenstände, welche die Schweden als Raub ans Dippoldiswalde geführt.*) Das war der schrecklichste Tag, den dessen Bewohner während VeS ganzen dreißigjährigen Krieges verlebt. Ueberall Jammern und Wehklagen, überall Noch und Elend: Glücklich mußten Diejenigen sich aber trotzdem noch fühlen, die wenigstens keine thätlichen Mißhand lungen erlitten hatten, oder nicht verwundet wdrhen waren. Der Maurer Mühle wollte einem plündernden Schweden wehren, einen Schrank, in welchem sich seine und seiner Frau beste Kleiber befanden, zu-er brechen, und drang mit seiner Art auf denselben ein; doch dieser zieht seinen Pallasch, und haut ihn darnieder, noch ehe derselbe Gebrauch von der Waffe machen kann. Die Frau eines Bäckers, dessen Namen ich leider nicht erforschen konnte, wurde gleichfalls niedergestochen, da sie ihm nicht zu Diensten gestanden. Solche und ähnliche Fälle mehr. Die Geschichte jener Zeit ist wirklich zu reich an Ereignisse» dieser Art, so daß die Chronisten nur einen geringen Theil derselben aufzeichneten, um nicht Unglauben zu erwecken, ober zu viel zu erzählen. Hören wir nun, was sich dabei in der Mühle ereignete. — (Fortsetzung folgt.) ') Faktisch. Die Gasthausrechnungen in Wien scheinen noch die be rühmten rheinischen Gasthofrechnungen zu übertreffen. Eln Wiener Blatt schreibt unter dem 27. September: „Wir meldeten gestern, daß zwei fremde Reifende in einem hiesigen Gasthofe für zwei kalte Hühner und zwei Tassen Thee 6 Gulden (4 Thlr. Pr. E.) bezahlen mußten. Heute erhalten wir eine andere Gastausrechnung zur Einsicht, in welcher zwei Passagieren, welche im Hochsommer ein hiesige» Hotel sechs Tage bewohnten, für Kerzen — 24 Gulden (gegen 17. Thlr.) aufgerechnet wurden." Teplitzer Getreide Preise, am 20. October 1857. Korn 50 kr. 48 kr. 48 kr. 48 kr. 28 kr.. 24 kr. I« kr. 22 kr. 28 kr. 16 kr. 18 kr. 30 kr. 38 kr. 50 kr. — kr. 38 kr. — kr. — kr. 27 kr. st. st. st. st. 3 st. . S st. 3 S. . 3 st. 3 st. . 2 st. 2 ff. 14 kr. . 50 kr. . 2 ff. 24 kr. 2 st. . 2 ff. 3 st. 4 st- - ff. . - st- 2 st. 12 ff. - ff- Marktrevisor. Ein niederösterre l höchster . Weizen - Durchschnitt höchster . mittlerer . niedrigster Durchschnitt : höchster . Gerste)''^« - - > z niedrigster f Durchschnitt l höchster . Laker / mittlerer . j niedrigster f Durchschnitt Erbsen .... Linsen . . , - Wicken .... Erdäpfeln . . . Ein ntcderrösterreich. Zentner Heu « Schock Stroh , . . . - nlederösterreich. Pfund Butter Teplitz. Hentschel, chischer Metzen . 4 ff. . . . 4 st. 4 ' . 4 . . 3 . 3