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! /luer Tageblatt »»»Naz,!,«i>dl» fplt«sl»a»»>/che» »»rmltrag». 10, j«hl,r >« Sitz »»», In dir «,fth»U>»aa»»»Is» kam« «»»tthr nicht ailllcht wrrdiN, ««na »I« Nnftzab, d«, Snsirat«» durch Z«rnspr«chir «rf»Igt od«r da« Manuskript nicht drutllch lrabar ist, S«zutzapr«>»» V»»ch u»s«y v«t«n fr«> in» stau» monatlich t» Pfa. S«> d«r SrschlistostrU« ad» arholt monatlich ddvfa.u.wiichrnt» «ich >» pfa. Sri t«r Post drstrllt und Sri«IiriI,«r fr«l in» hau« »>«rt«l» WZZMDU mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Mer Sonntagsblatt. u'n und stuonad.strUrn, sowl» SprrchstmrS» -»r Ne-aktio» mit -tusnahm» ürr Sonntag» nachmittag» 4—s Uhr. — relegramm-ftSeess», Lageblatt ftuerrzgrbirg». Zrrnsprrchrr SS. nehmen "oestellun-en «nt-«a?a. sür unvrrlangt »ingtsonötr tNanufkrlpte kann Vewtihr nicht griristrt vrrörn. Anzeiger für öas Erzgebirge ckFk «SG n v-»BVeI-e«bl,spatestem»Y>/Ar Nr. 130. Diese Nummer umfaßt 8 Seiten. Das Wichtigste vom Tage. Die Rüstungskommisston ist gestern nach langer Fertenpause wieder im Reichstage zusammen getreten.*) * Drei der Berliner Denkmalsschänder wurden zu je einem Jahr sechs Monaten Gefäng nis, der vierte zu einem Jahr Gefängnis, verurteilt.*) * Tas in diesem Jahre die deutschenO st see Häfen be suchende englische Geschwader wird aus 42 Kriegsschiffen bestehen. * Tie der Duma zugegangenen neuen Kreditvor lagen fordern 125 Millionen Rubel für die Anlage neuer Festungen an der russischen West grenze. * Unter den albanischen Aufständischen sind Streitigkeiten ausgebrochen; die Lage hat sich gebessert, da ein Teil der Rebellen zur Unterwerfung bereit ist.*) * Präsident Huerta beschloß, die bereits ange ordnete Blockade Tampicos aufzuheben.*) -I !»Sl>rie» »ehe an anderer Stelle. -E- Mutmassliche Witterung am 10. Junior Ostwind, messt heiter, warm, Gewijtternelgung, sonst trockn. "Vc Eine Hauptaufgabe äer Rüstungskommisston. H Bon besonderer Seite wird uns geschrieben: Am Montag trat die Rüstungskommtssion erneut zu einer kurzen Tagung zusammen. ES ist beabsichtigt, zunächst Spezialfragen der Bewaffnung, Bekleidung und Befesti gung an der Hand sorgsam ausgoarbeiteter Referate von Reichstagsabgeordneten zu behandeln. Auf Grund der so gewonnenen Einzelkenntnisse wird dann die Kommis sion im Herbst die wichtige Grundfrage zu erörtern ha ben, ob das gegenwärtige Mischshstem von staat licher und privater Massenfabrikation wei ter bestehe oder durch Einschränkung beziehungsweise Ausschaltung einer der beiden Beschassungsarten wesent lich geändert werden soll. ES leuchtet ohne weiteres ein, daß die Untersuchung dieser Grundfrage von der allergrößten Wichtigkeit für die Erhaltung unserer Wehr fähigkeit ist, denn von ihrem Ergebnis hängt die Ent scheidung ab, ob unsere Rüstung die denkbar beste für den Ernstfall ist oder nicht. Die private Waffentndustrie hat bereits durch Flugschriften nachzuweisen versucht, Das Schulwesen in äer Türkei. Plauderei von William T. BSla. Nachdruck verdate». Der Monat Ramadan, der Fastenmonat, den der Islam vorsch'eibt, stand vor der Tür, als ich — es ist erst zwei Jahre her — mit zwei Freunden eine» Abends in ein Dorf im Innern Anatoliens katzn. Man hatte uns schon vom weitem güschen, und, wie dies allgemein üblich ist in jenen Gegenden, kam'uns die Hälfte 'tzer männlichen Einwohnerschaft entgegen,, um uns zu empfangen, denn fremde Reiter sind Sine seltene Sache dort und zudem befiehlt das Gesetz der Gastfreundschaft, Len Fremden zu ehren. Ts entspann sich der üblich« Streit darum, wer uns beherbergen durfte, denn so ziemlich feder der Bauern wollte einen Gast beherbergen, und wir hätten uns mehrfach multiplizieren lassem müssen, hätte jeder seinen Willen haben sollen. Schließlich -waren wir oder doch untergebracht und saßen nun, nachdem Mr -um» gewaschen Hatton, im Kreise der. Männer, denen wir erzählten von Stambul, das den Leuten die Welt bedeutet, vom Padi schah und vom Krieg gegen die Mauro Da, Dorf mar so ein ocht.altkatholisches Dors. Armselige Häuser, ein paar armselige Aocker, einige Schaßherden, die Leute arm unwissend, stumpisinnig, aber gutmütig. Ueberall waren schon die Vorbereitungen für den Rjamadan zu.erkennen, wo in den erleuchteten Nächten die Erholung nach dem Fasten des Tqges lockt. Gin wenig außerhalb des Dorises stand eine kleine Moschee und nicht «eit davon ckn Haus — di« Schul«, aber Leide waren geschlossen. Wir bannten da» So ist e, ja meisten, in den türkischen Dörfern. Vas gange Jahr Über lungert di« Jugend draußen herum, bhi-e Gr» ziehung. faul, entbehrend, »Karten spießend. Nur -um Dienstag» 9. Juni 1914. 9. Jahrgang. däß sie im allgemeinen Staatstntevess« dauernd am der Beschaffung der Waffen und Kriegsgeräte für Heer und Marine stark beteiligt bleiben müsse. Dabei hat sie neben wirtschaftlichen auch technisch« Bedenken ge gen die staatlichen Waffenfabrtken ins Feld geführt. Die technischen Betriebe der Heeres- und Marineverwaltung arbeiteten unwirtschaftlich und daher viel zu teuer, und sie könnten mit den Fortschritten der internationalen Waffentechnik nicht ebensogut Schritt halten, wie die Privatindustrte. Der wirtschaftliche Einwand ist leicht zu widerlegen. Zunächst kann selbstverständlich die Preis frage allein nicht ausschlaggebend sein, wenn es sich um die Beschaffung der besten Rüstung für unsere Soldaten handelt. Aber es ist ja auch garnicht richtig, daß die staatlichen Betriebe unwirtschaftliche Einrich tungen wären. Allein durch ihr Dasein wirken sie schon — selbst, wenn sie.in Einzelheiten kostspieliger arbeiteten — preisherabsetzend auf die Privatindustrie. Als Schul beispiel dafür ist bereits vor Jahren im Reichstag fest gestellt worden, daß das einzelne Maschinengewehr früher 4500 Mark kostet«, dann aber plötzlich für 2500 Mark geliefert wurde, al- im Jahre 1908 der Staat dazu überging, die neue Waffe im eigenen Betrieb« her zustellen. Aehnliche Erfahrungen hat man beim Bezug von Panzerplatten gemacht, wo bereits die Drohung mit reichSetgener Herstellung preisdrückend wirkte. In diesem Zusammenhang darf ferner daran erinnert wer den, daß zum Beispiel die Durchbildung der Ferti gung des rauchlosen Pulvers ein Verdienst der Staats fabriken ist; auch die deutschen Artillerie-Geschosse und deren Zünder, überhaupt das neue deutsche Feldartille riematerial verdankt seine Entstehung Und Durchbtl-, düng der Arbeit der militärischen Staaistnstitute. Noch eine ganze Anzahl von staatlichen Erfindungen und Neukonstruktionen könnte namhaft gemacht werden als Gegenbeweis gegen die Behauptung, daß die Fort schritte aus dem Gebiet der Waffontvchnik ausschließlich der Privatindustrie als Verdienst anzurechnen seien. Immerhin wird die Rüstungskommission gut tun, ein gehend nachzuprüsen, ob sich nicht ein billigeres, spar sameres Arbeiten in den Staatsbetrieben durch stärkere Betonung.und Heranziehung des kaufmännischen und technischen Elements erreichen läßt. Diese Prüfung ist noch viel notwendiger bei der Be handlung des technischen Einwurfs der Privatin dustrie, daß die staatliche Massenfabrikation unfähig sei, die Waffentschnik in der notwendigen Weise wetterzubil- dem. Hier handelt es sich um einen Vorwurf, der, wenn er berechtigt wär«, an die Wurzeln der militärischen Leistungsfähigkeit Deutschlands im Kriege rühren würde und deshalb auss schnellste entkräftet werden müßte. Nun läßt sich ja tatsächlich nicht verkennen, daß unsere pri vaten Waffenfabrtken mit ihren internationalen Liefe rungsaufträgen und mit ihren bedeutenden Nebenbe- trieben neben der eigentlichen Massenherstellung reich lichere technische Erfahrungen sammeln und verwerten können als die Staatsbetriebe, die doch immer nur in beschränktem Umfange neue KonstruktionSversuche anstel ¬ len werden. Allein dieser Nachteil kann leicht ausgegli chen werden, wenn der Staat einen festen Stamm von leitenden Beamten hält, die nach den Grundsätzen der Privatindustrie kaufmännisch und technisch das Höchste leisten und —wie es in einer Denkschrift vom Jahre 1905 heißt — als Kräfte ersten Ranges mit langjähriger Er fahrung ausreichende Gewähr Wr erfolgreiche Bewälti gung der umfangreichen, schwierigen und mannigfal tigen Aufgaben bieten. Hier aber dringen nun immer wieder Beschwerden der beteiligten technischen höheren Beamten an die Öffentlichkeit, die rügen, daß sie kei nen genügenden Einfluß auf die Wirtschaftlich keit und Technik der Staatsbetriebe haben. In allen Fragen entschieden die mit der Leitung der Institute Offiziere ,die infolge der gegebenen Vorschriften und tatsächlichen Verhältnisse den höheren technischen Be amten lediglich als sachverständigen Beirat behandeln. Schon der äußerliche Umstand, daß das Verhältnis der Offiziere zu den höheren technischen Beamten in den Instituten wie 2:1 ist, legt Zeugnis dafür ab, daß die wirtschaftlichen und technischen Erfordernisse stiestnüt- terlich behandelt werden. Das ist im Zeitalter der Tech- nik und bei der scharfen internationalen Konkurrenz der Massenfabrikation außerordentlich bedenklich. Deshalb sollte und müßte es sich die Rüstungskommisston ange legen sein lassen, den höheren technischen Beamten einen ihren Fähigkeiten und ihrer Berufsbildung entsprechen den Einfluß in den Instituten der Heeres- und Marine verwaltung zu sichern. Wenn ihnen statt der jetzigen be ratenden Stimme Vollmacht und Verantwortung in der technischen und beratenden kaufmännischen Leitung über tragen würde, verlöre der Vorwurf mangelnder Sach kunde und Erfahrung, die die Privatindustrie erhebt, jede Berechtigung. Dann erst würde auch das Zusammen arbeiten der privaten und staatlichen Rüstungsindustrie .wett gedeihlicher sein und der Verdacht, daß die eine von der anderen übervorteilt würde, könnte kaum noch auf kommen. Denn es wären dann zugleich auch staatlich« Kontvoll- und Abnahmeinstanzen geschaffen, an deren Sachkenntnis und wirtschaftlicher Einsicht nicht der ge ringste Zweifel herrschen würde. Verworrenheit. Kammerpräsident Deschanek meinte in seiner An trittsrede, mit der er der französischen Volksvertretung Mr seine Wahl dankte, darüber seien sich alle Deputierten einig, daß Frankreich sta rk sein müsse, nur Wer das W i-e gingen ihre Wege auseinander. Herr Deschanel wollte es in präsi dialer Unparteilichkeit mit dieser Phrase -vermeiden, in der brenzlichen Frage der dreijährigen Dienstzeit irgend jemand vor den Kopf zu stoßen. Aber er hat mit dieser banalen Redensart die Verworrenheit der Lage bester ge kennzeichnet, als er es vielleicht selbst wollte. Denn es ist heute wirklich unmöglich, auch nur annähremd «festzustellen, welchen Kurs denn eigentlich die Kammermchrheit in dem Streit um die Dreijahr einschlagen will. Man darf sich da nicht äußerlich an die Zissfem halten. Ee- Ramadanmonat kommt ein wandernder Softa ins Dorf. Dann, wird die Moschee geöffnet und das Schulgebäude, der Softa, der selbst nicht viel weiß, unterrichtet «in paar Wochen lang die Jugend, predigt auch den Erwachsenen, unentwegt an den Gesetzen des Korans festzuhalten, denn das gehört zu seinen Instruktionen, die er in Stamhul bekommen hat, zum Gefechtsplan des Islamitischen Klerus in besten Kampf gegen das neue Regierungssystem, das seine Macht bedroht. Al» Mr am anderen Morgen weiterritten, begegneten w r dem Softa, der ins Dorf. kam, um dort sein« karge Weisheit zu verzapfen. Er war ein armer Teufel, dösten E el jämmerlich aussah. Dankbar nahm er di« dargebotan« Z garette an, und ritt weiter. Offenbar freute er sich auf di« reichliche Verpflegung, die ihm« dank der großen Gast freundschaft zuteil werden würde. An jene anatoltschsn Dörfer denke ich jetzt, da di« tückische Regierung an eine der weittragendsten Reformen schreitet oder wenigstens schreiten will. Di« letzten Kriege, di» der Türkei mit bru taler Faust an den Leben»n«uo gefaßt haben, hatten aber doch -da» Gute, daß in ihrer Folge die türkische Re gierung mancherlei Schaden anerkannt hat, die feit langer, langer Zeit am türkischen Staatsgebillde nagen und zu dessen Vernichtung führen müssen, wenn nicht bald an, ihr« radikale Beseit'gung gedacht Mrd. In Vieser Erkenntnis geht jetzt die türkische Regierung daran, einem der ^schwersten Schäden im türkischen Reiche an den Leih zu rücken: der furchtbaren Unwissenheit der türkischen Bevölkerung. Sie hat eben «in Gesetz für da» DolksschuVwSsen auqgembeitet und geht daran, .endlich VoÄnschulen -u gründen, Zum mindesten ist der Wille dazu da, und da« ist in der Wickel auch schon etwa«! Don dem allgemeinen niedrigen Bi!» dungeniveau der »«manischen Bevölkerung, besonder» der Landbevölkerung, kann sich «in Europäer nur schwer einen Begriff machen. Das Volk steht unter dem Bann einer tausendjährigen Unwissenheit und ist mit Anschauungen durchtränkt, di« mit der modernen staatlichen und sozialen Moral-oft in krassem Widerspruch stehen. Gerade dieses Moment, das durch keine erzieherischen Einflüsse ausge glichen wird, ist der große Krebsschaden, der den-tückischen Staat mit den schwersten Gefahren bedroht. Das frühere absolutistische Regievungssystem hatte be greiflicherweise ein Interesse daran, daß das Bült unwissmd blreb, und noch Abdul Hamid war peinlich daraus bedacht, daß dem Volke keine.Aufklärung zuteil würde, denn di« Unwissenheit macht eben da» Volk blind, so daß es nicht sah, wie es durch alle Instanzen ausgebeutet wurde. So war es und — ist es noch heute. Da» neue Regime hat in dieser Hinsicht so gut wie nicht« geändert. Zwei Momente erhielten di äsen Zustand bis den heutigen Tag. Der reaktionäre Klerus und mit ihm alle reaktio nären Elemente boten alle» auf, um die Volksbildung hin- tanzuhalten, di« ihnen den Einfluß aus die breiten Massen untergraben würde, und die Religion,bildete di« geschickt benutzte Schanze. Ihr willige» Werkzeug wurde die nach wi« vor korrupte «Beamtenschaft in der Provinz, di« daran dachte, daß nur total unwissende Leute sich in der allge» Lohnten schamlosen Weise-brandschatzen ließen. Au» der geistigen Armut der Landbevölkerung resultiert aber wieder- um deren große physische . Armut, die dem Staat Tausend« und Abertausende Stsueckritfte raubt, da» Land verkom men und veröden läßt. Deneration'um Generation ist aus gewachsen in Unwissenheit und Faulheit. Wie viele Dörfer gibt «», in denen nicht ein-Mann lesen, schreiben, rechnen kann. Nicht einmal ihr Geburtsdatum oder ihr Alter wissen die .allermeisten Bauern «der armen Leute in den Städten Die Bauern leben inmitten «in« gesegneten Landschaft, di« bet nur einigem Fleiß Schätze-ergeben