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480 hinaus und verlor sich zehn Minuten weiter in einem irendenPosten im Herantreten zuiq Adjutanten..- „Liebe diese alten Burschen aus der KriegSzeit, lieber Ribnitz, 'S ist damit ein ganz ander Wesen. Brauchen nicht die Hälfte Zeit und sind noch 'nmal so proper. — Guten Morgen, Kinder — Se. Durchlaucht — aber Donnerwetter, Christopher," unterbrach er sich, „wo ist denn CaSper?" — Der Kürassier -zuckte ein wenig zusammen, aber sprechen that er noch nicht, — wartete erst die Erlaubniß ab. Und die kam. „Was hast du zu melden?" fragte der Herr, der deS Mannes Unruhe erkannte. Da trat er im festen, klirrenden, dienstmäßigen Schritt von seinem Posten drei Schritt heran, — der Schnee war vor dem Hause weggekehrt — machte Halt, salutirte und sprach mit tiefer, aber ein wenig zitternder Stimme: „Herr General, ich habe zu melden — der CaSper ist fort." Und der alte Gesell könnt' die Augen nicht grade halten, wie sich'S schickte, er schlug sie nieder und beguckte seine Stulphandschuh und den blauen Aufschlag deS ColletS, der d'runter hervorschaute, als sei da ganz was absonderlichS zu sehn. War aber alles, wie es der König seinen braven Soldaten giebt, proper und ohne Flecke. Der General sah den Adjutanten an und dieser ihn, und dann sahen sie beide auf den Posten da vor ihnen und schüttelten ihre Köpfe. Und endlich sprach der Kommandeur ärgerlich: „der CaSper ist fort? WaS heißt das? — Sprech Er deutsch mit seinem General, will ich Ihm rachen." — „Herr General, er ist fort," versetzte Christopher gar ruhig, denn daß der General ihm bei solcher Meldung mißtraute, konnte er ihm nicht verdenken, war sie ihm doch selbst beinah unglaublich, obgleich er sie machte. „Herr General, er ist fort. Hat sich heut Morgen um fünf Uhr Urlaub von der Wache auf zwei Stunden erbeten und ist nicht wiedergekom men." — „Weißt du, wohin er ging?" fragte der Herr.— „Herr General, ja, — zum Löffelschneider wird er sein." „Zum Löffelschneider ?" rief der Adjutant dazwischen, „da haben sich ja sonst oft die Deserteurs versteckt!"— Der General runzelte die Stirn. „Das ist ja eine ganz verfluchte Geschichte. Da muß gleich Anstalt gemacht werben. Wenn der noch davonläuft" — Er vollendete nicht, denn so ärgerlich er war, mußte er plötzlich lachen über bas Gesicht Christophers, der mit" großen Augen und offenem Munde tief er staunt die Herren ansah' „Ist er nicht desertirt?" fragte der Kommandeur also nach einer kleinen Pause.— Und da schüttelte Christopher höchst undienstmäßig seinen Kopf. „Herr General, ich bin ja hier!", sagte die treue alte Seele dazu. — Der Adjutant lachte, der General aber nickte freundlich und meinte: „das ist richtig, Christopher, mein Sohn.—Weshalb ist er denn aber fort, Mann? — „Herr General, baS weiß ich schon, aber eS ist 'ne lange Geschichte, versetzte der Kürassier traurig.— „Wenn du abgelöst wirst, komm zu mir und melde dich bei der Ordonnanz," war die Antwort. „Jetzt kann ich hier nicht stehn bleiben. Aber es muß daS gleich wieder in Ordnung kommen. Denn eS Und die Zeit ging weiter; die Posten wurden abgelöst und die neue Wache zog auf, Christopher kam zum General und erzählte ihm und dem Obersten, der auch dabei war und inzwischen schon die Meldung vom Unteroffizier HauStreter erhalten halte. Die beiden Herren waren nicht wenig verwundert und dann ordent lich besorgt um diese Geschichte. Der Oberst erinnerte sich noch deS Falls mit dem Wilhelm, wie schmuck, wie falsch, wie verderbt der Patron gewesen. Der General sagte: „daS hilft nun nicht, wenn'S auch dein Bruder ist, Christopher — er ist ein entsprungener Sträfling und Räuber. Wir müssen Anzeige davon machen." — Und der Christopher erwiederte: „Herr General, eS ist mein Bruder nicht mehr. DaS geht mich nichts an. Wenn ich nur den CaSper wieder hätt'l Halten zu Gnaden, Herr General Und Herr Oberst, er ist mir an'S Leben gewachsen." — „Sv such' ihn," sprach der Oberst, „eS ist noch nicht gemeldet, daß er wieder da sei. Ich fürchte selbst was Schlimmes." — „Und wenn du ibn dort nicht findest, sollst du 'n Kommando haben, in der Umgegend zu suchen," setzte der General hinzu. „Waö Teufel, ich kann mir meine besten Leute nicht stehlen oder zu Tob' kommen lassen." — Da ging Christopher davon und zwar zuerst in den Stall zu den Pferden^ sah nach dem Futter in der Krippe und ob sie auch gut gehalten seien. Die Grete war ganz fidel, aber Peter^ wandte den Kopf höchst verstimmt nach der Thür und dann wieder zu Christopher, und bann sah er zu Greten hinüber und schüttelte sein weißes Haupt gar verwundert. Grete wunderte sich und schüttelte freilich auch, aber das war nur zur Gesellschaft und im Uebrigen war sie, wie gesagt, ganz fidel. Ihrer war ja da,-— „Na, tröste dich," sprach Christopher, schlenkerte seine nasse Hand, mit der er in der Krippe gerührt, durch die Luft und trocknete sie dann in PeterS Schwänze ge hörig ab, „wir wollen ihn schon wieder kriegen, oder eS müßte mit dem Teufel zugehen!" — Peter schüttelte verdrießlich den Kopf und krauste die Nase. ES mochte ihn wohl ein Stückchen Häcksel hineingestochen Haben. — Christopher ging in sein Quartier — von CaSper war nichts zu hören. Aber dagewesen wäret. Denn aus dem kleinen Beutel, worin sie beide ihr Geld und Gut hatten, war ein Thril heraus, wie derHürassier bei der Untersuchung sah. Er schob ihn wieder an seinen Platz in der Ecke deS alten Kastens, schloß zu unhtzaing ein wenig erleichtert; eS war ihm, als hab' er doch eine Spur von seinem Kameraden. — Drunten sagte ihm auch die alte Wirthin, sie habe den CaSper frühmorgens herein und bald darauf wieder hinauö- stampfen gehört. Da tröstete ihn wieder etwas, und er machte sich weiter. Auf der Wache wußte man aber noch nichts. Draußen vor dem Thor, müßt ihr wissen, an die zehn Minuten vor der Stadt, lag ein altes, schmutzig auSsehendeS HauS mit kleinen blinden Fenstern und tief herabreichendem, moo-überwachsenem Strohdäch. Der Rauch zog aus einer Orffnuna unter dem Dach o-.--, — o - - - - und hatte die Thür drunter und die Wand und die sind meine beiden besten Leute, Ribnitz, und ich mißte nächste Stelle des Daches tief geschwärzt. Von einem sie um vieles nicht. — WaS wird der Oberst sagen!" Garten war nichts zu sehn — selbst im Sommer Und damit traten die Herren in die Thür, und der nicht viel, — dafür erstreckte sich aber gleich vom Hause Christopher war wieder allein mit dem andern Posten an eine bruchige Wiese mit Steinen und Buschen und seinen betrübten Gedanken. hinaus und verlor sich zehn Minuten weiter in einem