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Dänemark. Aus Kolbing (in Jütland, eine Viertelstunde van der Grenze Schleswigs) schreibt man dem Dr. Zaum.: Im Jahre 1849, am 7. Mai, als -die deutschen Reichötruppen durch Novdjütland vordrangen, fand unter Attderm, wie damals so häufig Ml unserer Grenze, auch in der Nähe von Blaakjerskoy (blauer Wald), nördlich von Viuf, ein Scharmützel statt, wo ein deutscher und ein dänischer Soldat (Erste rer war, wie man sagt, auö Sachsen) todt auf dem Platze blieben und sodann, als sie aufgefunden wor den, von Bauern an Ort und Stelle in einer Grube brüderlich vereint begraben wurden. Der Besitzer dieses Waldes, ein tüchtiger SchleSwig-Holsteiner, ein gut deutschgesinntcr Mann, konnte cs nie und nimmer leiden, daß die beiden Feinde in Einem Grabe und überhaupt auf seinem Grunde, nicht aber auf einem Gottesacker, wohin sie doch nach seiner Ansicht gehörten, den ewigen Schlaf schlafen sollten. Er ging zur Behörde und verlangte, daß die beiden Soldaten von ihrer jeweiligen Ruhestätte auSgegraben und in einem ordentlichen Friedhöfe begraben würden. Die Behörde wies seinen Antrag ab, und nun kam der Mann mit einer schriftlichen, wohl abgefaßten Klgge, worin er forderte, daß, wenn dir beiden Begrabenen auf seinem Grunde liegen bleiben sollten, er nicht weniger als eine jährliche Entschädigung für diesen seinen Grund von 109 Thlrn. verlange. ES war natürlich, daß dies zuletzt half. Man machte sich an die Arbeit, die beiden Soldaten wieder auözugraben. Dies geschah denn endlich, und man führte die beiden verwesten Leichen, in einer hölzernen Kiste nebeneinan der liegend, nun nach dem Kirchhofe in Biuf, wo man sie aber nicht an einer -solchen Stelle begrub, wo ordentliche Leute begraben werben, sondern an derjenigen Stelle, wo die Selbstmörder eingescharrt zu werden pflegen. Da Vie Leichenkiste halb verfault war, so war eine neue bestellt worden, die aber un glücklicherweise derart gemacht war, daß eine Leiche auf die andere zu liegen kam. Nun mag es der Zu fall oder die wirkliche Absicht gewollt haben, kurz eS kam, daß der Deutsche oben auf den Dänen zu liegen kam und Beide nun in dieser Lage wieder begraben wurden. Hinterher — hören Sie nur und staunen Sie ! — erfuhren dies einige „gut gesinnte" Kolbinger Spießbürger, die eS wieder flugs dem dänisch ge sinnten Redactcur der „Kolbing Avis" als einen ent setzlichen, gegen die dänische Nation begangenen Frevel mittheilten. Nun waren alle Berserker los! „Kolbings- Avis" schrie in seinem Zorn Zeter und Mordio, und die ganze dänische Presse heult im Chorus nach, waS wahrscheinlich zu Folge haben wird, daß die armen Kerls noch einmal ausgegraben und ihre Plätze ver tauscht werden müssen. Der Deutsche wird nun unten und der Däne oben zu liegen kommen. Rendsburg, 25. Juli. Von Mund zu Mund läuft hier das Gerücht, Preußen habe eine ener gische Note nach Kopenhagen gesendet, die factische Einverleibung Holsteins in Dänemark betreffend; ja man spricht sogar schon von Interventionen durch Preußen und Oesterreich, und es werden an diese Ge rüchte bereits so kühne Hoffnungen geknüpft, daß die bloße Möglichkeit der dereinstigen Erfüllung die Dänen, welche sich hier noch immer einzunisten trachten, mit Angst und Schrecken erfüllen muß. ES wird nun zwar das Ganze auf die bekannten Noten in Betreff der Domänenfrage hinauslaufen; eS können aber aus dieser Frage leicht andere Fragen entstehen, die mög licherweise den Holsteiner in seinem ersten politischen Glaubenssatze bestärken können: „Daß wir trotz alledem und alledem frei werden von Dänemark." Die Do mänenfrage ist schon an und für sich viel wichtiger als man bei einem flüchtigen Blick auf daS sogenannte Domänengesetz anzunehmen leicht verleitet werden kann. Die Regierung hat sich durch den dänischen Reichsrath das anscheinend unwichtige Recht einräu men lassen, alle Domänen zu verkaufen, sofern sie nicht mehr eintragen als höchstens 200 Thlr. R.-M. jährlich, und haben die lauenburgifchen und holsteini schen Mitglieder des ReichSrathS gegen daS beSfallsige Gesetz vergeblich protestirt. ES liegt hier aber keine bloße Principialfrage vor. Kundige schätzen nämlich den Werth aller derjenigen Domänen in den Herzog- thümern, die in die Kategorie der zu verkaufenden fallen, auf 30—35 Mill. Tblr., und diese Summe — so raisonirt man — nach und nach von den Herzog- thümern einzuziehen und in die bodenlose Gesammt- staatstasche zu werfen, heißt im Grunde nichts Anderes als zum Besten des Königreichs Dänemark den Her- zogthümern von ihrem Eigenthum für so urtd so viel Millionen zu entfremden. ES darf hierbei auch nicht übersehen werden, daß die dänische Regierung, als sie, wie eS heißt, die projeelirte dänische GesammtstaatS- verfassung den „paciScirenden" deutschen Großmächten zu deren Billigung vorlegte, gerade die Domänen nicht zum Gesammlstaat geschlagen haben soll. Und ist dies -wirklich der Fall, so muß und wird ein solches Verfahren jetzt seine Früchte tragen. Na türlich schweigt unsere sogenannte inländische Presse darüber, die dänische aus begreiflicher Ursache, die schleswig-holsteinische, weil sie muß. Wenn von Deutschland Stimmen laut werden über die jetzige Regierungsweise in den deutschen Herzogrhümern beS Königs von Dänemark, so sorgen die bezüglichen Minister für Schleswig und für Holstein für Ver bote und Confiscation. Man kann sich überhaupt im übrigen Deutschland schwerlich «inen Begriff von dem gegenwärtigen Zustande der Presse in den Hepzog- lhümern machen. Censur freilich haben wit nicht; aber was hier als Preßgesetz gils, ist ärger als Censur. Zeitungen und Wochenblätter müssen vor der Aus gabe der Polizeibehörde vorgelegt werden, und da reicht denn ein dem Herrn Polizeimeister mißliebiges Wort hin, die Beschlagnahme der ganzen Auflage zu verfügen. Ein Rechtsweg gegen solche Maßregel steht nicht offen, sondern nur Beschwerde beim Minister ist gestattet. Schlimmer noch als dies Alles ist, daß der Minister für Holstein über die Drucker und Verleger von holstemischen Zeitungen und Blättern das Da moklesschwert der Concessionsentziehung hält. Man muß -es unter diesen Umständen bewundern, daß trotz alldem unsere Blätter sich noch sso muthig zeigen, daß, mit Ausnahme der Altonaer Blätter und des Kiklsr Correspondenzblatt, kein einziges holsteinisches Blatt nach der ministeriellen Pfeife tanzt. V ermischtes. Die Untersuchungen des Strychnin-Gift.es sind auch in Prag und das erste Mal am 12. Juli, in Gegenwart,einer Commission, in der Abdeckerei an zwei rotzfranken Pferden vor genommen worden. DaS eine davon war schon 20 Jahre alt, außer genannten Gebrechen.mst Blindheit behaftet, und eS ging daS Experiment an ihm folgendermaßen vor sich. Zwei Gran