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Strychnin wurden in Alkohol aufgelöst und mit dieser Flüssigkeit eine gläserne Spritze gefüllt und eine dem Pferde geöffnete Vene inficirt. Ungefähr nach 10 Secunden äußerten sich schon die Wirkungen deS Strychnin«, Krämpfe erfaßten da« Pferd und e« stürzte lautlos und steif zu Boden. Erst nach einigen Augen blicken ließ die Steifheit wieder nach, sowie da« Zähneknirschen des Pferdes. Da« Blut de« verendeten Pferde« wird in dein Laboratorium der dortigen mehicinischen Anstalt chemisch unter sucht werden. An dem zweiten vierjährigen Pferde mißlang das Oeffnen der Vene, und e« konnte deshalb da« Strychnin in der vorgcschriebcncn Weise nicht cingespritzt werden. Wittgen's Ranbschloß. (Fortsetzung.) „Sieh, hier soll'S Mühe kosten, den alten Fachs zu finden, und vieler Leben, ihn zu fangen. Hier kann ich schon einige Tage in Gedulv harren, bis die tobenden Helden mit langer Nase abziehn. Ein Schlückchen Wein lagert in diesem Fäßchen; ein Stück geräuchert Fleisch und geröstetes Brod darf auch nicht fehlen, und hier ein Goldhäufchen liegt recht verträglich bei des Lebens Nahrung. Es ist genug, um bei einer Flucht einmal zu leben. Hier dieser Spieß fährt Jedem in den Wamst, der vor das Loch tritt. Ich fürchte so kein Heer, denn kaum Einer kann vor der Höhle fußen." Nicht ohne Verwunderung verließ Wittgen diesen Zufluchtsort; folgte dem springenden Waghalse, der bald von ihm Abschied nahm und leichten Sinnes den Seinen nachjagte. Er blieb zurück und war froh, daß die Dämmerung durch das Thal zog; eine trübe Stimmung bemächtigte sich seiner. Da ergriff er eine bestaubte Laute und suchte im Anschlägen der Töne Trost bei ihr, ohne ihn wahrhaft zu finden! Er gedachte der lieblichen Töne, die einst Marie in Weesenstein hervorgebracht, und sein noch unverdorbener Sinn verfiel in Melancholie. So vergingen Tage, Wochen, in dieser Einförmigkeit. Aber nie war er zu bewegen, Hermann beim Jagen zu begleiten. Seine Stimmung ward immer trüber und feindseliger gegen die Menschen, jemehr er der Sicherheit wegen, jedoch äußerst verletzt durch die Gemeinheit des ihn umgebenden Haufens, hierher gebannt war. Lange sann der „schwarze Toffel" darauf, ihn zu erheitern, bis endlich ein glücklicher Einfall ihm die Freude machte, seinen Freund wieder einmal mit den Zügen der Heiterkeit zu erblicken. Finster setzte dieser sich eines Morgens vor das Thor, seinen Hund, den Treu, liebkosend; da hörte er das Wiehern eines Pferdes, und aufblickend, sah er seinen treuen Rappen. Mit lautem Willkommen hing er an deS ThiereS Halse und flog dann im nächsten Augen blick an den deö Räubers. Mit dem edeln Thiere war seinem Herrn ein neues Leben geworden, und willig gab er am nächsten Tage Hermann'S Einladung zu einem Spazierritt Gehör, da dieser versicherte, ihn auf Wege zu führen, die sicher wären, und ihm gewiß Freude machen würden. Dabei lachte er nach seiner ausgelassenen Weise, daß cS in den Bergen wieberhallte, und pfiff sich ein Schelm stückchen mit schlauer Miene. Sein Wesen vcrrieth, daß er etwas Außerordentliches vor hatte; doch Witt gen merkte nichts und folgte ihm durch den endlosen WM ES dunkelte bereits, und Wittgen mahnte seinen Begleiter an die Heimkehr; doch dieser meinte, der Weg sei nicht lang und er habe noch ein kleines Ge- Ein sächsischer Förster, Namen» Gastell, „der nunmehr 82 Jahre alt geworden und das Gehelmniß nicht mit in di« Erde nehmen will," veröffentlicht folgendes Mittel gegen den Biß toller Hunde, welches er seit 2S Jahren gebraucht und womit er vielen Menschen und Vieh geholfen haben will. Man besorge sogleich warmen Eisig oder laue» Wasser, wasche die Wunde au« und trockne sie; alsdann gieße man einige Tropfen mineralische Salzsäure in die Wunde, weil mineralische Säur« den Speichelgift auflöst, wodurch die böse Wtrknng aufgehoben wird. schäft abzumachen. Indem er daS sagte-, stieg er ab, und frisches Pulver auf seine Büchse schüttend, horchte er mit lauernder Miene, als müsse er etwas vernehmen. „Was hast Du vor?" fragte ihn der Erstaunte. „Einen alten Bock will ich umlegen, damit zu einem Schmalrehchen sich ein junger geselle! antwortete der Räthselhafte. Da sprengte Gürge heran, flüstert« dem Hauptmann etwas in's Ohr, und dieser schwang sich auf'S Pferd und eilte mit dem Gefährten in den Wald zurück, und kaum, daß er auf Wittgen's Fragen Antwort geben konnte, vcrrieth ihnen schon das Gerassel einen nahenden Wagen. Wittgen ward unheimlich dabei, doch blieb ihm nicht lange Zeit zu Betrachtungen, denn Hermann sprengte vorwärts und im Augen blick seiner Ankunft war auch schon das Fuhrwerk von der Bande umring», der Fuhrmann zu Boden geworfen, und schon schwang er sein Schwert über dem Haupte VeS Reisenden, der wie ein Rafender auf ihn loSstürzte. „Hülfe! Hülfe!" erscholl der Angstruf auS dem Wagen, und kaum die Stimme hörend, schlug Wittgen den Mordstahl aus Hermann'S Faust. ES war Frido lin en'S Stimme, die mit ihrem Gatten daher kam. Mit fürchterlichen Flüchen überschüttete ihn der erbitterte Hermann, doch jener hörte sie nicht; die ohnmächtige Fridoline lag in seinen Armen. Mit rührenden Worten suchte er sie zu ermuntern, ach! er fühlte nicht, daß ihr besser wäre, zu sterben; — das aber war er sich bewußt, daß sie daS einzige Wesen sei, daS ihn liebe. Diese Gruppe betrachtete Hermann mit Hohn lachen, und als Klinsky ihm erschöpft seine Börse anbot, um sein Weib aus den Händen des verhaßten Nebenbuhlers zu befreien, da blickte er diesen verächtlich an und rief mit schrecklicher Stimme seinen Genossen zu: „Daß Keiner seine Hand nach Beute auSstreckt, oder er ist deS Todes! — Siehst Du, Brüderchen!" jubilirte er gegen seinen Freund: „ich bin so eine Art von Gerechtigkeit. Nicht seinen Beutel, sein Herz will ich antasten. Zu Pferde jetzt und Dein Liebchen vor Dich in den Sattel!" Klinsky knirschte mit den Zähnen und Wittgen jauchzte laut auf: „Sie athmet wieder!" Mit Entsetzen betrachtete sie die sie umstehenden Gestalten und mit wildem Blick rief sie: „Wo ist mein Gemahl?!" Da schwand auch dem Unglücklichen die Befangenheit. Er fühlte sich in Gefahr, der Ehrlosesten Einer zu werden. Er legte die Zitternde an KlinSky's Brust, — ohne Lebewohl warf er sich in den Sattel und sprengte in die Nacht hinein. „Narr!" schalt Hermann hinter ihm d'rein. „Da habe ich mich nun abgesonnen, den bübischen Broddieb mit Spionen verfolgt, auf Weg und Steg bis zur günstigen Stelle, um' ihm zu Deinem Frommen die Rückfahrt zu erleichtern. Aber der Eulenspiegel