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Nr. 2. Weißerih-Zeitung Verantwortlicher Rcdacteur: Ca.rl Zehne in Dippoldiswalde. 4. Januar 1856. Inserate «erden mit 8 Pfg. für Vie Zeile berechnet und in alÜN Erpeditionm angenommen. Freitag. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstal- ttn. Preis pro Quart. tO Ngr. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Sandmann. Tagesgeschichte. Possendorf bei Dippoldiswalde. In der Paro- chie Possendorf, .Ephorie Dresden II., sind im Jahre 1835: 155 geboren, als: '79 Knaben, darunter 6 uneheliche, 3 todtgeborne, 76 Mädchen, darunter 5 uneheliche, 9 todtgeborne. 67 Konfirmanden, als 46 zu Ostern und 21 zu Michaelis. 3336 Communicanten, darunter 67 Konfir manden und 40 HauScominunionen. 105 weniger alö 1854, 550 weniger als in den Jahren 1824 bis 1837. 57 Paar aufgeboten, 40 Paar getraut. 116 gestorben, als: 6 Wittwer, 15 Wittwen, 14 Ehemänner, 8 Eheweiber, 4 lebige MannS-, 5 ledige Weibspersonen, 40 Knaben, darunter 3 todt geborne, 24 Mädchen/ darunter 9 todtgeborne. _ UeberdieS 2 Selbstmörder, als eine ledige Manns person in Hänichen und eine lebige Weibsperson in Theisewitz. Den 21. April 1855 verunglückte früh 4'/- Uhr bei der Einfahrt in hie Kohlcnschacht zu Hänichen der Bergarbeiter Otto Moritz Nacke aus Rippien, alt 14 Jahr 3 Monate. Den 8. Mai 1^55, Vormittag II'/, Uhr, stürzte im Sleinbruche zu Bannewitz der Steinbrecher Franz Anton Zöllner aus Wilmsdorf (kathol. Konfession! sechs Ellen tief herab, und wurde durch einen auf ihn fallenden Stein zerschlagen, alt 36 Jahr. Den 30. Juli 1855, Nachmittags 3 Uhr, wurde Frau Anne Marie geschiedene Nacke, geborne Zieh- nert, in Quohren vom Blitze getödtet, alt 58 Jahr 6 Monate. Im Jahre 1655 sind in der Parochie Possendorf 33 geboren, 8 Paar getraut, 17 gestorben. Im Jahre 1755 sind 72 geboren, 14 Paar ge traut, 42 gestorben. Leipzig. Durch eine kürzlich ergangene Verord nung ist bem Publicum, das Geldsendungen mit der Post macht, wieder eine bedeutende Erleichterung gewährt worden. Bisher erfolgten nämlich die Be förderungen von Geldzahlungen in zweifacher Weise: entweder durch Uebersendung deS Geldbetrags oder durch Einzahlung desselben bei der Postanstalt des Abgangsortes zur Auszahlung durch die Postanstalt deö Bestimmungsorts. Für letzere Beförverungöweise war aber eine Gebühr von */« Ngr. per Thaler fest gesetzt, wodurch diese ZahlungSweise sehr vertheuert wurde. Jetzt ist nun verordnet, baß für diese Ein zahlungen zur Post auch nur derselbe mäßige Satz w ie für Geldsendungen erhoben werden soll; eS dürfen dieselben aber 25 Thlr. nicht übersteigen. München, 27. Decbr. An den reizenden Ufern unserS Starnberger SeeS, bei der schönen Villa, die daselbst der Inspektor der königl. Erzgießerei baut, wurde vor einigen Tagen ein schauderhaftes Ver brechen verübt. Einer der Arbeiter, ein früherer Unteroffizier, hatte vor mehren Monaten die Erlaub- niß erhallen, ein Zimmer im Neubau zu bewohnen, eine Begünstigung, die etwas später noch einem an dern Arbeiter, einem Zimmergesellen, gewährt wurde. Beide lebten seitdem ungestört und friedlich in jenem Zimmer. Am letzten Montag nun fehlten beide Ar beiter; vorgestern aber fand sich der ehemalige Unter offizier, vorgebend, haß er sich in München aufgehalten habe, wieder ein, und als mit demselben der Bau führer das von beiden Arbeitern bewohnte Zimmer betrat, wurde man Blutflecken und andere verdächtige Spuren gewahr. Der Arbeiter wollte em liefen Spuren nichts Auffallendes finden, und erklärte sich bereit, seinen bisherigen Zimmergenoffen aufsuchen zu helfen. ES war dies aber nur ein Borgeben, um zur Flucht zu gelangen, die leider auch gelungen zu sein scheint. Nähere Nachforschungen ergeben nun die.Ge wißheit, daß hier ein, Verbrechen der schrecklichsten Art verübt worden. Man fand nämlich zum nicht geringen Entsetzen im Ofen deS Zimmers den schon Ungebrann ten Kopf und die Eingeweide des vermißten Zimmer gesellen, und später, in einer unter Heu versteckten Kiste, die übrigen zerstückten Körpertheile des Unglück lichen. Bis jetzt liegen keine Umstände vor, welche schließen lassen, daß das schwere Verbrechen aus Hab sucht verübt wurde; daß der Verbrecher die Absicht gehabt habe, das Fleisch seines Opfers zu verzehren, wie ein hiesiges Blatt permuthet, möchten wir im In teresse der Menschheit vorerst nicht glauben. Herder ist es der angestrengten Bemühung der Polizei bis jetzt nicht gelungen, des Verbrechers habhaft zu werden; daß er sich im See ertränkt habe, ist vielleicht nur eine Vcrmuthung, (Nach der Angabe deö Münchener BlaltS sahen die Brust- und untern Theile des Ge mordeten wie regelmäßig geschlachtet aus, so daß ein beigezogener Metzger erklärte: die Zubereitung müsse wenigstens einen halben Tag in Anspruch genommen haben.) Paris, 29. Decbr. Wie aus guter Quelle, vir- sichert wird, hätte Oesterreich die förmliche Zusage gemacht, für den Fall, daß Rußland die Vorlage zurückweist, den Vertrag vom 2. Dec. zur Wahrheit i