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John lebt! Skizze von Heinrich Maron (Nachdruck verboten) lieber dem Hamburger Hafen schwelte dicker Nebel. Die Dampfer, Barkassen und Ewer lagen wie in einem Spinnen netz cingehüllt still aus dem dunklen Strom. Hist uttb wie der schob sich ein grüner Fährdampfer mit der Dampffirenc heulend durch die graue Nebelwand. Die Menschen hatten ihre Kragen hochgeschlagen, den Kopf cingezogen und schimpften auf das Dreckwetter. Ich aber fand alles wunderbar. Vielleicht hätte ich wie alle anderen geflucht, wenn ich nicht erst gestern nach langer Abwesenheit wieder jn Hamburg angekommen wäre. So aber stand ich zufrieden und glücklich an der Usbcrseelan- dungsbrnckc und freute mich, selbst über den stickigen Nebel, der alles mit einem geheimnisvollen Schleier bedeckte. Und irgendwie war ich stolz, obgleich ich eigentlich gar keinen Grund dazu hatte. Denn vor etwa einem halben Jahr war die „Leontas", ein amerikanisches Frachtschiff, auf dem ich gemustert hatte, an der Küste Südamerikas gesunken. Ich stand jetzt hier, in der Heimat, heil und gesund, aber einige meiner Kameraden waren geblieben. Auch John Eilers. Ich sch ihn vor mir, Len breitschult rigen blonden John, der Pranken wie ein Boxer und ein Ge müt wie ein Kind hatte. Und ich höre seine Worte, die er -einige Tage vor dem Unglück z» mir gesprochen hat. „Ich bin kein Spökenkieker", hat er in seiner bedächtigen Art ge sagt, „aber . . . wenn Lu eher zu Hause bist alS ich, dann .. . geh doch einmal zu meiner Mutter. Ja, Hein, versprich mir das!" Ich hatte es ihm lachend mit einem Scherzwort verspro chen. „Dummer Snack", hatte ich geantwortet, „iS doch klar, daß wir zusammen in Hamburg eintrudeln werden." Er hatte zwar darauf genickt, aber vermieden, mich anzufehrn. Und ein paar Tage später zerbrach di« „LeontaS" im Sturm wie eine morsche Laufplanke. Einge retteten sich noch recht zeitig in das Boot. Ich war auch dabei, aber John EilerS nicht. Den hatte der Sturm vor meinen Augen über Bord gespült. Und ich hatte John EilerS versprochen, seine Mut ter zu benachrichtigen. ---- körper», vielleicht von besonder«, Lrgsen, <m«g»icht«dm nstrd. kann daher nur Kalk angreifen, indem sie den schwerlöellchen koh. lensauren Kalk in leichtlöslichen doppelkohlensauren verwandelt. Die Ehrovlk der Kletndaüel Mit ihren Aetzkünsten bewältigt dl» Steindattel freilich selbst di« härtesten, zum Teil marmorähnlichest „Kreidekalke", an, denn-, man sie nur nrtt großer Mühe herau»-uhämmern vermag. Die eigenen Schalen der Muschel werden durch «Ine dicke Oberhaut ge gen die Einwirkung der Säure geschützt. Am Strande von Puteolt, unweit von Neapel, ragen au» den am Boden liegrnden Trümmern de» von griechischen Kolonisten erbauten Serapistempels drei einsam« Gäulen, nicht nur al» Zru- gen einstiger Pracht, sondern auch al» solch« einer säkular«« Niveau- Verschiebung, die, etwa im S. Jahrhundert vor de» Zeitwende, di« ganze Küste zwilchen Paestum und Rom betroffen hat. In einer Höh« von drei Meter über dem Meeresspiegel ist ein« rund zwei Meter breite Zone der Tempelsäulen mit Bohrlöcher« der Stein« dattel durchsiebt. Die» beweist unwiderleglich, daß der Eerapis- tempel infolge einer bedeutenden Senkung der Küste, einem anti ken Vineta vergleichbar, tief unter den Meeresspiegel gesunken ist und daß später, nachdem sich die Stelndatteln in seinen Säulen eingesressen hatten, die versunkenen Küstenstreifen vom Ende des IS. Jahrhundert» an wieder hoch über den Wasserspiegel gehoben wurden. Unscheinbare Lebewesen sind also nicht allem imshmhe, feste, Gestein zu zertrümmern. Es war ihnen auch Vorbehalten, die Kunde von erdaeschichtlichen Vorgängen, deren Periode hier den Zeitraum von fast eineinhalb Jahrtausenden umfaßte, eindrucks voller und dauerhafter in die steinern« Chronik der griechischen Säulen «inzumeißeln, als dies Aufzeichnungen der Menschenhand vermocht hätten. Winzige Organismen, -ie Gestein zertrümmern Sprengkomman-os i« der Natur - Bon Professor Dr. Max Wolff-Eberswalde Wie die Alten da» Gestein in Bergwerten, in Steinbrüchen und di« Straßenbauten gesprengt haben, ist ttotz eingehender Forschungen auch heut« noch nicht in allen Fällen sicher geklärt. Schießpulver und Dynamit kannte die antike Sprengtechnik nicht. Harte Gesteine, die mit „Schlägel und Eisen" nicht bewältigt «er- den konnten, sprengt« man „mit Feuer und Essig , wie di« Schrif ten jener Zeit berichten. Richtiger wohl: mit Feuer und Wasser! Dem Essig kam ohne Zweifel nur die von der verbreiteten aber gläubischen Idee ihm angedichtet« Rolle zu, di« Kält« de» Wasser» zu steigern. Dieser uralte Aberglaube, daß dem Essig «ine beson der» „taste Natur" eigen sei, spukt« als Zunstgeheimni, übrigens noch zu Anfang unseres Jahrhundert» in den Köpfen italienischer Stratzenarbeiter. Das Wesen der geschilderten Steinsprengung bestand also Larin, daß man mit Holzfeuern dos Gestein erhitzte und dann mit kaltem Wasser übergoß, so daß cs zersprang, wie ein erhitztes Glasgefäß zerspringt, wenn man es mit kaltem Wasser füllt. Freilich war das Ergebnis solcher Sprengungen, vergnchen mit dem unserer heutigen Mittel, recht bescheiden. Der Druck de» quellenden Holzes Wir kennen aber noch eine andere Technik, mit der die antiken Steinbrucharbeiter gewaltige Quadern von bestimnüer Größe und Form aus dem Felsen zu sprengen verstanden. Man versah des Gestein mit Reihen von Löchern, in die man Holzkeil« trieb. Diese wurden durch Begießen mit Wasser zum Quellen gebracht. Der ge waltige Druck des aufquellenden Holzes erzielte dann die ge wünschte Sprengwirkung. - An den Abhängen des Odenwaldes liegen noch zahllos« Blöcke mit den Spuren dieser Sprengtechnik der römischen Steinarbeiter, die das Material zu den Bauten der Römersiedlungen wie Aachen, Trier, Mainz, Wiesbaden dort losbrachen. Daß zur weiteren For mung der Blöcke dann noch Steinsägen verwendet wurden oder sogar zur Vorbereitung für tiefer angelegte Keillöcher dienten, sei nebenbei erwähnt. Jedenfalls kannten die Techniker des Altertums die gewaltigen Drucke, die quellendes Holz auszuüben vermag, und nützten sie in höchst geschickter Weise aus. Manche Leser werden vielleicht verwandte Erscheinungen be obachtet haben. Ich erinnere an die Bürgersteige in baumbepflanz ten Straßen. Solange die Bäume noch jung sind, ist alle» in schönster Ordnung. Im Laufe der Jahre wachsen gleich den Stäm men und Baumkronen die Wurzeln, auch die waagerecht dicht unter dem Pflaster hinstreichenden. Infolge des Dickenwachstums stem men sie sich mit ihrer Unterseite gegen das Erdreich, das nur wenig nachgibt. Alles wird unaufhaltsam gehoben: der, Stamm mit seiner Kron« und natürlich auch das Pflaster, mag es noch so schwer und fest sein. Handelt es sich um Granitplatten, so verschieben sie sich schließlich so stark, daß unhaltbare Zustände entstehen. Auf Friedhöfen werden häufig ähnliche Zerstörungen beob achtet. Bekannt sind die „Friedhossfichten", deren Wurzeln und Stammbasen Grabmäler umstürzen und auseinandersprengen. Daß gewaltige Felsen durch Bäume, die über schmalen, mit Humus ausgefüllten Spalten des Gesteins Fuß gefaßt haben, langsam, aber mit unaufhaltsamer Gewalt auseinandergebrochen werden, können wir in unseren Mittelgebirgswäldern häufig beobachten. Di« daben wirksamen Ouellunas- und Wachstumsdrucke erreichen Werte, die zwischen 10 und 20 Atmosphären liegen. Das sind übrigens noch keine außergewöhnlichen Leistungen von Pflanzenzellen. Man hat in den Blättern von Laubgeholzen und im Holzgewebe Drucke bis zu 40 Atmosphären, noch höhere in den Zellen der Halmknoten mancher Gräser, solche bis zu 100 Atmosphären in den Wurzeln einiger Wüstcnpslanzen gemessen. Drei Pilze heben einen Grenzstein Es wird uns deshalb auch nicht überraschen, zumal diese Lei stungen in der Kleinheit der als Druckkammern wirksamen pflanz lichen Zellen ihre eigentliche Erklärung finden, daß selbst so ver gängliche Gewächse, wie es die Pilze sind, sehr bedeutende Kraft- leistungcii entfalten können. Ein englischer Botaniker berichtet, daß ein fast zentnerschwerer Grenzstein von drei großen, unter ihm cmporwachsenden Hutpilzen zur Seite gestoßen wurde. Das alles sind sehr anschauliche, aber durchaus nicht die ge waltigsten Beispiele von Gesteinszertrllmmerungen durch organische Kräfte, durch Organismen. Wir sind gewohnt, den Erdboden, die fruchtbare Erde unserer Felder und Wälder und Gärten, als dos Erzeugnis der Gebirgsvtr- witterung zu betrachten. Schroffe Temperaturwechsel zerkliiften die Zinnen und Wände, gefrierendes Wasser zersprengt sie. Die Stein- Dresden, 8. März. Einer Greisin SKo Marl abgeschwin- delt — Als falscher Beamter ausgetreten. Am Montag wurde eine auf der Alaunstraße wohnhafte 82 Jahre alte Rentnerin von einem Unbekannten ausgesucht. Der Mann gab sich als Beamter aus und zeigte auch einen „Ausweis". Er forderte die Renterin auf, ihm ihre Papiere zu zeigest. Die Greisin holte eine Kassette herbei, in der sie außer ihren Papieren auch eine Brieftasche verwahrte, in der sich 280 Mark befanden. Der Mann verschwand wieder mit dem Bemerken, die Rentnerin werde bald „Bescheid" bekommen. Die Greisin mußte später feststellen, daß der angebliche Be amte die Brieftasche gestohlen hatte. Nach ihm wird gefahn det. Dresden, 8. März. Internationaler Taschendieb — ei« Jude. Bon der Polizei wurde der als internationaler Ta- schendieb bekannte Jüde Isidor Braun, 39 Jahre alt, beim Taschendiobstahl überrascht. In einem vollbesetzten Autobus in Dresden versuchte der Jude während der Fahrt einer Frau aus der Handtasche das Geldtäschchen zu stehlen, wurde aber von einer anderen Frau dabei beobachtet, so daß die Festnahme veranlaßt werden konnte. Der reichSverwie- sene jüdische Taschendieb hat angegeben, erst am 4. Marz nach Dresden gekommen zu sein. Da er sich, aber weigert, Angaben über seinen vorherigen Aufenthalt zu machest, muß angenommen werden, daß er noch zu' weiteren gletchatHtzen Dichstählen-in Dresden als Täter in Frage koimnt. Mr- jü dische Dieb wurde der Staatsanwaltschaft zügeUhrt. , - Großenhain, 8 Marz. Auf Pferdegeschirr aMestchten — Tödlicher Sturz. Abends fuhr in Lenz der 33 Jahre alte Kaufmann Herbert Stelzner aus Grossdobritz auf dem Kraftrad von hinten auf ein Pferdegeschirr auf. Er stürzte und zog sich, eisten schweren Schädelvruch zu, dem er im Großenhainer Krankenhaus erlag. Großdalzig (Bez. Leipzig), 8. März. Den Freund l« Leichtsinn erschossen. Der 14jährige Hellmuth H. erschoß hier den gleichaltrigen Rudolf Moritz mit einem Tesching. Der Getötete hatte aus der elterlichen Wohnung die Schußwaffe ohne Wissen des Vaters entführt, und beide Knaben haben dann im Garten nach Sperlingen geschossen. Aus dem Nach hauseweg fragte H., der bas Tesching trug, ob die Waffe ge laden sei. Moritz verneinte das. Ms H. nun die Waffe hob, um nach einem Baumast zu zielen, blieb er an seiner Jacke ryit dem Tesching hängen. Jn diesem Augenblick ging die Kugel, die noch im Lauf steckte, los und traf hen über die Straße laufenden Rudolf M., der nach einigen Schritten tot zusammenvrach. — Das Unglück gibt Veranlassung, nach- Mutter Eilers hob den grauen Kopf. Ich war über den Ausdruck in ihren Augen erstaunt. Ich hatte erwartet^ baß sie vor Schmerz zusammenvrechen würde, statt dessen saß sie aufrecht mit ihren Hellen Augen vor mir und streichelte meine Hand. „Nein, es ist nicht wahr, John ist nicht totl" sagte sie. Dabei schien ihr Blick durch mich hindurch zu gchen. Ich schilderte die Nacht, in der die „Leontas" vom Sturm zerschlagen wurde und wie John über Bord gespült wurde, aber sie schüttelte zu alledem den Kopf. „Nein, Jobst ist nicht tot. Ich hätte es fühlen.müssen. John lebt." Mir war dieser feste Glaube einer Mutter, die über Zeit und Raum hinweg fühlen wollte, daß ihr Sohn nicht tot sei sondern lobe, unverständlich und auch wohl chn wenig un heimlich. Aber ivar cs nicht vielleicht besser so? Dieses Ge fühl bewahrte sie vor dem Zusammenbruch, und wenn sie dann später erkennen mußte, daß John doch nicht mehr wie- derkam, dann war der schwerste Schlag vielleicht schon über wunden. So schwieg ich. Sechs Wochen später. Ich war daheim auf unserem klei nen Hof in der Marsch, brachte mir der Postbote eine Karte aus Hamburg. Nur wonige Worte standen darauf: „Gruß aus Hamburg, John." Und darunter mit zittriger Schrift: „Herzliche Grüße, Frau Eilers." Es war selbstverständlich, daß ich noch am selben Tage nach Hamburg fuhr, und Laß ich noch am Abend bei Mutter EilerS in. der guten Stube vor dem ovalen Sofatisch mit der roten Plüschdecke Platz nahm. Mr gegenüber saß John, neben ihm, mit gefalteten Händen, Mutter Eilers. John erzählte, daß er in jener Sturmnacht eine trei bende Holzplanke erwischt habe, mit der er sich lange Zeit über Wasser gehalten hätte. Er hatte, an der Planke hän gend, mit der ihn immer wieder überfallenden Schwäche und Bewußtlosigkeit gekämpft, bis er eS schließlich doch auf geben mußte. WaS dann weiter geschehen war, wußte er nicht. Er sei in einer armseligen Baracke wieder aufgewacht. Ein alter Indio habe ihn aus dem seichten Wasser deS Stran des gefischt und ihn gepflegt. Mehr stl darüber nicht zu sagen. Jetzt sei er ja auch hier. Mutter EilerS lächelte und fuhr einmal mit der Hand zärtlich über JohnS struppiges Haar. Dabei nickte sie mir zu, während sie sich verstohlen mit der Hand über die Augen schlüge werden von Sletscherbächen zerrieben und al« Sande und feinste Schwebestoffe von den Flüssen zu Tal geschafft und abge lagert. Aber schon zu Beginn de- Verwitttriing-proiess«- schaltet sich die Oraanismenwelt mit unscheinbaren EMzelktüften ein, di« gewaltige Gesamiwirkungen erzielen. Sogar die winzigen Bakterien greifen durch ihr« Säuren feste» Gestein an. Im Wettbewerb mit ihnen arbeiten niedere Algen, die dort, wo Wasser über die Felswände hinabrinnt, weithin sichtbar«, die Gehänge tintenschwerz färbend« Ueberzüge bilden und die feste ste Unterlag« ätzen, sie langsam, aber unaufhaltsam zermürbend und zerkrümelnd. VeUchenalgen zerbeißen Grau» Di« Granitblöcke der Gebirgsbäche besiedelt di« ziegelrote, einen deutlichen Veilchendust ausströmende „Veilchenalgc" („Veil chensteine"). Sie zernagt chemisch das harte Gestein. Selbst po- lierten Marmor zerstören die Äurzelsäden der KrUstenfiechten, so daß seine jpiegelblanken Flächen schließlich rauh und pockennarbig aussehen. Ganz ähnlich bearbeitet die „Land.kartenslechtr" di« au» Granit bestehenden Moränen in den Zentralalpen, während in den Kalkalpen das „Wurzelwerk" von Laubmoosen den Kalkstein zer- bohrt und sprengt. Nicht einmal die glasharten Laven der Kratrrkcgel widerstehen den Flechtenangriffen und werden in fein«, fruchtbare Sand« zer bröckelt, auf denen eine eigenartige, blütenprächtige Flora Fuß faßt. Auch die von Tieren aufgebauten Gesteine werden schon wäh rend ihre» Entstehens und, wo sie zugänglich sind, selbst später noch, nach Ablauf langer erdgeschichtlicher Zeiwjume, von Tieren zer- bohrt und zerstört. Die Korallengründe und -klippen der warmen Meere wim meln von Pohrschwämmen, Bohrmnscheln, bohrenden Stachelhäu tern, die unaufhörlich an der Zertrümmetung der Kolkmassen ar beiten. Zu den bereits vorhandenen Klüften, Spalten und Nischen ätzen, meiheln und schleifen sie neue ein, die wieder einer bunten Tier- und Pflanzenwelt Wohnung bieten. Besonders von den Bohrschwämmen wissen wir, daß sie einer der wichtigsten geologischen Faktoren sind,, denen die Abtragung des gebirgsbildenden Kalkes der Küstenzonen zuzuschreiben ist. Wer die Kalkküsten Dalmatiens besucht, erhält «in anschau liches Bild dieser Vorgänge. Größere und kleinere Felsbrocken bedecken dort weithin den Boden. Jedes Stück ist in solchem Maßc durchlöchert und zermürbt, daß man die Reste des sonst sehr festen Gesteins mit der Hand zerdrücken kann. Unter dem Wasserspiegel das gleiche Bild! Nur daß der zerfressene Kalkfels dort überall noch van den lebenden, goldgelben Körpern des Bohrschwammes bewohnt ist. Dabei ist das Wesen dieser unheimlich wirksamen Bohrarbeit noch heute nicht völlig erforscht. Sicher leisten die äußerst harten, über die Oberfläche des Schwammkörpers hinqueragenden Kolk nadeln des Schwammtierskeletts hierbei die Hauptarbeit. Möglich, daß auch Säuren beteiligt sind. Sie sind aber zweifellos nicht das einzige Angriffsmittel, denn diese Bohrschwämme vermögen sogar Porzellan anzugreifen, das unsere modernsten technischen Mittel nur mit Hisse der diamantharten Vidiaschneidewerkzeuge zu bear beiten vermögen. .! Die rätselhafte Laterne des Aristoteles Kaum weniger merkwürdig sind di« Leistungen von Seeigeln, die sich vor der Gewalt der Brandung schützen, indem sie in selbst gemeißelten Höhlungen des Usergesteins leben, Deim sie bewälti gen nicht nur den Kalkfelsen der englischen und irischen Küsten, sondern ebenso den Granit der Bretagne und die glasharten La ven der Azoren. Auch hier sind di« Einzelheiten noch umstritten. Die Mehrzahl der Forscher nimmt die Zähne des Seeigels, die zur sogenannten „Laterne des Aristoteles" verbunden sind, als haupt sächliches Werkzeug dieser Bohrleistungen in Anspruch und meint, daß die Stacheln des Tieres durch kreisende Bewegungen die steinzernagende Arbeit der Zähne unterstützen. Zum Schluß sei noch die Tätigkeit einer Bohrmuschel, dex so genannten „Steindattel" geschildert, zumal sie in der Geschichte der Erforschung der langsamen (säkularen) Hebungs- und Senkungs vorgänge der Festlandstafeln unserer Erde eine entscheidende Rölle gespielt hat. Es sind zahlreiche Steindattel-Arten bekannt, die alle in tiefen Löchern leben. Sie bohren diese in Felsen, in Korallenriffe, ober auch in dickwandige Schalen anderer Muscheltiere und Schnecken. Da die Steindattel keine Raspelzähne besitzt, muß sie sich chemischer Mittel für ihre Bohrarbeit bedienen. Die wirksame Säure ist wahrscheinlich Kohlensäure, die von der Haut des Bohrmuschel- Langsam wandte ich mich vom Häfen ab, schlug den Mantelkragen hoch und fluchte nun wirklich wie alle anderen auch. Aber mein Fluch galt nicht dem Hamburger Nebel. John Eilers Mutter wohnte nicht weit vom Hafen. Das kleine Haus kannte ich aus Johns Erzählungen wieder: Ich klopfte an. Während ich wartete, pochte mein Herz beklom men. Dann ging die Tür auf, und eine alte Frau mit einem freundlichen, faltenreichen Gesicht stand vor mir. „Oh", sagte sie, und ihre Stimme bebte ein wenig, „ich hatte schon ge dacht, John wäre es! Bitte, kommen Sie herein." „Nein, John ist es nicht", antwortete ich verlegen. Da bei schossen mir viele Gedanken durch den Kopf. Die alte Frau wußte noch nicht, was geschehen war, »nd ich, ausge rechnet ich sollte ihr diese Trauernachricht bringen! Das konnte ich nicht, tvcnigstens nicht sofort. So erzählte ich einst weilen, während Mutter Eilers mir Kaffee und Kuchen vor setzte, von kleinen Begebenheiten, die ich mit John zusammen erlebt hatte. Mutter Eilers hörte mir zu; dckbei strahlten ihre faltenumkränzten Augen. Sie behandelte mich so müt terlich, als ob ich ihr John selbst wäre. Aus jedem Wort, ans jeder Bewegung fühlte ich, wie groß die Liebe zu ihrem Sohne war. Er war der einzige, den ihr das Leben »pd das Schicksal gelassen hatte. Und ich sollte nun erzählen, daß ihr John den Tod an der Küste von Südamerika gefunden hatte. Nein, das konnte ich nicht, wenigstens jetzt noch nicht. „Seit einem halben Jahre Habs ich nichts mehr von John gehört", sagte Mutter Eilers jetzt und seufzte. „Hoffentlich schreibt er bald." Ich blickte zu Boden. Ich fühlte, daß ich cs jetzt sagen mußte. Wer cs fiel mir schwer. „Mutter Eilers", begann ich und griff nach ihrer Hand, „ich .,.. ich muß Ihnen etwas sagen. John ... John ... wird Ihnen nicht mehr schreiben." Schon bei meinen erste» Worten war alles Blut aus ihrem Gesicht gewichen, ihrs Augen waren unnatürlich groß auf mich gerichtet. Dann schüttelte sie kaum merklich den Kopf. „Nein, nein, es ist nicht wahr", stammelte sie. „ES kann Nichtsein!" „Mutter EilerS", versuchte ich sie zu trösten, „John war unS allen ein guter Kamerad gewesen. Er war der beste von unS. Ich ... ich hab« ihm versprochen, Sie aüfzusuchen ..." Ich schwieg, ich konnte nichts mehr sagen. „Bitte, nehmen Sie es. sicht so schwer", brachte ich schließlich hervor