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bigskeitsgrenzen" bezeichne^ so ist damit zugleich ausge sprochen, daß sowohl die Gemeindeverordneten al» auch der Gemeinderat bei der Erledigung von Schulangelegenheiten denselben Wirkungskreis haben, den ihnen die Gemeinde ordnung für die Gemeindeverwaltung züweist, jedoch selbst verständlich nur, soweit die Schulgesetzgebung nicht aus drücklich etwas besonderes bestimmt (8 IS einziger Satz Gem.-O.). Hiernach hak der Gemeinderat auf Grund von 8 10 Abs. 1 Sch.-Be.-Ges. in Verbindung mit 8 37 Gem.-O, Schulortsgesetzentwürfe zur Entschließung der Gemeinde verordneten einzubringen. Nach 8 12 Abs. 2 Ziffer 4 Sch.- Bez.-Ges. hat er sie aber zuvor dem Schulausschuß zur Vor beratung zu unterbreiten. Mit den Beschlüssen, die der Schulausschuß hierzu gefaßt hat, ist der Entwurf den Ge meindeverordneten vorzulegen. Lehnt der Schulausschuß den Entwurf ab und stellt er dafür einen eigenen Entwurf auf, so wird, der Gemeinderat demnach, um die Verhand lung der Gemeindeverordneten vorzubereiten (8 10 Abs. 1 Sch.-Bez.-Ges. in Verbindung mit 8 83 Abs. 1 Gem.-O.) zu nächst zu seinem Entwurf nochmals Stellung nehmen, und wenn er zu keiner Einigung mit dem Schulausschuß kommt, beide Entwürfe den Gemeindeverordneten vorzulegen haben. Dresden, 8. Nov. Anläßlich der Einweihung der Jn- fanlerleschule am- 18. November, zu der auch Reichspräsi dent v. Hindenburg erscheinen wird, findet mittags auf dem Alaunplatz eine Parade über die sämtlichen Truppenteile der Garnison Dresden statt. Riesa, 8. Nov. Den Trauring nach 24 Jahren wieder gefunden. Auf eigenartige Weise gelangte Frau Lina Wolf, im Stadtteil Weida wohnhaft, in den Besitz ihres vor 24 Jahren abhanden gekommenen Trauringes. Frau W. war zu jener Zeit mit Feldarbeiten auf einem Felde des Guts besitzers Wilhelm in Dörschnitz beschäftigt, wobei sie ihren Trauring verloren hatte. Vor etwa 3 Wochen wurde bei einer Feldarbeit der Ring — an einer Egge hängend -- wiedergefunden. Dieser Tage war Frau Wolf besuchsweise in obengenanntem Gute. Bei dieser Gelegenheit kam sie unerwartet wieder in den Besitz des vor 24 Jahren ver lorenen Trauringes. Leipzig, 8. Nov. Ein Riesenscheckbekrug. Ein Unbe kannter, der sich Jean Harry nannte, hat eine hiesige Bank mit zwei gefälschten Schecks über je 30 000 Schweizer Fran ken um 48 000 betrogen. Wie sich herausstellte, ist der Later ein internationaler Bankscheckschwindler, gegen den bereits wegen früherer Straftaten von Bern aus ein Steck brief erlassen worden ist. Die geschädigte Bank hat auf die Ergreifung des Täters eine Belohnung von 500 und ö Proz. vom wiedererlangten Betrag ausgesetzt. Leipzig, 8. Nov. Die tödliche Kokainsprlhe. Vor kur zem ereignete sich im Leipziger Krankenhaus St. Jakob ein bedauerlicher Unglücksfall, indem ein junger Mann namens Martin Sonntag, der sich wegen einer geringfügigen Na senoperation ins Krankenhaus begeben hatte, infolge einer zu reichlichen Kokaineinspritzung gestorben war. Gegen die Krankenschwester, die den Unglücksfall verschuldet haben soll, schwebt ein Verfahren wegen fahrlässiger Tötung. Jetzt stellt sich heraus, daß es bet diesem beklagenswerten Miß- Der Gründerschwindel in Florida« Von H. Hesse-New Bork. Ein echt amerikanischer Gründerschwindel hat sein jähes Ende gefunden. Aus ist der wilde Hexentanz. Aus sind die Träume vom Reichwerden über Nacht. Zu Dutzenden haben die Banken ihre Türen geschlossen. Dem Fieber gierender Habsucht ist die Ernüchterung gefolgt — der Katzenjammer ist da. Aschermittwochstimmung herrscht in Florida. Was hat es nun mit diesem Schwindel auf sich, der sich den fieberhaftesten Spekulationen Amerikas in verschiede nen Zeitalter an die Seite stellen kann — der etwas von dem Goldrausch Kaliforniens im Jahre 1849 an sich hatte? Was steckte hinter diesem grandiosen — Humbug? Ach, nichts Welterschütterndes, sondern nur eine Idee, daß einige Bezirke im Süden der Vereinigten Staaten in folge ihres Klimas berufen wären, Rivalen der Riviera am Mittelmeer zu werden, wenn sie nur in geeigneter Weise aufgeschlossen würden, um — neugierige Touristen anzulocken. Der bescheidene Ort Miami, der noch 1900 nur tausend u. 1911 zehntausend Einwohner zählte, hat sich zum reichen Mittelpunkt Floridas entwickelt. Er zählte 1925 rund 111000 Einwohner, und ernsthafte Leute sind überzeugt, daß er es noch vor Ablauf weiterer zehn Jahre auf eine Million bringen würde. Allein im Jahre 1924 wurden hier für dreißig Millionen Dollar Gebäude errichtet, und im Jahre 1925 gar für die doppelte Summe. Noch in diesem Frühjahr wurden in den Vororten viele Hunderte neuer Häuser in spanischem oder maurischem Stil erbaut, und der Hafen Miamis ist gedrängt voller Schiffe. Und doch ist diese märchenhafte Entwicklung kein Blühen, sondern —- Schwindel. Eine amerikanische Ri viera soll aus dem Boden gezaubert werden. Ganze Städte schießen auf wie Pilze, mit Wolkenkratzern und prunkvollen Palästen. So gab es denn weiter nichts auf der Welt, als Land zu kaufen, kaufen, kaufen und verkaufen. Kaufen, heute noch, denn morgen ist es zu spät, und ein anderer macht das Geld. Und so wurde denn das Land in Par zellen eingeteilt und verkauft. Verhausiert auf der Straße, wie Bleistifte und Heftpflaster. Kaum ist eine neue Straße obgesteckt, so sieht die Massenhypnose sie schon mit mauri schen Palästen und venetianischen Loggias besetzt. In Rie fenautobussen wurden immer weitere Scharen herangeholt und drei bis vier Tage gratis herumgeschleppt, bis auch sie dem Taumel verfallen und — kaufen, kaufen, unbedingt heute noch, denn morgen kann es zu spät sein, kann ein an- derer das Geschäft machen. Alles rennet, rettet, — kauft und verkauft. Während er ein Glas Sodawasser zurechtbraut» schließt der Drogisten jüngling einen Kauf ab. Der Lenker des Autobusses ver kauft die totsicheren Schlager den Gästen während der Fahrt, und der Aufzugboy macht einen Abschluß, noch be vor er den siebenten Stock erreicht. Selbst der Schleichhan del in Likören und Champagner gerät in Vergessenheit. Denn was wollen seine armseligen Profite besagen gegen über den Reichtümern, die im Grundstücksbandel gemacht oder verfehlt werden. Das Kaufen wird Gewohnheit, wird Mode, wird Wahnsinn — die Psychose steht in schön ster Blüte. Jedes ankommende Schiss, jeder Zug, jedes Automobil alle sind besetzt von Maklern, Vermittlern, Schiebern, Feuerwehr-Rundschau. Letzte Führeroersammlung des Bischofswerdaer Feuer- Wehrbezirks am Sonntag, den 7. November 1S2S, im Erbgericht Schmölln. Herr Bezirksleiter Fischer-Bischofswerda eröffnete dieselbe gegen 543 Uhr und begrüßte die anwesenden Füh rer und Wehrmänner, insbesondere den 2. Kreisvertreter des Feuerwehrbezirksverbandes der Amtshauptmannschaf te Bautzen und Kamenz, Branddirektor Schöne-Groß röhrsdorf, Vorstandsmitglied Kasper-Hainitz, Bezirks leiter vom 2. Bezirk, W o l l m a n n - Saritsch, Leiter vom 3. Bezirk, den Führer der Bahnhofsfeuerwehr Bischofs werda, sowie Bürgermeister No a ck-Schmölln nebst den Gemeindeverordneten. Im Namen der Schmöllner Wehr begrüßte Branddirektor Hensel-Schmölln die Anwesen den, während Bürgermeister Noack für die Einladung dankte, im Namen der Gemeinde alle herzlich willkommen hie^ und der Tagung ^guten Verlauf wünschte, da jede Ge meinde die Vorteile eines guten Feuerschutzes anerkennen muffe. Bezirksleiter Fischer sprach seinen Dank für die griff nicht sein Bewenden gehabt hat. Wie berichtet wird, ist die Leiche am Sonntag ohne Genehmigung der Ange hörigen seziert worden, und der zuständige Oberarzt hat es unterlassen, über den durch Fahrlässigkeit verursachten To desfall oei dem zuständigen Ratsdezernenten und bei der Staatsanwaltschaft Anzeige zu erstatten. Der Stadtverord nete Kirmse hat diesen Punkt zum Gegenstand einer An frage beim Rat der Stadt gemacht, in der er den Vorgang als ungeheuerlich bezeichnet und den Rat fragt, was er zu tun gedenke, um Wiederholungen in Zukunft zu vermeide^ Der Rat müßte Vorsorge treffen, daß in ähnlichen Fällen Sezierungen von Leichen zum mindesten bis zum Eintref fen der Staatsanwaltschaft oder bis zur Erteilung der Ge nehmigung seitens der Familie hinausgeschoben werden. Leipzig, 8. Nov. Durch ausströmendes Ammoniak ver unglückt. Im Maschinenhause des Schlachthauses platzte ein mit Ammoniak gefülltes Rohr, wobei sich ein Maschinist durch das ausströmende Gas die Hände verbrannte und durch Einatmen der Ammoniakdämpfe das Bewußtsein verlor. Durch Anwendung des Sauerstoffapparates durch die sofort herbeigerufene Feuerwehr wurde er wieder zum B-wußtsein gebracht und dann zur weiteren Behandlung in das Krankenhaus St. Georg übergeführt. Crottendorf, 8. Nov. Durch andauerndes Vellen de« Hundes wurde ein Wirtschaftsbesitzer auf sein 3jähriges T 'chterchen aufmerksam gemacht, das beim Spielen in den Mühlgraben gefallen war. Dadurch konnte es noch recht zeitig vor dem Ertrinken gerettet werden. Aue t. L-, 8. Nov. Ein Vahnfrevel wurde auf der Linie Aue—Adorf verübt. Auf einen Personenzug wurde im Bockauer Staatsforstrevier ein Stein geworfen, wobei ein Fenster der vierten Klaffe zertrümmert wurde. Per sonen erlitten keinen Schaden. Die Reichsbahndirektion Dresden setzt eine Belohnung von 200 aus für die Er mittlung des Täters. Begrüßstngswori, aus und teilt»: mit, daß der Zusammen- schluß des Bischofswerdaer Feuerwehrbezirke» jetzt 18 Jak» bestehe. Nach dev Anwesenheitsliste sind 64 Führer und zg Wehrleut«, insgesamt 84 Mann, erschienen: unentschuldigt fehlte Belmsdorf^ entschuldigt Diehmen und Weine». Demitz. —.Die verlesene allgemeine Geschäftsordnung sq für alle Bezirke aufgestellt werden. Zur Kenntnis gebracht wurden ferner: 1. Entwurf Girier Gebührenordnung für Automobilspritzen; 2. Richtlinien für die Ausbildung von« Wehrleuten als Elektrotechniker,. um beim Ausbruch von Bränden in der Nähe von Hochspannungsleitungen usw. so. fort sachgemäß eingreifen zu können, um Unfälle ziz ver. meiden; S. daß der Präsident der Landesbrandversiche rungskammer, Dr. Lotze, im Landesausschusse Sächsischer Feuerwehren Sitz und Stimme hat, was sür unser Feuer- wehrwesen von größter Bedeutung ist. Aus den letzten Lau. desausschußsitzungen wurde mitgeteilt, daß die gegenseitig« Unfallversicherung der Wehrleute bei Feuerlöschhilfe an der tschechoslowakischen, bezw. sächsischen Grenze in befriedigen der Weise geregelt sei; Bericht erstattet wurde über Motor- spritzenvörführungen, sowie darüber, daß für erkrankte Feuerwehrleute in Karlsbad 4 Betten zur Verfügung stehen, wobei für 4 Wochen freie Kur gewährt wird, während sür die Beköstigung selbst aufzukommen ist. Bezirksleiter Fi- scher erstattet hierauf einen vorzüglich ausgearbeiteten Tätigkeitsbericht auf das Jahr 1926 für den 1. Feuerwehr, bezirk Bischofswerda, dem u. a. zu entnehmen ist, daß der- selbe anfangs 11 Wehren zählte; nach dem Kriege bis IW bildeten sich v Wehren, außerdem 1926 Spittwitz und . roßhänchen, so daß der Bezirk jetzt 22 Wehren M 1021 Wehrleuten umfaßt; gestorben sind der stellverk. Hauptmann der Fabrikfeuerwehr F. G. Herrmann L Sohn, Bischofswerda, Börner, sowie der Sanitäter Gnauck- Schmölln; ihr Andenken wurde durch Erheben von den Plätzen geehrt. Bei den vom Landesverbände vorgenom menen zahlreichen Ehrungen steht an der Spitze des Be zirks der Senior Gustav B i e s o l d - Rammenau, welcher das Ehrenzeichen für 50jährige Dienstzeit erhielt und der noch heute aktiver stellvertr. Hauptmann ist; die gleiche Auszeichnung wurde dem Ehrenfeldwebel der Freiwilligen Feuerwehr Burkau, Emil KUppler, zuteil. Außer diesen wurden noch ausgezeichnet: 6 Wehrleute für je 40jährige, 14 für je 25jährige und 7 für je 20jährige Dienstzeit. Eine große Anzahl Wehrleute wurde für je 5-, 10- u. 15jährige Dienstzeit durch Litze ausgezeichnet in den Wehren Frei«. Feuerwehr Bischofswerda, Fabrikfeuerwehr Vuschbeck L Hebenstreit, Rammenau, Schmölln, Niederneukirch, Burkau, Belmsdorf und Atnsdorf. Es fanden statt eine Signalisten- stunde in Bischofswerda, ein Uebungsmarsch nach Bischofs werda, der wegen der Anhäufung der Brände im Bezirke zum 1. Male auf einen Sonntag verlegt wurde, Alarm übung in Burkau, Führerübung in Rammenau, wobei die zwei letztgenannten Wehren gleichzeitig ihr 50jähriges Be stehen feierten, und eine Uebung zum 40jährigen Bestehen der Schmöllner Wehr. Dem Bezirksleiter wurde der Dank hierfür zum Ausdruck gebracht. — Der Bezirksleiter gab einen interessanten und lehrreichen Bericht 1. über Verhal- Unternehmern, Bankiers und Touristen, die von Neugierde angelockt werden und gleichzeitig an Ort und Stelle ver suchen wollen, ob sie dkd Vergnügungsreise nicht mit einem guten Geschäft verbinden können. So wurden endlose Meilen wertlosen Sumpflandes verkauft — zu Preisen, die höher sind als in Neuyork! Alles half, den Landhunger aufzustacheln. Niemand führte die Bewegung auf ihre wahren Ursachen zurück, und nie mand erkannte ihre wirklichen Möglichkeiten. Selbst die staatliche Handelskammer bewilligte ein Gesetz, wonach der Staat Florida keine Einkommen- oder Erbschaftssteuer von Einwohnern oder Bürgern erheben würde. Zwar erheben 34 Staaten der Union keine Einkommensteuer und zwei keine Erbschaftssteuer, doch Florida ist der einzige Staat, der auf beide verzichtet. Welche Aussichten boten sich nun von vornherein die sem phantastischen Plan einer amerikanischen Riviera? Zu nächst ist die ganze Küste flach wie ein Brett. Nicht nur die Alpen fehlen in Miami, Palm, Beach und Holly wood, sondern auch der kleinste Hügelzug, um ein wenig Abwechslung in die Landschaft zu bringen. Sand, Sand, nichts als Sand anstatt des prachtvollen Panoramas, das Nizza, Cannes, Mentone und Monte Carlo bieten. Ganz Florida'hat keinen Hügel über hundert Meter Höhe, und es wachsen an dieser „Riviera" keine anderen Bäume als Palmen und vor allem Kokos, die zwar einen exotischen Anblick bieten, aber doch schnell eintönig wirken. Und gar der Blumenflor, die Düftepracht der Riviera finden nur einen kümmerlichen Ersatz in den Sträußen auf den Tischen im Hotel, die noch dazu aus fernen Treibhäu sern stammen. . Das Klima ist allerdings milder und beträgt während Irr Wintermonate im Durchschnitt 22 Grad Celsius, so daß ein Bad im Ozean stets möglich ist. Diesem Vorteil aber steht die tropische Natur des Wetters entgegen — ganz un verhofft erfolgen Regengüsse von einer Heftigkeit, wie man sie in anderen Zonen nicht kennt, und verwandeln die Straßen in Bäche. Sogar Katastrophen, wie die kürzlich erfolgten, suchen diese Gegend heim. So ergibt es sich denn von selbst, daß diese von der Na tur mit landschaftlichen Reizen recht stiefmütterlich bedachte Gegend nicht dauernd mit der Riviera am Mittelmeer in Wettbewerb treten kann. Denn schließlich ist bei den rei chen Amerikanern doch nicht der geringste Zweck einer Eurovareise, der Eintönigkeit des amerikanischen Lebens für einige Monate zu entfliehen und möglichst viel Abwechs lung zu genießen, nicht aber sich in einer reizlosen Sand gegend zu langweilen. Auch bei diesem großen Schwindel ist es der letzte, den die Hunde beißen, denn der letzte Käufer bezahlt die Ge- ynnne der Spekulanten, sobald es ihm möglich ist, zu noch höheren Preisen zu verkaufen. Und das ist eben nicht mehr möglich» da der ganze Plan ins Wasser fiel und damit der tolle Gründerschwindel sein Ende fand. Zu Dutzenden haben die Banken ihre Türen geschlossen — die Pleite ist da, und die abgelegenen gernegroßen Dör fer sinken wieder in ihren Hinterwaldschlaf zurück, aus dem sie wie Dornröschen erwacht zu sein glaubten. Allein aus oem glanzvollen Leben ist nichts geworden. Zerstoben ist der Troß moderner Geldritter. Anstatt das verwunschene Schloß zu erlösen, haben sie nur die Schüsseln leer gegessen und sind bei Nacht und Nebel mit ihrem Raube ver schwunden. Diese wirtschaftliche Burleske hat jedoch auch ihre ernste Seite, und zwar sind es die Einblicke, die sie in die Denk weise, in die ganze Geistesverfassung des amerikanischer» Volkes gewährt. In dem altmodischen Europa mühten sich die Bauern jahrhundertelang im Schweiße ihres Ängesiästs, den Boden fruchtbar und wertvoll zu gestalten, sv daß er für immer mehr Volksgenossen Brot heroorbrächte. Die Dör fer wuchsen, immer neue Ansiedlungen entstanden. Miß ernten, Kriege und Hungersnöte brachen herein, doch sie konnten den Schaffensdrang nicht lahmlegen. Immer wie der ging die Bevölkerung mit zäher Tatkraft von neuem ans Werk. Und von diesem starken Rückgrat getragen, von all diesem Fleiß genährt, entstanden Städte, die zunahmen und wuchsen, von Jahrzehyt zu Jahrzehnt, von Jahrhun dert zu Jahrhundert. Ja, selbst in Amerika düngten Pioniere aus Europa die Ebenen Generationen hindurch mit ihrem Schweiß, in harter Arbeit langsam Werte schaffend. - Ganz anders aber das moderne Amerika. Schaffens lust und Schöpferfreude — derartiger seelischer Plunder ist längst nicht mehr „von dieser Welt". Wie so viele ethische Dinge, wurden auch diese seelischen Momente zum alten Eisen geworfen und wanderten in den großen Schmelztiegel dieses bunten Nationengemisches, der zwar viel edles Me tall verschlang,» ohne daß er jedoch die Menschheit geistig groß bereichert hätte. Amerika hat es nur zu gut verstan den, Intelligenz und Reichtum in der ganzen Welt zu sammenzuraffen und rücksichtslos sür sich auszunutzen. Das wirkliche Schaffen von Werten hat das amerikanische Den ken nur zu oft verlernt; ja wie auch der Floridaschwindel wieder zeigt, verliert es sogar den Blick für das wirkliche Maß der Dinge. Neue Wert« zu schaffen, liegt dem amerikanischen Den ken bereits ferner. Das erscheint altmodisch-langsam und gar nicht mehr in unsere Zeit passend. Wer hat in Amerika noch Zeit und Lust, auf das Reifen der Früchte freudigen Schaffens zu warten! So wird denn Raubbau getrieben am Boden, an der Natur, an Material und Menschen. Das bloße Zusammen raffen des Geldes der Mitmenschen befriedigt vollkommen. Und schnell muß es geschehen, möglichst über Nacht. Je schneller, umso tüchtiger ist der amerikanische Geschäfts mann. Da ist es denn kein Wunder, wenn er den Blick für die Wirklichkeit verliert und Spekulant wird. Denn Spe kulation rechnet ja mit großem Unbekannte — ist ihrer Natur nach kein solides Geschäft, sondern vielmehr Glücks spiel, in dem stets wenigstens eine Partei verliert, wenn nicht gar alle beide. Der lachende Dritte bei dem Florida-Rummel ist der Staat, denn die ungezählten Millionen, die in Häusern und Gebäuden angelegt wurden, bedeuten zwar «ine gewaltsame aber immerhin eine Erschließung des Lande«. Jetzt handelt es sich darum, in altmodisch^uropäischer Weis« wirkliche Werte zu schaffen — die Sümpfe zu entwässern, in zäher Arbeit Apfelsinen-, Baumwöll-, Tabaks, Mats- und gar Gummipflanzen zu entwickeln. So könnte-das Land mit Miami als großer Hafenstadt einer blühenden Zukunst ent- gegengehen. Die Zeit mird lehren, ob Amerika dies« Kul- turarbeit noch vollbringen kann, nachdem der oberflächliche Aründerschwindelso elend zusammenbrach.. .