Volltext Seite (XML)
in dir Generalmajor a D. Graf v. d. Goltz eine Ansprache hielt. Er betonte u. a., das erst« Wort gelt« den Hintorblie- Hanen unserer teuren Entschlafenen. Dir Soldaten beneid den unsere Toten, di« al» freie Männer in den Tod gegan gen sind, und stehen auf dem Standpunkt, daß die Entschla fenen freien Blickes waren. Wir alten Soldaten können uns nicht dazu versahen,, in den Gefallenen die Opfer des Krie- «« zu sehen. Für uns sind sie die Helden, Vie Vorbil - Var, die Träger des deutschen Idealismus, der alten herr lichen Tugenden, die uns erhalten bleiben müssen, vor allein für unsere Jugend. Geschieht dies nicht, so geht Deutschland mit Recht zugrunde. Für unsere Feinde im Westen ist der Friede nur die Fortsetzung des Krieges mit anderen Mit teln. Graf v. d. Goltz wandte sich dann gegen den Borwuri, daß die Vaterländischen Verbände nationalistisch seien. Nationalisten feien diejenigen, die jetzt das Saarge biet und das Rheinland besetzt holten, und diejenigen, vir unsere Brüder in Südtirol und Böhmen bedrücken. Die Zahlungen, die Deutschland zu leisten hätte, müßten jetzt endlich erlassen oder herabgesetzt werden. Der Redner schloß seine Ausführungen mit emem Appell an die Einigkeit des deutschen Volkes. Der erste Lag der Leipziger Messe. Leipzig, 28. Februar. Der erste Tag der Leipziger Messe bot das von den letzten Messen her gewohnte Bild: Trotz schlechten Wetters sehr starker Acrkehr in den Straßen, ober im großen und ganzen nur mittelmäßig besuchte Messehäuser. Cs »ruß immer wi<cher darauf hingcwiescn werden, daß die allgemeine Wirtschafts lage den Besuch der Messe stark cinschränkt, da im Gegensatz zur Inflationszeit nur der die Messe besucht, der wirklich Kaufabsichten hat. In den Kreisen der Aussteller herrscht einigermaßen Zu versicht. Die Tatsache, daß man die allgemeine Wirtschaftslage vielfach nicht mehr so pessimistisch beurteilt, übt eine gewisse Ein wirkung auf die Käuflich ans. Vereinzelt sollen schon am ersten Tage recht nette Abschlüsse getätigt morden sein. Das gilt nament lich von der Textilmcssc, wo sich das Hauptinteresse auf di« Kunst seidenausstellung konzentriert, die ein reiches und geschlossenes Bild dieses neuesten Textilzweiges bietet. Die Kunstgewcrbcmessc in der Universität und im Grassi-Museum ist wieder außerordentlich reich beschickt und gibt Zeugnis von der hohen Entwicklung des Gefthmockes, der vor allem bei bayerischen und Wiener Erzeug nissen zum Ausdruck kommt. Einen sehr interessanten Versuch »nacht die Arbeitsgemeinschaft sür deutsche Hondwcrkskultur, die unter dem Vorsitz des Rcichskunstwarts Dr. Ved-lob steht. Diese Arbeitsgemeinschaft will abwechselnd Kollektivausstellungen von Kunsthandwerkererzengnisscn bringen. In diesem Jahre zeigt die Arbeitsgemeinschaft eine Kollektivausstellung handwerklichen Glases und gibt damit kleinen Handwerksbetrieben, die von sich aus nicht in der Lage wären, sich an die breitere Ocssentlichkcit zu wen den, Gelegenheit, sowohl das kunstsinnige Publikum, wie auch den Handel für seine Erzeugnisse zu interessieren. Die Technische Messe erfreute sich schon am ersten Tage recht lebhaften Besuches. Es wurden schon bis Mittag 27 000 Besucher gezählt. Hier genießen naturgemäß die Neuerscheinungen besondere Aufmerksamkeit, so die Brennstoff-, Kraft- und Wärmemesse und die Ausstellung der Firma Krupp. Leipzig, 27. Februar. Außer dem Reichspräsidenten werden zahlreiche Minister und Gesandte die Leipziger Frühjahrsmesse besuchen, so Reichswirtschaftsministcr Eurtius, Neichsfinanzminister Dr. Reinhold, Reichsjustizminister Marx, der sächsische Ministerprä sident Hcldt, Finanzministcr Dr. Dehne, Instizministcr Dr. Bänger, Arbeitsminister Eisner, der sächsische Gesandte in Berlin Dr. Grad nauer, der sächsische Gesandte in München, Schmidt, der bayrische Ministerpräsident Dr. Held, der bayrische Gesandte in Berlin von Preaer, der badische Staatspräsident Trunk, der badische Finanz- nrimster Köhler, die thüringischen Staatsminister Lcuthäuser und Sattler, der württcmbcrgischc Gesandte in Berlin, Bosler, der braunschweigische Gesandte in Berlin Wirkt. Geheimrat Boden n. a. Neues aus aller Welt. — Liu Berliner Laudgerichtsdireklor als Versicherungs betrüger verhaftet! Der in Eharlottenburg tätige, erst kürz lich von Stargard nach dort versetzte Londgerichtsdirektor Jurgens, gegen den ein Ermittclungsvcrfahrcn wegen Versicherungsbetruges schwebt, ist am Sonnabend früh in Kassel verhaftet worden. Frau Jürgens, die vorher in Ber lin verhaftet werden konnte, wird des gleichen Llcrgehens be schuldigt. Jürgens führte in Stargard ein großes Hous, machte große Reisen ins In- und Ausland und kam zu er heblichen Schulden. Im Juni und im Spätherbst 1928 wur den zwei rätselhafte Einbrüche bei ihm bezw. in feinen» Kol- berger Hotelzimmer verübt, bei dem jedesmal wertvolle Schmucksochen, Familicnbcsitz und ein größerer Geldbetrag gestohlen wurden. Die Versicherungsgesellschaften wurden mißtrauisch und wandten sich an die zuständigen Behörden, deren Ermittlungen jetzt zum Abschluß gelangt sind und die die Verhaftungen anordneten. Dein Ehepaar werden rund 30 Betrugsfällc zur Last gelegt. Die Schulden von Jürgens belaufen sich jetzt noch auf rund 10 000 Mark, nachdem ein großer Teil abgetragen worden ist. Jürgens wurde am Sonntag dem Vernehmungsrichter vorgeführt. Er wie seine Frau leugnen nach wie vor jede Schuld. Sie behaupten er neut, daß nicht nur die Einbrüche nicht fingiert seien, sondern daß auch bei ihren Transaktionen, die dahinführten, daß sie mehr oder minder große Summen in die Hände bekamen, alles einwandfrei zugegangcn sei. Die Stettiner Kriminal polizei will dagegen festgestellt haben, daß beide Einbrüche fingiert seien, allerdings vorerst von der Frau Jürgens, «ährend Londgerichtsdirektor Jürgens selbst von ihr erst spater ins Bild gesetzt worden sei! Jürgens habe auch den Stargarder Kriminalbeamten, die zuerst nach der Anzeige am Tatort erschienen, den Zutritt zu den Räumen, in denen angeblich die Einbrecher gewesen waren, init ollen Mitteln verwehrt, was für seine Schuld spreche. Londgerichtsdirek tor Jürgens vertrat hartnäckig seine Ansicht, daß die Ein brüche von kommunistischer Seite in Szene gesetzt wurden, um ihn zu schädigen. Er Hot bekanntlich in mehreren Tsche- kaprozessen mitgewirt. — Neue Orkauverivüstungen in Nordamerika. Der mittlere Westen Nordamerikas ist von der kanadischen Grenze bis zum Golf bon Mexiko von einen» Orkan heim gesucht worden. Bis jetzt sind zwölf Tote gemeldet, doch glaubt man, daß die Zahl der Toten erheblich größer ist. Außerdem sind mehrere hundert Personen verletzt worden. Der Sachschaden dürste mehrere Millionen Dollar betragen. Eine große Anzahl Telephon- und Telegraphenverbindun gen sind unterbrochen. In verschiedenen Städten fehlt es an Elektrizität. Aus Pennsylvanien werden Ueberschwem- mungen gemeldet. Der Alleghany ist über die Ufer getreten und hat allein in Franklin für eine Million Dollar Schaden verursacht. Mehrere Stadtviertel mußten geräumt «»erden. yie Lasten -es Oawes-Suiachiens. Fast täglich erscheinen in den Zeitungen Artikel Uber den Dawesplan und seine Auswirkung auf die deutsche Wirtschaft. Alle dies« Ausführung«« sind aber für den Le ser nur dann verständlich, wenn er weiß, worin die Ver pflichtungen des Dawesplanes für das deutsche Volk eiaent- lieh bestehen. Im folgenden sollen daher diese Verpflich tungen dem Leser nochmals kurz vor Augen geführt werden: Die laufenden Dertragsleistungen sind aus S Quellen zu bestreiten: 1. aus dem ordentlichen Haushalteetat, 2. aus den Eisenbahnen und zwar: * a) aus Eisenbahnobligationen, b) aus der Derkehrssteuer, 3. aus Jndustrieobligationen. Zu 1. Ordentlicher Haushaltsetat. Die Zahlungen, welche in der Hauptsache durch Steuern und Zölle aufgebracht werden »nüssen, beginnen erst im 3. Dawesjahr 1926/27 mit jährlich 110 Millionen Mark, stei gend im 4. Dawesjahr auf 500 Millionen Maick und betra gen von 1928/29 an (Normaljahr) jährlich 1250 Millionen Mark. Diese Summe wird zwar als Normalleistung ange sehen, kann aber auf Grund des Wohlstands-Index, d. h. dem steigenden Wohlstand Deutschlands entsprechend, erhöht werden. Slls Sicherheit für diese aus dem Haushaltsetat zu leistender» Beträge sind die Einnahmen aus Alkohol, Tabak, Bier, Zucker unv aus den Zöllen verpfändet worden und zwar bis zu der Höhe des Betrages, der für die Repara tionsabgabe nötig ist. Zu 2a) Eifenbahnobligationen. Die Reichs eisenbahn ist in eine Aktiengesellschaft mit einem Kapital von 26 Milliarde« Mark umgewandelt worden. Von dieser Suinme sind für Reparationszwecke 11 Milliarden erstkypothekcrrisch sichergestellte Eisenbahnobligationen ge schaffen worden, welche jährlich mit 5 v. H. zu verzinse»» und mit 1 v. H. zu tilge»» sind. Diese Summe, welche 660 Mil lionen Mark pro Jahr beträgt, wird aber erst im 4. Dawes jahr 1927/28 in voller Höhe fällig; für die vorhergehenden 3 Jahre 1924/27 sind mit Rücksicht auf die erforderliche Zeit für den Wiederaufbau geringere Beträge abzuführen bezw. für 1924/25- bereits abgeführt morde»» und zwar jährlich 200 bezw. 595 bezw. 550 Millionen Mark. Neben diesen 11 Mil- liarden-Obligationen sind noch 2 Milliarden Vorzugsaktien, die sür den Verkauf an Privatpersonen bestimmt sind, und 13 Milliarden Stammaktien für das Reich geschaffen wor den. Aus der Oberlaufttz. Bischofswerda, 1. März. —* Seminar. Am Sonnabend fand in» Fcstsaole dir Entlassung der Abiturienten statt. Eltern, Ver treter der staatlichen und städtischen Behörden, der Kirchen und Schule»» hatte»» sich dazu eingefunden. Die Feier wurde eingeleitct mit einein Ehoraloorspiel und den» gemeinsamen Gesang des Liedes: „Jesu, geh' voran." Es folgte eins Schristvcrlesung durch Herr»» Studienrat Morgen bes ser, der biblische Worte zusammengestellt hatte,' die dem Gedankenkreis der Feierstunde als einer Abschieds- und zu gleich Anfongsstundc sür ein neues Lebe»» angepaßt waren- Sodann ertönte der 2. Satz eines Klaviertrios von Jos. Haydn, vorgetrogen von Hern» Studienrat Str »eg ler und den beide»» Oberschülern Kunze und Hclmig. Die Abschiedsrede hielt der Klassenlehrer der Abiturienten, Herr Studienrat Dr. Hüttner. Aus gehend von einem Worte Schleiermachers aus der Darbie- mng der Monologei», werden die Abgehendei» auf die Be deutung wahrer Autorität hingewiesen, für deren Entsteh ung die körperliche Ertüchtigung und die geistige Weiter bildung auf sittlicher Grundlage die Voraussetzung ist. Die Stählung des Körpers wird erreicht durch stete und natur gemäße Uebung. Sie hat in dieser Zeit wirtschaftlicher Not für den Lehrer bei seiner sittlichen Verantwortlichkeit gegen über den werdende»» Staatsbürgern auch ihre soziale Seite. Sic »st aber auch in Rücksicht auf die erziehliche Tätigkeit in» engere»» Sinne »wtwcndig, da das körperliche Befinden nicht selten feinen Ausdruck in übler Laune und ihre»» Folgen fin det. Auch hüte sich der Lehrer vor den Giften, die die Blüte der Jugend vernichten. Die intensiv geistige Beschäftigung bewahrt ihn ii» der Versuchung. Sic bringt ihn zur rechter» Selbsteinschätzung und läßt ihn nicht schwanken in der Mei nungen Streit. Insbesondere ist Beschäftigung mit der Pä dagogik notwendig. Ernstes wissenschaftliches Studium er zeugt durch die Selbstbesinnung Geduld und Liebe und die rechte Einstellung zum Lehrstoff. Unter Ermahnung zu in niger Dankbarkeit gegenüber der» Eltern empfingen die Abi turienten herzliche Segenswünsche für den Lebensweg. Ai» die ernste und eindringliche Rede schloß sich der von Herrn Studienrat Striegler komponierte und geleitete Char ges a n g: „Evangelium der Tat" (ged. von R. Seidel) mit Instrumentalbegleitung an. Der Sekundaner Löscher und der abgehende Primus oinnium Jude ich tauschte»» nm» herzliche Abschiedsworte. Aus der» Worten des letztere»» klang zugleich für de»» Leiter der Schule und die Lehrerschaft, insbesondere für ihren Klassenlehrer, der Dank der zum Ziel ihrer Ausbildung geführten Reiflinge. Herr Oberstudiendirektor Dr. Stöhn er nahm dann tue eigent liche Entlassung vor. Er warf einen Rückblick aus die Geschichte der scheidende»» Klasse, die er am 15. August 1919 als die erste ii» seiner hiesigen Amtstätigkeit ausgenommen hat. 20 Knaben sind es damals gewesen, einen davon deckt schon der kühle Rasen, 7 sind zum Teil anderen Ent wicklungslinien gefolgt, 6 sind im Laufe der Jahre neu hin zugekommen, so oaß nun 18 ii» den Schuldienst entlassen werden. Freude und Leid sind in mancherlei Gestalt an sie Hera,»getreten. In treuer Amtsführung als Präfekten und »nit verschiedenen Gaben haben sie auch bei festlichen Veran staltungen sich in den Dienst ihres Seminars gestellt. Mit blanken Waffen werden sie nun an ihre Aufgaben herantre ten und unermüdlich weiterstreben. Einen letzten herzlichen Glückwunsch zur Weltenwanderung brachte er ihnen. Mit Dankesworten gegen die Eltern für das während der Aus bildungszeit ihrer Söhne der Schule erwiesene Vertrauen und gegen die Ehrenaaste für das durch ihr Erscheinen ge zeigte Interesse schloß der Herr Oberstudiendirektor seine Worte. Unter leisen Orgelklangen empfing jeder Abitu rient sein Reifezeugnis und tauschte den letzten Handschlag mit seinen Lehrern. Die Klänge des Liedes: „Zieht in Frie- den eure Pfade", von allen Anwesenden gesungen, schloßen di« erhebende Feier. Zu ») Lgrkahrpftgua». Dta verke-imfteuerlwelch, ebenfalls aus den Einnahmen der Rstchsbaho zu bestreiten ist, ist erst vom d. Dawesfahr an abzuführen, beträgt kn die- sem 2L0 Millionen Mark und steigert sich vom S. Dawessahr an auf jährlich 290 Millionen Mart. Zu S. Jndustrieobligationen. Die gesamt« deutsche Industrie, soweit sie über mehr als 20000 -4t Betriebskapital verfügt, ist fiir Reparations zwecke mit 5 Milliarden Schuldverschreibungen belastet wor ben, welche, ähnlich den Eisenbahnobligationen, mit 5 v. H. zu verzinsen und mit 1 v. H. zu tilgen sind. Auch hier tritt bie volle Zahlung in Höhe von 300 Millionen erst vom 4. Dawesjahr an in Kraft; für das erste Dawesfahr war über haupt nichts zu bezahlen, für das 2. und S. Dawesfahr sind 125 bezw. 250 Millionen aufzubringen . - Außer den angeführten lausenden Verpflichtungen waren für das 1. Dawesfahr dem Reparationsagenten noch 1 Milliarde Mark für Zinsen der Reparationsanleihe, Kosten der verschiedenen Kommissionen, Besatzungskosten, Ausfuhr- abgabe usw. zur Verfügung zu stelle»». Diese Summe wurde aus der Reparationsanleihe in Höhe von 800 Millionen Mark genommen u. aus dem von der Reichsbahngesellschaft für 1924/25 zu zahlenden Beitrag von 200 Millionen. Ferner sinb im 2. Dawesfahr noch einmalig dem Re parationsagenten 250 Millionen Mark aus dem Verkauf von Vorzugsaktien der Reichseisenbahngesellschaft zur Verfügung zu stellen. Fassen wir alle Verpflichtungen nochmals nach Dawes jahren geordnet zusammen, so ergeben sich aus Eisenbohn- und Jndustrieobligationen, Verkehrssteuer und Entnahmen aus dem Reichshaushalt folgende Summens 1924/25 1 Milliarde? 1925/26 1,22 Milliarde 1926/27 1,2 Milliarde 1927/28 1,75 Milliarde 1928/29 2,5 Milliarde (Normaljahr) Letztere Summe kann, wie schon erwähnt, noch gestei gert werden. Hierbei ist zu bedenken, daß die gesamte Endsumme aller. unserer Reparationsverpflichtungen überhaupt noch nicht festgesetzt worden ist. Wenn wir auch einen Teil dieser Zahlungsverpflichtun gen in Sachlieferungen abdecken können, so gehtDoch aus der Zusammenstellung ohne weiteres hervor, welche ungeheure Lasten durch Annahme des Dawes-Gutachtens dem deutschen Volke auferlegt worden sind. —* volkskirchlicher Laienbund. Es wird sicher vielen Mitgliedern lieb sein, zu hören, daß L. Titus Reuter- Dresden nächste und übernächste Woche wieder hier sprechen wird. Diesmal sind es Fragen, die dem besinnlichen Menschen immer wieder auftauchen, deren Beantwortung die 4 Abende dienen sollen. Nach vielfacher Erfahrung ist es dem Redner gegeben mit diesen Themen besonders zu packen und anzu regen. — Nähere Mitteilungen folgen noch. Doch vergleiä)e mai» schon heut« die Anzeige! —* Vereinigung der Musikfreunde von Bischofswerda und Umgebung. An dem ersten Konzertabend der neue,» Vereinigung gelange»» zwei hervorragende Kammermusik- werke zur Aufführung: das ^.-moll-Trio von Tschaikowsky und das Il-Vm-Trio von Brahms. Tschaikowsky hat seiner Komposition das Leitwort „Dem Andenken eines großen Künstlers" mitgegeben. Und wenn man den Gesanüinhalt des Trios überblickt, so scheint es, als ob das ga»»ze Leben so manchen Künstlers vor unser»« geistigen Auge vorüber zöge. Der vorwiegend tragische Charakter des Werkes ist unverkennbar. Aber wie in das Lebe,» eines uin das Dasein hart Kämpfende»» auch zuweilen lichte Augenblicke treten, so wird auch hier die düstere Grundstiminung durch froh be wegte, heitere Weisen unterbrochen. Ii» dem 2. Haupttcil führt der Kon»ponist das schlichte, etwas freundlicher wirken de Thema als das des 1. raoll-Satzes in genialer Weise in zahlreichen Variationen durch. Scharfe Gegensätze treten hier zuweilen stark hervor. So folgt z. B. auf einen zünden den, brillante»» Walzer ein ganz zartes, die Eigenart slavi- scher Musik in ihrer schwermütigen Eintönigkeit deutlich tra gendes Andante. In etwas veränderter Form wird das Thema in» letzten Satze mit virtuoser Behandlung des Kla- vicrteils in einem feurigen Allegro durchgeführt. Plötzlich setzt in höchster Steigerung und mit erschütternder Wucht das öloll-Thema des ersten Satzes wieder ein, und in ergreifen der Klage endet das gewaltige Werk. — Einen ganz arideren Charakter besitzt das am Schlüsse des Abends zur Auffüh rung gelangende R Our-Trio von Brahms. Es ist'' eine Jugendkomposition des Meisters. Mit 58 Jahren hat Brahms das, was er als 21jähriger geschaffen, noch einmal einer Prüfung und Ueberarbeitung unterzogen, und in dieser veränderten Form wird das Trio heute meistens auf geführt. Aber immer noch strahlt ein gutes Teil des jugend lichen Feuers aus dieser Neubearbeitung. Das Thema des ersten Satzes, vom Klavier eingeführt, dann vom Cello und zuletzt von der Violine ausgenommen, bringt durch seinen außerordentlichen Glanz eine ungemeine Lebendigkeit in den ganzen Satz. Diese wird erhöht durch die lustige, neckische Musik des Scherzo, in das ein liebliches, melodienschönes Trio im Schubertschen Stile eingewebt ist. Das folgende Adagio beginnt mit gedämpften Akkorden, die in Abwechs lung mit dem wundervollen, zarten Zwiegesang von Cello und Violine eine weiche, duftig« Stimmung erzeugen. Der scharfe Rhythmus im -L Takt des letzten Allegro-Satzes führt jedoch wieder in den Charakter des ersten Satzes zurück. Und wenn auch Brahms in seiner 2. Ausgabe das Finale nicht mehr in Dur, sondern in Moll schließen läßt, so wird doch der leichtbeschwingte Geist, der feurige Charakter des ganzen Werkes dadurch nicht gebrochen. —* Deutsche» SSagerbuudeHest auf Helgoland. Vie .Lieder- täfel" hat ihrem diesjährigen Winterfest, das alljährlich für di« aktiven und passiven Sänger und Sängerfrauen veranstaltet wird, «inen besonder» zugkräftigen Rahmen gegeben: Die Helgoländer laben di« edelsten deutschen Stämme, die Sachsen, Bayern und Rheinländer, zu einem Sangerfest nach Helgoland ein, und in Hellen Scharen ziehen sie au« noch der grünen, meerumspülten Insel. Der Lloyddamofer „Sachsen" hatte in „Dähnerhaven" angelegt und über da» schwankend« Anlegebrett betrat nmn beim Scheine der in di« Fluten tauchenden „Goldenen Sonne" den Strand von Helgo land. Die Liedertäfler haben viel« Mühe und Arbeit darauf vrr- wendet, die SoNnensäle entsprechend umzuwandeln und es muß ulgestanden werden, daß alle» durchau» stilgerecht vorbereitet war. Stimmungsvoll und frohgemut vollzog sich der Einzug der Sänger mit ihren Damen. Als erste kamen die Sachsen, dann die Mayer«,