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... i . DerSSHWeLrzühser Postanstalten, Stiirung de» Betriebe, der Zeitung oder der Besörderungreinrtch. »stelle nehmen tungrn — hat der Bezieher keinen Anspruch au» Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. Nr. 56 80. Jahrgang Sonnabend, den 7. MLrz 1S25. Li' 1U^! Berlin, 6. März. (Drahtb.) Zur Neuwahl des Reichs präsidenten äußert die „Zeit" die Vermutung, daß die So zialdemokraten und Demokraten selbständige Kandidaten aufstellen werden. Als Anwärter auf die demokratische Kandidatur nennt das Blatt den Hainburger Bürgermeister Dr. Petersen und den badischen Staatspräsidenten Dr. Hellpach. Auf Zentrumsseite sei die Aufstellung von Marx so gut wie sicher. Was die Parteien rechts vom Zentrum anlange, so werde es hier oller Wahrscheinlichkeit nach zu einer gemeinsamen Kandidatur kommen. Es sei bereits innerhalb des Ausschusses, der die Entscheidung vor zubereiten habe, eine engere Wahl getroffen worden, so daß es sich nur noch um die Entscheidung von vier Personen handele. Wie das Blatt weiter mitteilt, scheinen die Sozialdemo kraten und Demokraten ein besonderes Gesetz über die Stell vertretung des Reichspräsidenten bis zum Amtsantritt des neugewählten Reichspräsidenten für notwendig zu halten. Die „Zeit" glaubt aber, daß bei den übrigen Parteien die Ansicht bestehe, daß für die bevorstehende kurze Uebergangs- zeit der Reichskanzler weiter die Stellvertretung führen könne. Wenn sich aus irgendwelchen Gründe»» die Notwen digkeit einer besonderen Stellvertretung ergeben sollte, so scheine man in diesem Falle den Reichsgerichtspräsidenten Dr. Simons als geeignete Persönlichkeit für die Ueber- nahme der Stellvertretung zu betrachten. Entscheidende Verhandlungen über die Prösidentenwahl. (Eigener Informationsdienst.) Berlin, 6. März. (Drahtmeldung.) Unter den parla- mcntariscyeu Kreisen sind jetzt Vorverhandlungen über die Kandidaturen für die Präsidentenwahl in vollem Gange. Wie wir erfahren, ist die Demokratische Partei bemüht, nunmehr bindende Abmachungen mit dem Zentrum und der Sozialdemokratie herbeizuführen, damit diese Parteien eine gemeinsame Kandidatur aufstellen. Diese Bemühungen der Demokraten finden eine energische Unterstützung durch den früheren Reichskanzler Dr. Wirth, der sich für die Auf stellung einer Kandidatur Marx sehr entschieden einsetzt. In den Kreisen der Rechstparteien verhält man sich zur Zeit einigermaßen abwartend, obwohl man die Vorberei tungen schon ziemlich weit kommen ließ. Wie wir hören, liegen bereits ziemlich fertige Beschlüsse der führende»» Kreise der Rechtsparteien vor, die nur noch der» Instanzen zur Annahme unterbreitet werden »Nüssen. Allerdings hängt die Durchführung dieser Pläne von der Gestaltung der Entscheidungen im Lager der Parteien der Mitte und dec Linken ab. «WÄgeMatt-» Unabhängige Zeitung für alle Stände in Htadt und Land. DichtesteVerbreitung inallenBolksschichten Beilagen: Sonntags-Unterhaltungsblatt und Landwirtschaftliche BeUage Geschäftsstelle Bischofswerda, Altmarkt 15. — Dnuk und Verlag der Buchdruckerei Friedrich MayG. m. b.H. in Bischofswerda. Feylspr.Nr.22 Postscheck-Konto: Amt Dresden Nr. 1521. Gemeinde« »eebandosteolinfi« Bischofswerda Konto Nr. S4. Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgend welcher Bischofswerdaer Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt mannschaft, der Schulinspektion und de- Hauptzollamts zu Bautzen, des Amtsgerichts, des Finanzamtes und de« Stadlrats zu Bischofswerda. Tagesschau. In der Sitzung des Reichsrats wurde am Donnerstag mitgeteilt, daß sich der Reichstag Ende nächster Woche ver tagen und erst nach der Reichspräsidentenwahl wieder zu- samentreten wird. Der Auswärtige Ausschuß des Reichstages wird vor- aussichtlich am Mittwoch nächster Woche zu einer Sitzung zusammentreten. Die Mehrheit des englische»» Kabinetts hat sich für den deutschen Sicherheitsvorschlag ausgesprochen. * Nach Mitteilungen des Deutschen Eisenbahnerverban- de« sollen die Arbeiter und Hilfsbeamten auf einer Reihe sächsischer Bahnhöfe am Donnerstag abend in den Ausstand getreten sein. Die Bewegung soll angeblich auf den ganzen Westen übergegriffcn haben. Zu den mit * bezeichneten Meldungen finden die Leier aus führliche«! an anderer Stelle. Der deutsche Schritt in der Vicherheitssrage. Don einer der Reichsregierung nahestehenden Seite wird unserem Berliner Vertreter mitgeteilt: Es ist nun nicht mehr daran zu zweifeln, daß die Reichs regierung in der Sicherheitsfrage durch die deutschen Bot schafter in London und Paris tatsächlich einen Initiativ schritt unternommen hat, als dessen Folge nunmehr eine außerordentlich lebhafte Diskussion unter den alliierten Re gierungen eingetreten ist. Von rechtsstehender Seite ist an dem Vorgehen der Reichsregierung, die über ihre Absichten während der letzten Zeit strengstes Stillschweigen gewahrt hatte, ziemlich scharfe Kritik geübt worden. Man befürchtet nämlich, daß sich die deutsche Außenpolitik in der Sicher heitsfrage vorläufig auf Jahrzehnte hinaus festgelegt haben lönnte. In den Kreisen der Reichsregierung erklärt man jedoch, daß bindende Angebote noch nicht gemacht worden sind, daß aber selbstverständlich daran gedacht werden »Nüsse, deutscherseits feste Vorschläge an die alliierten Regie runge»» zu machen. In Deutschland scheinen die parlamen tarische»» Kreise zu übersehen, von welch' entscheidender Be deutung die Lösung des Sicherheitsproblemes ist und wie sehr viel davon abhängt, ob die von deutscher Seite ausge sprochene Bereitwilligkeit zur Lösung dieser Frage von der Gegenseite auch ernst genommen wird. Die Berliner diplo matische»» Kreise betonen daher nochmals, daß es absolut ncrfehll wäre, wenn jetzt in Deutschland gegen das Vor gehen der Regierung Einspruch erhoben wird, zumal die deutj.» e Außenpolitik dringend an einer schnellen Regelung des Sicherheitsprobleins interessiert ist. Die Reichsregierung ist sich wohl bewußt, daß sie innenpolitische Widerstände überwinden muß, »nenn sie jetzt dazu schreitet, sich durch einen Siche» heiispa kl gegenüber den alliierten Regierungen auf lange Sicht hinaus zu binden und auf irgendwelche Be strebungen zur Veränderung der deutschen Westgrenze zu verzichten Eine solche Bindung wird aber notwendig sein, un» überhaupt zu einer Friedensgarantie zu kommen, die, wie schon wiederholt betont wurde, auch von Deutschland ge fordert werden muß Die deutsche Regierung wird selbstver ständlich auf dein Prinzip der Gegenseitigkeit verharren und verlangen, daß das Deutsche Reich vor den Grenzver letzungen seiner Nachbarn geschützt wird und man ihm seine volle Souveränität gaicntiert. Wird dieses Ziel erreicht, so ist die Friedcnsfrage für Deutschland vorläufig gelöst, so daß der innere Wiederaufbau endlich ohne Störungen und Unterbrechungen von außen her fortgesetzt werden kann. Der A»,«Lrttge «»»schütz tritt zusamme«. (Eigener Informationsdienst.) Berlin» 6. März. (Drahtmeldung.) Wie wir hören, wird der Auswärtige Ausschuß des Reichstage- in den nächsten Tagen einbernsen werden, um Mitteilungen de» Außenministers Dr. Stresemann über den Stand der Diskussion über die Sicherheitsfrage entgegenzunehmen. Außerdem wird der noch Berlin zurückgekehrt« Führer der deutschen Handelsdelegation in Pari«, Staatssekretär Dr. Trendelenburg, dem Auswärtigen Ausschuß über der» Verlauf der Wirtschaft-Verhandlungen mit Frank reich Bericht erstatten und die von ihm mit den französischen Stelle»» getroffenen Vereinbarungen aegenüber der Kritik einiger Wirtschaftskreise verteidigen. Raupe über den Friedhof hin und verschwindet auch manch mal hinter einer Baumgruppe. Auf den vier bekränzten Türmen, die in angemessener Entfernung von dem offenen Grabe errichtet worden sind, werden, wie von unsichtbaren ° Händen, große Feuer gleich Opferflammen entzündet. Kur- » belkästen in großer Zahl, etwas zurückstehend, arbeiten fie berhaft-, überall gewahrt man außer den Photographen in versteckten Winkeln Zeichner, ein Zeichner tritt vor, um di offene Grabstätte mit Umgebung zu zeichnen. Die hohe Ge- > stakt der Witwe des Verstorbenen wird gestützt von ihrem Sohi» und dem Schwiegersohn. Während sie auf das Grab zugeht, tritt feierliche Stille ein. Von der Stadt herüber klingt das Trauergeläute der Kirchenglocken. Dann beginnt . der Männerchor des Heidelberger Sängervcrbandes mit - einen» Teil der Messe von Schubert. Die Ansprachen de» badische»» Staatspräsidenten Hellpach, des Oberbürgermei sters Dr. Walz und des Stadtpfarrers Maas schlosse»» sich an. Darauf nahm der Reichstagsabgeordnete Müller» . Franke»» namens der Sozialdemokratischen Partei da» Wort, um dem Führer der Partei den letzten Gruß zu ent bieten. Der Redner schilderte den Werdegang des Verstor benen innerhalb dieser Partei. Alle seien darüber einig gewesen, daß nur er als Nachfolger August Bebels in Frage komme. Aber wenn Friedrich Wert auch sein ganzes Leben in den Dienst der Arbeiterklassen gestellt habe, so hat er darüber doch nie sein Volk vergessen und sich immer auch in den Dienst der Menschheit gestellt. Hierauf nahm der badische Landtagspräsident Wein gartner außerprogrammäßig das Wort zu einer kurzen Ansprache. Auch er dankte dem verstorbenen Reichspräsi denten für das, was er in schwerer Zeit für das deutsche Volk geleistet hätte. Ebert sei ein Staatsmann von schlich ter Größe und einfacher Würde gewesen, wie auch in seiner Politik von klarein Blick. Als 'etzter Redner sprach der Gewerkschastssekretär Leipart, und zwar in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Allgen,einen freien Beamtenbundes. Auch er betonte das Schaffen Eberts für das deutsche Volk und besonders für die arbeitende», Klassen. Sein Andenken werde bei den von ihn» vertretenen Verbänden hoch in Ehren gehalten werden. Nun trug de. Sängerbund unter der Leitung von Kuhn aus Mannheim das Lied „Ein Sohn des Volkes" vor. Darauf folgten die Trostworte des Stadtpfarrers Maas. Nachdem der Geistliche gesprochen, senkten sich die Fahnen über das Grab und Friedrich Eberts Sarg sank in die Tiefe. Trommelwirbel ertönte und dann erklang kraftvoll das Lied, das auch Ebert als.das Lied der Deutschen erklärt hat» „Deutschland. Deutschland über alles." Damit war die Trauerfeier beendet. Anzetaeuurets (in Goldmark), Die 43 mm breite einspaltig« BrundAriftzeile M Pfg., örtllche Anzeigen 15 Pfä, dl« «0 nun breite Aeklamezell« (im Textteil) SO Pfg- Zahlung in Papiermark zum amtlichen Briefkurs vom Zahltag, jedoch nicht niedriger al« zum Kur« vom Tage der Rechnung. — Rabatt nach Tarif. Filr Sammelanzeigen tarifm. Ausschlag. - ErfüllungsortBifchosswerd« »rrcheinnmwwetse: Jeden Werktag abend« siir den folgend. Tag. V«,ua«vr»i» >ür die Zelt vom 1. bi» 15. März: Frei ins l aus halbmonatlich Mk. 1.20, beim Abholen in der Geschäftsstelle wöchentlich SO Pfg. Einzelnummer 15 Pfg. — Alle Pc' ,owie un>ere Zeitungsausträger und .die Gejchäftsste! »edrrzeü Be tellungen entgegen. Die Beisetzung des Reichspräsidenten in Heidelberg. Heidelberg, S. März. Unter ungeheuerer Anteilnahme der Bevölkerung fand heute die Beisetzung des verstorbenen Reichspräsidenten statt. Den Trauerzug eröffnete eine Gruppe berittener Polizei, der sich die Freiwillige Feuer wehr Heidelbergs anschloß. Dann kamen etwa 1500 Sänger des Arbeitergesangvereins Heidelberg und des Sängerver bandes Heidelberg, woran sich die studentischen Korporatio nen ansthlossen. Besonderes Interesse erregte eine Abtei lung ägyptischer Soldaten, die mit ihrem roten Halbmondbanner am Schlüsse dieser Abteilung ritten. Den zweiten Teil des Zuges führte die Kapelle freiwilliger Poli zeioffiziere, ihm schlossen sich die Kranzträger an, die unmit telbar vor dem vierspännigen Trauerwagen marschierten. Ein unübersehbarer Zug geht über hen sonst so stillen Fried hof. Das Trab des Reichspräsidenten befindet sich an einer bevorzugten Stelle, auf einer Art erhöhter Terrasse. Der Ort ist durch ein bereits vorhandenes auffallend großes Kruzifix weithin sichtbar. Immer mehr füllen sich die Wege, die zur Grabstätte führen, und die den, offenen Trabe gegenüber errichtete große Tribüne mit den heranströmen den Zugteilnehmern: ein Meer von blinkenden Zylindern, von bunten Schärpen und blitzenden Uniformen und Hel men taucht auf. Eine riesenhaste Anzahl von bunten Ban nern trägt dazu bet, da» Gesamtbild aus dem Rahmen des «ckhu Nüchternen herauszuheben. Rings um das Grab tehen hohe dunkle Zypressen. Im Hintergründe des Fried- »oft» aber, steigt die dunkel bewaldete Bergwand empor. )ann wird dar schwere Sarg des Reichspräsidenten heran- i «tragen. Alle Anwesenden entblößen dos Haupt. Die i klänge der Musikkapelle hallen über die stillen Gräber hin. Der Zug zieht sich hinter dem Sarge noch wie eine bunt« Aus Sachsen. Die Trauerfeier de* Landtage«. Anstelle der für Donnerstag vorgesehenen Plenar sitzung veranstaltete der sächsische Landtag eine Trauerkund» gebung aus Anlaß des Ablebens des Reichspräsidenten Ebert, die sehr viel Aehnlichkeit mit dem früher aus solchen Anlässen veranstalteten militärischen Gepränge hatte. Der Platz vor dem Ständehause, auf dem eine starke Abteilung berittener Sipo in Parade aufgestellt worden war, «ar i« weitem Kreise abgesperrt. Den Aufgang im Ständehaus flankierten präsentierende Beamte der Sipo. Der Sitzungs saal war in den Farben weiß-grün und schwarz-rot^aelb ausgeschlagen und mit Trauerdekorationen versehen. Prä sident Winkler gab, während sich das fast vÄlzöhligS Haus, in dem nur sie Kommunisten fehlten, von den Plätzen erhoben hatte, ein Lebensbild des Verstorbenen. Er kennzeichnete Eberts Bedeutung für die deutsche Nation und die deutsche Republik und hob besonders hervor, daß Ebert als aus der Arbeiterbewegung heroorgegangenen Führer seinen Stolz daran gesetzt habe, ganz als «in Zugehöriger», einer Partei und der Arbeiterschaft zu bleiben. Der stichsi- che Landtag und die sächsische Regierung ermessen, so führte er aus, voll den Verlust, den Deutschland durch Ebert» Tod erlitten habe. Landtag und Regierung seien einmütig der Auffassung, das Ziel Eberts weiter zu verfolgen und zu er reichen, nämlich ein freies einige- Volk auf freier deutscher Erde. Regierung und Landtag sprächen der Familie das herzlichste Beileid aus. Zum Zeichen der Trauer und der Anteilnahme schlug der Landtagsvorstand vor, die vor«- ehene Sitzung des Landtages nicht abzuhalten und oft Tagesordnung am Dienstag, den 10. Marz, mittag» 1 Ubr, zu erledigen. Das Haus erklärte sich einmütig damit «l» verstand««.