Volltext Seite (XML)
Der Sächsische Erzähler. Ent- Sie der das und Ver- keine Technik gab Rom«»' nennen, wenn nicht KmG> „Immer habe ich nach dem Grundsohe gehandelt: Treue um Treue, Vertrauen um Vertrauen. Dir können nur so zial vyrwartskommen. wenn alle werktätigen Glieder der Nation ehrlich Zusammenarbeiten . . Es wäre gut, wenn mir seht endlich die Begriffe national und sozial in enger Verbundenheit erleben könnten." (Hindenburg zu den Vertretern der deutschen Arbeiter ¬ schaft am 18. April in Hannover.) 1. VewlLtt z« «»»»« V7. sie ihre Macht gemein, d aus. Waren sie un- der Versöhnung. Hatte ' jetzt schr viele ich erbötig, ihm am Rhein ließ^ " ' 'itre Ul' Kostüme, die ihm unten beim Vorüberzug der Kinder besten erschienen. Plötzlich fühlte Ulrike einen leisen Brandgeruch, wandte sich suchend um. — Beklommen suchte sie nach . Ursache. Im nächsten Augenblick entdeckte sie, daß unterste Ende von Nurias weißem Schleier brannte! Ec züngelte jetzt langsam hinauf, schon die unteren Spitzen der blonden langen Perückenhaarc ausfressend. Nuria empfand ebenfalls nun eine unerklärliche Glut. Ulrike sprang aus. Nur nicht das Kind bewegen, und durch den Luftzug die Flamme vergrößern! So stürzte sie auf den eisten der kleinen Tische, riß dos weiße Tischtuch herab, un bekümmert um einige niederprasselnde geleerte Gläser, und prekie Nuria das Tuch um. Durch die jähen Bewegungen war auch Fräulein Agathe aufmerksam geworden. „Reiße dir den Mantel ab!* rief Ulrike ihr zu. mit beiden Händen dos weiße Tuch fest um das Kind haltend, bis der dickere Stoff des Mantels jede mciterzüngelnde Feuersgcfahr unterband. Nuria stand mit todblossen Lipven da. Im Entsetzen fühlte sie selbst den Schmerz der frischen Brandwunden an den Händen nicht so stark. Erst als auch Fräulein Agathe sich ihren Mantel vom Körper gerissen und Nuria übergc- worfcn hatte, und dann das aufziingelndc Feuer wirklich ganz erstickt war, hielt das Kind Ulrike die furchtbar schmer zenden Hände hin. Sie hatte sich in die brennenden Kleider gegriffen und verletzt. In Ulrike zitterte die Aufregung. Durch ihre Geistes gegenwart war es ihr gelungen, ein schweres Unglück zu verhindern. Denn wenn das Feuer von dem brennenden Kind auf all die leichten rosa und weißen Tarlatanschleifen der Saalverzierung, auf all die leichten brennbaren Stoffe und Haare der kostümierten Kinder übergegriffen hätte —? Wie war cs entstanden? Die Vermutung lag nahe, daß einer der am Büfett servierenden Kellner sich «ine Zi garette selbst gedreht hatte, und dann, nachdem er sie ange zündet, mit spanischer Sorglosigkeit das noch brennende Zündholz im Bogen weggeworfen, irgendwohin, — und es war auf den Schleier und die Schleppe von Nurias seidenem Burgfrauengewand gefallen. Nur die Inhaber der allernächsten Loge bemerkten den bedrohlichen Vorgang. Den andern entschlüpfte die Große der Gefahr und der Vorgang durch den allgemeinen Lärm, die laut schmetternde Militärmusik, die Beifallskundge bungen bei der Prämiierung einer Kindermaske, und das Gemurmel der Enttäuschung derjenigen, die nicht aufge rufen wurden. „Meine Hände, meine Hände!" jammerte Nuria. „Gebt mir etwas, das mir da» Brennen stillt!" Aber als Ulrike ihr jetzt vom Stuhle aufhelfen wollt«, um das Auto unten zu nehmen und nach Hause zu fahren, sank ihr das Kind ohnmächtig in die Arme. — Di« zierlich«, frühreife spanische Konstitution erwies sich jetzt seelisch dem plötzlichen furchtbaren Schrecken nicht, gewachsen. Es hieß jetzt, vor allen Dingen.aus diesem Lärm, die sen, Gedränge herauszukommen unkn nach Hause zu gelan gen. Fräulein Agathe eilt« hinab und rief das wartende Auto vor die Einfahrt, und als Nuria wieder zu sich gekom men, heb Ulrike sie auf den Arm und trug sie hinab zum Auto. Das Kind schmiegte sich vertrauensvoll in Ulrikens Arm, «ährend da» Gefährt dahinschoß. „Vir sind bald zu Haus und dann wirst du ousgekleidet und wir lassen den Arzt holen," beruhigte, Ulrike, ihre nachzitternde Erregung um der Kleinen willen meisternd. „Doktor Lopez soll kommen!" bat Nuria, „er Ist so freundlich und gut und hat so weiche Hände. Er hat mich schon einmal behandelt, als ich mir den Fuß verstaucht hatte Bitte, holen Sie doch Doktor Lopez! " Ulrike tauschte einen Blick mit Fräulein Agathe. „Ich glaube, du handelst im Sinn« de» Marchese, wenn du Lopez holst, Ulrike! Er ist, seit er die Blutvergiftung beim Mar chese behandelt, eigentlich zu allem in dem Hause zugezoaen worden." Und nach kurzem Nachdenken meinte sie: „Um Zeit zu gewinnen, wäre « da» beste, ich stiege gleich jetzt Europa, Orieut und ÄHei«. Von Dr. Ernst Michaeli-Berlin. Man kann die Initiative, die die Lenker der deutschen Außenpolitik mit den Anregungen zur Schaffung eines Sicherheitspoktes ergriffen haben, gewiß von verschiedenen Gesichtspunkten aus beurteilen. Aber Anhänger" und Geg ner werden sich darin einig sein müssen, daß der deutsche Schritt keineswegs in die gleiche Linie mit den diplomati schen Handlungen zu stellen ist, wie man sie aus der trüben Vergangenheit der letzten sechs Jahre von deutschen Reichs regierungen gewohnt war. Und zum zweiten muß darüoer Einigkeit bestehen, daß auch die Wirkung dieser Demarche eine wesentlich andere ist als das Echo, das in dieser trauri gen Epoche deutscher Geschichte immer wieder auf die Bekun dungen deutscher Friedensliebe um jeden Preis geantwor tet hat. Der deutsche Schritt hat vor allen seinen Vorgängern, die nur Hohn, Spott und Ablehnung bei den Alliierten ge funden haben, den großen Vorzug, im richtigen psychologi schen Augenblick gekommen zu sein und dadurch selbst eine fühlbare und nachhaltige Wirkung auf die Konstellationen am politischen Horizont gehabt zu haben. Aus diesem Grunde darf die deutsche Regierung mit vollem Recht sagen, daß sie zum ersten Male wieder den Schritt von der passiven zur aktiven deutschen Außenpolitik gefunden hat. Das sind un umstößliche Tatsachen, die auch die Kreise nicht werden ver neinen können, denen aus Nationalgefühl der scheinbare Ver zicht auf Elsaß-Lothringen ein Ja unmöglich macht. Ueber solche Einzelheiten des deutschen Vorschlag des Näheren zu sprechen, ist hier nicht der Ort, wo es sich darum handelt, die ganz großen Zusammenhänge hcrzustellen, aus denen der welthistorische Hintergrund sichtbar wird, der im politischen Tlzeater zurzeit ausgezogen ist. Sechs Jahre Versailler Friedens haben genügt, um in der ganzen Welt die Ueberzeugung aufkommen zu lassen und zu festigen, daß das wahre Hindernis für eine Befriedigung de? Welt und für die Erreichung der idealen Ziele, um derentwillen angeblich die alliierten Heere gegen den Frie densstörer Deutschland ins Feld gezogen sind, heute nur noch bei Frankreich liegt. Wir Deutsche haben das groteske Schauspiel erlebt, daß Frankreich sechs Jahre schalten und walten konnte, wie es seine politische Ideologie ihm eingab: wir beobachten, daß England immer wieder vor den Droh ungen des Quai d'Orsay und seiner geschickten Staatsmän ner zurückwich und so ganz die elementarsten Grundsätze britischer Staatskunst seit Jahrhunderten verriet, nach denen es stets das Bestreben Englands war, den stärksten Rivalen auf dem Kontinent niedcrzuwerfen. Die Politik dos Foreign Office geriet so allgemach in den Geruch, unzuverlässig und hinterhältig zu sein, und namentlich in Deutschland wurden gewichtige Stimmen laut, die vor allzu starkem Vertrauen auf England warnten. Es gehört zu den grotesken Einsal- len der Weltgeschichte, daß Frankreich in Europa eine Hege monie ausüben konnte, die kaum seiner politischen Bedeu tung, ja nicht einmal seinerBevölkerungszahl entsprach, ohne daß die großen Alliierten und Assoziierten, England und Amerika, dem Hochkommen dieses gefährlichen Militarismus zu wehren vermochten. Wenn Frankreich heute in des Wortes wahrster Bedeu tung isoliert dasteht — und dagegen können auch die schönsten Beteuerungen alliierter Freundschaft- und Schickfalsver- bimdenheit nichts besagen — so verdankt es eben dieser hege monistischen Politik seine Vereinsamung. Frankreich wollte seine Sicherheit auf seine Weise stabilisieren: cs überzog den europäischen Kontinent mit einem Netz von Gcheimocrträqen und Bündnissen, um den bis aufs Blut gereizten deutschen Nachbarn dauernd im Schach zu halten. Am Quai d'Orsay lebte man in der Denkweise, wie sie den Männern von gestern - aus, ginge die paar Schritte zu der Wohnung von Lopez > und fragte, ob er sofort abkömmlich ist. Die Antwort teile ich > euch ins Haus mit. Dann weißt du gleich bei deiner An- i kunft Bescheid." ' Der Vorschlag war gut, den»,es gast, Nuria do» surcht- ' bar schmerzende Brennen der Hände möglichst bald zu er- , leichtern. Doktor Lopez befand sich noch zu Hause, nachdem er ge rade seine Sprechstunde beendet. Auf die Mitteilung von Fräulein Dengler hin brach er sofort auf und ließ sich in seinem Auto zur Billa des : Marchese hinausfahren. Be ruhigter setzte Fräulein Agathe ihren Weg fort, der sie noch zu einer deutschen Unterrichtsstunde in eine andere Familie führte. >! Zum Glück hatte Dr Lopez selbst alles Nötige und Wichtige mitgenommen, um die verletzten Hände von Nuria zu verbinden und eimureiben. Jetzt in der Ruhe stellte es sich heraus, daß die Brandwunden nicht schlimmer Art wa ren. Bei Schonung und sachgemäßer Behandlung würde der Schmerz sich lindern und wahrscheinlich kaum lange Folgen zu sehen sein, wenn die Konstitution sich als heilkräftig er wies. Er hatte sie verbunden und, noch eine Welle an ihrem Bett gesessen und beruhigend auf Nuria eingeredet: „Eie brauchen Ihre Elteyn nicht sofort rufen zu lassen, Donna Nuria!" meinte er mid wandte sich dabei auch zugleich an Ulrike: „Es würde di« Herrschaften wahrscheinlich furchtbar erschrecken, und sie könnten vorläufig hier doch nichts ändern oder helfen oder beschleunigen! Dos Diner wird sich ja kaum bi» nach S Uhr hinziehen ,da es schon arn Nachmittag begannen hat. Jetzt dient Ihnen vor allen Dingen Ruhe, Donna Nuria! Sie sind sehr erschöpft von dem Schrecken und dem Schmerz!" Das gab die Kleine selbst zu. — Wohlig streckte sie sich in die Kissen. „Lasten wir sie eine Zeitlang schlafen," riet Dr. Lopez und griff nach seinem Hute, „ich komme morgen früh wieder, um nach Ihnen zu sehen, und ich hoffe, Sie werden eine gute Nacht verbracht haben und in Ihren Schmerzen ekleichtert sein!" Als Ulrike sich zum Kind herabncigte, um ihm die Decke zurechtzuziehen, reckte Nuria plötzlich die Arme und schlang sie Ulrike um den Hals: „Ich danke Ihnen, Donna Ulrike! Sie haben mich gerettet! Oh. ich werd« es meinen Eltern ganz gewiß gleich erzählen!" Es lag so viel dankbare» Vertrauen in der Bewegung des Kindes, daß Dr Lopez stillächelnd die klein« Grupp« be trachtet«. , — Worte Hindenburg«. „Ich bin gewohnt, meine Pflicht zu tun. würde daher, wenn das deutsche Volk mir das große trauen schenken sollte, mich zu seinem Präsidenten zu wählen, nnbeirrt durch Tagesmeinuugen und persönliche Angriffe, mit Sachlichkeit dahin wirken, daß unserem Vaterlands, das wir in seinem Unglück um so heißer lieben müssen, eine glücklichere Zukunft beschicden sein möge, wird dieses Ziel erreicht, so wäre das der schönste Dank an all d, e Helden, die einst im festen Glauben an Denlfchlands Größe ihr Leben Hingaben oder ihre Gesundheit opferten." (Hindenburg am IS. April in Hannover.) „Ein kraftvoll in iich geschlossener Staat im Sinne Bismarcks war die Welt, in der ich mich in Gedanken am liebsten bewegte. Zucht und Arbeit innerhalb des Vaterlandes standen für mich höher als kos mopolitische Phantasien. Auch erkannte ich kein Recht für einen Staatsbürger an, dem nicht eine gleichwertige Pflicht gegenübcrzuflellen wäre." (Hindenburg: Aus meinem Leben. S. 215.) FerMM das We Spanien. Roma» von Erica Grupc-Lörcher. (22. Fortjehung.) (Nachdruck verboten.) Der Ehrgeiz, einen Preis zu erhalten, war bei den Ellern, wie bei den .Kindern selbst ein gleich großer. Stun denlang hatte man aus diesen Augenblick gewartet! Auch die beiden streitenden Mütter rissen jetzt ihre Kinder an der Hand einfach auseinander und rasten in den Saal hinab, die eine auf der Treppe zur Rechten, die andere auf der Treppe zur Linken. ' Auch Nuria hatte der kleinen Affäre zugesehen. Zuerst maß sic die Jungens, die sich hier für ihre Begriffe so inkom- mcntmäßig benahmen, mit mißbilligenden Blicken. Jetzt lachte sic auf und wandte sich wieder den Vorgängen unten im Saale zu. Mit Spannung verfolgte inan die Vorgänge in der Loge der Preisrichter. Vorn an der Brüstung stand ein älterer Herr, eine Liste in der Hand, und notierte sich die Kostüme, die ihn, unten beim Vorüberzug der Kinder am politisch interessierten tisch fast könnte man ! sichtiakett ihr hervorr den Sedankengängen ett ken «st, während ring» um uns dia wurde. Diese» neue Zeitalter mit seinen allmächtigen Börsen- und Finanzgewaltsgen, feinen großen kontinental«« Zusammenschlüssen und Rasteverbindungen (Asten) — mag man gefühlsmäßig zu ihm stehen wie man will, «» ist HW- rische Tatsache! — bedeutet für Frankreich, daß feine Poli tik auf die Dauer unhaltbar geworden ist. Heute genügt ein Druck der Seltbörsen auf den schwindsüchtigen Frank, um einem vom Rentnerinstinkt besessenen Volk bleiche» Ent setzen etnzujagen und fein« politischen Führer daran zu erin nern, daß die Zeit vorüber ist, al» noch ein Clömeneeaü einen Lloyd George und Wilson terrorisieren konnte. Die europäische Politik dieser sechs Jahre ließ sich fehltest- lich immer auf die Formel: England—Frankreich reduzieren. Waren die Alliierten einig, so nutzten sie i' — " sam gegen das zerschlagene Deutschland i einig, so waren wir da» Handelsobzekt der Be England anderswo Sorgen — und es hat Sorgen! — so war Frankreich freundschaitli zu helfen, wenn man ihm nur freie Hand < ... Sechs Jahre Hot di« Welt zugeschaut, wie Frankreich seit freie Hand benutzte. Sechs Jahre Hot England den Rebe: buhler auf dem Kontinent erstarken sehen, ohne daß es dieser Entwicklung hat wehren können. Sech« Jahre sthlt Eng land die Drohung des bis an die Zähne bewaffneten ^Bun desgenossen", der heute schon über genug Flugzeuge verfügt, um London in Flammen zu Wetzen. Sechs Jahre hat Englaiid untätig sein müssen: In allen Fugen ächzt da» Gefüge des British Empire (worüber zu sprechen hier zu weit führen würde). Die verwundbarste Stelle, die den gan zen stolzen Bau zum Einsturz bringen könnt«, liegt im Orient, wo Frankreich jetzt, nach sechs Jahren, sich anschickt, die Früchte feiner geduldigen Arbeit einzuheimsen. Frank lin Bouillon ist dieser Tage von Angora zurückgekehrt. Trotz aller offiziösen Dementis cmd Versicherungen handelte es sich bei dieser Reise des französischen Diplomaten, der als begeisterter Parteigänger einer französisch-türkifchen Zusam menarbeit bekannt ist, um nichts geringeres als den Ab schluß einer Konvention, wenn nicht eines Bündnisses. Die Kasten dieser Entente hat niemand anders als England zu tragen: denn wenn es wahr ist, daß Frankreich den Türken Alexandrette. Antiochia und Aleppo überlassen will (nicht aus Edelmut, sondern aus der kühlen Erwägung, daß das Mandatsgebiet Syrien angesichts des erwachenden arabischen Nationalismus eine Quelle der Sorgen und Gefahren sein wird), so tonn Englund, das in dem den genannten Plätze« 'aenachbärten Mosul eine wichtige Position seiner imperialen Geltung zu verteidigen hat, nur mit Sorge auf dieses Er starken der Türkei sehen. Um so mehr, als die Lage .in Aeaypten feit der Ermordung des Sirdars zu den ernstesten Beiorgnifsen Anlaß gibt, der englondtreue König im Hed- schas auf Tod und Leben- vön den Wahabiten beranrit ipird und die Araber in Palästina beim Besuch Balfours demlich gezeigt haben, daß sich Englands Herrschaft in diesem Welt winkel nur mit größter Geschicklichkeit und mit den gewal tigsten Anstrengungen wird halten können. Während sich im fernen Oiäent ein gewaltiger Block Rußland-Chino-Iapon bildet, an den Frankreich Anschluß sucht, wie aus dem jüngst erfolgten Besuch des General gouverneurs von Cochinchina^ lllccrlin, hervorgeht, hat sich diese