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Gretchen. Weh! wär’ ich der Gedanken los! Böser Geist. In deinem Herzen Welche Missethat! Gretchen. Der Gedanken, die mir herüber Und hinüber gehen Wider mich! Böser Geist. Bef st du für deiner Mutter Seele, die Durch dich zur langen, langen Pein hinüberschlief? Gretchen. Weh, weh! wär’ ich der Gedanken los! Böser Geist. Auf deiner Schwelle, wessen Blut? Und unter deinem Herzen Regt sich’s nicht quillend schon Und ängstigt dich und sich Mit ahnungsvoller Gegenwart? Gretchen. Weh, weh! Chor. Dies irae, dies illa Solvet saeclum in favilla. Böser Geist. Grimm fasst dich! Die Posaune tönt! Die Gräber beben! Und dein Herz, Aus Aschenruh Zu Flammenqualen Wieder aufgeschaffen, Bebt auf! Gretchen. Wär’ ich hier weg! Mir ist, als ob die Orgel mir Den Äthern versetzte, Gesang mein Herz Im Tiefsten lös’te. Chor. Judex ergo cum sedebit, Quidquid latet, apparebit, Nil inultum remanebit. Gretchen. Mir wird so eng! Die Mauernpfeiler Befangen mich, Das Gewölbe Drängt mich! — Luft! Böser Geist. Verbirg dich, Sünd’ und Schänd’ Bleibt nicht verborgen. Luft? Licht? Weh dir! Chor. Quid sum miser tune dicturus, Quem patronum rogaturus, Cum vix justus sit securus? Böser Geist. Ihr Antlitz wenden Verklärte von dir ab. Die Hände dir zu reichen, Schauert’s den Reinen ! Weh! Chor. Quid sum miser tune dicturus? Gretchen. Nachbarin! Euer Fläschchen! — Zweite Abtheilung. Nr. 4. Ariel. Sonnenaufgang, Faust. Chor. Anmuthige Gegend. Faust, auf blumigen Rasen gebettet, ermüdet, unruhig, Schlaf su chend. Dämmerung. Geisterkreisschwe bend, bewegt. Anmuthige kleine Gestalten. Ariel. Die ihr dies Haupt umschwebt im luft’gen Kreise, Erzeigt euch hier nach edler Elfen W eise: Besänftiget des Herzens grimmen Strauss, Entfernt des Vorwurfs glühend bittre Pfeile, Sein Inn’res reinigt von erlebtem Graus. Vier sind die Pausen nächtiger Weile, Nun ohne Säumen füllt sie freundlich aus. Erst senkt sein Haupt aufs kühle Pol ster nieder, Dann badet ihn im Thau aus Lethe’s Fluth;