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Gebet aus »Rienzi,« von Richard Wagner, gesungen von Herrn J. Tichatscheck. Allmächtiger Vater, blicke herab ! Hör mich im Staube zu dir flehn. Die Macht, die mir dein Wunder gab, Lass jetzt noch nicht zu Grunde gehn! Du stärktest mich, du gabst mir hohe Kraft, Du liehest mir erhabene Eigenschaft: Zu hellen den, der niedrig denkt, Zu heben, was im Staub versenkt. Du wandeltest des Volkes Schmach In Hoheit, Glanz und Majestät! O Gott, vernichte nicht das Werk, Das dir zum Preis errichtet steht 1 Ach löse Herr die tiefste Nacht, Die noch der Menschen Seele deckt I Schenk’ uns den Abglanz deiner Macht, Die sich in Ewigkeit erstreckt! Mein Herr und Vater, o blicke herab ! Senke dein Auge aus deinen Höh’n ! Mein Gott, der hohe Kraft mir gab, Erhör’ mein tief inbrünstig Fleh’n ! Zwei Quartette: 1. Liebe und Wein. Gedicht von Haag, comp. von Fr. Schultert. Liebchen und der Saft der Reben Theilen meines Herzens Gluth Und beseligen mein Leben Sie ist reizend, er ist gut. Beiden ewig anzuhängen Schwöre frohen Muthes ich. Sie begeistern zu Gesängen, Ja zu heil’gem Wahnsinn mich Liebchen macht den Wein mir werther, Sie kredenzt so freundlich ihn. Auch mein Liebchen strahlt verklärter, Wenn ich voll des Nektars bin. Wagt’s mein Liebchen anzublicken, Kostet meinen Tafelwein Und, o Freunde, mit Entzücken Stimmt ihr in mein Loblied ein. Doppelt ist mein Herz geangelt, Wein und Liebchen preis’ ich hoch, Wenn zuweilen eines mangelt, Tröstet mich das And’re doch. So verschau ich ohne Kummer Täglich meinen Lebenslauf. Bacchus dank’ ich süssen Schlummer, Amor weckt mich wieder auf. 2. Schön Rohtraut. Gedicht von E. M'öricke, comp. von W. H. Veit. Wie heisst König Eingangs Töchterlein? Rohtraut, schön Rohtraut. Was thut sie wohl den ganzen Tag, Da sie wohl nicht spinnen und nähen mag? Thut fischen und jagen. O dass ich doch ihr Jäger wär! Fischen und Jagen freute mich sehr! Schweig stille mein Herze. Und über eine kleine Weil, Rohtraut, schön Rohtraut. So dient der Knab’ auf Eingangs Schloss In Jägertracht und hat ein Ross Mit Rohtraut zu jagen. O dass ich doch ein Königssohn wär! Roh traut, schön Roh traut liebe ich so sehr! Schweig stille mein Herze. Einstmals sie ruhten am Eichenbajun, Da lacht schön Rohtraut: Was siehst mich an so wunderlich, Wenn du das Herz hast, küsse mich ! Ach, erschrak der Knabe. Doch denket er : mir ist’s vergunnt Und küsst schön Rohtraut auf den Mund. Schweig stille mein Herze. Darauf sie reiten schweigend heim, Rohtraut, schön Rohtraut. Es jauchzt der Knab’ in seinem Sinn : Und würdest du heute Kaiserin, Mich sollt’s nicht kränken. Ihr tausend Blätter im Walde wisst: Ich hab’ Schön- Rohtraut’s Mund geküsst. Schweig stille mein Herze.