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Nr. 206. Vierter Jahrga Veit Mr SS00 »tliiti Limit«! - - und Anzeiger Mr das Erzgebirge mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Illustriertes Sonntagsblatt. Diese Nmiinier umfaß! 8 Seiten. Vie amtlichen öestanntwachougen vrkinilen sich in ürr Seiiage. n l. Der Besuch der Mitglieder des Bundesrates und des Reichstages beim Grafen Zeppelin hat am Sonnabend stattgefunden. Von unterrichteter Seite verlautet, das; der Kaiser von Rußland seinen Plan, Konstantinopel zu besuchen, aufgegebe n h a b e. Mutmaßliche Witterung am 7. September: Westwind, wolkig, kühl, zeitweise Niederschlag. Der Kaiser ernannte den Prinzen Heinrich von Preußen zum Großadmiral. Die A us füh run g s b e st i m m n n g e n zum Gesetze über die Besteuc r u ug der Zündmaren und Leuch t- mittel werden offiziell bctanntgcgebcn. Druck und Verlag K««r l»ni«- «.Verl,,« m. b. k. in Au- i. Lrzged. Sprechstunde der Redaktion mit Ausnahme der Sonntag» nachmittags von r Uhr. — Telegramm-Adresse: Tageblatt Au». — Fernsprecher tt. Für unverlangt »ingesandte Manuskript« kann Gewähr nicht geleistet werde«. NcichstaO-Ersatzwahl. Wer nur die Flugblätter und Hetzartikel der Sozial demokratie liest — was bei dem Parleizwang dieser Partei leider bei vielen Wählern der Fall ist — der muß wirklich glauben, daß der Staat nur durch die Steuern der Sozialdemokraten Verantwortlicher Redakteur: Pritt Knil»»i«. Für di« Inserate verantwortlich: lvaNer ftrrnu. Beide in Ao« i. Lrzgeb. Rach einem Telegramm aus Fez hat der Machsen einen Teil des von den Mächten cinge brachten Programms der öffentlichen Arbeiten mit der Be- ng ab gelehnt, das; augenblicklich kein zu ihrer Ausführung vorhanden sei. preis: Durch unser» Boten frei in» hau, monatlich so psg. Bei der Geschäftsstelle abgeholt monatlich «md wöchentlich <o psg. — Bei der Post bestellt und selbst abgeholt vierteljährlich i.so Mk. — Durch sträger frei in. Saus vierteljährlich ;.gr Mk. — Einzeln» Nummer io psg. — Deutscher Postzeitungs katalog. — Erscheint täglich m den Mittagsstunden, mit Ausnahm« von Sonn- und Feiertagen. rote Wangen. „Paul, fei nicht leichtsinnig. Bedenke, daß mich nur die Einsicht eines schweren Irrtums später zu einem dir günstigeren Entschluß b, stimmen könnte." Er mußte trotz des Ernstes dieser Stunde lächeln. , Ich glaube sogar zu wüssen, daß du dich auch dann noch dieser Einsicht verschließen wirst." Sie sah ihn starr an, als höre sie nicht recht. Da stand jemand, den sie glücklich oder unglücklich machen konnte und beugte sich ihr auch nicht um Haaresbreite. Ein Mensch — arm wie eine Kir chenmaus — hat aber nichr Las Recht, mit hartem Trotz für die Erhaltung seiner Ideale' lelergt zu sein. „Entweder oder," sagte sie kurz und heftig. Er sah sie fest uni) ehrlich an. „Tante Konsul, auf der nncn Seite stehst Lu unL machst mich zur Marionette im goldenen Kasten auf der anderen Seite steht meine junge Kraft und Ehre und macht mich zum reisen, anständigen Kerl . . . .! Bedenke, ich gab einem ver trauenden Mädchen mein Wut Ich kann nicht anders, ich muß anständig l!-.iben." Da wies die knochige, alte Hand streng nach der Tür. So will ich dick nicht länger davon zurück halten. Adieu!" Seither zog die Konsulin, die das Alleinsein fast noch schlech ter wie den Widerspruch vertragen konnte, Fräulein Ilse von Hahlschmitr, die mit ihr in demselben Städtchen wohnend« Toch ter «ines pensionierten Offiziers, in auffälliger Weise in das Haus Das überaus schmiegsame, nachgiebige Wesen des Mäd- ckftns tat ihr — nach den Neilereien mit dem rechthaberischen Neffen — wohl. Niemals hörte sic da eine eigene Meinung. Es gab kein Herzklopfen nu hr, wie früher nach den brieflichen und mündlichen Auselnandelüt'ungen mit dem Eigensinnigen. Glatt und friedlich liefen die Tage dahin. Ilse von Hahlschmitt, die daheim am väterlichen Tisch nur sehr bescheidene Bissen ge wöhnt war. blühte bei den Genüßen der W-itangschen Tafel sichtlich auf e> schöpfte sich in liebenswürdigen Zartheiten zu dc-r allen Dame küßte ihr m überströmender Dankbar keit die HänLe sprach nie einen Wunsch aus und gab sich so gänzlich als ein Meirich, der während der sonnigen Gegen wart nicht tm geringste« auf «ine noch schönere Zukunft rechnet. Das Ende -es schwedischen Generalstreiks. Seit Monatsfrist ruht in ganz Schweden die Arbeit. Der Eeneralausstand war am 1. August proklamiert worden, und willig folgten die Arbritermassen der ausgugebe- nen Parole fast allerorten. Nur wenige Berufsgruppen waren es, die sich ausfchlossen. io daß die Gesamtzahl der feierenden Arbeiter sich auf fast LVOVOÜ belief. Anfänglich handelte es sich nur um einige kleine lokale Streiks, dir im Mai «ine Aus sperrung in der Herienkonfettionsgroßbranche zur Folge hat ten; ausgedehnt wurde diese Aussperrung im Juli auf Lia Detailkonfektion, die Holzindustrie und schließlich auf die bei den Wegen- und Wasserbauten beschäftigten Arbeiter. Ende Juli wurden auch die Arbeiter der Textilindustrie und schließlich die in den Eisenhütten und Erzgruben ausgesperrt. Nunmehr ging die Arbeitersck;aft zur Offensive über. Am 4. August «begann der Ee n er alst re i k, der mit großer Zähigkeit durchgeführt wurde. Aus die Dauer freilich mußte die Kraft der Arbeiterschaft erlahmen, de: Geldmittel waren aufgezehrt, zumal auch di« lln- sollte daher einer solchen Partei den Rücken kehren. Wenn der Arbeiter schon guten Verdienst hat, wird er zu Streiks verleitet und was diese Streiks oft für Not über die Acbcuerichaft gebracht haben, hat man in Sachsen genügens kennen gelernt. Es wird somit den Arbeitern für die sozialistische Organisation nicht nur viel Geld abgenommen, sie werden außerdem durch ange- zettelte Streiks oft genug noch um Lohn und Brot gebracht. Dies sollte wirklich jeden einsichtigen Arbeiter ernüchtern. Das sächsische neue Wahlgesetz nennt die Sozialdemokratie Wahl- entrechtung. Wie ist es aber in Wirklichkeit? Bei dem Dreiklassen-System, das bisher bestand, zählten 50 Arbeiterstimmen der dritten Klasse oft nur soviel als eine Stimme der I. Klasse. Heute hat selbst der Millionär nur vier Stimmen, während der Arbeiter es leicht auf drei Stimmen bringen kann, also fast ebenso hoch wie der Millionär und einen solchen liberalen Fortschritt nennt die Sozialdemokratie Wahlrechtsrauv! Der Kandidat der bürgerlichen Parteien, Herr Schuldirektor Vorwerk, ist ein wirklich liberaler Mann, der das Herz auf dem rechten Fleck und das richtige Verständnis dafür hat, was unseren Arbeiter und unserm Erzgebirge not lut, denn er kennt unser Erzgebirge lange genug aus eigener Lebenserfahrung. Darum muß auch jeder Arbeiter-Stimmzettel die Aufschrift tragen. Schuldirektor Friedrich Wilhelm Borwerk i« Nnteriacheuderg. Ti« Konsulin alber gedachte nur dieser Zukunft. Sie» wollte das weich«, liebvoll« Mädchen, Las schon lange ihre Zuneigung besessen, gründlich prüfen, las sie sich endlich entschloß Ihr alter Freund — der Sanitätsrat — versuchte um sonst, ihr «in Licht auszudrcken. „Gehen Sie doch mit Ihrem Fräulein von Hahlschmitt," polterte er eines Tages heraus. „Das ist eine ganz Schlaue. Wenn die imstande ist, den ehrlichen, goldguten Kerl — den Asstssor — bei Ihnen zu verdrängen, dann verschreibe ich Ihnen kalt Wasser und immer wieder kalt Wasser, damit sich Ihre Nelvrn beruhigen. Die Konsulin sah den Erregten mir bedeutsamen Lächeln an. „So ganz leicht mache ich cs ihr nicht. Ich nutze sie aus ja, ich quäle sie sogar zuweilen absichtlich mit Launen, ohne ihr etwas anderes zu gewähren, als gutes Essen und Trinken. Neulich z. B. hat sie mir eine volle Stürbe den Kopf halten müssen. Ich konnte im Spiegel ihr Gesicht beobachten. Bis zum letzten Augenblick lag Las gleiche sanfte, gute Lächeln darauf. Die ist nicht falsch .... die nicht . " „Abwarten, Frau Konsul." Ts hatte dies wirklich den Anschein, als sollte die Konsulin recht behalten. Ilse Hahlschmitt ließ sich geduldig weiter quä len stimmt den si ltsainen Behauptungen begeistert zu und weinte beim Abschied von der alten Dame, Vi« nach Marien- bad fuhr, eine Menge richtiger, kleiner, heller Tränen. Kurz, es stand bei der reichen Frau nohczu fest, wem sie mit ihren Geldern ein goldenes Zukunfish, us kauen werde. Nur noch eine letzte Prüfung wollte sie vornehmen, indem sie Ilse von Hahl- schmitts Geburtstag in der Ferne — anscheinend — vergäß — Umfing sie trotzdem daheim wieder die alte, zarte Fürsorge des Mädchens nahm sie «ine völlig selbstlose Treu« al« er ¬ wiesen an. Sie wußte cs so einzurichten, daß sie einen Tag nach diesem Fest zu Haus euttraf. Der Zorn über ihre Vergeß ¬ lichkeit durfte auf keinen Fall verrauscht fein. Auf dem Bon hof war Ilse von Hahlschmitt «ich!. Das verstimmte und be unruhigte die alte Dame sichtlich. Daheim aber fand fi«, die Erklärung. Ein großer Rosenstrauß, dessen purpurne Blü ¬ ten vor der jetzt bereits «begonnenen MeÄheit — sehr schön ge- Das Wichtigste vom Lage. Der Führer der sächsischen Konservative n hat an die konservativen Wähler des 10. sächsischen Reichstagswahl kreises die dringende Bitte gerichtet, bei der Reich stags- ersa tz wähl ihre Stimme dem n a t i v n a l l i b e r a le n Kandidaten Schuldirektor B v r w e r k zu geben. Prüfung. Skizze von Käte Subowski. (Nachdruck verboten.) Di: verwitwete Frau Konsul Wertaug bewies ihrem jugend lichen Sttefneffen heute mit oein-idenswerter Frische, daß die Lust -um Beherrschen kräftiger denn je in ihr regiert«. „Es ist wahr, mein Lieber," begann sie, „Las ich dir Andeutungen . . . Ihm . . . meintewegen sogar Versprechungen gemacht habe. Du warst eben früher ein sanfter, gutartiger Junge, der zu den schönsten Hoffnungen blecht igle." Die schlanke, elastisch« Män nergestalt reckte sich noch ein wenig höher auf, obwohl die alte Dame schon ohne das seine Krip igiöße als unbescheiden empfand. „Liebe Tante, du vergißt immer wieder, Laß ich inzwischen zwanzig Jahr älter geworden Lin Ein 28jähriger kann nicht mehr um einer Tafel Schokolade willen artige Kunststückchen ma chen." „Also eine Tafel Schokolade nennst du eine Erbschaft von nun. das tut nichts zur Sache. Jeisenfalls erscheint sie dir als Bagatelle. Gut! Da wird dich mein Ent- sckluß kaum schmerzen. Zuvor aber möchte ich noch einmal ganz kurz dein liebreiches Benehmen mir gegenüber beleuchten. Du bist glücklich mit dem Assesiolexamen fertig .... Nebenbei be merkt, hat es viel Geld gekostet und lange genug gedauert. Ich will, du sollst dich jetzt hier al» Anwalt niÄerlassen. Dein mir gut bekannter Lkrgänger hatte 6000 Mark Reineinnahmen. — Du erklärst, daß du unter alll» Umständen Richter wärst. Ich mill, du sollst das mir und dir zugetane Fräulein von Hahl schmitt heiraten. - Du teilst mir kaltblütig dein« s«it einigen Monaten bestehende Verlobung mit einem kleinen Pfarrertöch- kerchen mit ... Da ist s auch an mir, dir eine Eröffnung »u machen. Hast du wirklich den Mut, diese Widersprüche wahr >u machen, erhälst du keinen Plennig von mir." Wohl lief -in leises Zucken durch die Glieder des Assessors «edmer. Aber seine Stimme klang fest und beherrscht. ,La — tzt-sen Mut habe ich!« Die Kosulin hatte plötzlich fieberhaft erhalten wird und daß außerdem das wohlhabendere Bürgertum noch von dem Gelbe der Sozialdemokratie lebt. Wie ist es aber in W r r k l i ch k c i t? Di« Sozialdemokratie verlangt vom Staate alles unentgeltlich. Freie Schule, freie Gerichtsbarkeit rc. rc. und will dem Staat weder indirekte noch direkte Steuern zahlen. Wer ist aber der Staat ? Der Staat ist dis Gesamtheit der Bevölkerung! Diese Gesamtheit soll der Sozialdemokratie alles frei liefern und die Kosten sollen die besitzenden Klassen tragen. Wäre diese Idee überhaupt durchführbar, so würde das Vermögen der besitzenden Klassen in wenigen Jahren ausgebrauchl sein und die Gesamtheit der Bevöikerung müßte doch wieder für die Er haltung des Staates aufkommen. Denn daß die staatlichen Organisationen Geld kosten, wissen auch die Sozialdemokraten an ihren eigenen Organisationen. Dazu tragen die Anhänger der Sozialdemokratie weit mehr bei, als sie dem Staat an direkten Steuern leisten. Und was geschieht mit dem Gelde? Sie haben darüber kein Verfügung«- und Bewilligungsrecht, wie dies durch die Abgeordneten beim Slaaie der Fall ist. Nicht zum Wohle der Arbeiter werden diese Groschen verwandt, sondern für internationale utopistische Ideen. So sind große Summen jetzt zum General streik von Deutschland nach Schweden gesandt worden, während von anderen Staaten wie England, Frankreich wohl gar keine oder nur sehr kleine Beträge gespendet wurden. Was leistet aber die ausländische Sozialdemokratie der deutschen? Nichts, im Gegenteil versperren zum Beispiel die amerikanischen Gewerkschaften dem deutschen Arbeiter den Weg und erschweren die Einwanderung ungemein. Wer nicht mindestens 100 Mark bares Geld mit nach Amerika bringt, wird rücksichtslos zurückgcwiesen! Trotz alledem bleibt die deutsche Sozialdemokratie interna ti o nal und arbeitet an der 'Niederwerfung unseres deutschen Staates. Kein Wähler sollte daher einer sorchenPartei seine Stimme geben! Wie hat es früher in unserem Erzgebirge ausgesehen und wie sicht es heute aus? Früher wurde Industriellen vom Staate noch Geld geliehen, damit Fabriken in unserem Erzgebirge gebaut und der armen Bevölkerung Arbeitsgelegenheit und Verdienst ge schaffen werden konnte. Die Fabrikanten resp. Arbeitgeber wurden damals als Wohltäter und Brotgeber betrachtet. Heute giebt es in unserem Erzgebirge Arbeitsgelegenheit genug, die Löhne sind mehr als doppelt so hoch als damals, aber die Arbeit geber werden von den sozialdemokratischen Hetzaposteln als Blut sauger und Ausbeuter bezeichnet. Es ist viel, sehr viel zum Wohle der Arbeiter geschehen und es werden noch fortgesetzt Gesetze zum Wohle der Arbeiter beraten. Aber das alles wird von der So;ialdeinokratie nicht anerkannt. ES giebt für sie nur den einen Ruf: Nieder mit der jetzigen Gesellschaft, nieder mit dem Staat! Wer sein Vaterland und seine Eristenz lieb hat. Annahme von Anzeigen bi» spätesten, Uhr vormittags. Für Aufnahme von größeren Anzeigen an besti Stellen kann nur bann gebürgt werden, wenn st» am Lag« vorher bei uns eingehen. Jnsertionspreis: vi« fiebengespaltene Korpurzeile oder deren Raum io psg., Reklamen cs Psg, Bei größeren Aufträgen entsprechender Rabatt. Montag, v. September 19VS Kuer Tageblatt