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DerSMcheLrMer Tageöück firAWHwerda Aleukirch und Alrnaeaend 4 Slr. 172 Freitag, den 2«. Juli 1S35 90. Jahrgang W l >- Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbeztrk Bischofswerda mnd den angrenzenden Gebieten Der Sächsische Erzähler ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekannt- machungen der Amtshauptmannschaft, des Hauptzollamts und des Be- zirksschulamts zu Bautzen sowie des Finanzamts und des Stadttats zu Bischosswerda und der Gemeindebehörden behördlicherseits bestimmte Blatt Lölkekbmidsrat am 31. Zuli. DNB. Paris, 25. Jiili. Vom französischen Autzenminl- sterlum wird milgeleilk, daß der Völkerbundsrat zur ve. Handlung de« italienisch-abessinischen Streitfalles auf den ZI. Zull nach Genf einberufen worden ist. Tagesschau. * Dle ersten Ersahreservlfken, die «ach Wiederherstellung der allgemeinen Wehrpflicht vom E.-Vataillon VlaukeNburg entlassen worden waren, hatten an den Führer ein Telegramm gerichtet und ihm dafür gedankt, daß st« nun auch al, Soldalm Deutschland gegenüber wieder ihr« Pflicht erfüllen könnten. Der Führer Hal nun dm erste« Ersahreservisten seine« herzlichen Dank und seine kameradschaftlichen Grütze übermittelt. * Zn pariser politischen kreisen erwartet man «ine unerwar tete Wendung im rlbesslnienstreiksall. vom soll znr Wiederaufnahme de, Schlichtungsverfahren, bereit sein. * Englandfeladliche Kundgebungen in Rom am Donnerstag abend finde« in der mgllschen presse grotze Beachtung. Der römi sche Berichterstatter de, „Daily Telegraph" meldet, datz man nicht nur den Ruf „Nieder mit England", sondern auch Rufe Malta" gehört habe. * Ein Sonderberichterstatter der „Time," berichtet au, Addi, Abeba, datz die Waffen und Munltionsvorräle Abesfinim, völlig unzureichend und zum grotzen Teil veralket seien. * Die britische Regierung vertritt, wie „Timm" berichtet, nach wie vor dm Standpunkt, datz sich die Anrsprache im Völkerbund,- rat auf. den gesamten italienisch-abessinischen Skretlfall erstrecken müsse. * wie au» Lublin gemeldet wird, erklürle de Valera in einer s!arlamml»«ede. di« Schuld an dm letzten Unruhen in Belfast «rache Grotzbrllannim. * Zufolge der Verbrüderung de, holländischen Zentrum, mit den Sozialdemokraten ist in Holland eine Regierungskrise aiwgebro- chen, die nun zum Rücktritt der Regierung Eollja geführt ha». * Der 7. wellkougretz der Sommunisttsche« Internationale, dessen Einberufung ursprünglich erst für Anfang August erwartet wurde, trat Überraschmd bereit, am Dounerrkagnachmilkag zusam men. Er wurde von dem dmtschen Kommunisten Pieck eröffnet. Der Sommunistenführer Thälmann wurde in Abwesenheit zum Ehrenvorsitzenden ernannt. -Z AussührNche, an anderer Stell«. Erscheiuung,w«ls«: Lägüch mit Ausnahme der Sonn« und Feier tage. Vttugsprel, für die Zeit «in«, halben Monat«: Frei in, Hau, halbmonatlich Mark 1.10, beim Abholen 1» der Geschäfte stelle wöchentlich « Pfg. Einzelnummer 1v Pfg. (Sonnabend- nummer IS Pfg.) Der römische Berichterstatter des „Daily Telegraph" meldet, die an der Massenversammlung teilnehmenden 15VÜ Mitglieder der faschistischen Jugendorganisation hätten ge» schrien: Niedermit England, niedermitAbes- sinien, nieder mit Japan! Aus dem allgemeinen Lärm seien auch Rufe: „Malta, Malta!" hervorgedrungen. Bon den Maueranschlägen habe einer einen englischen und einen japanischen Soldaten gezeigt, die einen Neger auf ihren Armen trugen, ein anderer einen schottischen Soldaten» -er einem Schwarzen die Hand schüttelt. teil geschehen muß, weil die einseitige Lieferung eine feind selige Handlung oder Haltung darstellt. Soweit Abessinien in Frage kommt, haben eine Reihe von Staaten, darunter auch Deutschland, ihre strenge Unparteilichkeit erklärt, es also auch abgelehnt, an den einen oder anderen Streitsteil Waf fen zu liefern. Es ist kennzeichnend, daß diese Erklärung Mir Unparteilichkeit nicht mit Berufung auf irgendwelche Ver träge erfolgt ist, also auch nicht auf den Vertrag von ISIS, sondern aus politischer Zweckmäßigkeit heraus, sowie aus dem Willen, sich nicht in den Streit hineinziehen zu lassen. Weder Italien noch Abessinien sind imstande, sofern der Krieg lange dauert, sich mit Waffen und Munition selbst zu versorgen, sondem werden wohl oder übel gezwungen sek», sie sich anderswo zu beschaffen. Wieweit es Italien verhin dern kann, daß durch das Mittelländische Meer zu Schiff Waffen nach Abesfinim gelangen, steht noch nicht fest. Han delsschiffe, die unter fremder Flagge fahren, können aus völ kerrechtlichen Gründen nicht güt aufgebracht werden, sofern sie tatsächlich Waffen als Liefergut an Bord führen. Wenn diese Handelsschiffe trotzdem aufgebracht werden, wenn also italienische Kreuzer diese Handelsschiffe kapern, so kann das unter Umständen zu Verwicklungen führen, deren Ausgang ganz ungewiß ist. Wir haben es ja wieder im Grotzen Kriege erlebt, daß das Völkerrecht nicht unbedingten Schutz gewährt, denn englische Kreuzer haben neutrale Schiffe überhaupt nicht nach deutschen Häfen hereingelassen. Soweit das möglich war, vornehmlich in der Ostsee, geschah es unter dem Schutz deutscher Kreuzer, die aber auf dem Atlantik nicht die gleiche Aufgabe versehen konnten. Abesfinim be sitzt überhaupt keine Kriegsschiffe, so daß es ganz darauf an- kommt, ob ein Staat, der beide oder einen Streitsteil mit Waffen beliefern will, es sich gefallen läßt, daß italienische Kreuzer die Handelsschiffe kapern, die unter fremder Flagge mit Konterbande fahrm. Solange der Krieg noch nicht er klärt ist, wird es auch für Abessinien möglich sein, sich mit Waffen einzudecken, sofern sich Lieferanten finden. Ikukirch und Umgegend Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. Dicht verbreitet in allen Volksschichten. Beilagen: Illustriertes Sonntagsblatt -- Heimatkundliche Beilage Frau und Heim / Landwirtschaftliche Beilage. — Druck und Verlag voa Friedrich May, G. m. b. H. in Bischofswerda. — Postscheckkonto Amt Dresden Nr. 1521. Gemeindeverbandsgirokasse Bischofswerda Konto Nr. 64 l wm breite einspaltige Millinuterzeil« 8 Rpf.« 90 mm breite Millimeterzelle 2S Rpf. Nachlaß nach den gesetzlich vorgeschriebenen Sätzen. Für da. Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plätzen keine Bewähr. — Erfüllungsort Bischofswerda. Paris erwartet eine Wendung in der Abesstnienfrage. DNB. -pari«, 2S. Juli. Die in pariser politischen Krei- sen überraschend zum Ausdruck gebrachte Auffassung, daß im Abessinienstreitfall eine unerwartete Wendung bevor stehe, findet weitere Nahrung in einer Havas-Meldung au« Rom. Danach habe der italienische Staatssekretär des Aeußern, Suvich, am Lonnerstagnachmittag zahlreich« diplomatische Besprechungen gehabt, denen man in Rom «ine große Bedeutung beimißt. Es habe den Anschein, so beißt es in der Meldung, daß die römischen Donnerstagbe sprechungen ein neues Element erbringen würden, über datz aber der Oeffentlichkeit gegenüber strengste Zurückhaltung bewahrt werde. UerSnderte Kaltirng Rom». DNB. Paris, 25. Juli. In gut unterrichteten Kreisen verlautet« am Donnerstagabend zuverlässig, daß die italie nische Regierung sich der Ernennung eines fünften Schieds richters nicht mehr widersetzen werde. Diese veränderte Haltung Roms wird als Folge des am Mittwoch stattgekun- denen Meinungsaustausches zwischen Rom und Wdis Abeba gewertet. Allerdings bleibt noch übrig, über die Zu ständigkeit des fünften Schiedsrichters eine Einigung zM« das ist vielfach nur auf dem Papier geschehen, denn wir wis sen ja, daß in den neunziger Jahren des vorigen Jahrhun- derts die Sklavenjäger immer bewaffnet waren, wobei es dahingestellt bleiben mag, welcher Nation die Agenten ange- himen, die ohne viel Gewissensbisse den Sklavenjägern und Sklavenhändlern die Waffen lieferten. Das war ja auch die Ursache, warum es den deutschen Schutztruppen unter Her mann von Wißmann so außerordentlich schwer fiel, zuyäcyst einmas in Ostafrika den Sklavenhandel auszurotten. Wie weit das Verbot des Waffenhandels für die anderen Erdteile aalt und gilt, ist immer umstritten gewesen. Im Großen Kriege widersprach es der unbedingten Unparteilichkeit, daß die Vereinigten Staaten von Beginn an Waffen und Munt- tion herstelllen, um sie an Frankreich und England, später auch an Italien und Rußland zu verkaufen. Es wurde allerdings in Washington behauptet, daß es ja auch den Mit telmächten freistünde, in den Vereinigten Staaten Waffen und Munition zu kaufen, daß es aber die Sache der Mittel mächte sei, für die sichere Beförderung zu sorgen. Die Blok- kade, die über Deutschland verhängt wurde, war ein glatter Bruch des Völkerrechtes, zumal diese Blockade nicht nur dis Waffeneinfuhr verhinderte, was erlaubt gewesen wäre, son dern auch die Einfuhr von Lebensmitteln für die Bevölke rung. Wie einseitig vorgegangen wurde, zeigt auch die Tat sache, daß Belgien, das zweisellos in den Krieg eingetreten war, offiziell von den Vereinigten Staaten mit Lebensmit teln für dss Bevölkerung unterstützt wurde, während eine solche EnirickstuNg für die Bevölkerung in Deutschland nicht in Frage kam. Jedenfalls haben die Bereinigten Staaten mit der Lieferung von Munition und Waffen im Großen Kriege soviel verdient, um aus einem Schuldnerland ein Gläübigerkand zu werden. Trotzdem die Verbündeten von gestern den Staaten noch 40 Milliarden Mark schulden» hat sich das Geschäft für die Staaten, soweit es bezahlt worden ist, gut angelassen. . Es ist richtig, daß, wenn ein Staat im Kriegsfall für den Streitsteil Waffen liefert, die« auch für den anderen Streits- Stürmische Straßenkun-gebungen in Rom Scharfe Angriffe gegen Abessinien, Japan und England. — „Abessinien mutz unser sein!" DNB. Rom. 28. Juli. Vie Massenkundgebungen gegen Abessinien, wie sie bereits in den letzten Tagen in allen Tel- len Italiens vor sich gingen, haben am Donnerstagabend durch grotze Kundgebungen in allen Stadtvierteln Roms ihren Höhepunkt erreicht. Zn Dutzenden von Ansprachen wurden die kolonisatorischen Aufgaben und Fähigkeiten der faschistischen Italiens gefeiert und die schärfsten An griffe gegen Abessinien und seine „Hinter männer" gerichtet. Lebhaftes Zischen vnd pfeifen, mit dem die Menge diese Ausfälle häufig unterstrich, wechselte» mit stürmischen Huldigungen für Mussolini und seine Poli tik. Rach diesen Veranstaltungen bewegten sich fast unab sehbare Menschenmassen mit Musik und zahllosen Plakaten gegen die engNsch-iapanlschen Vaffenliefe- ranken, gegen den Völkerbund und vor allem gegen Abes sinien durch die Hauplstratzen Rom» und versammelten sich auf der im Stadtinnern gelegenen Piazza Colonna, wo der Parteisekretär der Stadt Rom dle Schlutzansprache hielt. Üeber die grämten Kundgebungen wurde fortlaufend voa Marinelli, Mitglied der Akademie von Italien, im Rund- fnnk berichtet. Marinelli schloß seinen Bericht mit dem Ruf: „Abessinien muß unser fetal* Zu Beginn des Abends hatte vor der französischen Botschaft eine Kundgebung stattgefunden, bei der der französische Botschafter Chambrun auf dem Balkon erschie- nen war und die Hochrufe auf Frankreich mit dem Ruf: „Cs lebe Italien" erwidert hatte. Andere Demonstranten zogen mit ihren Plakaten an der englischen Botschaft vor über, ohne daß es jedoch zu Zwischenfällen gekommen wäre. Englische Berichte über die Kmrdgebnngerr in Kam. DNB. London, 26. Juli. Di« feindseligen Kundgebun gen in Rom am Donnerstagabend, die sich nicht nur gegen rlbessinien und Japan, sondern auch gegen England richteten, finden in der englischen Presse große Beachtung. Einer Reutermeldung aus Rom zusolge habe eine» der zur Schau getragenen Plakate eine faschistische Art gezeigt, die eine britisch« und eine japanische Flagge zerschlitzte. Auf einem anderen Plakat sei der an seinen Hosen aufgehängte Kaiser von Abessinien zu sehen gewesen. Die Erwähnung Englands, Japans und des Völkerbundes sei mit Pfetstn und Schmäbrufen ausgenommen morden. „ Fernsprecher Am» VIsKostwerda Rr. «44 und 445. I" Anzeigenprei,: Die 4S An Fall« von Betriebsstörungen oder Unterbrechung der Im Tertteil die 90 a Bekörderungselmichtunaen durch höhere Gewalt hat der De- nacb den aeleklick vm -ieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung de, Bezugspreises. Waffenhandel. Cs ist ein Kreuz mit internationalen Verträgen. Noch immer läßt sich nicht übersehen, wie es London und Paris fertig bringen werden, den Völkerbund und die Völkerbund-- satzung zu retten; aber es läßt sich schon übersehen, daß bei dem Streitfall zwischen Italien und Abessinien einige inter nationale Verträge in die Binsen gegangen sind. Der Ver sailler Vertrag hatte an sich im Artikel 170 für Deutschland auch das Verbot ausgesprochen, Waffen «inzuführen oder auszuführen. Weils gleich war, vereinbarten ISIS die ver bündeten Mächte in Versailles auch neue Verträge, die sich mit dem internationalen Waffenhandel beschäftigten. Die siegreichen Hauptmächte waren und sind mit Ausnahme Ita liens auch Kolonialmächte, wobei sich diese Kolonialgebiete vornehmlich in Afrika und Asien befinden, also jedenfalls dort, wo es die Belange dieser Kolonialmächte nicht als be sonders wünschenswert erscheinen lassen, daß die Eingebore nen richtige Waffen erhalten. Vielleicht war das aus stärk stem menschlichen Gefühl heraus geschehen, also um zu ver- hindern, daß sich die Eingeborenen gegenseitig totschießen. Allerdings ist auch die Auslegung möglich, daß das Verbot des Waffenhandels deshalb erfolgte, damit sich die Eingebo renen nicht bewaffnen, um dann die Kolonialmächte aus den unterschiedlichen Gebieten in Asien und Afrika zu vertreiben. Jedenfalls wurden ISIS die sogenannten Kongoakte in Sa chen des Waffenhandels neu gestaltet, wie auch ein besonde rer Vertrag geschaffen wurde, um den Waffenhandel allge mein für Afrika m t Ausnahme für Algier, Tripolis sowie für die südafrikanische Union zu verbieten. Dies Verbot sollte auch den Nahen Osten mit Einschluß von Persien und Ara bien sowie die Anliegerstaaten des Roten Meeres umfassen. Wenn dieser Vertrag heute noch in Geltung wäre, wenn er Beachtung fände, wenn eine Einrichtung da wäre, die seine Beachtung erzwingen könnte» so wäre der Waffenhckndel mit Abessinien einfach nicht gestattet. Dieser Vertrag ist es offenbar, an den sich Italien er innert, um heftig aufzubegehren, weil es Länder gibt, in denen sich Waffenwerkstätten bereit finden, gegen Barzah lung nach Addis Abeba Waffen aller Art zu liefern. Nun hat Afrika schon seit Jahrzehnten als das bevorzugte An wendungsgebiet für Verträge gegolten, die sich mit dem Ver bot des Waffenhandels befassen. Wenn es beispielsweise nicht möglich war, den Sklavenhandel in Afrika, der noch um die Jahrhundertwende weit verbreitet war, mit Erfolg zu ver- bleten, so^war es jedenfalls möglich, durch ein Verbot des Waffenhandels den Sklavenjagern und Sklavenhändlern die Waffen bei ihrem abscheulichen Gewerbe zu nehmen. Allein