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1. VeMätt «»»»er Der Sächsische Erzähler de« 24 1VS4 nur das Kanonenboot „Möwe" Vertreter der bewaffneten Macht gewesen war, fanden sich vor Südwest S. M. Schiffe „Elisabeth" und „Leipzig" zusammen. Die kleinste der Kolonien war Togo. Immerhin beher» berate das Land 2F Millionen Einwohner. Togo blüht« am raschesten auf, so daß es schon vor dem Kriege ohne Reichs zuschuß auskam. Kamerun zählte 3,S Millionen Einwohner. Auch hier wurde nicht nur gesät, sonderen In zunehmendem Maße geerntet. Deutsch-Südwest, der Fläche nach das mäch tigste Gebiet — es umfaßte 831 OVO Geviert-Kilometer —, war nur schwach besiedelt. Weite Wüsten und Durststrecken verhinderten eine stärkere Bevölkern ngsgunahme. Und doch hört man oft aus berufenem Munde, daß gerade Deutsch- Südwest ein Land war, wo der Deutsche sich heimisch fühlte. Hier kam sein ganzer Wert zur Geltung, hier mußten dem Boden seine Schätze in Wahrheit abgerungen werden. Deutsch-Südwest, das infolge eines nur schwer niederzu werfenden Aufstandes der Eingeborenen (1904/05) Ströme deutschen Blutes getrunken hat, war dem deutschen Siedler NM seiner Kargheit und Rauheit willen besonders ans Herz gewachsen. Als das deutsch Vermessungsschiff „Dleteor" unter dem Kommando des Kapitäns zur See Spieß am 24. Dezember 1926 die ehemals deutsche Lüderitzbucht aufsuchte, da gab es einen Empfang — das Land sicht setzt unter englischer Mandatsverwaltung —, der seinesgleichen selten, vielleicht nie in der Geschichte des Auslanddeutschtums gehabt hat. In seinem Werk „Die Meteor-Fahrt" hat Kapitän Spieß diesen Eindruck wie folgt festgehalten: „Ueberall an den beiden atlantischen Küsten hatte sich der „Meteor" die deut schen Herzen erobert. Ueberall wurde uns der gleiche, be geisterte Empfang zuteil. Und wenn man zurückblickend den Reiseverlauf überschaut, so ist schwer zu sagen, in wel chem Hafen wir die beste Aufnahme gefunden haben. Und doch wird alles überstrahlt an Tiefe des Erlebens durch die Festtage in der alten, geraubten, aber unvergessenen Kolo nie Deutsch-Südwestafrikal" Wir haben kein Kolonialland mehr. Unter der trüge- rGhen Firma „Mandatsverwaltung" hat man uns ohne Anrechnung auf die Kriegsschulden geraubt. Dieses ist eines der traurigsten Kapitel des Schanddiktats von Ver sailles, unter das wahrlich keine Edelmenschen ihre Namen gesetzt haben. , „Deutsches Wort und deutsches Lied, D eutsche Art und Sitten, Sie stehen fest im Schutzgebiet, Sind sie auch heiß umstritten!" Mit solchen Worten, Liedern und Gesängen hat man die Abordnung des „Meteor" in Lüderitzbucht, in Sroakop- mund und Windhuk begrüßt. Wir wollen die Worte nicht vergessen — denn die Treue ist der Ehre Mark! Am L4. Avril jährt sich zum öv. Male der Tag, an dem Deutschland seine Kolonialgriindung begann. Aus diesem Anlaß durste der nachstehende Beitrag will kommen sein. Am 24. April 1884 traf beim deutschen Generalkonsul in Kapstadt nachfolgender Telegramm de» Fürsten Bis- marck ein: „Nach Mitteilung eines Herrn Lllderitz zweifeln di« englischen Kolonialbehorden, ob seine Erwerbungen nördlich vom Oranjefluß auf deutschen Schutz Anspruch haben. Sie wollen öffentlich erklären, daß er und seine Niederlassungen unter dem Schutze des Deutschen Reiches stehen." Kernige, klar« Worte, die ein Programm enthielten und der Welt verkündeten, daß das junge deutsche Kaiserreich sich entschlossen habe, jene Fäden wieder aufzunehmen und fortzuspinnen, die der Größe Kurfürst im Jahre 1680 ge knüpft hatte, als er in Guinea und Angola die Flagge mit dem brandenburgischen Adler setzen ließ; ein Akt, für den sein« Nachfolger auf Brandenburg-Preußens Thron nur wenig oder kein Verständnis aufbrachten, so daß die Flagge nicht gerade unter erbaulichen Umständen wieder niederge- holt werden muhte. War batte den Anlaß gegeben, daß Bismarck sich zu jener Depesche entschloß, die in Wahrheit einen Markstein m der Entwicklung des Deutschen Reiches darstellte? Im Som mer 1882 hatte der Bremer Kaufmann Lüderitz, der Ehef eines mit Macht über See strebenden Hauses, auf eigene Faust die Verhältnisse in Südwest-Afrika dahin sondiert, ob sich eine Niederlassung in dem noch herrenlosen Lande lohne. Seine Feststellungen fielen günstig aus. Er ver ständigte. daraufhin das Auswärtig« Amt in Berlin, das den Gedanken sofort aufgriff und Verhandlungen mit Eng- IqNtz einleitete. Um LWeritz deN Rücken zu stärken, gab ihm die Reichsregierung fotzenden Bescheid: „Wenn Sie einen Hafen erwerben können, auf den keine andere Nation rechtlichen Anspruch,zu erheben vermag, dann soll Ihrem Unternehmen der Schutz des Deutschen Reiches zuteil wer den." Der tatkräftige Bremer fackelte nun nicht mehr lange. Er verhandelte mit den Eingeborenen. Das Ergebnis war, daß er sich weite Landstrecken zur Erwerbung sicherte; als Hafen wählte er sich Angra Pequena aus. Die vollzogene Tatsache bedeutete für England das Signal, Einspruch zu erheben. Zwischen London und Berlin ergab sich ein Noten wechsel, der Bismarcks ganze Kraft in Anspruch nahm Deutsche Kriegsschiffe ankerten vor Angra Pequena. Cs ließen sich aber auch Engländer blicken. Die Lage verschärfte sich. Da brach wie eine Sonne durch dichtes Gewölk der Blitzstrahl von Bismarcks Depesche an den Generalkonsul in Kapstadt. Die Würfel waren gefallen, sie rollten zu Deutschlands Gunsten. Des Kaufmanns Lüderitz private Erwerbung wurde späterhin deutsches Kolonialland. Aber auch an änderen Stellen der langgestreckten west- afrikanischen Küste hatte deutscher Forscher- und Unter nehmergeist Umschau gehalten. Hell leuchtete hier der Name Gustav Nachtigals, eines Pioniers in fremden Ländern von seltener Zielsicherheit und, was ihn fast Noch mehr ehrte, von wohltuender Bescheidenheit. Neben ihm taten sich aber auch di« deutschen Koufmännshauser Woelber L Brohm, C. Woermann, Janßen und Thormälen hervor, sämtlich Hamburger Firmen. Wahrend Woelber L Brohm in Togo Faktoreien errichtet hatten, waren die anderen die den Markt beherrschenden Handelshäuser im Kanrerungebiet geworden. Die Flaggensetzung, die von der Kaiserlichen Marine im Auftrage des Reiches vorgenommen wurde, erfolgte zu erst in Togo, und zwar am 4. Juli 1884. Kamerun folgte elf Tage später. In beiden Fällen waren Verhandlungen mit den Häuptlingen vorausgegangen. Man schloß Ver träge, ein Landungskorps der Marine wurde ausgeschifft, unter Trommelwirbel und Salut stieg di« schwarz-weiß- rote Flagge über tropischer Erde am Mast empor. Das feierliche Zeremoniell in Südwestafrika wurde erst am 7. August 1884 erledigt. Während in Togo und Kamerun Vor 50 Zähren - DeuWand ein Kolonialreich Von Kapitän zur See a. D. v. Waldey er-Hartz. der wlnle rnlM-SMeMlki. oben: Dl« Faktorei i« Anara Pequena, dl« erst« deutsche Alederlaffuug lu dem einsilaen Koloulalaedlel, au« der die später« Hafeustadl Läderltzducht erwllch«. Uuleu: Dl« Stadt Läderltzducht, dl« pch dank lhr«r Lag« an dem beste« Naturhafen Deusch-Süd- westasrlka« zu hoher Bedeutung entwickelt hat. Unten link«: Fran, Adolf «duard Läderltz, der Angra Pequena und da« Hinterland erwarb nnd damit de» Grundstein zu unserem Schutzgebiet t« Sädwefi legt«. Aus Sachsen. M AM »kl veMri Melksmk M »en WWm rsklkiktMlrm. sä. Chemnitz, 23. April. Auf seiner Reise durch Deutsch land zur Besichtigung von Wirtschaftsbetrieben kam der Füh rer der Deutschen Arbeitsfront, Dr. Ley,am Montag auch nach Sachsen, um im Chemnitzer Industriebezirk einige Be triebe zu besuchen. Den Besichtigungen folgte abends die große Kund gebung, an' der die Wirtschaftsführer und Gefolgschafts vertreter aus ganz Sachsen teilnahmen. Die große 30000 Menschen fassende Sachsenhalle war derartig über füllt, daß soaieich eine zweite Versammlung ein berufen werden mußte. Trotzdem mußten noch Tau sende umkehren, ohne Einlaß gefunden zu haben. Ai. der Kundgebung, die Gauobmann Peitsch eröffnete, nah- wkn neben Dr. Ley auch der Reichsleiter der Betriebszellen organisation Schumann, Berlin, der Reichsleiter des Amtes für ständischen Aufbau Dr. Frauendörfer, Reichsstatthalter Mutschmann, der sächsische Wirtschaftsminister Lenk und der sächsische Treuhänder der Arbeit, Stichler, teil. Reichsstatthalter Mutschmann hieß Dr. Ley herzlich willkommen und begrüßte die Tatsache, daß sich Dr. Ley gerade im sächsischen Notstandsgebiete vom Stande der Dinge überzeuge. Der Massenbesuch der Ver sammlung werde ihm die Ueberzeugung gegeben haben, daß der Geist, der hier herrsche, gut sei. Anschließend sprach der Reichsleiter der Betriebszellenoraanisation Schumann, der u. a. ausführte, Betriebsführer und Beleg schaften dürften im neuen Staat nicht mehr gegeneinan der, sondern müßten miteinander arbeiten. Wenn sich der Fleiß des deutschen Arbeiters mit der hohen Intelligenz des deutschen Volkes paare, dann würden beide gemeinsam das Gesicht der Welt nach ihren Grundsätzen umformen. Die Epoche von Streiks und Aussperrungen sei vorüber, weil alle Schulter an Schulter am Aufbau Mitarbeiten müßten. Dazu seien aber gegenseitige Achtung und Vertrauen unerläßlich. Mit stürmischem Beifall begrüßt, ergriff sodann Dr. Ley das Wort. Wenn im vorigen Jahre, so etwa führte er aus, der 1. Mai noch verstandesmäßig gefeiert worden sei, so soll in diesem Jahre dieses Fest der Gemeinschaftaus dem Herzen heraus gefeiert werden. Der National sozialismus sei die Idee der klaren Vernunft. Es sei die große Aufgabe, dem Volke klarzumachen, daß die national sozialistische Revolution der Sieg der Vernunft über die Unvernunft gewesen sei. Man wolle weiter nichts, als das Volk vernünftig denken lehren. Jeder müsse begreifen, daß jeder Betrieb auf der Gemeinschaft, nicht aber auf der Pro fitgier des einzelnen aufgebaut werden müsse. Wir alle müßten wieder zurück zum Volk. Der Unternehmer müsse wieder hineingehen in seinen Betrieb, und wenn er selbst bei seinen Betriebsbesichtigungen dem Mann an der Maschine die arbeitsschmutzige Hand drücke, so solle das zum Ausdruck bringen, daß der Alltagsdreck keine Gewalt mehr über uns habe. Der Betriebssichrer könne ein noch so guter Kaufmann oder Techniker sein; erst wenn er hineingehe in feinen Betrieb, werde er ein wahrhafter Betriebsführer und Sozialist. Die Lösung der sozialen Frage sei viel weniger eine Lohnfrage als eine Taktfrage. Takt sei eine Frage der Rasse und des Blutes. Cs komme darauf an, daß einer des anderen Sprache wieder verstünde und daß alle einer Rasse und eines Blutes seien. Für alle aber gelte es, ehrenhaft zu sein. Schmarotzen sei unehrenhaft, und die Schmarotzer müßten vernichtet werden. Anständigkeit sei aber nicht das Vorrecht irgendeiner Klasse. Wer in Deutschland etwas leiste, habe das Recht, For de r u n g e n an das Leben zu stellen. Diesen Forderungen sei aber da die Grenze gezogen, wo das Interesse der Ge meinschaft beginne. Unternehmer und Arbeiter gehören zu sammen und nie würden sie im neuen Staate auseinander kommen. Dafür werde die Regierung sorgen. Mit einem Schlußwort des Gauobmannes Peitsch er reichte die Kundgebung ihr Ende. Dresden, 24. April. Dom wind in den Straßengraben geschleudert. Auf eigenartige Weise verunglückte am Mon tagnachmittag in der 4. Stunde auf der Dohnaer Straße ein 15 Jahre alter Lehrling. Er wurde, als er auf seinem Rade fuhr, von dem heftigen Wind in den Straßengraben geschleu dert, wo er schwerverletzt liegen blieb. Der junge Mann mußte dem Friedrichstadter Krankenhaus zugeführt werden. Heidenau, 24. April. Beim Klettern tödlich abgestürzt. Der 20 Jahre alte Zimmermann Rudolf Kauferaus Hei denau ist am Sonntag bei einer Kletterpartie am Großen Bärenstein tödlich abgestürzt. Leipzig, 24. April. Vorsicht beim Umgehen mit Benzin. Am 22. April hatte eine Ehefrau in ihrer Wohnung am Täubchenweg einen Kleiderrock gereinigt und ihn hernach zum Trocknen ans offene Küchenfenster gehängt. Im Kü chenherd brannte ein starkes Feuer. Durch die Zugluft wurden die verdunstenden Benzingase mit dem Feuer in Verbindung gebracht; eine Stichflamme schoß empor, und die Frau erlitt Brandwunde»' am Hals und im Gesicht, so daß sie sich in ärztliche Behandlung begeben mußte. — Die sich immer wiederholenden Unglücksfälle durch unvorsichtiges Umgehen beim Reinigen mit Benzin geben Veranlassung, erneut — insbesondere die Hausfrauen — auf die Gefahren hinzuweisen. Meerane, 24. April. Zwei Personen erschossen aufge- funden. In der Nacht zum Sonntag ereignete sich auf dem Verbindungswege zwischen dem hiesigen Schiller-Park und dem Kirchenholz eine schwere Bluttat, die zwei Menschen leben forderte. In den frühen Morgenstunden des Sonntag wurden auf diesem Wege zwei in den 30er Jahren stehende Meeraner Einwohner erschossen aufgefunden. Die Leiche des einen wies einen Kopfschuß, die des anderen einen Herz schuß auf. Die Ermittlungen wurden sofort ausgenommen.