Volltext Seite (XML)
Artillerie - Kolonne -loht dnrch die Straße» de» Zentrum« von Pari». Zwei ganz« Division«« waren von der Reglern«- Daladler nach der Haupt stadt berufen worden, «m di« Ordnung z» gewähr leiste«. Dennoch «am es bei de« Demonstrationen zu de» schweren Zusammen- stöben. >ng de» Staatshaushalt», der Wiederherstellung der und der aufmerksamen Prüfung der äußerst ernsten außen- sämtlichen Parteien genommen, die Ord nung wieder Herstellen müßten, ist auch die Auffassung des „Matin", der, wie die meisten Blätter nach einer Regierung der nationalen Einigung rufe. Das Blatt ist davon überzeugt, daß das Kabinett schon heute, gebildet werde. Wenn das Fieber ge fallen sei, könne man daran denken, Neuwahlen auszuschreiben. Andere Blätter glauben allerdings, daß mit dieser Kammer überhaupt nicht» anzufangen ist, und daß sie sofort aufgelöst wer den müsse. Da» Volk, erklären diese Organe, werde sich mit dem Rücktritt de» Kabinett» Daladler-Arot nicht begnügen. DemRücktritt der vorausgegangenen Regierung wird von keinem Blatt eine Träne nachgeweint. Selbst die radikale Presse zieht es unter den obwaltenden Umständen vor, die Betrauung Dou- mergues zu begrüßen, weil sie in dieser Lösung immer noch eine bessere Garantie für die Wahrung der Verfassung erblickt als in der. Fortführung eines sehr unkartellistsschen Experiments. Größte Empörung herrscht jedoch auf der äußersten. Linken. Der sozialistische „Populaire" wirst dem zurückgetretenen Kabinett vor, daß es trotz aller Unterstützungsbereitschaft der Sozialisten die Regierungsgewalt an die nationale Einigung ausgeliefert und vor der faschistischen Meuterei,kapituliert habe. Doumergue der frühere französische Staatspräsident. Gaston Doumergue ist am 1. August 1863 geboren. Nach Abschluß des juristischen Studiums wu^de er Rechtsanwalt in Nimes. Er war als Richter in Cochinchine und in Algerien tätig. Im Jahre 1893 wurde er zum ersten Male zum Abgeord neten gewählt. In den Jahren 1905/06 leitete er das Kolonial ministerium. 1906/07 war er Handelsminister, 1909/10 Unter richtsminister. Im Jahre 1910 wurde Doumergue zum Senator gewählt. 1913/14 war er erst Ministerpräsident dann Außen minister und anschließend daran drei Jahre lang Kolonialminister. 1917 wurde er in besonderer Mission nach Rußland geschickt. Als die Neuwahlen 1924 zur Niederlage des nationalen Blockes gegen das Linkskartell führten und Poincarü als Ministerpräsident und Millerand als Präsident der Republik zurücktraten, wurde Dou mergue am 13. Juni 1924 Präsident der Republik, und zwar als neutraler Kandidat zwischen der Mehrheit und der Minderheit. Er bekleidete sein Amt die vorgeschriebenen Jahre und zog sich dann ins Privatleben zurück. Die französischen Frontkämpfer an Präsident Kebrun. dnb. Pari», 7. Februar. Eine Abordnung ehemaliger Frontkämpfer und Kriegsopfer hat sich ins Elyfte begeben, um dem Präsidenten der Republik, Lebrun, eine einmütig angenommene Entschließung zu überreichen, die folgenden Inhalt hat: Ehemalige Frontkämpfer, zumeist verwundete aus der Sriegszelt, waren friedlich zusammengekommen, um gegen die schädlichen Skandale, die alle Tage aufaedeSt werden, zu protestieren und die so sehr ersehnte Auflösung der Sammer zu verlangen. Sie wurden ohne Grund von der mobilen Garde umstellt, verwundet, zurückgetrieben, geschlagen, sa sogar getötet und diese» aller auf Anweisung de» Innen MllttMMMMllll tlMSMtlkS M MeiWnil Mil elMlli. äliMmkiWem. dnb. Pari», 8. Febr. (Eig. Drahtb.) Der künftige Minister präsident hat einem Mitarbeiter de« „Zntransigeanl" telefonisch über seine Pläne folgende» erklärt: Ich bin fest überzeugt, daß sich noch alle» in» Reine bringen läßt, doch müßte die Sammer von sich au» alle» für eine Einigung und Entspannung tun. Wenn sie ole Führer aller großen Parteien und die ehe maligen Ministerpräsidenten ausforder« würde, ju- sammenzutreten und ihre Steitigkelten zu begraben, wenn sie die Verpflichtung übernähme, diese Männer zu unterstützen, dann würde die Ordnung schnell wieder hergestellt fein. Aber ich be tone, die Sammer muß diesen Schritt von sich au, tun. Ein der artige» Kabinett, dem beispielsweise ein Waffenstillstand bl» Ende diese» Jahre» gewährt werden könnte und da» von den Führern der großen Parteien und den ehemaligen Ministerpräsidenten ge- bildet wäre, würde im wahrsten Sinne de, Worte» ein Kabinett der nationalen Einigung sein. E» müßte sich einzig und allein mit der Verabschiedung de» Staatshaushalt«, der Wiederherstellung der Lage ' / 7 politischen Lage befassen. Daß Männer, aus Minister» und des Polizelpräfeklen ohne irgendwelche Pro vozierung seitens der Frontkämpfer. Die Entrüstung ist groß. Gestern sind sie friedlich und ohne Waffen auf die Straße gegangen, aber angesichts dieser Herausforderung werden sie morgen mit Granaten und M dm Sriegserinnerungen bewaffnet aus die Straße gehen. Dann wird man sie nicht zurückhalten können. Wir bitten Sie, Herr Präsident, nm die Wiederholung dieser schmerzlichen Zwi schenfälle zu vermeiden, vom Senat dieAuflösung der Sammer zu verlangen und eine starke, saubere Regierung mit anständigen Männern zu bilden, um die Sammer und das Ansehen Frankreichs zu retten. Oeneralstrelkbeschlirst der französischen Gewerkschaften. dnb. Paris, 8. Februar. Der Verwaltungsausschuh des Angestelttengewerkfchaftsbundes hat heute beschlossen, am Montag. 12. Februar, einen vlerundzwanzigstündigen Gene ralstreik „gegen die Drohungen des Faschismus und für die Verteidigung der öffentlichen Freiheiten" zu veranstalten. Die einzelnen Verbände werden am Sonntag. 11. Februar, in ihren gewöhnlichen Versammlungslokalen zusammenkom men, um die Durchführung dieses Beschlusses vorzuberelten. Der Verband der Postbeamten hat seine Mitglieder an gewiesen, lm Voraus durch einen Generalstreikbefehl für den gesamten Postbelrieb Stellung zu nehmen, falls die Demo kratie durch einen Handstreich abgewürgt würde." Das Ministerium für nationale Erziehung hat aus Trauer über die gestrigen Vorkommnisse angeordnet, daß sämtliche staat lich unterstützten Theater heute ihre Vorstellungen aüsfallen lassen. Originalbild von den nächtlichen Unruhen in Paris. Demonstranten haben einen großen Kandelaber umgeworfen, um die Straße zu barrikadieren. 300 Verhaftungen in Paris. dnb. Paris, 8. Februar. Der polizeiliche Ordnungs dienst ist um 2 Uhr früh in Paris zurückgezogen worden. Bei den Unruhen in der Nacht zum Donnerstag ist auch der Direktor der städtischen Polizei Marchand schwer verletzt worden. Auch ein Mitarbeiter des 'Intransigeant wurde schwer verletzt vom Platze getragen. Insgesamt wurden 300 Verhaftungen vorgenommen. Zehn«Polizisten werden als verletzt gemeldet. Das Cafö Weber an der Madeleine war w.eder als Berbandsstelle eingerichtet worden. Kandon klagt, dasi Frankreich keine wirkliche Regierung habe. London, 8. Februar. (Eig. Funkmeld.) Die Vorgänge in Paris werden mit gespannter und unruhiger Aufmerk samkeit verfolgt. Es wird beklagt, daß Frankreich in einer so kritischen Zeit wie der jetzigen keine wirkliche Regierung habe. Die französische Oeffentlichkeit habe unzweifelhaft genug von dem Schauspiel, das ihr jahrein jahraus vom Parlament geboten wird: Eine unzu längliche Regierung nach der anderen sei gebildet worden und wieder zerbrochen, und die Parteien trieben mit jedem elnzelnen Minister ihren kleinlichen und korrupten Kuhhan del. Die vaterländische Selbstlosigkeit des früheren Präsi denten Doumergue, der aus dem Ruhestand ins politisch« Leben zurückkehrt, findet warme Anerkennung. „Times" sagt: Es .st ein gutes Zeichen, daß alle wichtigen politischen Parteien mit Ausnahme der Sozialisten sich geeinigt haben eine „nationale" Regierung Doumergue» zu unterstützen, aber die Erbitterung der letzten Tage hat die Spaltung zwischen den Parteien derartig vergrößert, daß diese Ver einbarung sich vielleicht als eine brückiae Grundlage für ein neue» Kabinett erweisen wird. Wie andere Blätter spricht auch „Times" von der Möglichkeit, daß schließlich eins Par- lqmentsauflösung wird erfolgen müssen. Die Royalisten halten die Jett für günstig. Varls, 8. Februar. (Eia. Flmkmeld.) Der ich Exil lebende Anwärter auf den Thron von Frankreich, Herzog Johann von Guise, richtet durch die „Action Francaise" einen Aufruf an die Franzosen, in dem es heißt: „Jetzt seht ihr, wohin euch 60 Jahre republikanischer Herrschaft und Parteienwirtschaft geführt haben. Franzo- sen aller Parteien uüd aller Lebensstellungen, die Stunde ist gekommen, dem monarchistischen Grundsatz beizutreten, auf dem die Größe Frankreichs beruht und jahrhundertlang gedauert hat. Nur dieser Grundsatz kann den Frieden, die Ordnung, die Gerechtigkeit und die Kontinuität der Ab- sichten und Handlungen sichern," Gegeben im Exil, den 7. Februar 1SS4. Kombeneeploston in Spanien. dnb. London, 8. Februar, (Drahtb.) MG einer Reu termeldung au» Barcelona explodierte dort Mittwoch am späten Abend im Zentrum der Stadt auf der Straße elne Bombe und lötete einen Fußgänger. Eine" zweite Bombe explodierte im Hause des Vorflheudeu de» Patrioteuverban- des der Stadt Tarrasa. Ein Dienfibote wurde schwer ver wundet. Oesterreichs Schritt in Genf verzögert sich. Abwarten der Stellungnahme Londons und Rom». dnb. wie«, 7. Februar. Die Uoberreichuna der Note der österreichischen Regierung an den'Völkerbund, in der die Prüfung des deutsch-österreichischen Konflikts durch den Völkerbundsrat beantragt werden soll, wird sich, wie heute mitgeteilt wird, voraussichtlich bis in die nächste Woche hin ein verzögern. " , Der österreichische Gesandte beim Völkerbund, Pflügl, hat bisher noch keinerlei Auftrag erhalten, beim General sekretär des Völkerbundes die Anrufung des Völkerbunds rates zu beantragen. Man nimmt in hiesigen politischen Kreisen an, daß die österreichische Regierung zunächst die Stellungnahme der englischen und italienischen Regierung zu Per geplanten Anrufung Les Völkerbundsrates abwarten und ihre weitere Haltung von der Stellungnahme der Groß- müchte.abhängig machen will. Ium Besuch Dollfuss in Budapest. — Kundgebungen ungarischer National sozialisten. dnb. Budapest, 7. Februar. Am Mittwochnachmittag gab der österreichische Gesandte zu Ehren des Bundeskanz lers Dollfuß ein Frühstück, an dem u. a. Ministerpräsident Gömbös mit sämtlichen Ministern teilnahm. - Bei der Fahrt des Bundeskanzlers zum Hotel veranstal teten ungarische Nationalsozialisten Kundgebungen gegen Dollfuß und riefen: „Es lebe Hitler!" Polizei regelte die Straßen ab, in denen die Demonstrationen stattfanden. Sämtliche Straßenpassanten wurden zur Ausweisleistung zur Polizeihauptmannschaft gebracht. ,Wie das linksradikale Budapester Abendblatt C st i Kurier meldet, wurde bei der Durchreise des Bundes kanzlers durch Raab auf dem vor der Bahnstrecke liegenden Wasserturm eine große HakenkrLuzfahne entfaltet. Die Verhandlungen Gömbös—Dollfusi Budapest, 8. Februar. (Eig. Funkmeld.) Das unga rische Telegraphen-Korrespondenzbüro meldet: Der österrei chische Bundeskanzler Dr. Dollfuß und der königlich-ungari sche Ministerpräsident Gömbös haben heute vormittag 9 Uhr mit Einbeziehung des Plinisters vom Aeußeren, Kolo man von Kanya, und der Wirtschaftsminister sowie der österreichischen Gesandten Hennet und Hornbostel die gestern nachmittag begonnenen Verhandlungen fortgesetzt. Die Verhandlungen wurden heute um 11 Uhr vormittags been det. Ueber diese wurde eine amtliche Mitteilung ausge geben, in der es heißt, daß sämtliche die beiden Länder in teressierenden Fragen besprochen wurden. In allen Fragen bestehe volles Einverständnis. Die bisherige Politik solle auf politischem wie auf wirtschaftlichem Gebiet fortgesetzt werden. Haussuchung in der Wiener fozial- demokrattfchen Geschäftsstelle. Wien, 8. Februar. (Eig. Funkmeld.) In gerichtlichem Auftrag wurde heute vormittag im Gebäude der sozialdemo kratischen Partei, in dem sich auch die Schriftleitung der „Arbeiterzeitung" und des „Kleinen Blattes" befindet, von der Polizei eine Haussuchung vorgenommen. Starke Poli zeiabteilungen mit Stahlhelm und Karabinern, Bajonett aufgepflanzt, besetzten das Gebäude. Die sozialdemokrati schen Blätter sind heute morgen erschienen. Die Strafanträge im Röchling-Prozess Saarbrücken, 8. Februar. (Eig. Funkmeld.) Der Ge- neralstaalsanwali stellte im Röchling-Prozeß am Donners tag folgende Strafanträge: Segen Röchling al» Täter eine Geldstrafe von 5000 Francs, gegen Hall al» Gehilfen 500 Francs, gegen Dibo, Mercher und Hillmant» je 75 Francs Geldstrafe. Neuartiges britisches Kampfflugzeug. dnb. London, 8. Februar. Die Blätter schenken einer Mitteilung eines Unterhausmitgliedes vom gestrigen Mitt woch über ein neuartiges Kampfflugzeug große Beachtung E, wird mitgeteilt, daß dieses Flugzeug „wie ein Fahrstuhl" steigen uns in kurzer Zeit die erforderliche Höhe erreichen könne, um einen feindlichen Luftüberfall abzuwehren. Drei Flugzeuge dieses Typs kostetey ebenso viel wie ein Bomben flugzeug. Als weiterer Vorzug dieser neuen Maschine wird der Umstand angeführt, daß sie keinen großen Flugradius habe und nicht genügend Bomben mit sich führen könne, um ein feindliches Land anzugreifen, daß sie also nur als Ver teidigungswaffe Wert habe, als solche allerdings sehr gro ßen Wert.