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5) Träume. Sag’, welch’ wunderbare Träume Halten meinen Sinn umfangen, Daß sie nicht wie leere Schäume Sind in ödes Nichts vergangen? Träume, die in jeder Stunde, Jedem Tage schöner blühn, Und mit ihrer Himmelskunde Selig durchs Gemüte ziehn? Träume, die wie hehre Strahlen In die Seele sich versenken, Dort ein ewig Bild zu malen: All-Vergessen, Ein- Gedenken! Träume, wie wenn Frühlingssonne Aus dem Schnee die Blüten küßt, Daß zu nie geahnter Wonne Sie der neue Tag begrüßt, Daß sie wachsen, daß sie blühen, Träumend spenden ihren Duft, Sanft an deiner Brust verglühen, Und dann sinken in die Gruft. Tasso, Lamento e Trionfo. Symphonische Dichtung von F. Liszt. »Lamento e trionfo: So heißen die beiden großen Kontraste im Geschick der Poeten, von denen mit Recht gesagt wurde, daß, ob auch oft mit Fluch ihr Leben belastet werde, nimmer der Segen ausbleibe auf ihrem Grabe. Um aber unserer Idee nicht allein die strenge Autorität, sondern auch den Glanz der Tatsachen zu verleihen, entlehnten wir selbst die Form zu ihrer künstlerischen Gestaltung aus der Wirklichkeit, und wählten deshalb zum Thema unseres musikalischen Gedichtes die Melodie, auf welche wir venetianische Lagunenschiffer drei Jahrhunderte nach des Dichters Tode die Anfangsstrophen seines »Jerusalem» singen hörten: Canto l’armi pietose e’l Capitano Che'l gran Sepolcro libero di Cristo! Diese venetianische Melodie ist so voll von unheilbarer Trauer, von nagendem Schmerz, daß ihre einfache Wiedergabe genügt, um Tassos Seele zu schildern. Sie gibt sich dann, ganz wie die Einbildung des Dichters, den glänzenden Täuschungen der Welt, der trügerischen, gleißenden Koketterie jenes Lächelns hin, dessen Gift die schreckliche Katastrophe herbeiführte, für welche scheinbar keine irdische Vergütung möglich war, und welche dann doch zuletzt auf dem Kapitol mit einem Mantel überdeckt wurde, der in einem reineren Purpur glänzte, als der des Alphons.« (Aus dem Vorwort des Komponisten.) Einlaß 6',4 Uhr. — Anfang des Konzerts 7 Uhr. — Ende 9 Uhr. 8. Abonnement-Konzert: Donnerstag, den 28. November 1912. II. Beethoven-Abend. Ouvertüre zu »Coriolan». Violinkonzert. Sinfonia eroica. Violine: Bronislaw Hubermann. Eintrittskarten für Hauptproben und Konzerte können auf mündliche oder telephonische Bestellungen hin nicht reserviert werden, sondern nur gegen Einsendung des vollen Betrages bis zum vorhergehenden Tage. Weitere vier Kammermusik-Aufführungen im Gewandhaus. Ausführende: Die Herren Konzertmeister Edgar Wollgandt, Carl Wolschke, Carl Herrmann. Prof. Julius Klengel und andere Mitglieder des Gewandhausorchesters. III. Sonntag, den 8. Dezember. Cherubini, Streichquartett Esdur. Altitalienische und andere Gesänge. \Hilly Tibo und J. Replaer.} Beethoven, Streichtrio Gdur Op. 9 Nr. 1. Mozart, Streichquintett Gmoll. IV. Sonntag, den 12. Januar 1913. Sonaten-Abend der Herren A. Cortot und J. Thibaud. Schubert, Duo. Lekeu, Sonate. Saint-Säens, Sonate.