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Nr. 83. Sountag, de« 17. IM 1898. Auerthal -Zeitung. Allgemeiner Anzeiger für die Stadt Aue n. Umgehung. WtttlwuchA, Arette^s u. Sonntag», Dtit Z AaMiktenö^ätteek : Iroflstun, Hutt Heister, Aeittpieget. die einspaltige Petitjeile 1V Pfg. Ab»««e»en»-»rei» amtlich« Inserate die Lorpu«-Zeile SS Pf. in" ber»wer.hvollen«.ilagen vierteljährlich »«an,wörtlicher Redakteur-sGmtl Hegemeister, A u - sErzgebirge.f __ E» Redaktion ^Er°°e. ^Jahrgang. <-irche«-Aachrichte« für A»e St. Meskai. Am 8. Sonntag nach Trinitatis: vorm. 9 Uhr Hauptgottesdienst init Predigt über Römer 6. v. S—11: Pfarrer Thoma«, abend« 8 Uhr predigt Pfarrer Thomas über S Timoth. 3 v. 1k.—17. abend« 8 Uhr «v.-luth. Jünglingt-Vcrein. Mittwoch den 2st/7. Uhr im ev.-luth. Männer-Verein, «ibelstun. de über Offenb. Joy. S, v. 8 sf. .Pfarrer Thoma«. Platzamstt Sonntag -en 17. Juli 1898. 1. „Abendruhr". Lied v. Mozart. S. -Di« Nachtwandler". Ouvertüre ». Rehul. 3. Arie und »hör a. d. Op. -Der Liebe«trank" ». Dduizetti. 4. „Im Grünen." Walzer v. Gahan. ü. „Drst-Kaisn-Rarsch v.Mißenbora. «u» «r-euttnieu Mehrere aufeinander folgende geringe Ernten, ver- Hunden mit einer mißlichen Lage des Ackerbaues überhaupt die heute glücklicherweise überwunden ist, erweckten im vorigen Jahre unter zahlreichen Ansiedlern germanischen Stammes in den Provinzen Santa Fe, Entre Rios und Buenol Aires den Wunsch nach dem Süden der Repu- blick zu ziehen, nach Patagonien, das in Argentinien selbst noch eine halbe terra incognita und in Europa so gut als ganz unbekannt ist. Zuvor wollten die Auswanderungslustigen aber die Verhältnisse kennen lernen und die Redaktion des in Bue- nos Aires erscheinenden Argentinischen Tageblattes wur de mit Anfragen um Auskunft dermaßen bestürmt, daß sich der Chefredaktenr desselben, Hr. Theodor Alemann, entschloß, eine Reise nach dem zentralen Patagonien zu unternehmen, um die Ansiedlungsverhältnisse zu prüfen. In einer Brochüre „Ein Ausflug nach dem Chubut-Ter- ritorium" (Allerlei über Land und Leute in Chubut) sind die Beobachtungen und Auszeichnungen niedergelegt, wel che derselbe bei diesem Anläße sammelte. Die Schilderun gen über die Verhältnisse in Zentralpatagonien, die das 80 Seiten haltende, mit einer in Farbendruck hergestell ten Karte versehene kleine Werk enthält, sind das Neu- este, was man über diese bisher so weltentlegene Gegend erfährt. Es wird dem Leser darin zum Bewußtsein gebracht, daß diese Besiedlung kaum erschlossener Gebiete weit mehr Bedeutung besitzen als man ihnen bislang beilegte, daß iu einer nicht fernen Zukunft Patagonien zu den Produk tion-- und Handelsgebieten der Welt gehören wird. In Bezug auf die Kolonisation Patagoniens spricht der Ver fasser die Ansicht aus, daß eine gedeihliche Besiedelung nur aus der Grundlage großer Unternehmungen, die im Stande sind, den Bau von Eisenbahnen in die Hand zu nehmen, aufgebaut werden kann. Zu beziehen ist da» Buch durch die Buchhandlung L. Frtedertchsen u.» Co., Neuer Wall 61 in Hamburg, sowie durch die Buchhand lung Schmied u. Frank« in Bern. gram, wenn Sie nur sagen, daß Sie es gewesen sind! — Der Angeklagte Krause reißt seine Taschen aus und ruft: Sehen Sie doch her! Woher soll ich es nehmen, was Ihnen fehlt? Ich habe nichts und kann beschwören, daß Ich nichts bei mir habe! Die Zeugin Frau DobrowSki tritt nochmals zu ihm heran und sagte zu ihm: „Sie können gewiß aus die Verzeihung des lieben Gottes rech nen, wenn sie offen sagen,daß Sie die Sachen genommen haben. Wir wollen Ihnen ja mit tausend Freuden eine hohe Belohnung zahlen, wenn Sie nur sagen, wo die Sachen sind. Sie haben uns sehr unglücklich gemacht. — Angeklagter Krause: Und wenn Sie mir 100000 Gul den geben wollten, ich kann nicht sagen, wo die Sachen sind. Ich kann beschwören, daß, jch nichts habe. — Frau DobrowSki tritbdaräuf zürllck ünd sagt mit zitternder Stim me zum Präsidenten: „O, er ist ein zu großer Sünder! Gott sei seiner Seele gnädig. Jch verzeihe ihm trotz al ledem. Wir müssen unser Unglück tragen." (Allgemei ne Bewegung.) Aue. Herr Karl Louis Theodor Gössel würde heute als Schutzmann hiesiger Stadt an Stelle des Schutzmannes Heber in Pflicht genommen. Aue, den 15. Juli 1898. Die „Auerthal - Zeitung " empfiehlt sich den geehrten Geschäftsleuten, Gastwirthen und Vereinen zum erfslg reichen Auuoneire«. Bei Wiederholungen hohe Prozente, bet größere« Auf träge» billige Pauschalpreise. Aus Sachsen uno Umgebung. — Bei Sr. Majestät dem König waren dieser Tage Blasrnblutungen emgetreten, weiche den Monarchen zwan gen, da- Belt zu hüten, nachdem letzter Tage Geheuurath Dr. Fiedler zu einer Eonsultatton in Pillnitz gewesen war. Zur Freude aller königSlreuen Sachsen können wir nunmehr nach zuverlässiger Information miltheilen, daß in dem Be- fiuden Sr. Majestät eine Besserung emgetreten ist, der Mo narch bereits wieder das Belt verlassen konnte und die Bor- trüge der Herren Staatsminister entgegen nehmen wird. EL ist also keinerlei Gefahr vorhanden. Zur ärz.lichen Hilfleis. tung befindet sich Stabsarzt Dr. Kamps in Pillnitz. Hoffent- lich schreitet die Besserung stetig vorwärts, damit unser ge- riebler König sich bald wieder ungetrübten Wohlbefindens erfreuen kann. Seil 1893 sind die sozialdemokratischen Stimmen iu Sachsen um 28 500 gewachsen. Dieses Wachstum hat sich auf Kosten der bürgerlichen Parteien vollzöge». Denn die Zahl der überhaupt abgegebenen Stimmen ist in derselben Zeit nur um 12 400 gestiegen. Die Differenz von 16 000 Stimmen kann also nur von Wühlern herrühren, die früher mit den Ordnungsparteien gestimmt haben. — Die feit Mai feiernde« Zimmergejellen in Zwickau haben die Arbeit unter den alten Bedingungen wieder ausgenommen. ES war genügender Erfaß durch auswärtige Arbeiter vorhanden. Auch die strei tenden Maurergesellen in Glauchau arbeiten unter den alten Bedin gungen. — Zwickau läßt über die Mulde im Norde» der Stadt dies Jahr noch eine Brücke für Güterverkehr errichten; die Stadl besitzt dann S Muldenbrücken. — Auf der Generalversammlung des Sächsischen Militäroereinsbun- des, die am Sonnabend in Dresden statisand, beantragten die Bezirks- Verbände Bocna-Auerbach-Dresden-Grimma: „Das Präsidium wird, wenn ihm die Satzungen eines neugegründcienMilitärvercins zugehen, zunächst das Gutachten des zuständigen Bezirksvorstehers einholen und, falls daS Präsidium in Uebereinstimmung mit dem Bezirksvorsteher zu einem abfälligen Urteile gelangt, bei Rückgabe der Satzungen an die zuständige AmiShauptmannschaft oder die städtische Behörde diese bitten, dem neuen Verein zu eröffnen, daß er keine Aussicht habe, in den Bund ausgenommen zn werden, und daher den Mitgliedern der Anschluß an einen der bereits bestehenden Kgl. Bereine dringend anzuraten sei." Dieser Antrag wurde zum Beschlüge erhoben. Er bezweckt, idie unnö tig erscheinende Gründung mehrerer Mrlitärvereine besonders an klei neren Orten möglichst zu hindern, aber auch bei thatsächlicher Gründung von Militärvcreinen dem BezirtSvorsteher mehr Bestimmungsrecht zu wahren. ' — Lripjtg. Dieser Tage würbe da» Urteil gegen da» Ehepaar Krause gesprochen. Obwohl Krause ganz yarmücklg und frech selbst die einfachsten Thatsachen bestritt, gewann der GenchtShos die volle Urberzeugung, daß er den Juwr- tendiebstahl in Karlsbad ausgeführl und seine Frau ihm Bei- hülfe geleistet habe. Wegen de» letzten Verbrechen» wurde die Frau zu 10 Monaten Gefängnis, Krause selbst aber zu acht Jahren Zuchthau», 10 Jahren Ehrverlust und Stellung unter Polizeiaufsicht verurteilt. Der Wert der nicht erlang ten Juwelen betrug 45 000 Gulde.i. In der Verhandlung erfüllte all« Zuhörer da» Verhör der grau DobrowSki mü Bedauern. Frau DobrowSti ist die Gemahlin de» um 45 000 Gulden Wert bestohlenen Karlsbader» Juwelier«. Die Zru- gtn trat mit gefalteten Hünden vor den Angeklagten -in und rief ihm mit flehender Stimme zu: „Lieber Mann, ge- stehen Sie doch l Jch verzeihe Ihnen Ihr« Sünden von ganzem Herzen, und der liebe Gott wird Ihnen gewiß auch verleihen, wenn Sie Ihr Gewissen jetzt erleichtern. Schauen Sie her, Sie haben gewiß große« Unglück über mich und meinur Manu gebrach^ ab« wir find' ihnen nicht Der Rath der Stadt. RathSafiefsor Laube. Kühn Bekauutmachung. Verschiedene Maurer-, Zimmerer-, Tischler- und Malerarbeiten siud zu vergeben. Blanketts über die eillzellleu Arbeiten sind bei der unterzeichmttn Verwaltung gegen Erlegung der Schreibgebühreu zu entnehmen und ver schlossen mit entsprechender Aufschrift versehen dis zum 17. d. M. daselbst wieder eiuzureichen Aue, am 12. Juli 1898. Aus dem Auerthal und Umgebung. MtUd»tl»«g«n «»cuteu, Jutereff« sind »er M«»arUo«, ftet» «vturommen. Am Donnerstag hielt der Verein „Erholung" im Bürgergarten fein diesjähriges Sommerfest, verbunden mit Kinderfest ab. Da das Werter unfreundlich, waren di« Veranstaltungen im Saale vorbereitet. Dort gab es für die Kleinen Stern- und Vogelschießen mit hübschen ansehnlichen Gewinnen; auch Jugendspiete u. zum Schluß eine Kinderpolonaise vervollständigten das Fest. Den Ball leitete eine prächtige Blumenpolonaise ein, wo es an den duftigen Kindern Floras nicht fehlte, und ver- lies den das Fest in schönster Harmonie. Linen Spaziergang nach dem schön gelegenen Gasthof in Auerham- mer unternahm am gestrigen Abend der „Hausbesitzer-Verein." Bei ge- müthlicher Lonversauon und einem Tänzchen, an den: auch die junge Welt theilnahm, unterhielt man sich bi« ,päl in die Nacht hinein aufs BHte; Auch einige kernige Reden ließ man steigen, sodaß sich diese» kleine Vergnügen zu einem recht angenehmen gegattete. Möge der HauSbejitztr-Berein, der das Wohl der Ver- als auch Einmityern stets zu fördern bemüht ist, zu allgemeinem Nutzen recht gedeihlich vorwärts lammen. Arhnlichkrit hat die Witterung des gegenwärtigen Jahres bisher mit der de» Jahre- 1598 gehabt, Nasse, Kätte, Stürme uno dabei Erdbeben. Sv brach am 27. Februar 1598 ein furchtbarer Orkan ios, der vier Tage anhirlt und großen Schaden an Päujern und Planken anrichtete, auch Vieh und Menschen beschädigte. Am 3. Juli, den Pfingslheittgen- abend, schneite und fror es und am 15. Juni war es es jo kalt, daß Li- auf den Pfützen ftand. Im I:li heilige Stürme und Regengüsse, hierzu kam in diesem Monat der Ausvruch einer Epidemie, damals Pest genannt, die erst End« 'November schwand. Am i4. Dezember degann ein Schneefall, der Tag und Nacht anhtelt und alles jo verschneite, daß dir Leute sich aus den Häusern yerausschaufcln mußten. Den Schluß diese- llnglücksregtpers de» Jahres 1598 brachte der 16. De zember durch ein 7 ähr morgens erfolgendes schreckliches Erdbeben, da rob dir Leu» von den Kanzeln zur Buße ermahnt wurden. Den Pojtasjijtrnkkn >oll es vom nachgen Jahre an erlaubt sein da» Selretärexamen abzulegen. Mu dieser BewiUlguug, gegen diefich Ste phan beharrlich sträubte, ist em laug gehegter, berechtigter Wun,ch der Assistenten erfüllt worden. Die letztere» üben, nanunittch im höheren Dirnstalter, vielfach den Dienst der Sekretäre aus, zu dem sie al>o d>« praktische Vorbildung in genügendem Blaße besitzen; trotzdem ivar es ihnen verjagt, in die Seirelärsstellungen auch thasiachlich aufzurücken. Stephan glaubte zur Aufrechterhaltung des Standesbewußtseins nicht von der Regel abgehen zu dürfen, daß die Selretärslaufbay», welche den Eintritt in die höheren und höchsten Poststellen eröffnet, nur sol che« Aspiranten gestattet werden dürfe, die da« Abiturieiuenexamen be standen hatten. — Die Maikäfer, welche nach den Voraussagungen Heuer in so großen Massen austreten sollten, haben sich wenig bemerkbar gemacht, sodaß die Theorie von den Flugjayren, die sich iu längstens vierjähri gen Perioden wiederholen sollen, nicht mehr zuzutrcssen scheint. Vielleicht trifft die Meinung unserer Leute zu, wonach die Verwendung künnlichen Dünger« den Engerlingen schädlich ist und diese vernichtet. Besonder» sollen di« Rückstände aus chemischen Fabriken diese Eigenjchast besitzen. Eommerserien, hurrah l Millivncnstimmig hallt dieser Jubelruf der Jugend von Nord zu Süd, von Ost zu West durch alle die Lande, in denen die Schulbank von den tEliern al» das unentbehrlichste Möbel anerkannt wird, während durchschnittlich die Ansichten Derer, die da raus sitzen müssen, wenig zustimmend lauten. Jetzt aber am Feri- cnanfang, ist auch in dieser Frage ein vollkommener Ausgleich der ge gensätzlichen Anschauungen erzielt: die Nützlichkeit der S hulferien wird von keiner Seite mehr bestritten. Die Herren Lehrer meinen, die Fe rien seien auch um ihretwillen da. Gewiß, aber es ist doch sehr zwei felhaft, ob deren Summe nicht um eme Reihe von Wochen vom Eul- tu-minislrrium verringert würde, wenn Ruhepausen in ihrem heutigen . Umfange nicht vorzugsweise sür die lernende Jugend al» durchau» ge- boten erachtet wären. In ver Schulzeit tomml der junge Mensch sehr wenig zur Entwickelung seiner Individualität. Morgens srüh nm dem Läuten der Glocke in die Klasse, nach den UnterrichiSstundenzum Mit tagessen, dann wieder in die Schulstube, und von da in die häusliche Arbeit I D«S Dienste» ewig gleichgestellte Uhr I Wenig bleibt für die Familie, für di« Erholung sür die Natur. Da« gefährdete Gleichgewicht wird nun durch die Ferien wieder ycrgesteUl. Sie geben der Entwick lung de» JchS weiteren Spielraum in körperlicher und geistiger Hin- sich». Dir SchuldiSciplin engte den freien Willen ein — im Hause that «S wieder di« Erziehung; hier und dort ist das dritte Wort: „La- darfst du nicht l" In den Ferien sind die Schranken der freien WiUen-bethäligung wesentlich erweitert; der junge Mensch wir» der Natur näh« gebracht, dem Körper wird größere» Recht, gegeben. Sich tummeln — ist nun dir Losung sür eine Reche von Wochen. Hier geht es an di, See, dort zum Gebirge, zu Wald und Auen. Da lernt e» sich besser «evgraphir al« auf der Landkarte, besser Botanik al« in der »chutpud«. Li« neuen Eindrücke, welch« der jugendlich« Gstst auf W«ft empfängt, machen t ie Ferien besonder« fruchtbringend für Das Stadtbauamt. Puschmann. — Am 15. Juli beginnen die Gerichtsserien. Sie endigen am 15. September. Während der Fetten werden nur in Feriensachen Termine abgehalien und Entscheidungen erlassen, tzeriensachen sind: 1. Straf sachen ; 2. Arrestsachen und die eine einstweiliger Verfügung betreffen- den Sachen ; 3. Meß- und Matktsachen ; 4. Streitigkeiten zwischen Ver- miethern und Miethern von Wohnungs- und anderem Räume» wegen Ueberlassung, Benutzung und Räumung derselben, sowie wegen Zurück haltung der vom 8' iclher in die MiethSräume eigebrachten Sachen : 5. Wechselsachen : 6. Bausachcn, wenn über Fortsetzung eines angefan genen Baue« gestritten wird. Aus das Mahnverfahren und das Zwangs vollstreckungsverfahren und das Konkursverfahren siud die Ferien ohne