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Pischofswrrdarl Tageblatt Aazetgeblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend, sowie für die angrenzenden Bezirke. Ältestes Blatt im Bezirk. Erscheint seit 1846. Trlegr.-Adresse: Amtsblatt.. Fernsprecher Nr. 22. AZSchentttche Beilage«: Der SSchfische Landwirt und Sonntags-Untertzaltnngsdlatt. ———— — . ' Veschchtsftelle: Bischofswerda, Altmarkt IS. Erscheint jeden Werktag abend« für den folgenden Lag. Der Be- wgsprei, ist einschließlich der wöchentlichen »etliwen kei Aktzolnng kn der Geschilftsstelle monatlich 70 Pf,., bei Auftekuug in, Ha«, monatlich SOPfg.; durch die Poft bezöge« vierteljährlich Mk. L2ö ohne Zustellungsgebühr. .. P»ftsche«k-K«»t»: Amt Leipzig Sir. 21543. — Gemeinde« »erbandagtrakafse Bischofswerda Konto Sir. 84. Im Fake höherer Gewalt — Krieg «der sonstiger irgend welcher Störung de« Betriebe« der Zeitung »der der Beförderungseinrich tungen — hat der Begehn Keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Nachzahlung der Bezugspreise«. 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Dezember 1917 vorgeschlagene Kommission zur Beratung der politischen und territorialen Fragen gebildet werde» soll und daß parallel mit den Bera tungen dieser Kommission Vorbesprechungen der Fachrefe- renien der einzelnen Delegationen über die Regelung der «irtschaMchen und rechtlichen Fragen stattzufinden hätten. E wurde he» weiteren vereinbar^ daß die ersterwähnte Kom mission am 11. Januar vormittags 10 Uhr ihre Beratungen beginnen sollte, von deutscher und österreichisch-ungarischer Seite wurden iu die Kommission entsandt die Vorsitzenden der beiden DeteßMonen, je ein diplomatischer und militäri- scher SeigeorMMnd je zwü Sekretär«. Vie russtsche Ve«e. gakon bchielt sich die Beschlußfassung über die Zahl der in Ne Kommission zu «NlsenWndey Mitglieder vor. Diese Kom mission hak flch heute vormittag 10 Uhr konstituiert und ihre Beratung« begonnen, die um 1 Uhr nachmittag» unterbra ch« Pad um 1/2- Uhr fortgesetzt wurden. Anerkennung der Selbständigkeit der Ukraine durch Trotzki. Berlin, 10. Januar. (W. T. B.) In Erwiderung aus die Ausführungen des ukrainischen Staatssekretärs Holudowytsch erklärte der Vorsitzende Staatssekretär v. Sühlmann: Die Vertreter der verbündeten Mächte begrüßen im Sinne ihres Telegramms vom 26. Dezember 1917 die in Brest-Litowsk erschienenen ukrainischen Vertreter. Die Ver treter der verbündeten WäOe behalten sich ihre Stellung nahme An den Einzelheiten der Ausführungen der ukraini schen Delegierten vor. Anschließend hieran sprach der Vor sitzende den Wunsch aus, einige Fragen zu stellen, um die Un terlagen für die Beschlußfassung der verbündeten Mächte zu schaffen. Es müsse daher an den Vorsitzenden der Delega tion der Petersburger Regierung die Frage gerichtet wer den, ob er und seine Delegation auch ferner die Angelegen heiten des gesamten Rußlands hier diplomatisch zu vertreten beabsichtigen. Herr Trotzki gab hierauf die folgende Erklärung ab: In Kenntnis der durch die ukrainische Delegation ver öffentlichten Roke de» Generalsekretariats der ukrainischen Volksrepublik erklärt die russische Delegatton ihrerseits, daß sie in vollem Einvernehmen mit der grundsätzlichen Anerken nung de» Selbstbestimmungsrecht» jeder Ration bis zur vol len Lostrennung kein Hindernis für die Teilnahme der ukrai- nischert Delegation an den Friedensverhandlungen finde. Der Vorsitzende der ukrainischen Delegation dankte hier auf dem russischen Vertreter für diese Stellungnahme und für die Art, in der dies« ausgenommen worden sei. Er neh me an, daß dadurch die selbständige Stellung, die seine Ab ordnung bei den Friedensverhandlungen einzunehmen habe, bestimmt sei, daß nämlich die ukrainische und die russische Ab ordnung zwei getrennt« selbständige Delegattonen derselben Partei bildeten. Nachdem Staatssekretär von Kühlmann mit Zustim mung -er Versammlung erklärt hatte, Laß diese Präliminar frage vorerst zwischen den Delegationen der Verbündeten be raten werden würde und ihre wettere Erörterung im Plenum Vorbehalten bleibe, ergriff der erste Delegierte der russischen Delegation Herr Lrcchy das Wort und erklärte einleitend, er halte es für notwendig, vorerst ein Mißverständnis zu beseitigen, das sich in die Ver handlungen eingestrichen habe. Die russische Delegatton stelle fest, daß da» offizielle, in deutschen Zeitungen veröffent- licht« Protokoll der Satzung vom 27. Dezeznber 1917 in dem Teil, in welchem die Rede Les Vorsitzenden der russischen Delegation wiedergegeben worden sei, dem entspreche, was sich in dieser Sitzung ereignet habe. Was das der russischen Delegation gänzlich unbekannte wirkliche oder fiktive Tele gramm der Petersburger Telegraphen-Agentur anbelang«, aus welches sich die deutsche Presse und der Staatssekretär v. Kühlmann berufen hätten, so müsse die russische Delega tion hierüber zunächst Erkundigungen einziehen. Was den von den militärischen Vertretern der drei anderen Delegatio nen unterstützten Protest des Generals Hoffmann gegen Ar tikel in der Presse, Funksprüche, Aufrufe usw. betreffe, so müsse er erklären, daß weder die Bedingungen des Waffen stillstandes noch der Charakter -er Friedensverhandlungen die Freiheit der Presse und des Wortes begrenzten. Nach diesen Vorbemerkungen ging Herr Trotzki auf den Inhalt der von den Vorsitzenden der deutschen und öster reichisch-ungarischen Delegationen abgegebenen Erklärungen »in und-iWrte^au«: ' " ' Für» erste bestätigen wir, daß wir in vollem Einver nehmen mit -em vorher gefaßten Beschluß die Friedensver handlungen weiterführen wollen, ganz abgesehen davon, ob sich die Mächte -er Lnkettke anschliehen oder nicht. Was den russischen Vorschlag aus Verlegung der wetteren Verhand lungen aus neutrales Gebiet anbelangt, so sei dieser aus den Wunsch zurückzusühren, für beide Seiten gleichgültige Ver hältnisse herzustellen. Die öffentliche Meinung Rußlands nehme übrigens daran Anstoß, daß die russische Delegatton Verhandlungen in einer von deutschen Truppen besetzten Festung führe, zumal es sich hier um das Schicksal lebendi ger Völker handelt. Die technischen Schwierigkeiten, welche das Verlegen der Verhandlungen auf neutrales Gebiet mit sich bringen, könne die russische Delegatton ebenso wenig gelten lassen, wie die Furcht vor Machenschaften der Entente gegen die sich Rußland selbst zu schützen wisse. Wenn also nach Ansicht der russischen Delegatton technische und politische Umstände das Schicksal des Friedens nicht unbedingt an Brest-Lttowsk als Berhandlungsort knüpfen, so vermöge die russische Delega tton nicht an einem anderen vom Reichskanzler erwähnten Argument vorüberzugehen. Gemeint sei jener Teil der Rede de» Grafen Hertling, in der dieser außer aus das gute Recht und das loyale Gewissen auch auf die Machtstellung Deutsch lands hingewiesen habe. Di« russische Delegatton habe we der die Möglichkeit nych die Absicht zu bestreiten, daß ihr Land durch die Politik der bis vor kurzem herrschenden Klassen geschwächt sei. Aber die Weltstellung eines Landes werde nicht nur durch den augenblicklichen Stand seines tech nischen Apparates bestimmt, sondern auch durch die ihm innewohnenden Möglichkeiten, wie ja auch die wirtschaftliche Kraft Deutschlands nicht nur nach dem heutigen Stande sei ner Verpflegungsmittel beurteilt werden dürfte. Um den Mächten des Vierbundes aber den Vorwand eines Abbru ches der Friedensverhandlungen aus technischen Gründen zu entziehen, nehme die russische Delegatton die Forderung an, in Vrest-Likow»k zu bleiben» Sie bleibe in Brest-Lilowsk, um keine Möglichkeit in dem Kampfe um den Frieden unge nutzt zu lassen. Indem die russische Delegation auf ihren Vorschlag wogen Verlegung der Verhandlungen auf neutra len Boden verzichtet, beantragt sie, zur Fortsetzung der Frle- densverhandluagen überzugehen. Auf Vorschlag des Vorsitzenden wurde dann beschlossen, am Nachmittag zwischen den Delegattonen Deutschlands und Österreich-Ungarns einerseits und Rußlands anderer seits eine interne Beratung abzuhalten. Verttn, 12. Januar. (Privattel.) Nach-er „Germania" bringen uns die Pläne der Ukrainer nicht unbeträchtliche Fingerzeige für die Lösung der Ostfrage. Die Erstarkung der autonomen Ukraine kann uns nur erwünscht sein, schreibt Professor Reinke im „Tag". Er empfiehlt darin, daß wir uns mit -en Ukrainern auf möglichst freundschaftlichen Fuß zu stellen suchen, was eine wirksame Schutzwehr gegen eine immerhin mögliche Deutschfeindlichkeit der Polen wäre. j Es wird weiter »erhandelt. Der „Zwischenfall" von Brest-Litowsk ist beendet. Zum ' ersten Male während des ganzen Verlaufes des Krieges hat unsere Diplomatie diejenige Sprache gesunden, die der gege benen politischen Situation, vor allem aber den durch die militärischen Ereignisse geschaffenen Verhältnissen entspricht, und mit erwarteter Promptheit ist die Wirkung zutage ge treten. Eine nur eintägige Überlegung hat die russischen Unterhändler, an ihrer Spitze Herrn Trotzki, zu der Überzeu gung gebracht, daß es einerseits mit Rücksicht auf die ent schiedene Haltung der Mittelmächte, andererseits im Hinblick auf die Schwäche der eigenen Stellung im Lande wie an den Fronten ratsam sei, den Bogen nicht zu Überspannen, son dern di« Verhandlungen dort wieder aufzunehmen, wo sie auf russischen Wunsch am 25. Dezember unterbrochen worden waren. Blickt man heute auf die mittlerweile überwundene Episode von Brest-Litowsk zurück, so kann über die Beweg» gründe der Haltung der russischen Unterhändler ein Zweifel wohl nicht mehr bestehen. Da man sich in Brest-Litowsk allzusehr vereinsamt fühlte, tauchte russischerseits das Ver langen auf, di« Verhandlungen an einem neutralen Orte, wo man der mittelbaren oder unmittelbaren Unterstützung durch die Entente sicher sein durste, wetterzuführen, während der Widerstand gegen die deutschen Forderungen hinsichtlich der Zukunft der Ostseeprovinzen, sowie die in der deutsche» Armee versuchten revolutionären Umtriebe und schließlich auch die eigenartige halbamtliche Petersburger Darstellung über den Verlauf des letzten Verhandlungstages im alten Jahre sich fraglos auf den Wunsch zurückführen, im eigenen Lande nicht den Eindruck der Schwäche und Untätigkeit zu erwecken. All diesen Bestrebungen ist nunmehr durch die Erklärungen der Vertreter der Mittelmächte ein Riegel vor geschoben, und man darf hoffen, daß die jetzt aus das Gleis des Sonderfriedens geschobenen Verhandlungen ohne wei tere störende Zwischenfälle ihr Ziel in einer nicht zu fernen Zukunft erreichen. Daß man im deutschen Volke die entschiedene Absage Herrn von Kühlmanns und der übrigen Vertreter des Vier bundes mit rückhaltloser Zustimmung begrüßen wird, bedarf wohl kaum der Betonung. Hätte unsere Diplomatie die gleiche Haltung allen Gegnern gegenüber vom ersten Tage des Krieges an beobachtet, wir wären wahrscheinlich längst über den Berg. Insbesondere aber wird man in der deut schen Öffentlichkeit Genugtuung über die Feststellung emp finden, daß die Nichtbeachtung der von Brest-Litowsk am25. Dezember an die Westmächte ergangenen Friedenseinladung die aus der „Berstreichung der Frist sich ergebenden Folgen" haben werde, und daß „das Dokument damit hinfällig ge worden" sei. Denn diese Erklärung kann und darf gar kein« andere Deutung zulassen, als den unabänderlichen Entschluß, nicht nur — was eine nackte Selbstverständlichkeit ist — die Einladung selber, sondern auch die ^Grundlage als gegen standslos geworden zu betrachten, auf welcher wir damals bereit gewesen wären, über die Bedingungen eines allgemei nen Friedens zu verhandeln. Das „Berliner Tageblatt" ist zwar bereits dabei, in dieser Hinsicht abzuwiegeln, indem es schreibt: „Indessen kann nicht übersehen werden, daß eine Re solutton des Deutschen Reichstags vorliegt, zu der die deut sche Regierung ihre Zustimmung ausgesprochen hat. Dies« Resolutton vom 19. Juli lehnt bekanntlich „gewaltsame Gebieserweiterungen" unter allen Umständen ab. Bisher hat man nicht gehört, daß der Reichstg den Beschluß ge- faßt habe, diese von der Regierung angenommene Reso- lutton zurückzuziehen. Es besteht «in unverkennbarer Widerspruch zwischen der neuen Anschauungsweise, die in Brest-Litowsk zum Ausdruck gekommen ist, und den Be schlüssen der Mehrheitsparteien. Wie man die Dinge auch