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Da bei isoliert gefundenen verschiedenen Organen eines fossilen Gewächses der Nachweis der Zusammengehörigkeit in keinem Falle restlos zweifelsfrei sein kann, wird als Empfeh lung zu Artikel FBI des International Code of Botanical Nomenclature vorgeschlagen: Isolierte verschiedene Organe eines Gewächses sollten in jedem Falle mit eigenem Namen belegt werden, auch wenn der Nachweis der Zusammengehörigkeit durch Übereinstimmung mehrerer glei cher Merkmale gesichert erscheint. I. Auf Grund zahlreicher neuer Funde ist es möglich, unsere Kenntnis von Callipteris scheibei Goth an bedeutend zu erweitern. Wo Spindel- und Fiederreste in körperlicher Er haltung bzw. als Hohlform vorlagen, konnten durch Präparation weitere morphologische und anatomische Einblicke in den Aufbau der Spindeln und Fiederchen gewonnen werden. Die ontogenetisch bedingte zunehmende Differenzierung der Wedel bzw. Fiedern oder ihrer Teile in basaler Richtung zeigt zugleich eine morphogenetische Reihe auf, die alle Fieder formen enthält und als artspezifisch bezeichnet werden kann. Die Entwicklung von Zwischenfiedern an der Hauptspindel kommt durch Verwachsung der Fiederspindeln 1. Ordnung mit der Hauptspindel zustande. Die ursprüngliche Gestalt der Spindeln konnte auf Grund zahlreicher verschiedener Er haltungszustände rekonstruiert werden. Bei den Vergleichen zeigte sich, daß die meist fest stellbare Behaarung durch kräftige Borstenhaare mit runder bis ovaler Basis nicht überall gleich gut zu erkennen ist. Ihre Erhaltung hängt von verschiedenen Faktoren wie Einbettungs mittel, Transport vor der Einbettung und Verkahlung ab. Ähnlich wie bei rezenten Gewäch sen kann die Dichte der Behaarung entsprechend den Standortsbedingungen verschieden sein. Trotzdem gehören zahlreiche isolierte unbelaubte Fiederspindeln auf Grund übereinstim mender Merkmale wahrscheinlich zu Callipteris scheibei. Mit gleicher Wahrscheinlichkeit gehört ein erstmals aufgefundener nahezu vollständiger Stamm mit ansitzenden gleichen unbelaubten Wedelspindeln zu dieser Art. Da sich die Zugehörigkeit des Stammes zu Cal lipteris scheibei durch ansitzende belaubte Wedelteile nicht nachweisen ließ,, wird er aus nomenklatorischen Gründen als Kontheria striata n. g., n. sp. bezeichnet. Auf Grund des bisher einmaligen Callipteris-Stammstückes ist es erstmals möglich, durch die ansitzenden Wedelbasen einen ganzen Wedel zu rekonstruieren und eine Gesamtrekonstruktion des Ge wächses zu geben. Der verhältnismäßig schwache Stamm war dicht mit schraubig ange ordneten Wedeln besetzt. Diese waren nach Art unserer rezenten Baumfarne oder Cycadeen an der Basis polsterartig verdickt und lösten sich nicht vom Stamm. Da auch von anderen Callipteris-Arten keine Wedelreste mit erhaltener Basis, sondern nur Wedelbruchstücke be kannt sind, ist anzunehmen, daß auch bei ihnen die Verhältnisse ähnlich waren. Die bisher einmalige Auffindung eines kleinen Callipteris-Stammes läßt darauf schließen, daß die Callipteris-Arten wahrscheinlich allgemein niedrigen, strauchigen Wuchs und nur einen kurzen Stamm besaßen. Da Callipteris scheibei relativ häufig in den Gold lauterer und (?) Oberhofer Schichten des Thüringer Rotliegenden vorkommt, hat diese C all i p t e r i s - Ar t hier besondere Bedeutung und kann als Leitpflanze benutzt werden. Neue Funde werden zeigen, ob Callipteris scheibei im Unteren Rothegenden der ÖSSR und des Saargebietes ebenso häufig anzutreffen ist und evtl., wie in Thüringen, stratigraphische Bedeutung besitzt. II. Mit Callipterianthus arnhardtii n. g., n. sp. wird die erste durch Zusammenhang er wiesene Callipteris-Fruktifikation bekanntgemacht. Es handelt sich um einen Fund eines fertilen Wedelstückes, das terminal fertile und basal sterile Fiedern außer Zwischenfledern trägt. Die sterilen Fiedern 2. Ordnung sind im fertilen Teil durch ungeteilte oder einmal (bis zweimal) gegabelte Träger spindelförmiger Organe ersetzt. Die fertilen spindelförmigen Organe wurden durch Mazeration als Mikrosporangien erkannt. Diese hängen in Gruppen zu 5 (seltener 6 bis 7) am Ende der Träger und enthalten zahlreiche (unreife?) zusammen hängende rundlich-ovale Mikrosporen mit schmalem Randsaum (Flügel?). Völlige Übereinstimmung der sterilen Fiedern mit denen bekannter Callipteris-Arten besteht nicht und ist wegen der morphologischen Veränderung der sterilen Fiedern in der Übergangsregion des fertilen Wedelstückes nicht zu erwarten. Am wahrscheinlichsten ist die Zugehörigkeit zu Callipteris naumanni (Gutbier) Sterzel.