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mit ihrem Sind« -u bergen. Die M«derbel«bung»verst>che waren von Erfolg. Unlenviefenthal, 8. April, «in louriftenhau, abge brannt. Da» in Touriftenkreisen bekannte Gasthaus zum „Roten -aus" ist durch «in« Feuersbrunst zum größten Teile zerstört worden. Dos Mobiliar konnte z. T. gereitet «erden. Die Entstehungsursach« de» Brande» ist noch nicht ermittelt. Lewgeseld l. 8. April. Ein Rind überfahren. Bon einem Auto überfahren wurde in der Nähe de» „Deutschen Hauses" das siebenjährige Töchterchen des Buchhalters Lorenz beim Versuch«, vor einem Kraftwagen die Straße nach der elterlichen Wohnung zu überschreiten. Dem Kinde, an dessen Aufkommen man zweifelt, wurde ein Arm gebro chen und ein Ohr abgerissen. Außerdem trug es schwere Verletzungen an Brust und Kopf davon. Es mußte sofort dem Marienberger Krankenhaus zugeführt werden. Glauchau, 8. April. Unterirdische Gänge. Eine Eigen tümlichkeit der Stadt Glauchau sind die unterirdischen Gänge, die hier in großer Anzahl vorhanden sind. Fast das gesamte Unterirdische der inneren Stadt ist von solchen Gängen, die Verbindung mit dem gräflichen Schlosse und oer St.-Georgen-Kirche gehabt haben dürften, durchzogen. Don älteren Einwohnern wird sogar behauptet, daß die Stadt Lichtenstein durch einen unterirdischen Gang mit Glauchau verbunden gewesen sei; sie erzählen u. a., daß am nahen Schafteich der Eingang zu einem unterirdischen Gang zu finden gewesen sei, der nach Lichtenstein geführt haben soll. Die unterirdische Verbindung der beiden Städte läßt sich je doch nicht nachweisen. Zwar gibt es auch in Lichtenstein unterirdische Gänge, aber nicht in so großer Anzahl und nicht so weit verzweigt wie in Glauchau. Ueber die Entstehungs zeit und den Zweck der Gänge gehen die Ansichten ausein ander. Man geht wohl nicht fehl, wenn man ihre Entste hung etwa in das 15. Jahrhundert verlegt. Sie dürften da mals angelegt worden sein, um in Kriegszeiten darin Schutz zu suchen oder um sich zu retten. Von alten Lichtensteiner Einwohnern wird die Ansicht vertreten, daß die Gänge in den Wald ausgemündet seien, und daß man dort die ausge raubten Handelsherren ins Freie geführt habe. Daß diese unterirdischen Gänge eine große Gefahr für die Gebäude be deuten, liegt auf der Hand. Tatsächlich ist es auch mehrfach vorgekommen, daß durch Erdsenkungen Gebäude beschädigt worden sind. So wurden vor mehreren Jahren das Besser- sche und das Flacksche Haus am Markt durch Einsturz unter irdischer Räume arg mitgenommen, so daß sie unbewohnbar wurden. Erst nachdem die unterirdischen Hohlräume zuge schüttet und die Häuser mittels besonderen Verfahrens herge richtet worden waren, konnten sie wieder bezogen werden Später erfuhr das Jakobysche Haus, Ecke Markt- und Schloß straße, dasselbe Schicksal. Nur durch Aufwendung verhält nismäßig hoher Summen konnte auch dieses Haus erhalten werden. Um nun derartige Fälle für die Zukunft zu ver meiden, hatten die städtischen Kollegien beschlossen, die unter irdischen Gänge genau zu untersuchen und einen Plan dar über anfertigen zu lassen. Mit dieser Aufgabe wurde Dipl.- Jng. Apel aus Freiberg betraut, der zunächst die Stellen be zeichnete, wo Einsturzgefahr vorhanden war. Dort wurde durch das sogenannte Torkret-Verfahren (Zement-Spritz- Verfahren) die Einsturzgefahr abgewendet. Außerdem ent decke Sng. Apel noch «ine -an« Anzahl Gänge, di« bisher noch nicht bekannt waren. Unter anderem wurde auch die gräfliche Familiengruft unter der St.-G«org«n-Kirche geöff net, die Kinderfärge und noch guterhaltene Zinksärge aus den Jahren 16Ä bi» 1680 barg. Aus dieser Gruft führt« ein Gang nach dem Hirschgrund (in der Nähe des gräflichen Schlosses), der allerdings jetzt zugeschüttet ist. In der letzten Zeit find di« unterirdischen Gänge, di« ja immer schon etwa» Geheimnisvolles an sich hatten, in den Geruch gekommen, daß es in ihnen spuke. Sn der oberen Schloßstriche hört man nämlich nachts Klopfgeräusche, die au« der Erde zu kommen scheinen. Ts darf angenommen werden, daß anae- stautes Master, das von Zeit zu Zeit abfließt, diese» Klopfen hervorrust. Oie Explofionskatastrophe in Heidenau. Zehn Lote. Heidenau, 8. April. Unsere gestrige Drahtmeldung über das schwere Explosionsunglück in der Zellulosefabrik von Hoesch L Co. in Heidenau erfährt folgende Ergänzung: Das Industriegebiet südlich von Dresden ist in den letzten Wochen von einer beängstigenden Reihe schwerer Un glücksfälle, Motorradunglücke, Autounfälle, dem tödlichen Un fall des chilenischen Konsuls Mundt, Breslau, dem Unglück der Turnerabteilung usw. heimgefucht worden. Jetzt kommt die Meldung von der furchtbaren Explosionskatastrophe in der Zellulosesabrik am Mittwoch früh 8 Uhr, die bisher 10 Tote und 20 Berletzte gefordert hat. wie da« Unglück geschah ist noch vollständig unklar. Das große Kochhaus enthält sechs Kocher von je 160 bis 170 Kubikmeter Inhalt. Ohne jede vorherige Anzeichen zerriß mit einer dumpfen Detona tion plötzlich der Kocher Nummer 6 und drückte dabei die 60 Zentimeter starke Gebäudewand auseinander. Dabei wurde der ganze Mittelteil des großen Gebäudes in Trüm mer gelegt. Ein Brand kam nicht zum Ausbruch, so daß die Feuerwehr nicht in Tätigkeit zu treten brauchte. Die Opfer der Katastrophe erlitten starke Verbrühungen und Gasver giftungen durch die ausströmenden Schweseldämpfe. Es handelt sich fast durchweg um Arbeiter, die den Transport des Arbeitsmaterials auf den Transportketten nach dem Kocher zu überwachen hatten. Die Vetriebsstätte. In den Kochern, die zehn Meter lange Kessel mit einem Durchmesser von 4,5 Meter und einem Inhalt von 196 000 Liter darstellen, wird zerkleinertes Holz in Sulfitlauge ge kocht und nach einem chemischen Prozeß in Zellulose umge wandelt. Der gefüllte Kocher stellt naturgemäß ein außer ordentlich hohes Gewicht dar. In diesem Teilbetrieb der Fabrik von Hoesch stehen sechs solcher eiserner Kocher gleicher Größe. Der Unglücks-Kessel ist zuletzt vor drei Jahren vor schriftsmäßig revidiert und intakt befunden worden. Es wird vermutet, daß der Kessel infolge eines Materialfehlers, der sich während des Gebrauchs verschlimmert hat, gerissen ist. Trotz des geringen Druckes von nur 4 Atm. wurde der eine Teil des Kessels mehrere Meter weit zur Seite geschoben, so daß die geschilderten Zertrümmerungen am Gebäude ent standen. Der zerstörte Kochraum bot ein furchtbares Bild. Soweit die Verletzten lausen konn ten, rannten sie davon. Ein Verwundeter, der offenbar Ver ¬ letzungen im Nacken erlitten hatte, hing in der Luft. Er vermochte sich mit einem Arm am Fensterrahmen so lange festzuhalten, bis er sich mit Hilfe einer hinzugeholten Leiter retten konnte. Die Feuerwehren und die Samariter au» Heidenau und Pirna trafen alsbald an der Unfallstelle ein und halfen beim Rettungswerk. Der Samariterverein Hei- denau-Zschachwitz wurde durch das auf der andeten Seite der Bahn an der Hauptstraße gelegene Monitwerk sofort alar miert, als man von dort aus den Einsturz des Kochhauses sah. Schon unterwegs hatten die Samariter Hilfe zu leisten, da sie Verletzte, die vor dem Unglück in begreiflicher Angst vor weiteren Explosionen geflüchtet waren, trafen. An der Unglücksstelle harrte ihrer viel Arbeit. Die 0vfer des Unglück». Sofort getötet wurden der 46 Jahre alte Kocher Ernst Teich, Dresden, der 24 Jahre alte Kochgehilfe Kurt Wadewitz, Dresden, der 25 Jahre alte Arbeiter Martin Preußler, Krip pen, der 30 Jahre alt« Kochlehrer Bruno Förster, Heidenau, der 31 Jahre alte Kochgehilfe Paul Forkert, Goes, und bei der Einlieferung ins Krankenhaus starben Paul Grafe all» Pirna-Niederposta und der Arbeiter Mende aus Schmors dorf. Vermißt werden Frau Beckers und der Arbeiter Hesse Die Zerstörung des Kochhauses zwingt zur Stillegung des Werkes, das zu den größten deutschen Zellulosefabriken ge hört und für die Papierversorgung von größter Bedeutung ist, auf Monate hinaus. Die Ursache der Explosion ist bisher ein Rätsel. Die Staatsanwaltschaft Dresden traf noch im Laufe des Vormittags an der Unfallstelle ein und erörterte die Zusammenhänge. Sehr anstrengend und gefährlich war die Arbeit der Feuerwehrleute, welche die Toten aus der Trümmerstätte bargen. Die giftigen Gase machten ihre Ar beit lebensgefährlich. Ein Pirnaer Feuerwehrmann erlitt denn auch Gasvergiftung und wurde mit dem Pirnaer Sani tätsauto in seine Wohnung gebracht. An der Unglücksstätte, die an dem Hauptgleise der Dres den—Bodenbacher Bahnline liegt, war gegen Nachmittag an dauernd eine große Menschenmenge zu sehen. Die Aufräu mungsarbeiten wurden unvermindert fortgesetzt, sie gestalte ten sich wegen der dauernd ausströmenden Gase besonders schwierig. Von der Kriminalpolizei war eine Anzahl Be amte erschienen, die zahlr. Verhöre » Erörterungen anstellten. Pirna, 8. April. Von den verunglückten bei dem Erplo- fionsunglück in Heidenau ist am Mittwoch nachmittag noch einer verstorben, so daß sich die Gesamtzahl der Totevopfer einschließlich der beiden Vermißten, zu denen man noch nicht gelangen konnte, auf 10 erhöht Hal. Die Vogelwarte auf Roffttten. Von Dr. Paul Grabein. Die bekannte Vogelwarte in Rossitten auf der Kurischen Nehrung, die sich besonders die Erforschung der Geheimnisse des Vogelflugs zur Aufgabe gestellt hat, begeht im April dieses Jahres ihr 25jähriges Bestehen, und auf eine ebenso lange, verdienstvolle Tätigkeit kann ihr Begründer, der noch heute ihre Leitung in Händen hat, Herr Prof. Dr. I. Thiene mann, zurückblicken. Die Anstalt, die Jahrzehnte hindurch ein Privatunternehmen war und als solches namentlich in der Zeit während des Krieges u. nachher mit großen Schwie rigkeiten zu kämpfen hatte, ist seit einigen Jahren von der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaf ten übernommen worden, so daß sie damit auf eine feste Grundlage gestellt ist. Seit etwa eben dieser Zeit hat die Vogelwarte sich auch der Pflege der alten ritterlichen Kunst der Falknerei angenommen, die sowohl vom wissenschaft lichen und vogelschützlerischen, als auch vom praktischen Standpunkt aus betrieben wird, denn der zur Jagd abge richtete Habicht kann dem Jäger ein unübertrefflicher Weid- gesell auch gegenüber flüchtigen Rebhühnern werden. Die eigentliche Aufgabe der Vogelwarte liegt aber, wie schon gesagt, auf dem Gebiete der Erforschung des Vogel flugs, das den Naturfreund wie die Wissenschaft ja schon immer angelockt hat. Zu diesem Zweck werden in sinnreich angebrachten Netzen Vögel aller Art eingefangen und mit leichten Aluminiumringen versehen, die den Ort Rossitten und das Datum des Einfangs eingeprägt zeigen. Es wer den aber auch an Interessenten solche Ringe nach auswärts versandt, um sie in gleicher Weise zu verwenden. Es sei hier gleich bemerkt, daß das Anlegen der Ringe ohne jeden Scha den für die Tiere vor sich geht, die dadurch auch in ihren Lebensbedingungen in keiner Weise gestört werden. Hand in Hand damit geht die Aufklärungsarbeit der Vogelwarte, die sich nicht nur auf das Inland und das europäische Aus land, sondern auch darüber hinaus, namentlich für Afrika, erstreckt und Verständnis wie Mithilfe für diese Forschungen wachruft. Neuerdings bedient sich die Vogelwarte dazu auch der Film». Im Nachstehenden soll nun über die sehr interes santen Ergebnisse der Ringoersuche der Vogelwarte einiges berichtet werden. Da sind zunächst die Nebelkrähen, die regelmäßig bei ihren Zügen über die Kurische Nehrung kommen, zumeist au» dem nördlichen Rußland und Finnland her. Die Beob achtungen lasten gewiff« Rückschlüsse auf das Lebensalter za, da» dies« Tiere erreichen. Die dabei gemachten Erfahrungen geh« freilich sehr auseinander. Die kürzeste Zeit, in der «in« solch« Krähe markiert und getötet wurde, beträgt drei Monat», dagegen wurde auch «ine andere erlegt, die den Ring nahezu sieben Jahr« getragen hat. Ebenso schwanken bet den Imiben di« Ergebnisse hinsichtlich des Orts, wo sie er legt sind, alw de» Bereich» ihrer Wanderzüge. Um die bei den am melften entgegengesetzten Fälle anzuführen, so wurde einmal «in« Kräh« an ihrem Brutort selber geschossen, wäh- »and «ln« ander« in «iner Entfernung von über 1000 Kilo metern vom Rest von ihrem Schicksal ereilt wurde, weit drü ben am Rh«in in der Näh« von Schlebusch, bei der Jagd auf einer KeähenhtUt». Auch die Zeiten der Wanderung werden - an de« Krähen nicht immer innegehalten. So konnte durch ' n Ringversuch an einer Krähe nachgewiesen werden, daß - Jahm tüll bei ihrem Herbstflug bereit» am 11. Ok ¬ tober auf der Kurischen Nehrung angelangt war, während sie im folgenden Jahre 11 Tage später noch droben in Finn land war. Mehrfach hat sich die Feststellung machen lassen, daß sowohl Herbst- wie Frühjahrszug über die Kurische Neh rung geführt haben, während in vereinzelten Fällen dagegen die Rückwanderung an der Festlandküste des Kurischen Haffs entlang stattfand. Manche Nebelkrähen wandern überhaupt nicht, sondern überwintern in ihrer ostpreußischen Heimat. Von besonderer Bedeutung sind die Beobachtungen über die Störche. Hier haben die Versuche zwei große Zug straßen festgestellt, die von diesen Tieren bei ihrer Ausreise im Herbst verfolgt werden. Da ist zunächst die in südöstlicher Richtung. Die Störche fliegen dann in großen Scharen (es sind solche von 1000—1500 Stück beobachtet worden) die Oder aufwärts dem Süden zu, wie denn überhaupt auch von an dern Vögeln festgestellt worden ist, daß ihnen die großen Ströme als leicht erkennbare Richtlinien für ihre Wander züge dienen. Daneben gibt es aber für die Störche eine süd? westliche Wanderstraße, die sich dann aber in drei Aeste ga belt. Der esne streicht etwa von Cassel nach Barcelona, der zweite vom Breisgau nach Südfrankreich und der Pyre näengrenze, während ein dritter endlich von Baden aus fast ganz südlich nach den Sümpfen von Ehorges im Departe ment Hautes Alpes im südlichen Frankreich führt. Dieser letztere Weg ist besonders beachtenswert, denn er führt im Gegensatz zu der eben mitgeteilten Beobachtung, wonach die Wandervögel den großen Strömen folgen, in diesem Fall fast durchgängig über Hochgebirgsland, über die Westalpen — wenn anders die Störche bei diesem Flug eine gerade Richtung verfolgt haben. Hier sind eben noch wichtige Fra gen zu klären. Von Spanien aus wird die Weiterreise nach Afrika über die Meerenge von Gibraltar ausgeführt. Fest dagegen steht bereits, daß das Endziel aller Storch wanderungen. Afrika ist, wo dann allerdings wieder eine starke Verteilung vor sich geht, oben von Aegypten an bis hinunter zum tiefsten Süden. Hierüber liegen einige be sondere Beobachtungen vor. So ist z. B. ein Storch, der droben in Livland sein Nest gehabt, rund 9500 Kilometer weit von seiner Geburtsstätte drunten im Basutolande von einem Kaffern erschaffen worden. Derartige gewaltige Ent fernungen sind mehrfach durch den Ringversuch bestätigt worden, so auch bei jenem anderen Storch, der in Südafrika in Natal auf einer Farm festgestellt wurde. Er ließ sich nämlich von Leuten, die dort ihren Acker pflügten, ruhig ein fangen und machte den Eindruck eines zahmen Tieres. Das anscheinende Wunder erklärt sich dadurch, daß der Storch im Alter von wenigen Wochen daheim aus seinem Nest in Sachsen gefallen und an einer Seite etwas gelähmt war. Es sei übrigens bei dieser Gelegenheit erwähnt, daß dieses Miß geschick bisweilen auch Storcheneier betrifft, die bei den Kämpfen von Nebenbuhlern auf dem Nest geworfen wer den, von Menschenhand aber wieder dort hinaufgebracht, doch noch ausgebrütet worden sind. Im vorliegenden Fall ist es nun außerordentlich bemerkenswert, daß dieser junge Storch, der sich nach seinem Unfall damals kaum 24 Stunden lang in menschlicher Pflege befunden hatte und dann gleich wieder in sein Nest geschafft worden war, daß er fast ein hal bes Jahr später im fernen Afrika sich ganz zutraulich gegen wildfremde Menschen bewies, die ihn erfreulicherweise denn auch schonten. Von Interesse sind noch einzelne Fälle, wo ! Störche während unseres Sommers in Afrika blieben und ! > dort sestgestellt wurden, während sie in der Regel zur Heimat, bisweilen sogar in dasselbe Nest zurückkehren. Es sind Stör- , che beobachtet worden, die bis zu zehn und elf Jahren immer wieder die nähere Umgebung ihres Brutortes aussuchten. Auch das Alter der Störche schwankt sehr. So wurde ein Storch beispielsweise bereits nach zwei Monaten verendet aufgefunden, und zwar nur 15 Kilometer von seinem Hei matsnest entfernt; er war allerdings der schwächste von drei Jungen gewesen. Dagegen wurden Störche auch erst nach vielen Jahren, im Falle der längsten Frist nach etwa elf, erlegt oder tot aufgefunden. Die anläßlich der Ringver suche erhaltenen Auskünfte tragen auch zur Klärung der vielumstrittenen Frage bei, ob der Storch als ein schädliches oder nützliches Tier anzusehen ist. Jagdliebhaber verneinen bekanntlich das letztere. Die Sache scheint nun so zu liegen, daß der mit seiner Familie lebende, nistende Storch als ein dem Menschen nützliches Tier anzusprechen ist, weil er nur Frösche, Mäuse und allerlei sonstiges Kleinzeug aus Sumpf und Wiese wegfängt. Die sogenannten Junggesellen unter den Störchen dagegen, die sich meist zu mehreren zu sammengerottet, an Waldrändern umhertreiben, wo sie auf freiragenden Wipfeln aufbäumen ohne zu nisten, dürfen als Raubgesindel gelten, das dem Nachwuchs von Feldgeflügel und Hasen nachstsllt. Auch über die Raubvögel sind interessante Feststellun gen von der Vogelwarte gemacht worden. Besonders be merkenswert ist da die Verfolgung des Schicksals dreier jun ger Nestsperber aus einem Pommerschen Horst, von denen der eine noch nach anderthalb Monaten in seiner engeren Heimat war, die beiden anderen aber nach vier und fünf Monaten tief drunten an der Rhone ihr Räuberleben wei terführten. In einem anderen Falle wurde ein bei Lübeck gezeichneter Bussard fünfzehn Jahre später, 5200 Kilometer von seinem Brutort entfernt, in Abessinien geschossen. Besonders umfangreich sind die von der Vogelwarte an Möven gemachten Beobachtungen. Was das Alter onlangt, das diese Tiere anscheinend erreichen, so ergibt sich, daß sie es im allgemeinen kaum über 4—8 Monate hinaus bringen. Vereinzelte Fälle freilich beweisen auch das Gegenteil; so hat z. B. eine auf der Insel Juist markierte Möve ein Alter von fünfzehn Jahren erreicht Die Wanderzllge der Möven füh ren für gewöhnlich unmittelbar in südlicher Richtung, meist nach Tirol, Ungarn und Italien, aber auch nach Spanien und selbst nach Algier. Hier ist, in 2500 Kilometer Entfernung, die am weitesten von ihrer Brutstätte erlegte Möve zu ver zeichnen. Bei diesen Wanderungen bildet besonder« der Rhein eine beliebte Zugstraße. Sehr bemerkenswert ist die Tatsache, daß die auf dem Wörther See lv Bayern ausge brüteten Möven, statt den direkten Weg nach dem Süden einzuschlagen, zunächst in nördlicher Richtung wandern, und zwar dem Laufe der Oder folgend; erst vom nördlichen Deutschland aus treten sie dann auf dem bezeichneten Wege ihren Flug nach dem Süden an. Es würde hier zu weit führen, von all den zahlreichen andern Vögeln — es liegen Beobachtungen von rund 50 Ar- ten vor — zu berichten. So sei denn zum Schluß nur noch da» eigenartige Schicksal eines Eichelhähers erwähnt, dessen leberbleibsel nebst seinem Markierungsring man im Magen- nholt eines im Eüdharz erlegten Wildkaters vorfand. An dem Ring waren noch die Zahneindrttcke seines Vertilgers deutlich wahrzunehmen.