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Der sächsische Erzähler : 09.04.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-04-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-192604097
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19260409
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19260409
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Der sächsische Erzähler
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-04
- Tag 1926-04-09
-
Monat
1926-04
-
Jahr
1926
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 09.04.1926
- Autor
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sie wirklich vorhanden gewesen wSre. Auch ist nicht auzunehmen, dah sie ihin die Auszeichnungen in Aussicht gestellt hat, von denen er gesprochen hat Auch Lössler hat ganz unverantwortlich aehan- delt, daher war auch bei ihm «Ine empfindliche Strafe am Platze. Während Meißner alles getan hat, um die Sache zu vertuschen, haben die anderen Angeklagten zur Aufklärung bcigetragen. Da ist ihnen zugute gekommen. Mit Rücksicht aus die verwerfliche Handlungsweise Meißners und Löfflers sind ihnen die bürgerlichen Ehrenrechte aberkannt worden. Auf Befragen erklärte die Angeklagte Langguth, daß sie auf Revision verzichte. Die anderen Angeklagten behalten sich Entschei dung vor. Während der Rede eines der Verteidiger erlitt Meißner einen vhnmachtsansall. Ob er echt war, war nicht festzustellen. Die Verhandlung schloß erst kurz vor S Uhr. Aus Sachsen. Der neue Prozeß gegen den Freiberger Oberstaatsanwalt Dr. Asmus. Lhemnih, 8. April. Der neue Prozeß gegen den Oberstaats anwalt von Freibem, Dr. Asmus, beginnt nm Donnerstag, den 8. April, vor dem Chemnitzer Schöffengericht. Der erste Prozeß war bekanntlich im Januar d. I. nach zweitägiger Verhandlung der Vertagung verfallen, weil das Gericht auch noch andere als die in der Anklageschrift angegebenen sieben Fälle in die Beweisauf nahme einbeziehen wollte. Die Verteidigung und auch der Ange klagte lehnte» die Ausdehnung der Beweisaufnahme ab, da ihnen das dem Gericht zur Verfügung stehende Aktenmaterial nicht be kannt war. Der erste Prozeß wurde daher vertagt, um Verteidigung und Angeklagten Gelegenheit zu geben, dieses Aktenmaterial zu stu dieren. Infolge des umfangreichen Aktenmaterials dürste der neue Prozeß mindestens zwei Wochen in Anspruch nehmen. Dr. Asmus wird bekanntlich Vergehen gegen ß 346 des Str. G. B. zur Last gelegt, der besagt: „Ein Beamter, welcher vermöge seines Amtes bei der Ausübung der Strafgewalt oder bei Vollstreckung der Strafe mitzuwirkcn hat, wird mit Zuchthaus bis zu fünf Jahren bestraft, wenn er in der Absicht, jemand der gesetzlichen Strafe rechtswidrig zu entziehen, die Verfolgung einer strafbaren Hand- kung unterläßt oder eine Handlung begeht, welche geeignet ist, eine Freisprechung oder eine dem Gesetz nicht entsprechende Bestrafung zu bewirken oder die Vollstreckung der ausgesprochenen Strafe nicht betreibt oder eine gelindere als erkannte Strafe zur Vollstreckung bringt. Sind mildernde Umstände vorhanden, so tritt Gefängnis nicht unter einem Monat ein." Dr. Asmus gehört der S. P. D. an und die in der Anklageschrift nusgezählten sieben Fälle beziehen sich auf Personen, die den Linksparteien angehörcn, welche sich Vergehen gegen meist andersgesinnte Personen zuschulden kommen liehen. Dr. Asmus soll nun gegen die linksstehenden Personen entweder gar nicht eingeschritten sein oder die cingeleitete Unter suchung wieder fallen gelassen habe». Dr. Asmus ist durch die da malige sozialdemokratische sächsische Regierung zum Oberstaats anwalt in Freiberg ernannt worden und zwar am 1. April 1922. Infolge der Erhebung der Anklage wurde er am 14. Januar 1925 beurlaubt. Dr. Asmur bestreitet die ihm zur Last gelegten »er gehen. Au dem Prozeß sind etwa 10 Zeugen geladen. Dem An geklagten stehen drei Verteidiger zur Seite. Dresden, 8. April. Ehrung de» Priifidmten D. Dr. Vöhme. Aus Anlaß des 70. Geburtstages erschienen beim Präsidenten des Evangelisch-lutherischen Landeskonsisto riums D. Dr. Böhme zahlreiche Abordnungen, di« ihre Glückwünsche zum Ausdruck brachten. Die studentische Ver bindung Arion begrüßte den Jubilar, der ihr 52 Jahre ange hört hat, Karl Ruß brachte den Dank und die Wünsche des Pfarrervereins zum Ausdruck, Generalleutnant Gras Vitz thum von Eckstädt überreichte namens des Gesamtveroandes für Innere Mission eine Sammlung von Bildern aus dem Arbeitsbereich der Inneren Mission. Der Präsident der Landessynode, Oberbürgermeister Dr. Seetzen, grüßte den Jubilar namens der Synode, namens des Kirchenchorver bandes Pfarrer Löscher und namens des Kirchenmusikali schen Institutes Professor Straube. Die Theologische Fakul tät sandte zur Begrüßung Geheimrat Rendtorff, Staats minister a. D. D. Dr. von Beck brachte seine Glückwünsche als Vorsitzender der in Evangelicis beauftragten Staatsminister, die seinerzeit Dr. Böhme an seine Stelle berufen haben, als einstiger Kultusminister und Dechant des Hochstifts Meißen Für die Ephoren des Landes sprach Oberkirchenrat Jentzsch. zuletzt würdigte Landesbischof D. Jhmels die Tätigkeit Dr. Böhmes als Präsident des Landeskonsistoriums und über reichte ein Oelbild des Jubilars für die Diensträume des Konsistoriums. Dresden, 8. April. Der Evangelisch-lutherische Landes schulverein für Sachsen hält am 10. und 11. April seine Hauptversammlung in Dresden ab. Am Sonnabend findet eine geschlossene Vertretertagung der Vertrauensleute statt. Am Sonntag ist in der Frauenkirche Festgottesdienst und im Anschluß daran im Gemeindesaale der Frauenkirche öffent liche Versammlung, bei der Frau Dr. Blütmann M. d. L. über die Bedrohung unserer Jugend durch öffentliche Unsitt lichkeit spricht. In der Mitgliederversammlung am Nach mittag hält Oberstudienrat Dr. Pfeifer, Dresden, über Staat und Kirche in ihrem Verhältnis zur Erziehung einen Vor trag. Die Tagung schließt mit einer öffentlichen Versamm lung in der Frauenkirche am Abend, in der Kirchenrat lio. Dr. Ziemer, Breslau, über die christliche Familie in ihrer Bedeutung für Volk, Kirche und Schule sprechen wird. Dresden, 8. April. Verfehlung und Sühne eines Poli- zeibeamken. Am Gründonnerstag abend war der Wacht meister der Landespolizei Clemens Thiele im Prießnitz- grunde dabei ertappt worden, wie er angeblich als Privai- mann die dort herumsitzenden Liebespärchen belauschte. Ohne als Polizeibeamter zunächst erkannt zu werden, wurde der nächtliche Beobachter verprügelt und dann der Sicher heit-Polizeiwache in der Louisenstraße -ugeführt, nach Fest- stellung der Personalien und vorläufiger Befragung aber wieder entlassen. Sn der gleichen Nacht brachte sich dann der 37 Jahre alte Wachtmeister in einem Keller der Polizei kaserne Dresden-Nord «ine schwere Schußverletzung bei, die seine Ueberführung nach dem Krankenhaus erforderlich Machte. Dort ist der Poltzeibeamte am Tage darauf den Verletzungen erlegen. Dresden, 8. Avril. Unterschlagungen eines Prokuristen sind bei der König Friedrich August-Muhlenwvke-A -G. fest gestellt worden. Es handelt sich um etwa 22 000 Mark. Strumen, 8. April. Ein Sägewerk niedergebrannl. Am Dienstag abend brach in dem dem Baugewerken Hick-, mann gehörigen Sägewerk ein Schadenfeuer aus, das dieses bis auf die Umfassungsmauern vernichtete. Die Entsteh ungsursache ist noch unbekannt. Bad Schandau, 8. April. Schwere Havarie eines «u- derbooles. Lhn Ostersonntag mittag geriet ein Ruderboot des Rudervewins Bad Schandau zwischen einen bergwärts fahrenden Dampfer und einen zwei Kähne schleppenden Rad dampfer. Das Ruderboot wurde am Bug getroffen und durch den Druck längs des Raddampfers gelegt. Vier Mann der Besatzung des Bootes retteten sich durch Absprung in die Fluten und erreichten unter großen Anstrengungen das Ufer. Ein Ruderer ergriff eine am Dampfer hängende Trosse und wurde von der Besatzung des Dampfers an Deck gezogen. Das Ruderboot wurde vollständig zertrümmert. Leipzig, 8. April. Der Hungerkünstler Rudi Stein, der in der „Guten Quelle" am Brühl in einem Glaskasten saß. um 46 Tage zu hungern, hat in der Nacht sein freiwilliges Fasten nach 24 Tagen aufgeben müssen, da er von Herz schwäche befallen wurde. Leipzig, 8. April. Den Brandwunden erlegen. Die neun jährige Erna Hertel, deren Kleider am Ostersonntag in der Bahnhofswartehalle in L.-Connewitz durch ein achtlos weg geworfenes brennendes Streichholz Feuer fingen, ist am Dienstag früh im Stadtkrankenhaus ihren schweren Brand- wunden erlegen. Der leichtsinnige junge Mensch, der das brennende Streichholz achtlos wegwarf, konnte noch nicht er mittelt werden. Leipzig, 8. April. Hindenburg als Pate. Am Oster sonntag wurde das achte Kind des Expedienten Georg Barthelmeß in Leipzig-Anger zur Taufe gebracht. Von den acht Kindern sind sieben Knaben. Die Patenschaft hat der Reichspräsident v. Hindenburg übernommen. — Tragödie einer Mutter. In der Nähe der Hindenburgbrücke sprang eine Mutter mit ihrem etwa einjährigen Kinde in den Flut kanal. Die Klagerufe des Kindes brachten die Mutter zur Besinnung und sie rief um Hilfe. Einigen Arbeitern gelang es, die Frau, die inzwischen das Bewußtsein verloren hatte. Die Todeszigaretten. Skizze von A. K l i n g e n ste i n e r - München. Von den zehn Herren, die trotz vorgerückter Abendstunde im Studierzimmer des Rechtsgelehrten Prof. White noch in lebhafter Unterhaltung über die Merkwürdigkeiten Indiens und seiner Bewohner beisammensaßen, hatte nur ein einzi ger längere Zeit in jenem rätselvollen Lande verbracht: Robert Saunders, dessen Soldatenlaufbahn im Weltkriege beim Ansturm auf den feuerspeienden Friedhof von Loos durch schwere Verwundung ein Ende gesetzt wurde. Nur einmal in der Woche fand er sich im Freundeskreis ein, blieb aber meist schweigsamer Zuhörer. Sein Gesicht trug immer einen sinnenden, fast schwermütigen Ausdruck. Eben hatte sich Prof. White, ein Mann von scharfem Verstand und nüchterner Auffassung, energisch gegen die Möglichkeit uner klärlicher Vorkommnisse gewandt, als Sounders den Kopf schüttelte: „Hören Sie mich an, dann werde Sie über Unerklär liches vielleicht anders denken lernen. Es war vor dem Krieg, zu einer Zeit, wo ich bereits sechs Jahre in verschiedenen Garnisonen Indiens zugebracht und mir eine gründliche Kenntnis von Land und Leuten er worben hatte. Seit ungefähr einem Jahr tat ich Dienst bei H. M. 9. Lancer in Bangalore. Am meisten interessierte mich von Anfang an die Per sönlichkeit meines unmittelbaren Vorgesetzten, des Kapitän William Hutchison, der, ebenso wie der Regimentskomman deur, gebürtiger Schotte war und früher bei den Gordon Highlanders gedient hatte. Er war unstreitig der beliebteste und tüchtigste Offizier im ganzen Regiment, ein herzensguter Mensch und Kamerad, mit dem mich bald eine innige Freundschaft verband. Seine Hünengestalt ragte über alle anderen hinweg, und Kräfte hatte er wie ein Bär. Wenige Monate nach meinem Dienstantritt in der neuen Garnison zog das Unheil über meinen armen Freund herauf. Als wir an einem Sonntag zusammen mit den eng lischen Mannschaften die Kirche zum Gottesdienst betreten wollten, entstand plötzlich ein Gedränge. Wirre Rufe wurden laut, gellende Schreie fuhren dazwischen, und gerade noch sah ich Hutchisons Arm wie. einen Hammer herniedersausen . . . Zwei unserer Leute waren erstochen, ein Unteroffizier tödlich verletzt worden. Die Täter waren wie in den Erd boden verschwunden — bis auf den einen, den die Faust mei nes Freundes getroffen hatte; der Mann hätte aber ganz bestimmt keinerlei Aussagen gemacht, auch wenn er am Leben geblieben wäre; der Schlag hatte die Schädeldecke zer trümmert und führte nach zwei Tagen den Tod herbei. Scharfe Nachforschungen mit Hilfe gewiegter Staatsdetek tive wurden vorgenommen. Mehrere verdächtige Personen wurden zwar festgenommen, mußten aber bald wieder ent lassen werden, weil sie ihr Alibi einwandfrei Nachweisen konnten. Die Teilnahme an den Gottesdiensten erfolgte von nun an nur mehr unter Mitnahme der geladenen Karabiner und Pistolen; jedesmal wurden rings um die Kirche auch Posten ausgestellt. Am dritten Tag um die Mittagsstunde fand Hutchison auf seinem Bett einen Bogen weißen Papiers; wie cs trotz der scharfen Bewachung sämtlicher Dienstgebäude und Räume dorthin gelangen konnte, blieb unaufgeklärt. Das Blatt enthielt nichts weiter als eine seltsame Zeichnung: Eine brennende Zigarette, aus deren aufsteigendem Rauch wie durch einen dünnen Schleier der turbanbedeckte Kops eines Inders blickte. Ein schwarzer Bart umrahmte das schmale Gesicht, und aus diesem starrten zwei übernatürlich große Augen mit einem Blick, der auch die schlimmsten Spöt ter unter meinen Kameraden momentan verstummen ließ. Was eigentlich in diesem Blick« lag, vermochte keiner von uns genau zu sagen. Unverkennbar waren abgrundtiefer Haß und kalte Grausamkeit. Dahinter aber lauerte noch etwas «ederee, Rätselhaftes, Lähmendes ... Der, den es in erster Linie anging, faßte sich zuerst: „Hol's der Teufel! Die Kerle haben Uns wirklich erschreckt — diese verdammten Augen — wenn ich den Burschen lebend vor mir hätte — well, vielleicht kommt er mir einmal unter die Finger!" Der Bann mar gebrochen. Unser alter Oberst aber meinte bedächtig: „Mein lieber Hutchison, nehmen Sie's nicht zu leicht! Seien Sie den Braunen gegenüber so vor sichtig wie nur irgend möglich. Hinter diesem Fetzen steckt sicher wieder irgend eine Teufelei! Wersen Sie ihn doch gleich lieber ins Feuer." Lachend faltete Hutchison den Bogen zusammen und steckte ihn in seine Brieftasche: „Nein, nein, Herr Oberst, die sen famosen Steckbrief muß ich aufbewahren, damit ich ihn eines Tages mit dem gesuchten Verbrecher vergleichen kann." Erschütternd bald sollte sein übermütiger Wunsch und sein furchtbares Geschick sich erfüllen. Ungefähr drei Wochen nach dem Zwischenfall schlenderten wir, d. h. Hutchison, Kapi tän Ward, Leutnant O'Bryan und ich, eines Abends in einem Außenviertel Bangalores herum und unterhielten uns vergnügt über eine verrückte Wette, die mein Freund am nächsten Tag auszutragen gedachte. Zahlreiche Bettler bei derlei Geschlechts und jeglichen Alters drängten sich um uns und nützten unsere gute Laune weidlich aus. Irgend ein schmieriger Bursche bot Zigaretten und Feuerzeug an. Hut chison und ich kauften davon. Gerade wollten wir uns wie der zum Gehen wenden, als O'Bryan mich am Arm ergriff und nach der gegenüberliegenden Ecke deutet«. Wenige Sekunden vorher, noch während ich die Zigaretten in die Rocktasche steckte, hatte ich das sonderbare Gefühl, als ziehe mich jemand vorwärts, und genau so war es auch O'Bryan ergangen. Einen Augenblick stutzten wir, aber dann — kein Zweifel, er war es! Dort drüben saß, unbeweglich an die Mauer gelehnt, der Mann mit den unheimlichen Augen und starrte unverwandt zu uns herüber. Schon aber hatte auch Hutchison die Gestalt erblickt. Mit einem Wutschrei schoß er vorwärts — wir ihm nach — die stählerne Faust fuhr hernieder wie damals vor der Kirche — ins Leere! Höhnisches Gelächter schrillte noch in unseren Ohren. Die Gestalt war nirgends mehr zu sehen. Damals war cs mir, als griffe mir eine eisige Hand in den Nacken. Eine Selbsttäuschung war vollständig ausge schlossen. Ein einzelner hätte sich vielleicht irren köni en, nicht aber gleichzeitig alle vier. Deutlich hatte jeder auf knapp 15 Schritt den Mann mit dem schwarzen Bart und den lähmenden Augen erkannt, deutlich hatte jeder das schrille Gelächter vernommen . . . Hutchison riß sich hoch und stürzte um die Ecke, rannte mit einem Lastträger zusammen und beinahe auch mit einer Patrouille der englischen Militär polizei. Ob sie einen Mann init Turban und schwarzem Bart gesehen hätten? Keine Spur! Die Patrouille stand schon über fünf Minuten um die Ecke vor einer Haustür und hätte den Verschwundenen unbedingt sehen müssen. — Mit tiefernstem Gesicht hörte der Oberst unseren Bericht an, mit nervöser Spannung lauschten die Kameraden. „Hut chison, ich bitte Sie dringend, nein, ich befehle Ihnen, gehen Sie nie mehr ohne Begleitung aus! Alles weitere werde ich sofort veranlassen." Hutchison schien ' kein Wort zu ver nehmen. Vornübergebeugt saß er auf dem Stuhl und stierte geistesabwesend vor sich hin. Noch sehe ich ihn vor mir, wie er schwerfällig und mit zittrigen Fingern eine der gekauften Zigaretten hervorholte und in Brand setzte. Mir lag's wie Blei im Kopf und in den Gliedern, willenlos folgte ich jeder Bewegung, mit unnatürlicher Schärfe sah ich jeden Vorgang: Langsam stieg der Rauch empor, zerteilte sich und wurde dünn wie ein wallender Schleier. — Ueberwältiaende Müdigkeit drückte mir die Augen zu. Schreckensrufe schlu gen plötzlich an mein Ohr und ließen mich auffahren. Ich glaube, daß mir in diesem Augenblick das Blut zu Ei» ge rann. In der Luft, hinter dem dünnen Rauchschleier von Hutchisons Zigarette erschien, von fahlgrünem Licht um flossen, der lebensgroße Kopf des Inders! Entsetzt und un fähig, sich zu rühren, starrte alles auf die grausige Erschei nung. Das Gesicht schien wie gesättigt von Hohn und die haßerfüllten Augen bohrten sich wie Dolche in meinen armen Freund. Was dann geschah, habe ich nur durch einen immer dichter werdenden Nebel wahrgenommen. Mit einem wil den Fiuch riß O'Bryan die schwere Armeepistole hoch — ein scharfer Knall — die Erscheinung verschwand — Hutchison glitt vom Stuhl und stürzte schwer zu Boden. Als ich wieder zu mir kam, stellte der Arzt gerade den Tod meines armen Freundes fest. Als Ursache gab er Ge hirnschlag an. Das Gesicht des Toten trug den Ausdruck wahnsinnigen Entsetzens. — Ich habe Ihnen jetzt nicht mehr viel zu sagen. Hutchi son wurde, wie es immer sein Wunsch war, hoch droben in seiner schottischen Heimat zur ewigen Ruhe bestattet. Seit meiner Rückkehr nach England habe ich jedes Jahr sein Grab besucht. Wenn mich selber einmal das Schicksal ereilt, möchte ich neben ihm begraben werden. Das Blatt mit der unheimlichen Zeichnung wurde ver nichtet. Den Ueberrest jener verhängnisvollen Zigarette so wie alle übrigen von mir und Hutchison gekauften Zigaretten haben die besten Chemiker unseres Landes untersucht und als harmlos befunden." Die kleine Runde verharrte in tiefem Schweigen. Schließlich bemerkte Professor White, der der Erzählung mit gespanntester Aufmerksamkeit gefolgt war: „Wahrhaftig, das ist eine sehr merkwürdige Begebenheit. Wenn sie nicht gerade von Ihnen berichtet worden wäre. Was ist denn aber aus dem Inder geworden?" „Man hat nie wieder irgend etwas von ihm gehört. Wochenlang aber habe Nacht für Nacht diese gräßlichen Augen auf mich gerichtet gesehen, und ich bringe das Gefühl nicht los, daß der Inder noch da ist. Die von mir gekauften Zigaretten habe ich schon an den verschiedensten Orten auf bewahrt« Eine unerklärliche Unruhe hat mich aber jedesmal gezwungen, sie wieder an mich zu nehmen, und so trage ich sie noch heute mit mir herum." Das auf diese Mitteilung folgende erregte Stimmenge wirr legte sich nicht eher wieder, als bis Sounders die Ziga retten sehen ließ. Es war gewöhnliche indische Ware mit lan gem, dünnem Mundstück aus Reisstroh. Mißbilligend meinie Professor White: „Wissen Sie, mein lieber Sounder, mit mir Herumtragen würde ich die Dinger in solchem Fall unter keinen Umständen inehr. Wer weiß, was sür Unheil sie noch anrichten können. — Kommen Sie, wir wollen das Teufels zeug doch lieber gleich hier in einen ehrlichen englischen Ka- min werfen!" Sounders warnender Schreckensruf kam zu spät. Hell flammte das Päckchen aus — langsam stieg aus dem Komin eine feine Rauchsäule auf, teilte sich und wurde dünn wie ein Schleier. Fahlgrünes Licht geisterte dahinter auf, und aus ihm heraus trat das schwarzumrahmte Gesicht mit den haßvollen Augen. Um den Mund lag es wie Befriedigung über vollbrachte Rache. Furchtbarer Schreck hatte die Anwesenden in Steinbil der verwandelt. Mit einem markerschütternden Schrei schlug Sounders dröhnend zu Boden. Mt feinem Fall verschwand die grausig« Erscheinung und kehrte da, Blut «t«d« in Ea» zen und Gehirne zurück. Der Leichenbefund lautet« aus Tod durch -ehknfchlug Sounders schlummert Seit« an S«it« mit s«tn«n> Freund und Waffengefährten Hutchison in de« Häm» ichotttsche» Erde. In Men Nächten «alle» Schlei«« lldae piuB chUw» Gräber, emd yeheimniiwoll, «lmm» stlHMi dw oufziehenden Befreiung ihre» indische» jahrhundertelanger WdMlWMchdll
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