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gegner über die keeabsebmiq der IruppenstSrk», di« kürzlich im Rttcheiag vom Nelchemtnlster de» iltiswärligen verleset worden sind, die Ausführung der Botschafter«-»»- al, gesichert angesehen werden kann. Bei diesem Tatbestand ist c» nur di« gerade Iortfetzung der politischen Sefamllinie, wxnn nunmehr der Antrag Deutschlands aus Eintritt in den Völker- bund gestellt wird. Erst durch den Eintritt Deutschland, in den Völkerbund wird das Nertragswerk von Locarno zur Wirklichkeit und damit gemäß dem Bcl«bs„Ne einer großen Reichstagsmehrheit für die Frteoenskräfte in Eurovo ein fester Boden geschossen. Hier- bei ist von entscheidender Bedeutung, daß Deutschland sofort einen ständigen Sitz in dem wichtigsten Organ des Völkerbundes, dem Dölkerbundsrat, erhält. Deutschland wird künftig be» all den großen Angelegenheiten, für die der Völkerbund zuständig ist, zum mindesten mit berate», und mit ab stimm en. Bei zahlreichen Erscheinungen des Völkervundsratcs aber wird Deutsch» «vt»s Stimme darüber hinaus von entscheidender Bedeutung sein, da nach der Satzung des Völkerbundes der Vb'lkerbundsrat, so weit nicht in besonderen Cinzelsällen anders vorgesehen ist, einstim - mig zu beschließen hat. Was den Inhalt der Arbeit im Völkerbund betrifft, so steht bei allen politischen Spannungen ernster Art den Bundesmttgltcdern das Recht zu, eine Beratung im Völkerbund her» beizuführen und aus diese Weise ihren Standpunkt zur Geltung zu bringen. Dadurch wird Deutschland die Wiederbeteili» gung an den großen politischen Entscheidungen gesichert. Im Völkerbund kann ferner die Nachprüfung unanwend bar gewordener Verträge oder solcher internationaler Verhältnisse veranlaßt werden, deren Aufrechterhaltung den Weltfrieden gefährdet. Auch für die allgemeine 'Abrüstung, die eines oer wichtigsten Ziele des Völkerbundes ist, kann Deutschland als Mitglied nachdrücklich eintretcn, während cs außerhalb des Bundes kaum eine Handhabe besitzt, um von sich aus auf die Beseitigung der Diskrepanz im Rüstungsstond der europäischen Länder hinzu» wirken. Neben diesen allgemeinen Aufgabe», hat der Völkeround eine Reihe von Sonderausgaben übernommen, die gerade für Deutschland von lebenswichtiger Be deutung sind. Dazu gehören zunächst die Verwaltung des Saa r- aebietes und der Schutz Danzigs, zwei Fragen, deren be friedigende Behandlung ohne deutsche Mitwirkung nicht denkbar ist. Es kommt hinzu die Frage der Kolvnialinandatc, an denen beteiligt zu werden, das deutsche Volk seinen berechtigten Anspruch «hebt. Endlich ist besonders aus das Problem der Minderheiten hinzuweisen, deren Schutz dem Völkerbund onoertraut ist. Angc- stchts der großen Zahl deutscherStammcsangehöriger, oie in fremden Staatsverbänden leben, hat Deutschland die Pflicht, sich an der Gestaltung des Schutzwallcs der Minderheiten nach seiner Kraft aktiv zu beteiligen. Deutschland muß in sein« be drängten Lage in erster Linie nüchtern die Fragen prüfen, ob ihm sein Eintritt konkrete Vorteile bietet, von denen cs eine Besse rung seiner Loge erhoffen kann. Diese Frage kann nach dem Sta dium, das in der politischen Entwicklung jetzt erreicht ist, nicht mehr verneint werden. Nachdem die gleichberechtigte St^lung Deutschlands im Völkerbund gesichert ist und seiner besonderen Lage für Konsliktsfälle Rechnung getragen ist, wird die Gefahr, in folge unseres Mangels an äußeren Machtmitteln reines Objekt der Politik der sicheren zu werden, durch die Zugehörigkeit zum Bund und die Beteiligung an seinen Entscheidungen keinesfalls vergrö ßert, sondern sicherlich verringert. Selbstverständlich kann nie«,and «warten, daß der Eintritt in den Völkerbund einen plötzlichen Um- schwung der Dinge hcrbeifübren könnte. Mit schnellen Erfolgen kann keine deutsche Außenpolitik rechnen. Sie wird bei richtiger 'Abschätzung der ihr zur Gebote stehenden Mittel den mühsamen Weg des Wiederaufstieges nur Schrill für Schrill zurücklegen kön nen. Auf diesen, Wege bedeutet der Eintritt in den Völkerbund einen Fortschritt, da er Deutschland neue Mittel und neue Möglich, leiten der Politik zur Verfügung stellt. * Nachdem der Eintritt in den Völkerbund vollzogene Tatsache ist, hat es wenig Zweck mehr, die schon zahlreich geäußerten Beden ken zu wiederholen. Wir wollen nur hassen und wünschen, daß die optimistischen Erwartungen Dr. Strcsemanns, wie sie oben skizziert sind, ihre Erfüllung finden. Parker GUKert in Paris. Paris. 9. Februar. (Drahtb.) Der Generalagent für Re parationszahlungen, ParkerGilbert, wollt seit gestern wieder in Paris und hatte bereits mit verschiedenen hervorragenden Mnanzteuten Unterredungen. Gr wird voraussichtlich An fang nächster Woche noch Berlin zurückkehren. Wiederholt betonte er, daß Deutschland alle Zahlungen mit größter Pünktlichkeit geleistet habe und daß auch die nächsten Zah lungen glatt durchgeführt werden würden. Kein englisch-italienische* Geheim abkommen? London. 8. Februar. In der heutigen Unterhaussitzung erklärte Baldwin, daß zwischen England und Italien kein Geheimabkommen irgendwelcher Art bestehe. Italien habe England keine politischen oder wirtschaftlichen Zugeständ nisse als Entgelt für die günstige Schuldenregelung gemacht. (Geheimabkommen verfehlen ihren Zweck, wenn sie nicht geheim gehalten werden. Die offiziöse Ableugnung durch England besagt noch nicht, daß dos Geheimabkommen nicht existiert.) Englands innere Schwierigkeiten. Warnungen des englischen Innenministers. . London. S. Februar. (Drahtb.) Der Minister des In nern Joynsyon Hicks sagte gestern in einer Rede in Ipawich, es gebe im gegenwärtigen Augenblick eine ziemlich erheb liche Gesetzlosigkeit im Lande. Im Laufe der näch sten 2 oder 3 Monate könnten sehr ernsteUnruhen ent- stehen. In solchem Falle müsse die Regierung die Perant wortung übernehmen, nicht in der Weise, daß sie Streiks breche, sondern daß sie dafür sorge, daß das Leben der Be völkerung nicht in Gefahr gerate, daß Nahrungsmittel vor handen seien, daß der Handel soweit wie möglich aufrecht erhalten werde. Die Regierung habe bestimmte Vorkehrun gen getroffen. Mer die Londoner Arbeiterpartei habe am Sonnabend die Entscheidung gefällt, daß sie nichts mit den Plänen der Regierung zu tun haben wolle. Sie möge ruf ihrer Hut sein. Denn der Staat sei mächtiger als irgendeine Gruppe des Volkes. Er fordere die Mitglied« aller Par teien auf, der Gemeinschaft zu helfen, wenn die schreckliche Notwendigkeit sich ergebe. Kchwers KSmpfe an der türkisch syrischen Grenze. London, 8. Februar. (.-U.) Die aus Aleppo gemel det wird, befindet sich au der türkisch-syrischen Grenze eine französische Abteilung in erbittertem Kampfe mit arabischen Aufständischen, die sich auf türkischem Gebiet gesammelt hat ten. Der Kampf dauert noch an. Für baldigen Friedsnsschtrrtz in Syrien. Paris, 9. Februar. (T.-U.) Nach einer Meldung des Exchange Telegraf aus Jerusalem Hal die französische Regie rung die welkere Lnksendung von Munitionsbeftäaden nach Syrien aögelehnt und de Jouvenel angewiesen, den Frieden zu bestmöglichen Bedingungen so schnell als möglich abzu schließen. Die Rechtsverhältnisse vei der Reichsbahn vor dem Reichstag. Berlin, 8. Febr. Präsident Löbe eröffnet die Sitzung uin 3.20 Uhr. Dor Eintritt in die Tagesordnung nahm unter lebhafter Spannung des Hauses sofort Reichsauhenmiuister Dr. Slresemann das Wort. Er verwies darauf, daß in der Sonuabeudsitzuag der italienischen Kammer Mussolini Ausführungen gemacht habe, die das Verhältnis Deutschlands zu Italien berühre». Die Reichsregierung hat. so erklärte Dr. Stresemann. den Präswent Lobe stellt fest, daß die Tagesordnung zwar erst am Schluffe der Sitzung festgesetzt werde, daß aber wohl das -au» dem Wunsch« der Reichsregierung nachkommen werde. (Zustimmung.) Aba. Schütz l-om.) verlangt dann wiederum sofortige Behandlung der Erwerbslosi-nfrage. Der Redner legt einen Gesetzentwurf zur Kumarbeiterfrage vor. Abg. Aushäuser (Soz.) kündigt an. daß die sozialdemo- krattsche Fraktion am Dienstag dem sozialpolitischen Aus- schuß formulierte Anträge zur Erwerbslosen- und Kurz arbeiter-Verordnung überreichen werde. Der kommunistische Gesetzentwurf wird darauf dem sozialpolitischen Ausschuß überwiesen. — Ein Antrag Leo pold (Dnat.) zur Aenderung des Reichsknappschaftsates-tzes, ein Antrag Behren» (Dnat.) auf Abänderung der Reichsver sicherungsordnung und ein Antrag Lambach (Dnat.) bet-. Maßnahmen gegen die Stellenlosigkeit von älteren Ange stellten, werden dem sozialpolitischen Ausschuß überwiesen Zur Verhandlung steht dann der Ausschußbericht über die Rechtsverhältnisse der Reichsbahn. Der Ausschuß schlägt eine Entschließung vor, in der die jetzige Personalpolitik der Reichsbahn gemißbilligt wird, well die im Reichstag abgegebenen Erklärungen rmd Zusicherungen nicht eingehalten werden. Die Reichsregie rung wird ersucht, ihren Einfluß dahin geltend zu mach m, daß die Rücküberführung von kündbaren Beamten in das Arbeitsoerhältnis endgültig aufhört und der weitere Massen abbau von Beamten und Arbeitern eingestellt wird. Per sonalvertreter sollen in den Lerwaltungsrat berufen werden. Anträge aller Parteien fordern die Reichsregierung auf, für die Wahrung der Rechte der Beamten und Arbeiter der Reichsbahn Sorge zu tragen. Hierzu fordert ein kommuni stischer Antrag die Unterstützung der bei der Efsenhohn- katastrophe im polnischen Korridor am 30. April 1925 Geschädigten. Abg. Groß (Ztr.) berichtet überliste Ausschußverhand- lungen. Mg. Steinkops (Soz.) kritisiert scharf Las Verhalten der Reichsbahn. Die Reichsbahnbeamten unterständen wohl dem Reichsbeamtengesetz, aber sie haben nichtdieRechte der Reichsbeamten. Besonders miserabel seien die techni schen Angestellten behandelt worden, die nach 30- bis 40 jäh riger Dienstzeit entlassen worden seien. Reichsverkehrsminister Dr. Kröhne gab zu, daß sich bei der Verhandlung über die Reichsbahn eine unangenehme Situation ergebe. Nach einem Jahre ihrer Wirksamkeit habe kein Mensch mehr im Reichstag etwas für die Reichsbahngesellschaft übrig. (Zustimmung.) Um objektiv zu sein, muffe man anerkennen, daß die Gesell schaft gezwungen war, mehr Personal zu nehmen, als sie brauchte. Andererseits habe die Gesellschaft in ihren Maß nahmen zu wenig der Stimmung Rechnung getragen, die in dem verarmten deutschen Volke angesichts der immer wach senden Notlage herrsche. (Zustimmung.) Die auswärtigen Herren in der Leitung hatten als Vorbild ja ganz andere Eisenbahnunternehmungen. Richtig ist allerdings auch, daß die deutschen Unterhändler seinerzeit viel erreicht haben, be sonders auch die Aufrechterhaltung des Reichsbeamlen- charakters der Rcichsbahnbeamten. Wir werden weiter mit aller Kraft uns gegen jeden Versuch sträuben, diesen Beamtencharakter zu befestigen. Leider sind uns durch die entsprechenden Bestimmungen des Reichsbahngesetzes Schranken gezogen. Wo Fürst und Edelmann und Bürger sich vermengt, Wohin der Pöbel selbst sich nicht vergebens drängt." In diesen Versen singt der alte, gute Johann Christoph Gottsched seinen Herrn und König an, als er es sich zur Auf gabe gemacht hatte, in einer langen Ode die seinerzeitigen Karnevalsfreuden Dresdens eingehend zu schildern. Natürlich blieben die Faschingssreuden nicht auf die Redouten im Schlosse beschränkt. Ganz besonderer Beliebt heit erfreuten sich die „Bauernwirtschaften". Sie zauberten ländliches Leben und Treiben in die Räume des Schlosses oder auf den Dresdner Altmarkt, wenn die winterliche Witterung es gestattete. Jeder Teilnehmer und jede Teil nehmerin hatten dabei eine bestimmte Rolle durchzuführen uno mußten sich mit allen Kräften bemühen, daß das so witzig und humorvoll wie irgend möglich geschah. Weiteste Freiheit in der Wahl seiner Mittel war jedermann zugestan den. Die dabei Erfolgreichsten wurden ausgezeichnet, er hielten Preise, manchmal auch — das war in jenen selige,» Zetten so der Brauch — Beförderung oder ein Amt. Hatte eine Schöne durch die Durchführung der ihr übertragenen Aufgabe das besondere Wohlwollen des Königs, der bei sol chen Bauernwirtschaften an der Sette einer von ihm gerade bevorzugten Hofdame den „Wirt" zu machen pflegte, erregt, so durfte sie sich, war sie noch unbemannt, unter Umständen sogar einen Kavalier des Hofes als Preis erwählen. August ließ es sich in solchen Fällen nicht nehmen, das Pärchen stan desgemäß ouszustatten wenn das erforderlich war, und seine Gevatterschaft beim Eiistreffen des Stammhalters zuzu- sichern. Für gewöhnlich waren Wählende und Erwählter ja längst einig, und des Königs Huld besiegelte nur ein be reits bestehendes Liebesglück. Wie die Bauernwirtschaften, so schätzte man auch die „Handwerkerseste". Weder Alter noch Rang befreiten von der Teilnahme. Der Fasching setzte alle gleich. Nicht selten begegnete man den mit den höchsten Aemtern bcliehenen Würdenträgern des Staates in den Rollen von Stein klopfern, Kesselflickern, Bürstenbindern, Barbieren, Klemp nern usw. Auch fremde Fürstlichkeiten, die der weitverbrei tete Ruf des Dresdner Karnevals in die sächsische Haupt stadt gelockt hotte, unterstellten sich widerspruchslos und willig den eingeführten Bräuchen. Selbst der einfache und sittenstrenge preußische König Friedrich Wilhelm I. ver schmähte es nicht, die Maske eines Pantalone anzulegen, al» er mit seinen, Sohne bei den Karnevalssestlichkoiten des Jähes 1728 erschien. An diesen Festen „ahm auch der 82- sähria« Generalpostmeister von Neitzschütz als „Tanzmeister" teil, »hm zur Seite seine Enkelin Luise von Carlowitz als König veranlaßte, wohl die Schönheit und den Liebreiz der jungen Tanzmeisterin zu preisen, ab« in Bezug aus ihren Partner hinzuzufügen, daß dieser leider nur den „Groß vatertanz" mst ihr zu tanzen . . . vermöge. Auch den dicken Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg zog es zur Kar- ncvalszeit fast regelmäßig nach Dresden. Den ausgelassensten Dresdner Karneval aber sah das Jahr 1725. In jenem Jahre, also „gettau vor 200 Jahren war auf der Festung Königstein das größte Weinfaß der Welt" an dem man fast drei Jahve gebaut hatte, fxrtiggestellt worden. Der bereits erwähnte Festungskommandant Kyaw war der Urheber des Baues, und es glückte ihm wirklich, das größte Faß der Wett herzustellen. Es faßte 2386 Hekto liter, also noch 261 Hektoliter mehr als das berühmte Hei delberger. Nachdem man es durch eine in seinem Innern ausgestellte Festtafel so gründlich einaeweiht hatte, daß sämt liche Teilnehmer, der König mit inbegriffen, schließlich un ter den Tisch gefallen waren, fanden anschließend unter schiedliche Küferfeste und Schankwirtschaften größten Stiles in Dresden statt. Nach einem solchen wurde für den über nächsten Tag ein Cötterfest im Moritzburger Schlöffe an- aesagt. In 324 Schlitten hatten die Götterwelten Griechen lands, Roms und Germaniens dreimal den Dresdner Alt markt umfahren und waren dann nach Moritzburg gejagt. Dort waren sämtliche Räume festlich heraerichtet und mit zahlreichen lauschigen Nischen, Grotten und Eckchen ausge stattet worden. Hier» wo man ganz unter sich war, konnte man ungehindert dem Uebermut, der Laune und aller Lu stigkeit die Zügel schieben lassem König August als Saturn lenkte und leitet« das Ganze. Als die Stimmung den Höhe punkt erreicht hatte, verloschen plötzlich alle Lichter des Saa les, ein ohrenbetäubendes Lachen und Kreischen setzte ein, bis man nach einer halben Stunde endlich di« Kerzenanziin- dcr, die samt und sonders plötzlich verschwunden waren, wie dergefunden hatte. Nachdem diese ihre Tätigkeit unter gröhlendem Bedauern ausgenommen und wieder Licht in die Finsternis gebracht hatten, löste sich das vergnügte Chaos, und man huldigte wieder dem Tanze, bis die immer höher steigende Sonne auch diesem Feste ein Ende bereitete. Der Altdresdner Karneval ist verrauscht und wird nie wkder in seiner einstigen Gründlichkeit und Ausdehnung lebendig werden. Das Leben hat keinen Raum mehr für weitschweifende Festlichkeiten und hat auch dem Karneval engere Grenzen gezogen. Seinem endgültigen verschwin- den aber das Wort zu reden, hieße dem Dasein einen seiner Netze rauben, denn der fröhliche Mummenschanz ist für Altdresdner Karneval. Es ist einleuchtend, daß der Karneval am galantesten und lebensfrohesten Hofe Europas seine sinnvollste Ausprä gung fand. August der Starke hatte schon auf seiner ersten Rundreise durch die Länder Europas als junger Prinz den Karneval Venedigs kennen »md lieben gelernt und auf wie derhollen Reisen dorthin gründlich ausgerüstet. Kein Wun der, daß er, nachdem er durch den frühen Tod seines Bru ders Johann Georg IV. unvermutet an die Regierung des Kurfürstentums Sachsen gelangt war, sich auch den Ausbau des noch wenig entwickelten Dresdner Karnevals angelegen sein ließ. Bot doch gerade der Munnnenschanz — August hatte reiche Gelegenheit gehabt, in Venedig persönliche Er fahrungen zu sammeln, — den geeigneten Boden für aller- hand galante Abenteuer und verliebtes Intrigenspiel. Ueberdies standet» ihm, der humorbegabte Männer nicht weniger schätzte als schöne Frauen, fünf offizielle Lustig macher zur Seite, darunter, als begabtester und wcitbe- rühnst gewordener, Friedrich Wilhelm von Kyaw, der es schließlich zürn kursächsischen Generalleutnant und Komman danten der Festung Königstein an der Elbe brachte. August, der trotz seiner vielen Liebesabenteuer stets ein geschmackvoller Mann war, vermied cs klug, die in jener Zeit sehr rohen Gepflogenheiten des venezianischen Karne vals nach Dresden zu übertragen, sorgte für eine Beteili gung weitester Dolkskrcise an dein lustigen Treiben und ließ nur da «„greifen, wo die in großmütigster Weise gewährte Maskcnfreihest über die Stränge schlug. Der Besuch der in dem damaligen Riesensaal des Dresdner Schlosses veranstal teten Redouten, die wöchentlich dreimal stattfandcn, stand jeder anständigen Maske frei, ganz gleich, wer sich den Do mino übergeworfen oder das venezianische Kostüm, die bei den am meisten bevorzugten Masken, angelegt hatte. Es war lediglich für die kurfürstliche Familie und deren engere Umgebung ein Raum abgesondert, der nur dann betreten werden durste, wenn der ober die Einlaßheischenden sich vor her demaskiert und, sofern es unbekannte Persönlichkeiten waren, dein Hauptmann der Leibwache gegenüber ausge- wiesen hatten. Im übrigen war ausgelassenste Heiterkeit nicht nur gestattet, sondern zur Pflicht gen,acht. Reichlich und kostenlos gespendete Getränke sorgten dafür, daß die Karneoalsstimmung rasch den gewünschten Höhepunkt er reichte. Es stand jedem frei, sein Vergnügen dort zu suchen, wo er es am besten zu finden hoffte. „So, König, ist Dein Schloß, wo alle Freiheit blühet, »eu, »ym zur eveue »eine vnienn «u»»e von uarwwlv a» Von dessen Schwellen uns kein Wächter rückwärts ziehet, „Tan-meist-rin", was den Hof- und Zeremonierat vo«n