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so. Jahrgang Donnerstag, den 15. Januar 1S2S. Nr. 12. o Der Stand der Negternngsbrldnng. Berlin, 18. Januar. (Drahtb.) Die Verhandlungen Dr. Luthers mit den Fraktion-Vertretern am heutigen Tage haben sich in der Hauptsache auf Personeafragen bezogen. Die Erörterungen stad soweit fortgeschritten, daß für den morgigen Mittwoch die Betrauung Dr. Luther» mit der Ka binettsbildung erwartet werden darf. Berlin, 18. Januar. (Drahtb.) Der ReichsprSfident empfing gegen 10 Ahr abend» den Leichafinanzminifier Dr. Luther zur Berichterstattung »der die bisherige« Berhand lange« mit den Parteien. Boltes nach einer starken und zuverlässigen republi kanischen Regierung gerecht wird. Der Reichsprä sident dankte für das ihm übermittelte Vertrauen. Da» Reichsbanner müsse sich jedoch darüber klar sein, daß sein« Wünsche nicht restlos erfüllt werden könnten, da ihm die Verfassung bestimmte Grenzen setze, die er nicht über schreiten wolle. Natürlich werde er freudig wie bisher feine Pflicht im Dienste des Vaterlandes erfüllen. Berlin, 14. Januar. (Drahtb.) Der halbamtlichen Meldung, wonach für heute die Betrauung Dr. Luthers mit der Kabinettsbildung erwartet werden darf, wissen die Blät ter wenig Ergänzendes hinzuzufügen. Dl« „Boss. Ztg." be hauptet, Dr. Luther habe mit den Fraktionsführern gestern am späten Abend eine Verständigung erreicht. E» stehe nur noch di« Zustimmung der Fraktionen, namentlich der Deutschnationolen und des Zentrum» au». Als Vertrauens männer der Fraktionen im Kabinett werden Wallraf, Dr. Stresen.ann, Dr. Brauns und Graf Lerchenfeldt genannt. Als außerparlamentarische Minister kämen hinzu die bis herigen Minister Dr. Seßler und Graf Könitz, sowie die D«t* «etchsbamter Versucht ei»en Druck svf de« Vetch*pr»ftbe«te«. Berliu, 18. Januar. (Drahtb.) «ach einer heut« abend auf dem Gendarmenmarkte abgehaltenen öffentlichen Ber- ammlung des Reichsbanners Schwa rz-Rot-Gold begab sich «ine Abordnung -um Reichspräsidenten und wurde von ihm empfangen. Der Berliner Gauvorsttzende des Reichsbanners hielt eine Ansprache, in der er den Reichspräsidenten des vertrauens und der Treue des Reichsbanners versicherte und den Wunsch «»sprach, der Reichspräsident möge «inen Weg finden, der hem am 7. Dezember geäußerten Wunsch« der überwiegenden Masse (?) de ».deutschen Tagesschau. * Der Reichspräsident empfing am Dienstag abend 10 Uhr den Reichesinanzminifler Dr. Luther zur Bericht erstattung über die bisherigen Verhandlungen mit den Par teien. Nach einer halbamtlichen Meldung wird Dr. Luther nunmehr mit der Kabinettsbildung betraut werden. * Die deutsche Handelsdelegation in Pari» wird zu den französischen Vorschlägen in einer offiziellen Sitmng der beiden Delegationen am Mittwoch nachmittag Stellung nehmen. * Im Barmat-Skandal sind bis jetzt rvü Anzeigen bei der Staatsanwaltschaft eingelaufen. Gegen 32 Beschuldigte ist da» Strafverfahren elngeleltet. Die Brüder Barmat bis- ton eine Kaution von 25 Millionen Goldmark für Entlas sung aus der Haft. Zu den mit ' bezeichnete» Meldungen finden dl« Leier aus- sührliche» an anderer Stelle. Handelsprovisorium all die einseitigen Bevorzugungen Frankreichs, die ihm der Versailler Vertrag bis zum 10. Januar einräumte, weiter aufrecht zu erhalten. Ferner sind, worauf wir schon wiederholt hingewiesen haben, die französischen neuen Zollsätze für die deutsche Ausfuhr voll kommen untragbar. Es sind also rein sachliche Erwägun gen, die die deutsche Delegation veranlaßt hoben, zu den Raynaldyschen Vorschlägen nicht von vornherein Ja und Amen zu sagen. Zuspitzung der deutsch-franzSfischen Verhandlungen. Nach den neuesten Meldungen aus Paris hoben die deutsch-französischen Verhandlungen über den Abschluß einer Handelsprovisoriums eine Kemlich scharfe Zuspitzung erfahren. Der Führer der deutschen Delegation, Staats- sekretär Trendelenburg, hat dem französischen Han delsminister Raynaldy mitgeteilt, daß die deutsche Regie rung dem von Frankreich vorgesehenen Provisorium nicht zustimmen könne. Raynaldy hat darauf der deutschen Dele gation neue Vorschläge unterbreitet, die zur Zeit noch ge prüft werden. lieber den Inhalt dieses neuen Entwurfes werden von französischer Seite amtlich inspirierte Mitteilun gen ausgegeben, die den Anschein erwecken sollen, als ob es sich bei dem neuen Entwurf um bedeutende Zugeständnisse an die Deutschen handele. Nach dem „Matin" handelt es sich um ein Abkommen für 8 bis 10 Monate. Man habe im Maße des Möglichen die für die Ausfuhr aus Elsaß- Lothringen zu fordernden Kontingente, die nach Deutschland gehen sollen, eingeschränkt. Der Entwurf fordere die jetzt gültigen Höchsttarife für Wein, Textilien und metallur gische Produkte. Seine Annahme werde gestatten, sowohl in Deutschland wie in Frankreich den Augenblick abzuwarten, wo die neuen Zollsätze, die dem Parlament unterbreitet seien, Gesetzeskraft erhalten. Der „Matin" betont weiter, der neue Entwurf fei für Frankreich das Maximum seiner Konzessionen und das Minimum seiner Forderungen. Wenn cs nicht angenommen würde, werde es unmöglich sein, einen langfristigen Handelsvertrag abzuschließen, und es werde TrendelÄiburg nichts weiter übrig bleiben, al« nach Berlin zurückzukehren. Diese Mitteilungen des französischen Blattes sind durch aus tendenziös und irreführend. Auch der neue französisch« Entwurf hält an dem bisherigen französischen Standpunkt, insbesondere an der zollfreien Einsuhr aus Elsaß-Lothringen nach Deutschland, von winzigen Ausnahmen abaesehen, fest. Auch für Wein, Textilwaren und Metallwaren soll Deutsch land sich zu ganz niedrigen Zollsätzen verpflichten. Daß es sich um keine wesentliche Aenoerung des früheren Vor schlags handelt, geht auch aus den Kommentaren der fran zösischen Presse hervor, die durchweg auf den Ton abge stimmt sind, daß der Abbruch der Verhandlungen bevorsteht. Die Schuld wird natürlich, das war nicht anders zu erwar ten, Deutschland zugeschoben. Manche Blätter behaupten, die Nichträumung Kölns sei schuld an der unnachgiebigen Haltung der deutschen Delegation, andere wieder schreiben, Staatssekretär Trendelenburg sei in die Netze der Schwer- industrie gegangen, die ein Abkommen mit Frankreich mit allen Mitteln hintertreiben wolle. Die Aufregung der fran zösischen Presse ist zwar verständlich, aber durchaus nicht am Platze. Es ist zwar noch nicht bekannt, welche Haltung di« deutsche Delegation den neuesten Vorschlägen Frankreichs gegenüber einnehmen wird. Wenn aber die Verhandlungen scheitern sollten, so hat sich das Frankreich selbst zuzuschrei- bcn. Die dc^ siche Delegation ist nur ungern in Verhandlun gen über ein Provisorium eingetreten; Ihr kam cs vielmehr in erster Linie darauf an, zu einem auf längere Sicht fundierten Handelsvertrag zu kommen. Wenn sich ein Provisorium nicht umgehen läßt, so kann dieses doch Mur so oussehen, daß cs in seinen Grundzügen bereits das ^Lesentliche des kommenden Handelsvertrag« vorweg nimmt. In iesem Zusammenhang darf an da» soeben ab geschlossene deutsch-italienische Hanoelsprovisorium erinnert werden, das diese Merkmale deutlich erkennen läßt. Di« französischen Bestrebungen gingen aber darauf aus, in dem Der Darmat-Skandal. Berlin, 13. Januar. Beamte und Sachverständige der Staatsanwaltschaft haben Montag früh bei einer Anzahl Berliner Firmen die Haussuchungen fortgesetzt. In mehr ab» 10 Fällen wurden wieder Bücher und Bankausweise be schlagnahmt. Die der Staatsanwaltschaft zugehenden Straf anzeigen haben bis jetzt die Zahl von 200 erreicht. Sie be schuldigen alle Barmat und Genossen aufs schwerste. Zu der Barmat-Untersuchung ist heute srüh mitPitel- len, daß die Gesamtverpflichtungen Barmais mit fernem Konzern auf rund 300 Millionen Mark festgestellt worden sind, denen kaum 50 Millionen Mark greifbare Werte gegen überstehen. Die immer neuen Sanierungsvorschläge Var mats an die Staatsanwaltschaft und an seine Gläubiger stel len sich als immer neuer Bluff heraus. Für kommend« Sonnabend ist Reichskanzler a. D. Dauer zum Untersuch ungsrichter als Zeuge geladen worden. Auf ihn hat sich Barmat in seinen zahlreichen Vernehmungen berufen. Weitere Ausdehrrrmg der Untersuchungen. Berlin, 12. Januar. Bon unterrichteter Seite wird mit- . geteilt, daß die Untersuchung über die Gewährung von Post krediten weiter ausgedehnt wird. Es soll auch ermittelt wer den, unter welchen Bedingungen es möglich war, daß selbst zweifelhafte Bankunternehmen, deren Direktoren sogar steck brieflich verfolgt werden, Kredite von der Reichspost erhiel ten. Wie weiter mitgsteilt wird, hat Dr. Höfle auch seinen Posten als Direktor des Gesamtverbandes Deutscher Staats beamter vor einigen Tagen niedergelegt, nachdem er aus seinem Amt als Reichspostminister ausaeschieden war. Wie der Telunion-Sachsendienst aus absolut zuverläs siger Quelle erfährt, hat der mit dem Reichspostminister Dr. Höfte in den Äologa-Skandal verwickelte Zentrumsabgeord- nete Lange-Hegermann vor wenigen Wochen auf einen Namen bei einer Dresdner Großbank Effekten im Werte von 700000 Mark gekauft und sofort bar bezahlt. Es ist sehr auffällig, daß L.-H. eine so bedeutende Summe zur Verfügung ftmw. Eine «richtige Derhastmr- i« der KrtttsKer-AffSre. Den Bemühungen der Staatsanwaltschaft und der Ber liner Kriminalpolizei ist es endlich gelungen, den rumäni schen Staatsangehörigen Simson Topbini zu verhaf ten, der dringend der Beihilfe an den betrügerischen Unter- nehmungen Kutiskers verdächtig ist und fett vier Monat« steckbrieflich gesucht wird. Dem Verhaftet« wird zur Last gelegt, gemeinsam mit Kutisker bei dem angeblichen Verkauf de» Hanauer Lagers di« Staatsbank betrog« zu haben. Wie erinnerlich, hatte die Staatsbank das sogenannte Ha mmer Lager mit 4,2 Millionen Mark bestehen, nachdem Ku- ttrker angegeben hatte, die rumänische Handelsdelegatton in teressiere sich lebhaft für den Kauf des Lagers. Die Staats bank hatte zu den Verhandlungen, an denen Kutisker und die angeblichen Vertreter der rumänischen Handelsdelegation teilnahmen, den unterdes verhafteten Geheimrat Hellwig entsandt. Der'Führer der Rumänen, die sich als Beauftragte der Regierung ausgaben, war Topbini. Er verstand es, die Behauptungen Kutiskers über den Verkauf des Lagers durch sein gewandt« Auftret« zu unterstützen. HKALHilKARNgllOMtNtg VkNkMGtA gege« SS MMoRLR Goldmark Kmtttvir. Berlin, 18. Januar. Im Barmatskandal war bis Mon tag mittag gegen 82 Beschuldigte Strafverfahren eingeleitet mord«. 2- Besthuldigte befind« sich in Hast. Die nach Süddeutfchland gereist« staatsanwaNNche Kommission wird im Laufe des morgigen Tage« nach Berlin zurückkehren. Varmat hat gestern unter Angebot einer Kaution von 28 Million« Soldmark einen neuen -aftentlassungsantrag einreichen laße». Paris. 13. Januar. (Drahtb.) Wie weiter berichtet wird, Hot der Handelsminister Raynaldy der deutschen Dele gation gestern abend den von ihm neuerdingst gemachten Vorschlag schriftlich fixiert zugestellt. Auf das Begleitschrei ben hat Dr. Trendelenburg geantwortet, er werde Mittwoch in einer offiziellen Sitzung der beiden Delegationen Stellung zu dem französischen Vorschlag nehmen. Diese Sitzung wird um 3 Uhr nachmittags beginnen. Die Verhandlungen über die allgemeinen, den Handelsvertrag betreffenden Fragen sind heute durch die Unterkommissionen fortgesetzt worden. Man hat die Frage der Eisenbahntransporte und der Schiff fahrt erörtert. Außerdem haben die Sachverständigen der chemischen Industrie Besprechungen gehabt. Vorbehalte der kleinen Entente auf der Pariser Finanzministerkonsrrenz. Paris, 13. Januar. (Drahtb.) Amtliche Mitteilung. Die Konferenz der Finanzminister hat heute nachmittag von 5^—eine Vollsitzung abgehalten. Da der amtliche Text des Abkommens in französischer Sprache noch nicht gedruckt werden konnte, ist er nicht allen Delegationen zugestellt wor den. Die endgültige Zustimmung aller Delegationen durch Austausch der Unterschriften konnte deshalb noch nicht erfol gen. Nach einem Resumöe des Vorsitzenden des Sachver- ständigenausschusses hat der Vorsitzende der Finanzminister, konferenz Clemente! den verschiedenen Delegatton« das Wort erteilt. Bon den Delegierten von Rumänien, Jugo slawien und der Tschechoslowakei wurden Vorbehalte ge macht, die heute abend geprüft werden. Morgen vormittag S Uhr soll die Prüfung des endgültig festgestellten Textes und die letzte Beratung der Konferenz vorsichgehen. DerSMscheLrM Benrei»Se* mm " bl der DefchöstssteLe Im Falle höherer — Alle Poüanstalten, Störung Le» Betri« DeschSftrstelle nehmen tungen — hat der AuzeZgeupret» (in Goldmark): Die 4S mm breite rb Grundsthristzeile 20 Pfg., örtliche Anzeiger» 15 PH, die breite Reklamezelle (im Textteil) SO Pfg. Zahlung m Dax amtlichen Briefkurs vom Zahltag, twoch nicht uirbriger al» zum Kur» vom Tage der Rechnung. — Rabatt «ach Doch Mr Sammelanzeigen tarifm. Aufschlag. — Erfüllungsort Bischofswerda z» GmAemvlWNer 15 ^fg. jederzeit Bestellungen entgegen. lebe» der Zettuug oder der Beförderungsetnrich- Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung de» Bezugspreise«. 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