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10.— - -KU Unabhängige Zeitung für alle Ständern Stcwt und Land. DichtesteVerbreitung inallenBolksschtchten BeUagen: Sonntags-Unterhaltungsblatt und Landwirtschaftliche Beilage Geschäftsstelle Bischofswerda, Altmarkt 1k. — DrnM und Verlag d« Buchdruckerei Friedrich May in Bischofswerda. — Fernsprecher Rr. 2L Erschet«««a»»ttse : Jeden Werktag abend« für den folgend. D Bezug«prei«: Bei Abholung in der Geschäft,stell« monatl Mk. 25.—, bei Zustellung in. Hau» monatl!" die Post bezogen vierteljährlich Mb. 78. stbote», Bei Meder- ich« Avett«» >e oder Plage wird keine Gewähr geleistet. —^ErfülÜwgsM Byckwstwecka. Der SAHMeLrzäW' ASMosÄwerdaer Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt mannschaft, der Schulinspektion und des Hauptzollamts zu Bautzen, des Amtsgerichts, des Finanzamtes und des Ttadtrats zu Bischofswerda. 'ag- Postscheck-Konto: A»t Dre»de« Str. 1821. 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Auch die Spannung zwischen Zentrum und Sozialdemokratie in der Preisfrage sei nicht unerheblich verringert worden. Heute nachmittag soll vor der Voll- sihung de, Reichstage«, auf deren Tagesordnung die zweite Beratung de, Gesetzentwürfe, über die Regelung de, Der. kehr» mit Getreide au» der Ernte 1S22 steht, noch eine wel. lere interfraktionelle Besprechung stattfinden. Auf den Spuren der Nathenau-MSrder. Gin Lljühriger Täter verhaftet, l6jühriger Gymnasiast als Mittäter müßbe man an eine hoch. e kurze Antwort M echalik«^ >nde in Beziehungen M dem „ Die „TSMHe Rund« schau bemerkt: „Uns selber ist z. B. gestern noch als Beweis für „nahe Beziehungen" ein Brief vorgelegt worden, der lautete: „Ich bedaure, Sie nicht empfangen zu können." — Sind's am End« solche Briefe?" - ! Amtliche Mitteilungen über den Gang der Untersuchung möchten frei von jeder Tendenz sein. Dagegen aber ist die Forderung zu erheben, daß, wenn das Beweismaterial un zweideutig vorliegt, die Helfer und Hehler jeden Grades rück, sichtslos preisgegeben werden. Nur so ist es möglich, der skrupellosen Agitation von Leuten, die den Mord an Rache nau schamlos auszubeuten bemüht sind, die Unwahrhaftigkit ihres Treibens der zur Stunde verwirrten Ratton »um Be wußtsein zu bringen. Die Feststellung und die, wie es scheint, ihr auf de» Fuße folgende Ergreifung der Mörder Rathenau» mag so zu einer Klärung und zu mancher Scheidung der Geister füh ren, die vielleicht früher nicht möglich war, die aber setzt möglich und notwendig ist. Deutschnationale Steinigung. Berlin. 2S. Juni. (W. T. B.) Der Parteivorstand der Deutschnationalen Bolkspartei ersuchte all« Gliederungen der Partei, sofort genau zu prüfen, ob einzelne Mitglieder der Partei Organisationen angehören, die Verfassung«» oder ge- setzcswckrige Hielt verfolgen. Sollten solche Parteimitgtte» der sich darunter besticken, so seien sie unverzüglich au, der! Partei «»»»»schließen. Der Gang -er Ermittlungen. Wie die „Bossische Zeitung" von dem Letter der politi schen Polizei, Oberregierungsrat Dr. Weitz, über die Ermitd lung der Mörder Dr. Rathenaus erfährt, verfolgte dir Po lizei seit Dienstag nacht die Spuren. In der Nacht vom Montag zum Dienstag wurde bereit» im Westen Berlins «in Teilnehmer an der MordverschwSrung verhaftet. Durch di« Aussage dieses Mannes und durch da» Material, da, man bei ihm fand, wurde die Polizei auf Spuren gewiesen, di» sich dann auch als richtig herausgostellt haben. Da, Mör derautomobil, durch dessen Entdeckung ebenfalls wich,. tige Spuren freigelegt wurden, ist von den Polizeibeamten in einer Garage im Westen Berlin» entdeckt worden. Der! sofort vernommene Garagenbesitzer machte folgend« An, gaben: Am Borabend des Mordtages kam zu ihm ein Chauf feur, der erklärte, er wolle seinen Wagen bei ihm unterstel len. Sein Herr würde erst am nächsten Tag« kommen kön-! n«n und dann die Garage für mehrere Tage mieten. Der Chauffeur erklärte dann, datz er eine längere Fahrt über; Land hinter sich hätte und daher den sehr verstaubten Wa gen reinigen müsse. Die» tat er dann auch. Am anderen Morgen kam der Chauffeur wieder mit dem Bemerken, er müsse setzt seinen Herrn mit dem Automobil irgendwo ab holen, Sie würden dann zurückkehoen, um die Garage zu mieten. Der Garagenbesitzer willigt» «in und der Chauffeur fuhr mtt dem Wito davon. C, «ar die», wie fest, gestellt werden konnte, kurz« Zeit vor Ber- Dor einer Neichstagsauflösung? Berlin, 29. Juni. Di« Kbnferenz der Ministerpräsiden ten ist heute nachmittag um 3 Uhr beim Reichskanzler zu sammengetreten, um di« Vorlage zum Schutze der Republik zu beraten, Der bayrisch« Ministerpräsident Graf Lerchenfeld wird der Konferenz ein« Reih« grund legender Gegenvorschläge unterbreiten, bei deren Annahme die Verordnung des Reichspräsidenten und da» Gesetz zum Schutze der Republik auch für Bayern annehmbar sein sol len, Es scheint ober-wenig Aussicht auf Annahme dieser Vorschläge im Kabinett zu bestehen, denn die Sozial- üemokratsn verlangen die Erfüllung der von den Gewerk schaften ausgestellten Forderungen. Ebenso ist in der Frage der Getreideumlaa« eine Klärung noch nicht eingetreten. Die heutige Bormfttagsbesprechung ist ergeb nislos verlaufen. Heut« nachmittag findet eine neue Be sprechung statt, in der der letzte Versuch gemacht werden soll, die Sozialdemokraten zum Einlenken zu bewegen. Eine den unabhängigen Sozialdemokraten nahestehende Korrespondenz erklärte heute, daß man in parlamentarischen Kreisen der Ansicht sei, die sozialdemokratischen Parteien seien fest entschlossen, die Reichstagsauf lösung herbeizuführen und es zu NeuwaUen mit der Parole „Gegen politischen Meuchelmord und Brotwu- eher" kommen zu lassen. Es wird in der Korrespondenz -e- nau ausgerechnet, datz es kaum möglich sei, für das Gesetz zum Schutze der Republik eine Zweidrittelmehrheit im Reichstag zu erreichen, und es wird erklärt, datz di« soziali- stischen Partei«», wenn keine Aussicht auf Annahme dieses Gesetzes bestünde, nicht daran interessiert wären, sich über die Getreideumlag« zu einigen, denn «in« solche Einigung würde ihnen ein wichtiges Schlagwort für die Neuwahlen nehmen. Weiter wird erklärt, daß di« Haltung der Sozial demokraten vielleicht nur den Zweck verfolge, die anderen Reichstagsparteien zu einem Nachgeben in den strittigen Fragen zu veranlassen. Die Konferenz der Ministerpräsidenten über di« Frage Les Gesetzes zum Schutze der Republik, die um 3 Uhr ange- fongen hatte, dauerte bis in die späten Abendstunden. Berlin. 30. Juni. Die bevorstehende Auseinandersetzung über dos Gesetz zum Schutze der Republik, vor allem die un günstigen Nachricht«« über den Stand der Frage der Ge treideumlage, geben den Blättern Anlaß, sich mit der Mög lichkeit einer Neichstagsauflösung zu befassen. Der „Deutsche" ist der Meinung,«daß die Sozialdemokraten, falls sie eine Auflösung herbeiführen sollten, «in« ungeheure Verantwortung aus sich laden würden. Sie würden -als Partei von der Neuwahl in diesem Augenblick nicht viel ge winnen, sondern nur die Geschäfte der extremen Linksradi kalen besorgen und die Wege für eine innerpolitisch« Aus einandersetzung öffnen, die einem Bürgerkrieg verzweifelt ähnlich sehen würde. Der „Dorw 8 rt s" fordert für den Fall, daß das Gesetz zum Schutze der Republik nicht die nö- tiae Zweidrittelmehrheit erhält, die Auflösung des Reichs tages und glaubt, datz das Ergebnis kein anderes sein könne, als ein überwältigendes Votum des Volkes für di« Republik. Derselben Meinung ist die „Rote Fahn «", die erklärt: Es gibt kein Ausweichen. Entweder Durchführung d«r proleta- rischen Forderungen oder Rücktritt der Regierung. Die „Germania" gibt trotz aller Schwierigkeiten die Hoff nung nicht auf, daß doch noch «ine Verständigung unter den Reichstagsparteien erzielt werde und dem Land« die Auf regung eines Wahlkampfes, den das Zentrum übrigens nicht zu fürchten brauche, erspart bleibe. Die „Boss. Ztg." schreibt: Der Reichstag muß entweder das Gesetz »um Schutze der Republik bewilligen oder er mutz gehen. Die Regierung kann nicht zurücktreten, wenn das Gesetz keine Mehrheit fin det. Denn das wäre die Kapitulation der Republik vor ihren Feinden. Das „Berk. Taget» l." schrickt vor der Auf lösung lediglich deshalb zurück, weil di« außenpolitischen Wirkungen gegebenenfalls unabsehbar sein könnten. Alle in der Reparotionsfraqe gesvonnenen Fäden würden jäh zer rissen und das deutsche Wirtschaftsleben neuerlich mehr denn ie ruckweise erschütert. Die „Deutsche Zeitung" sieht den Neuwahlen zuversichtlich entgegen. Wenn es durchaus so sein soll, so ruft sie: „Hinein in den Wahlkampf! Unser Wählens wird sein: Für Freiheit und Verfassung! Wir sini^ bereit." Die Möglichkeit einer DerstLndignng. Bettln, 30. Juni. (Drahtb.) wie mehrere Blätter «st» keilen, hak gestern ein« Besprechung de, Reichskanzler» and der Reichsernährungsminister, «it den Führern der koast» iiolwpatteiea über die Frage der Gelreideumlaae ftattge» funden, di« die MöGichkst einer Verständigung «igke. Lavt „D. T." sei man überwiegend der Aaschammg «emesta, haft eine Reichslagsaufiöstmg in diesem Augenblick unver» di« von der Abteilung is, des Bettln« Potizeiprüstdtzeuw « mittelt und festgenommen winden, find: , 1. Hauptmann Richard Schütt, 2. Kaufmann Franz Diestel - Berlin, der Besttz« der Autogarag«, in welcher der zur Mordtat benutzte Kraftwa gen untergebracht war, 3. der Gymnasiast Gerd Techo« <1S Gohve M», 4. Student Willi Günther- Berstn, 5. Gymnasiast Heinz Stubettrauch. Der zu 3 Genannte ist der Bruder de» inzwischen «v«G» jenen Mittäters Ernst Werner Techow. Gerd Techow, Gün ther und Gtubenrauch waren die Mitwisser bezw. Urhebeff des Mordplanes. Schütt und Di«stel waren Mitwisser b-w» Begünsttger des Mordes. Die Festnahme weiter« Teilneh mer an der Mordtat steht noch zu erwarten. Nach einer ausführlichen Mitteilung de» PvevftitzheU Pressedienstes ist der Student Willi Günther der Hrmptfthak diae, der das Attentat bis in die kleinsten Einzelheiten au— «weitet«. Uber sein« Persönlichkeit würde «mittest, haft «ff im Jahre 1S20 Mitglied d«r deutschmttionalen VoUMttüM war, von dieser jedoch wegen Zwistigkeiten austzffschtos- s« n worden ist. Dagegen soll er harte noch Mitglied »eh« rerer rechtsstehenden Organisationen sein- In sein« dem» sollen Brief« von Helffertch, Lvdendorff, -Jogoev «M, Westarp gefunden worden sein. Dieser letzteren Feststellung scheint ein» aattatovlsch» Absicht zugrunde zu liegen. Zmn mindest«, müßt» mm» wissen, was in den Briefen drinsteht. Für Studieren den ist es ein« Leichtigkeit, auf «in SchrekbEan eine Hache stehende Persönlichkeit irgendein^ ' ohne daß deswegen der Betreff«:. Briefschreiber gekommen wäre. 17 »ff« ^«ftffSff* ff 1 ein ISjiihriger Berlin, 29. Juni. (W. T. B.) Amtlich: Ein« der Mörder de, Außenministers Dr, Rathen au. der 21 Jahre alte Ernst Wern« Techow, ist henke vormittag in der Räbe von Frankfurt a. d. Oder verhaftet worden. Er ist derjenige, der da» Auto gesteuert -öl. Die Meldung, datz auch dle anderen beiden Mörder bereit» ergriffen worden seien, bestätigt sich nicht. Wie Techow ermittelt und feftgenommen wurde. Icker die Nachforschungen der Bettiner Kriminalpolizei nach dewWördern Rathen^ werden folgend« Einzelheiten Es gelang zunächst ein« Gruppe von Verschwörern fest- zanehmen, di« den Anschlag aus den Minister Ratbenau bis ins kleinste vorbereitet hatten. Dieser Derschwörergesellschaft gehörten unter anderen auch di« als Täter festgestellten Te chow, Fischer und Knauer an. Die anderen Mitglieder die ser Berschwörergruppe, di« sich bereits zum größten Teil in polizeilichem Gewahrsam befinden, hatten sich, wie in den Vernehmungen festgestellt wurde, für den Tag des Mordes und die Tag« vorher «in genaues Alibi zurechtgelegt und auch untereinander ausgemacht, was sie bei einer eventuel len Aufdeckung d«r Verschwörung aussagen wollten. Durch dies« geheimen Abmachungen, wurden die Ermittlungen der Kriminalpolizei sehr erschwert. Cs gelang jckoch dadurch, daß die als Alibizeugen genannten Personen jeweils aus Kraftwagen sofort herbei geholt wurden, die Verhafteten der Lüge zu überführen. Techow ist am Sonntag abend 8.35 Uhr mit dem V-Zug von Berlin nach Halle gefahren, wo er zunächst bei emge- weihten Freunden Unterkunft fand. Am Abend des Mon tags wandte er sich dann von Halle aus nach Frankfurt a. O., wo er von Beamten der politischen Polizei des Berliner Polizeipräsidium» aufaespürt wurde. Er hielt sich bei sei nem Onkel auf einem Rittergut in der Nähe Frankfurts auf. Das Gut wurde am Mittwoch abend von Beamten umstellt, um eine Flucht Techows zu verhindern. Ms die Beamten zu seiner Verhaftung schritten, versuchte er, Gegenwehr zu leisten, ergab sich aber, als «r sich einer großen Übermacht aegenübersah. Techow leugnet zunächst, an hem Verbrechen beteiligt zu sein. Wie wir weiter erfahren, ist auch Kapitänleutnant Man fred von Killinger, der sich mit seiner Familie im Ostseebade Prerow zur Erholung aufhielt, erneut festgenommen und nach Berlin gebracht worden. Die Familie Techow». Uber die Familie des verhafteten Mörders Techow er- fahren wir folgend« Einzelheiten: Ernst Werner Techow ist -er zweite Sohn eines vor dem Ktt«a« verstorbenen Magist- ratsrates. Di« Familie Techow entstammt dem märkischen Kleinadel, führt jedoch da» Ädelsprädikat „von" nicht mehr. Die Mutter de» Mörders wird als eine außerordentlich ner vöse Frau geschildert, die durch die Wandlung der Dinge in Deutschland und durch die Veränderung ihrer eigenen Der- tzältnisse — sie hat «inen Tell ihrer großen Wohnung an Awangsmieter abgeben müssen — außerordentlich verbittert und zu einer fanatischen politischen Anschauung gebracht worden ist. Der älteste Sohn der Familie, Ernst, war früher Offizier inck bekleidet jetzt eine Dankbeamtenstelle, ist aber ausgesprochen schöngeistig veranlagt. Der »weite Sohn, der Täter Ernst Werner, ist ein junger, schlankgewachsener Mann. Er sollte Technik studieren, widmet« jedoch sein« meiste Zeit „politisch«" Betätigung. Der jüngste Sohn ist ein ISjHriger Mittelschüler. , Die Urheber »»d M Amtlich wirtz ErmorbuNg de, Min W