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AerSSHWeLrzShker Mschofswerüaer Hauptblatt und gelesensteZettungimAmtsgerichts- bezirk Bischofswerda und angrenzenden Gebieten Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt mannschaft, der Schulinspektion und des Hauptzollamts zu Bautzen, des Amtsgerichts, des Finanzamtes und des Stadtrats zu Bischofswerda. 6Mcrge65ct.tt-» Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. DichtesteVerbreitung in allenVolksschichten Beilagen: Sonntags-Unterhaltungsblatt und Landwirtschaftliche Beilage. Geschäftsstelle Bischofswerda, Altmarkt 15. — Druck und Verlag der Buchdrucker«! Friedrich May in Bischofswerda.— Fernsprecher Nr. 22. Erfcheluumasweise: Irden Werktag abends für den folgend. Tag. Bezug,preis: Bei Abholung in der Geschäftsstelle monatlich Mk. 3.75, bet Zustellung in« Hau, monatlich Mk 4—, durch die Poft bezogen vierteljährlich Mk. 11.25 ohne Zustrllungsgebühr. 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Reichskanzler Wirth traf auf der Durchreise nach Frei burg hier ein und begab sich in das Staatsministerium. Dort hielt er eine Rede, in der er sagte: Wir haben das Ultimatum mit Ja beantwortet: es war notwendig, und zwar notwendig, um der Freiheit des deut schen Volkes willen. Es war kein an formelle Konstruktionen geknüpftes Ja, es war ein aufrichtiges, ein deutsches Ja, »nd nicht etwa akademische Erörterungen. Akademische Erörte rungen sind ein Jahr hindurch gerade genug auf allen Konfe renzen der Welt gepflogen worden. Sie haben zu nichts ge führt. Es war ein 2a, das ein Zeitalter der Leistungen einschlicßen sollte. Leistungen allein rönnen die Welt von dem guten Willen Deutschlands überzeugen. Es gibt drau ßen in der Welt wohl fast niemanden, der Deutschland nicht große Leistungen zutraut. Die Tatsache stellen mir fest, daß die Welt an ein wirtschaftliches Erstarken Deutschlands glaubt, und nun müssen wir auch selbst daran glauben und die Hand daran legen, diesen Wiederaufbau zu beginnen. Wenn wir zwei Jahre zurückblicken, dann wäre es wirtlich unrecht, nicht anzuerkennen, daß inzwischen sich doch einiges gebessert hat. „Um der Freiheit Willen", so babe ich mich eben ausge drückt, haben mir Ja gesagt. Ich könnte mir nichts schreck licheres vorstellen, als daß sich die großen Industriegebiete Deutschlands, Rheinland und Westfalen, wo doch das Herz unserer ganzen Produktion schlägt, unter die Gewalt fremder Bajonette gestellt sehen. Wohl iveiß ich, daß das Ja Un barmherziges in sich schließt. Es muß daher an den Willen oller appelliert werden, die überhaupt den Gedanken der Freiheit in sich aufnehme» können. Die Waffen werden wir' zum großen Teil aus den Händen geben. Um so mehr aber werden wir in jedem Augenblick der kommenden Monate und Jahre den Standpunkt des Rechts für das deutsche Volk betörten. Von diesem Gedanken ausgehend, habe ich auch im Reichstag erklärt, daß es für uns unerträglich wäre, wenn die oberschlesische Frage durch die Diktatur eines polnischen Insurgenten gelöst wer den sollte. Wir haben das Echo gehört, das insbesondere aus England gekommen ist, daß mit Deutschland ein faires Eviel getrieben werden soll. Wir nehmen das Wort auf. Wir wollen unsererseits zeigen, daß wir gewillt sind, auf richtig und ehrlich auf klar vorgezeichneter Bahn Politik zu treiben, unterstützt von den, größeren Teil unseres Voltes. Run kommen in den nächsten Wochen die Beratungen des Reichstages. Sie werden neue Belastungen uns aufzei» gen müssen. Alle Kreise werden Opfer bringen müssen. Ich weiß nicht, üb alle Kreise des deutschen Volkes während des Krieges und nach dem Krieg wirklich Opfer gebracht ha ben. Wenn man da durch die deutschen Lande geht und den frechsten Luxus — es gibt keinen anderen Ausdruck dafür — sich breitmachen sieht, dann darf man füglich verlangen, daß in der begin nenden Zeit der Arbeit, wo der Hammer entscheidet, der aus Len Amboß niederfällt, alle Kreise unseres Volkes sich, was die Lebenshaltung betrifft, in solchen Bahnen bewegen, daß es erträglich ist gegenüber den Leistungen, die alle auf sich nehmen müssen. Ich glaube, so ist eine Bahn möglich, k zur Freiheit führt. Sie führt nicht über Schlachtfelder, dort stehen Kreuze genug. Wir wollen der Toten im Gebet ge denken, nicht auf neue Kriege sinnen, und auf jeden Fall wollen wir jetzt die Freiheit, die uns dje Arbeit gibt. Das ist der große Gedanke, wie man durch Arbeit zur Freiheit wieder kommen kann, zu diesem köstlichen Gut, das der Mensch hat. Ich rufe also nicht auf zum Schmieden neuer Waffen, sondern ich , rufe auf zu einem Bekenntnis des Rechts und einem Bekenntnis zu einer freien und großen Arbeitsleistung. Wir wollen sie zn organisieren versuäM. Wir wissen, was von uns verlangt wird: Geld und Sach leistungen. Es ist gewiß ein großer Teil des Voltsver mögens im Kriege verbraucht, es sind aber die Produktions kräfte im wesentlichen noch vorhanden, und wenn eine Ver ständigungspolitik die Produktionskräfte zu fördern und in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen vermag, in einer Form, die erträglich erscheint, so sehe ich nicht ein, warum nicht au» diesen Produktionsmitteln wieder," wie es im Kriege war, große Wert« .herausgeschaffen werden können. Ds, Türen sind für niemand zu, wer an des Vaterlan des Freiheit durch Arbeit Mitarbeiten will. Aber irgend- '> i-' >- welche milde Formen des Ausdrucks politischer Betätigung außerhalb des Rahmens des Gesetzes gar, die außenpolitisch uns nur in Schmierigkeiten bringen, müssen wir unbedingt ablehnen. Auf dem Boden des Rechts, auf dem Boden der Arbeit vorwärts, und so Gott will, wieder einmal aufwärts einer neuen Zeit entgegenI Die parlamentarische Stellung des Kabinetts Wirth. Berlin, 27. Mai. (Privattcl.) Das Minderheitskabi nett Wirth bereitet den bürgerlichen Regierungsparteien, Zentrum und Demokraten immer größere Sorgen. Wie un ser Berliner Vertreter erfährt, haben sich die Mehrheitssozia listen und Unabhängigen nunmehr geeinigt. Die U. S. P. hat zugesagt, dein Kabinett Wirth gegenüber parlamentarisch in loyalste Opposition zu treten und es notwendigenfalls bei parlamentarischen Abstimmungen zu unterstützen. Die So zialdemokraten sehen sich daher in ihrer ablehnenden Hal tung gegenüber der Deutschen Volkspartei gefestigt. Zen trum und Demokraten sind aber nicht gewillt, eine ausge sprochen linksgerichtete Politik zu treiben. Aus diesem Grunde wird sehr bald die Frage akut werden, auch im Reiche wieder die bürgerliche Koalition nach dem Muster Stegcrwald herbeizuführen. Die Einmütigkeit der bürger lichen Parteien, sich unter keinen Umständen von Sozial demokraten und Unabhängigen eine parlamentarische Dikta tur auszwingen zu lassen, ist so groß, daß kaum noch ein Zweifel an dem völligen Scheitern der sozialistischen Parla mentsintrigen besteht. Die U. «. P. und Mehrheitssozialisten haben ihrerseits ein Bündnis dahingehend abgeschlossen, im Bedarfsfälle genieinsam die Auflösung des Reichstages zu verlangen. Die deutsche Mitarbeit am Wiederaufbau Nordfrankreichs. Paris, 26. Mai. Am Donnerstag vormittag empfing Ministerpräsident D r i a n d die Mitglieder des Aktionsaus schusses für die zerstörten Gebiete, denen sich niedrere Parla mentarier angeschlossen hatten. Der Sekretär des Ausschus ses erinnerte an die auf dem erwähnten Kongreß gefaßten Resolutionen nnd verlangte, daß sobald als möglich in den besonders schwer verwüsteten Gebieten, der sogenannten „ra ten Zone", ein Vergleich mit lur deutschen Teilnahme am Wiederaufbau durch Lieferung von Materialien und Ar beitskräften gemacht werde. Der Senator Earpentier und der Deputierte Deguise erklärte, ein großzügiger Wiederauf bau ohne Mitarbeit aller Völker, insbesondere des deutschen, sei unmöglich. Ministerpräsident Briand erwiderte, er sei ohne Vorbe halt für die Verwendung deutschen Materials und ebenso für die Hinzuziehung deutscher Arbeitskräfte unke-- der Voraus setzung, daß es sich um gelernte Arbeiter handle, und daß die Einwohnerschaft der fraglichen Gebiete damit einverstanden sei. Briand sagte weiter, er stehe einem sofortigen Versuch der Verwendung deutscher Arbeitskräfte in der raten Zone günstig gegenüber. Er schloß mit der Bemerkung, er wünsche, mit dem Ausschuß in Fühlung zu bleiben und würde nichts unterlassen, ihm die Beschlüsse der Regierung mitzutcilem Ein Vertrauensvotum für Briand. Varis, 26. Mai. (W. T. B.) Die Aussprache wurde am Donnerstag geschlossen. Briand nimmt die Tagesord nung Aroga an, die folgenden Wortlaut hat: Die Kammer betrachtet das von Deutschland ange nommene Londoner Abkommen als das M i n i m u m , das die Sicherheit und die Wiedererhebung Frankreichs unerläßlich gewährleistet. Sic vertraut darauf, daß die Regierung durch die streng überwachte Entwaffnung Deutschlands und durch die von Deutschland anerkannte restlose Bezahlung der Schuld das Recht Frankreichs durch setzen wird, und daß sie cntspreck-eird ihren Erklärungen die unmittelbare Anwendung der Sank tionen verlangen wird, falls Deutschland gegen die von Len, Verbündeten unterzeichneten Verpflichtungen des Londoner Abkommens verstößt. Die Kammer vertraut weiter darauf, daß die Regierung in der oberschlesischen Frage die genaueste nnd ehrlichste Ausführung der Be stimmungen des Versailler Friedensvertrages nach seinem Geiste wie nach seinem Buchstaben sichern wird. Sie lehnt deshalb jeden Zusatz ad und geht zur Tagesordnung über. Nach Schluß der Debatte stimmte die Kammer über die von Briand angenommene Tagesordnung getrennt ab. Der erst« Teil der Tagesordnung, der das von Deutschland ange nommene Ultimatum als das Minimum der unerläßlichen Garantien für die Sicherheit und die Wiedererhebung Frank reichs betrachtet, wurde mit 403 gegen 163 Stimmen arme- nommen. Der zweite Teil der Tagesordnung, der der Re gierung das Vertrauen ausspricht und ihr zur Durchführung der Entwaffnung und der vollständigen Bezahlung zu sofor tiger Anwendung der Sanktionen im Notfälle das Recht gibt, wurde mit 390 gegen 162 Stimmen airgenommen. Daraus wurde dis Tagesordnung Arago in ihrer Gesamtheit mit 419 gegen 171 Stimmen angenommen. England für Aufhebung der Sanktionen Paris, 26. Mai. Der Londoner Korrespondent der „Chi cago Tribüne" meldet: Die Meinungsverschiedenheiten zwi schen London und Paris, betreffend die Räumung von Düs seldorf, Duisburg und Ruhrort, beginnen in den letzten Ta gen zu schwinden. In London steht man auf dem Stand punkt, daß die Annahme des Ulk.matums durch Deutschland und die Beweise des guten Willens der Regierung Wirth voll genügten, uni die Sanktionen aufzuheben, die England und Frankreich anzuwenden willens waren. Die Lage in Oberfchlefien. Oppeln, 26. Mai. (Drahtb.) Die Lage an den Grenze« des Ausstandsgebietes ist im allgemeinen unverändert. Ls hat den Anschein, daß die Insurgenten noch größere Angriffe versuchen lverden, bevor die englischen Truppen eintrefsen. Lin starker polnischer Angriff auf Landsberg wurde zurück geschlagen. Die Kämpfe bei Rlalapane und Raschau, sowie um den Bahnhof von Grobstein, die mit Angriffen der Auf ständischen heute früh zwischen 2 und 3 Ahr begannen, wa ren mittags noch im Gange. Bei Zembowiß ist polnische Artillerie aufgetreten. Zwei 10.5 Zentimeter-Geschütze der Polen wurden festgestellt, die Radau und Lemke- beschossen. Südlich kosel links der Oder bis Ratibor lebhaftes Rlaschinen- gewehrfeuer der Insurgenten, kattowih ist aufs höchste bedroht. Die Insurgenten haben nicht nur Maschinengewehre, sondern auch Geschütze aufgesahren. Die Bevölkerung leidet sehr unter Wassermangel. Die Telegraphen- und Fernsprech verbindungen mit den» Industriegebiete sind gänzlich unter brochen. Die evgttfchen Verstärkungen für Oberfchlefien. London, 26. Mai. (Drahtber.) Das Kriegsamt teilt mit, daß das erste der vier englischen Bataillone, die vom Rhein nach Oberschlesien gehen, Köln Freitag nacht verlassen wird. Außer diesen vier Bataillonen werden noch zwei Ba- takllone irischer Regimenter, die jetzt in England sind, nach Oberschlesien fahren, so daß sich schließlich sechs englische Ba taillone dort befinden werden« London, 26. Mai. (Drahtber.) Lloyd George erklärte im Unterhause, die Kosten der britischen Truppen im ober schlesischen Abstimmungsgebiet fielen diesem Gebiet zur Last« Meinungsaustausch Paris-London-Rom. London, 26. Mai. (Drahtber.) Reuter erfährt, daß zwischen den Regierungen von Paris, London und Rom der Meinungsaustausch über die Regelung der oberschlesischen Frage noch anhält. Die Rebellion in Irland. London, 26. Mai. (Drahtb.) Zn Cork und Umgegeud wurden heute morgen mehrere Häuser eingeäschert. Elu» Lisenbahnbrücke aus der Strecke Lork—Pouphal wurde la die Luft gesprengt. London, 26. Mai. In Dublin wurde das Zollbureau, eines der monumentalsten Gebäude Irlands» von Rebellen einaeäschert. Es steht fest, daß 7 Polizisten getötet und we nigstens 4 verwundet worden sind. Insgesamt glaubt man, daß 12 Personen in dem Zollamt verbrannt find« über 100 Verhaftungen haben stattgefunden. Während der ersten vier Monat« dieses Jahres wurden in England 109 Polizisten und 48 Mlitärperfonen getötet; 224 Polizisten und 193 Militärpersonen wurden verwundet. London, 26. Mai. (Drahtb.) Sm Uifterhause teilte Sir H. Greenwood mit, daß seit dem 26. März d. I. 16 388 Pa tronen amerikanischen Ursprungs im Bezirk Dublin erbeutet worden seien. Tin ParlamentsmitÄicd fragte, ob ange sichts der Tatsache, daß sehr groß« Summen Geldes in den Vereinigten «tasten zur UMerstützung des Feldzuges der Anarchie in Irland gesammelt worden seien, energtsche Bor-