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MelälEtk zu dkUNW«« 8«. Der HLMche LizMa Donnerstag, »« 14. «WkU t«t M« zahl« ich I meine Einkommensteuer? lU>er kaum eine Frage herrscht in weiten Kreisen eine derartige Unklarheit wie über die Steuerpflicht des Staatsbürgers aus Grund der neuen Bestimmungen des Einkommensteuergesetzes. In der nachfolgenden Artikel serie wird der Versuch gemocht, die Steuerpflicht jedes Einzelnen, -um Beispiel der F.stbesoldeten (Arbeiter, An gestellte, Beamte rc.), des Kleinrentners, des Gewerbetrei benden, des Grundbesitzers rc. praktisch zu erläutern. I. wer ist zur Abgabe einer Steuererklärung verpflichtet? Wer mehr als 10.00V.— Einkommen — ganz gleich welcher Art — im Kalenderjahr 1920 bezogen hat, mutz seine Steuererklärung aus öffentliche Aufforderung hin frist gemäß abgeben. Eine weitere A'bgabepflicht besteht für die jenigen Personen, welche weniger als .K 10 000.—, aber mehr als 3000.— Einkommensteuer gehabt haben, sofern ihnen vom Finanzamt ein Vordruck der Erklärung zugesandt worden ist. Die gleiche Pflicht besteht für einen Vormund oder Pfleger hinsichtlich des Einkommens der Pfleglinge. Allen Steuerfestsetzungen geht ein Ermittlungsverfah ren voraus. Die Steuerbehörde kann ohne Unterlagen keine Steuer festsetzen. Das Ermittlungsverfahren über alle Ein kommensarten für die Einkommensteuer setzte früher all jährlich mit den sogenannten Hauslisten ein. Seitdem die Einkommensteuer Sache des Reichs geworden ist, beginnt dieses Ermittlungsverfahren — auch alljährlich — mit den Personenstandsverzeichnissen. In diesem sind alle Angaben über Los Vorhandensein der steuerpflichtigen Personen ent halten, sowie über die Steuerfreiheit für unterhaltungspflich tige Familienmitglieder. Nun läßt das neue Gesetz in einer Reihe von Füllen Steuervergünstigungen bezw. Nachlässe zu. deren Unter lagen der Steuerbehörde nicht in jedem einzelnen Falle be kannt sein können. Darum mutz eben der einzelne Ein kommensträger hierüber befragt werden. Das geschieht durch die Einkommensteuererklärung. Die Aufforderung zur Abgabe der Erklärung geschieht hauptsächlich durch öffentliche Bekanntmachung. In dieser wird insbesondere der Zeitabschnitt, für den die Einkom menshöhe anzugeben ist, bestimmt. Allgemein ist diese Frist auf einen Monat festgesetzt. Neuerdings ist diese Frist vom Reichsminister der Finanzen bis 30. April verlängert worden. Wenn das Finanzamt einem Steuerpflichtigen die Einkommenserklärung besonders abfordert, mutz die Ab gabefrist mindestens 1 Woche betragen. Je nach der technischen Einrichtung der Orts- bezw. Steuervermaltungen werden entweder für alle Einwohner oder nur sür einen Teil derselben die Vordrucke (Frage bogen) mit Anleitung zur Ausfüllung zugestellt. In der öffentlichen Bekanntmachung ergeht aber auch an alle sonsti gen Einwohner, welche keine Fragebogen zugestellt erhalten hoben, die Aufforderung, sich um einen solchen rechtzeitig zu kümmern. Der Steuerpflichtige hat m diesem Falle da» Formular nn eigenen Interesse von seinem zuständigen Fi nanzamt anzufordern. Für minderjährige oder unter Vor mundschaft stehende Einkommensträger ist der gesetzlich« Vertreter zur Abgabe der Erklärung verpflichtet. Eine Nichtbeachtung der gesetzlichen Abgabepflicht zieht Geldstrafen bis zu 500.— nach sich. Gleichzeitig kann dem Säumigen ein Steuerauffchlag bis zu lO vom Hundert auf die festgesetzte Einkommensteuer auferlegt werden. Steuerpflichtige Einwohner, welche glauben, wegen an geblich zu geringen Einkommens keine Steuererklärung ab- geben zu brauchen, tun gut, die rechtzeitige Abgabe trotzdem nicht zu Untertassen. Die Steuerbehörde kann im. Wege der Schätzung jedem deutschen Einwohner eine Steuer aus Ein kommen auferlegen, die dann im langwierigen Rechtsmittel verfahren abgeschrieben werden mützte. Eine kurze Erklä rung der Steuerbehörde gegenüber würde einem solchen Verfahren von Anfang an vorbeugen. Diese Erklärung kann ebenso wie alle anderen Einkommensteuererklärungen jederzeit während der ortsüblichen Dienststunden an die Stelleramtsstelle mündlich abgegeben werden. Eine Befreiung von der gesetzlichen Abgabepflicht kann niemals für solche Einkommensträger, die nur Arbeitsein kommen beziehen, in Frage kommen, weil die Einlommen- steuerertlürung mit dem Steuerabzug keinerlei Verbindung hat. Letzterer ist immer noch als Vorschußzahlung auf die mit Hilfe der Einkomnicnsteuererklürung endgültig festgesetz ten Steuerpslicht zu betrachten. Der Menschenverlust im Weltkriege Mehr als zwei Jahre sind seit dem Ende des Weltkrieges dahingegangen, aber genauere Zahlen über die ungeheuren Menschenverlustc werden erst jetzt bekannt, und in weiteren Kreisen macht man sich noch keine Vorstellung von der Größe dieser Opfer. Auf Grund der bisher vorhandenen statistischen Erhebungen gibt Georg Wolff in den „Sozialistischen Monatsheften" einen bedeutenden Überblick über diese Ver luste und kommt zu folgendem Ergebnis: „Der Menschenverlust der 5 Kriegsfahre betrug in den 10 Ländern Belgien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Österreich - Ungarn, Rumänien, europäisches Rußland, Serbien 35 Millionen, Davon ent fallen 20,2 Millionen ans den Geburtenausfall und über 15 Millionen auf die Zunahme der Sterblichkeit. Annähernd 10 Millionen Menschen sind auf dem Schlachtfelde geblieben. Die Verluste, die in Europa noch Griechenland, Portugal, Montenegro, die Türkei, ferner die Hilfsvölker Englands und Frankreichs aus Indien, Australien, Kanada, Afrika, die außereuropäischen Gebiete Rußlands, Iavan und die Vereinigten Staaten erlitten haben, sind in diesen Zahlen mangels statistischer Unterlagen nicht einbegriffen, schließt man sie ein, so kommt inan auf einen Gesomtosrlust von über 40 Millionen Menschen, darunter 12 Millionen Kriegstote". Di« körperlichen und geistigen Kriegskrcmkheiten, unte« denen wir al» Folgeerscheinungen de» Kriege» lewen, str» uniwersehbar. Von der Zahl der Mobikilsierten in den einzel nen Ländern läßt sich sagen, daß in Deutschland etwa 11 Mil lionen Mann einberufen wurden, in Österreich-Ungarn » Millionen, in Großbritannien 6 Millionen und im ganzen britischen Reich 8 Millionen. In Frankreich wurden rund 7 Millionen zum Heeresdienst einberufen, in Italien rund 5 Millionen; in Rußland dürften 18—19 Millionen Mann zum Kriegsdienst eingezogen worden sein. Der Prozentsatz der Mobilisierten beträgt nach der Bovölkerungszahl von 1913: in Frankreich 36 Prozent, in Deutschland und Öster reich je 35 Prozent, in Serbien 31 Prozent, in Italien 20 Prozent, in England 26 Prozent, in Rußland etwa 24 Pro zent, in Rumänien etwa 19 Prozent. Was die Gefamtsterb- lichkeit während des Krieges anbetrifft, so steht Serbien mit seinen Verlusten an erster Stelle. Das kleine Land hat bei einer Beoölkerungszahl von 4,65 Millionen einen Gesamt verlust von 1,33 Millionen, also 28,4 Proz. aufzuweisen, eine Erscheinung, die in der Geschichte aller Kriege einzig dastehb. Mit dem Geburtenverlust übersteigt dies Opser an Menschen lein Drittel der Kesamtbevölkerung. Serbien hat mehr Kriegstote als ganz Großbritannien. Unter den Großstaaten hat Frankreich die stärksten Verluste erlitten, nämlich 1,84 Millionen, davon Kriegsgcsallene 1,4 Millionen, in ganzen 4,6 Prozent der Bevölkerung. Im Verhältnis noch größer sind die Verluste von Rumänien, das mehrere Hunderttau send am Fleckfieber verlor und im ganzen 4,7 Prozent der «Bevölkerung eingebüßt hat. Deutschland und Österreich-Un- ! garn stehen mit ihren Verlusten an vierter Stelle; sie haben - nämlich je 4 Prozent der Gesamtbevölkerung eingebüßt, Deutschland 2,7 Millionen, davon 2 Millionen Kriegsge fallene, Österreich 2 Millionen, davon 1>Xu Million Kriegs gefallener. Bei weitem am niedrigsten sind die Verlust« Großbritanniens, das nur 2.2 Prozent der Bevölkerung ein gebüßt hak, nämlich 1 Million Menschen, davon 800 000 Kriegsgefallene. In England hat sich auch kein Rückgang der Bevölkerungsziffer vollzogen; das Gleiche ist in Bulga» , rien und Rumänien der Fall; in allen anderen vom Krieg betroffenen Ländern hat sich die Bevölkerung bedeutend ver ringert. Deutschland z. B. hätte bei normaler Bevölkerungs bewegung Mitte 1919 71,8 Millionen Einwohner haben müssen, hatte aber nur 65,5 Millionen. A«» Sachse». -* weiterer Rückgang der Erwerbslosenzisser in Sach sen. Am 1. März betrug die Erwerbslosenziffer in ganz Sachsen 72 586 Männer und 24 688 Frauen, zusammen 97 274 Vollerwerbslose, die der Zuschlagsempfänger 113 067« Aufgewendet wurden an Unterstützung vom 1.—28. Febr, ,4t 34 590 889. Am 1. Februar waren es 98 960 Voller werbslose und 123 000 Unterstützungsempfänger. Im Ja nuar wurden etwa 33 Millionen an Erwerbslosenunter stützung gezahlt. den ans Zweige der Weidenkätzchen klopften als Frühlingsgruß Fenster. Ragna starrte ihn an, als habe sie einen Geist gesehen. Ihre Knie bebten, ihre Hände zitterten, sie suchte unwillkür lich nach einer Stütze und klammerte sich voll Verzweiflung an den Arm des Arzte», denn der Mann, der da bleich und stumm vor ihr lag, war Sven Svendburg, der Gatte ihrer Schwester. Wie der Goldreif an seiner bleichen Hand, die so schlaff herniederhing, blitzteI Ragna erfaßte es wie Grausen vor dem Schicksal, vor sich selbst. „Sie haben sich überanstrengt, mein Fräulein", sagte der Arzt gutmütig. „Hier nehmen Sie diese Tropfen, der Anfall wird bald voriebergehen." Unld nachdem er Sven untersucht, setzte er hinzu: „Der Krank« wirb Sie nicht viel in Anspruch nchmen. Ruhe ist das Einzige, was Ihm augenblicklich not tut". Und noch einige Derhaltunqsmahreaeln im allgemei nen erteilend für die Pflege der Kranken, sagte er Abschied nehmend: „Also sorgen Sie sich nicht, mein Fräulein» dich, unfreiwillige Einquartierung soll nicht knA«" dauern — Höch- stens bl» morgen." OmHchpmg Ragaa Svendburg. Roman von Ana, wathe. (17.Fortsetzung. AlleRechlrVorbehalten. Nachdruckverboten) „Sie wissen?" „Er sprach mir — ich kenne Doktor Metzner erst seit einigen Wochen — schon wiederholt davon, wie begeistert er von Ihnen sei, und gestern sagte er sogar, daß er Sie heiraten wollte". Ragna lachte, ein leises, süßes, kinderhaftes Lachen. „Der gute Doktor", sagte sic leise. „Er gehört auch zu den Männern, die immer glauben, es käme nur auf sie an, wenn sie heiraten wollen". „Das geht auch wieder vorüber, bester Doktor, das wis sen Sie ja am besten". i Ragna stockte. Was war Las für ein Blick, der sic traf. Hatte Arne Lorenzen nicht selber gesagt, daß er überwunden und nun? Eine heiße Glut stieg in Ragnas Antlitz. Ein wohliges, seltsam schaurig süßes Gefühl überkam sie — sie war also doch noch geliebt — er brauchte sich nicht mit seiner Freundschaft zu brüsten — er liebte sie noch und sie sie war glücklich darüber. W Ja, liebte sie denn den Mann, der da so hoch aufgcrichtet vor ihr stand und flammenden Auges auf sie hernicdersah. Liebte sie ihn? Rein und tausendmal nein — und Loch. — „Ich lese, was Sie sagen wollen in Ihrem Antsitz, Rag na Svendburg", sagte Arne Lorenzen leise, und seine Stim me klang grollend — „ich kam zu Ihnen, nicht weil ich, wie ich Ihnen frech log, überwunden — sondern weil ich — eifer süchtig war — hören Sie, kleinlich eifersüchtig. Weil ich mich überzeugen wollte, ob ein Mann, wie Doktor Metzner einer ist, nur zu sagen brauchte: die heirate ich! Ich gehe beschämt ob meiner eigenen Gedanken von dannen, denn ich sehe, daß die Ragna, die ich kannte, sich treu geblieben, aber ich gehe auch mit einem unendlichen Iudelgefühl in der Brust, denn noch — noch kann ich hoffen!" Er stand mit leuchtenden Augen vor ihr, und Ragna war cs. als wäre nicht er der Gedemütigte. er, der sie vorhin getäuscht, sondern sie. Wie kam das nur? „So ist e» auch nicht wahr, daß Sie fortgehen", fragte sie, die Antwort umgehend, mit leiser Bitterkeit in der Stimme. „Doch, ich gehe, aber wenn ich Wiederkehre, Ragna ... „ Svendburg —". Seine Stimme klang drohend und doch enteilten. Unter diesen befand sich glücklicherweise ein junger bebte ein leiser, zärtlicher Klang daraus hervor, und dieser Arzt, der sich tatkräftig der Verletzten, bevor anderweitige Klang pochte an Ragnas Herz. Hilfe herdeikam. annahm. Ragna griff, ohne erst zu fragen „So werden Sie vergessen haben, Arne Lorenzen." zu und ward so zur wirksamsten Hilfe für die Verwundeten. „Nie", sagt« er aufstehend und ihre Hanld abschiedneh- Einen Teil hotte man bald im Bahnhäuschen untergebracht, mestd an seine heißen, zuckenden Lippen preßend. „Ich «in anderer Teil lag stumm und bleich auf dem kühlen Rasen kämpf« und ich werd« Sieger sein." — Schreck und Angst hotten sie nur bewußtlos gemacht. So Er ließ ihr keine Zeit zur Antwort, sondern stürmte verging die erste bange Stunde, da rückte ein Hilfszug von hinaus, Ragna aber fühlt« noch lang« seinen Kuß auf ihrer der nächsten Station an, er brachte Ärzte und Arbeiter, und Hand brennen und leise sinnend sprach sie vor sich hin: „Er bald entwickelte sich eine sieberbafte Tätigkeit, vielleicht ist doch mein einziger und bester Freuttd." kannte man noch «in kostbares Menschenleben, da, unter Die Sonne da draußen kochte dotzu, und die «stnuchen- den Trümmern begraben lag, retten. Ich ziehe finster Les Weges, Der ferne von deinem liegt. Von deinem Pfade, dem stillen, Der nie zu meinem sich biegt. Und ob wir wandern und fragen Und suchen ich und du. Nie neigen getrennte Bahnen Aus's neu' einander sich zu, Hans Grasberger. Eine stille, schweigende Sommernacht. Schwer und süß Lüftete der Flieder, und der Jasmin strömte betäubenden Wohlgcruch über Garten und Haus. Es lag so still am Weg rande, kein Laut störte die Einsamkeit. Nur im Fliederbusch sang leise ein Vöglein von Lenz und Liebe. Ragna saß am geöffneten Fenster bei der Lampe und schrieb. Das Klirren der Signalstange unten machte sie aufsehen. Wie kam das? Hatte sie recht gehört? Der Schnellzug mußte das Häuschen doch schon passiert haben. War sie wirk- j lich so vertieft in ihre Arbeit gewesen, daß sie das Signal I,....... - - -- - überhört hatte. Ragna trat zum Fenster und blickte hinaus. - Sie konnte aber nichts auf der Strecke erkennen, als einige hin- und herflackernde Lichter und jetzt — da flammte es bell auf und sie sah ganz deutlich Frau Brands totenblasses Ge-, Krankest, jicht, wenn auch nur einen Moment. I „Es ist vielleicht nur für Stunden, mein Fräulein," Cm Zeichen war es, em Notsignal, das die resolute Frau der Arzt, der augenscheinlich erstaunt war, eine so vor- gegeben, indem sie ein Buschel Stroh entzündete, nehm aussehende Dame in dem Bahnwärterhäuschen zu fin- Ietzt sah Ragna auch den Bahnwärter Brand eine Laterne d„n, entschuldigend zu Ragna. „Sobald der Kranke trans- und eine Fahne schwenkend. Ohne Besinnen stürzte Ragna portfähig, wird man ihn wie die anderen Schwerverletzten hinab. Hier galt es vielleicht gräßliches Unglück abzuwenden, s^rt nach der Stadt ins Hospital schaffen." aber sie hatte noch nicht dre Haustur erreicht, da erschütterte, Umsehen hatte Ragna in ihrem Wohnzimmer em ein entsetzliches Krachen die Lust, dem es wie dumpfes Stoh bequemes Ruhelagec bereitet, und die Träger hatten den nen und Ächzen folgte. Der fest einer halben Stunde fällige Fremden darauf niedergelegt. Der Arzt trat jetzt mit Ragna Schnellzug war mit einem Guterzug zusammengestoßen. hinzu, und der Schein der Lampe fiel voll auf das Gesicht Beide Maschinen und eine Reihe von Personenwagen war Kranken, zertrümmert. , „Falsche Weichenstellung," saate Brand auf Ragnas entsetzte Frage. „Ich sah dos Unglück kommen und versuchte alles, den Zug zum Stehen zu bringen, leider vergeblich, jetzt gilt es, den Unglücklichen zu helfen, die vielleicht noch unter den Trümmern liegen." Der Platz vor dem Hause füllte sich mit wehklagenden, bestürzten Menschen, die alle dem Zuge „Sie sind ein braver, wackerer Kamerad, mein Fräu lein," sagte der junge Arzt, als er soeben kunstgerecht eine klaffende Wunde am Arme eines Schwerverletzten zunähte, wobei ihm Ragna Assistentendienste leistete. „Ohne Sie, und ohne die wackere Frau da," er zeigte auf Frau Brand, „bätte ich selbst wenig ausrichten können, nun aber müssen Sie ruhen, wir bekommen jetzt Verstärkung, und Sie," sagte Irr zu Frau Brand, „gehen jetzt ruhig zu Ihren kleinen Kin dern, die ich da in der Kammer weinen höre." „I, wo mär ick denn," sagte Frau Brand. „Die Gören kennen man immer brüllen dann setzt et nachher Prügel, aber die Menschen hier, die bringt nichts mehr uff de Beine." Sie zeigte auf zwei Tote, die man soeben mit zerschmet- treten Gliedmaßen vorüber trug. Und wieder verging eine bange, arbeitsreiche Stunde. „Frau Brand," sagte einer der Ärzte, den Kopf zur Tür hereinsteckend, „haben Sie noch irgendwo ein freies Plätzchen im Hause? Hier hat man unter den Trümmern eines Wa gens soeben einen jungen Mann hervorgezogen. Äußerlich scheint er unverletzt, aber er ist ohne Bewußtsein, vermutlich schwere Gehirnerschütterung, mir müssen zunächst trachten, ihn aus dem Wirrwarr zu entfernen." „Ich weiß nicht," sagte Frau Brand und sah Ragna un- „Natürlich, mein Zimmer steht zur Verfügung." Ragna schritt mit stolzer Vornehmheit an dem Arzt vor ¬ der auf einer Bahre lag, konnte sie nicht sehen. ..Es ist vielleicht nur für Stunden, mein Fräulein,