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kauft das Erz an einen Hüttengewerken, der dann seinerseits das Silber an die Münze verkaufen muß. Diese Hüttenkost (Aufwand an toter und lebendiger Arbeit!) bildet selbstverständlich einen Teil des Wertes des an die Münze verkauften Silbers. Der Wert und der Preis des an die Münze gelieferten Silbers sind nicht von gleicher Größe. Der Preis liegt unter dem Wert. Die Differenz ist durch zweierlei Ursachen bedingt: a) Durch das Aufkaufsmonopol des Regalherrn. Dadurch erhält der Pro duzent einen Preis für sein Produkt, der unter dem liegt, den er er halten würde, wenn dieses Aufkaufsmonopol nicht bestünde und der Produzent seine Produkte frei verkaufen könnte, wenn also der Preis allein durch das Wertgesetz reguliert würde. Jedoch auch in diesem Fall würde der Preis des Produktes noch unter seinem Wert liegen, da der Regalherr hier als Handelskapitalist in Erscheinung tritt und auch ohne monopolistische Preisfestsetzung in dieser Periode unter dem Wert einge kauft wird, d. h., das Wertgesetz im einzelnen Fall beständig verletzt wird. b) Durch das Bergregal, was ja ebenfalls ein Monopol darstellt, und zwar ein Monopol des Eigentums an den unterirdischen Schätzen. Aus diesem Monopol resultiert der Zehnt, den sich der Regalherr aneignet. Welchen Inhalt diese Kategorie hat, wollen wir an anderer Stelle untersuchen. Eine Besonderheit des Produktionsprozesses im Eigenlehnerbetrieb ist, daß die Arbeitskraft wohl hauptsächlich aus dem Resultat der Arbeit repro duziert wird, die außerhalb des Bergbaus geleistet wird. Wir erwähnten schon, daß der Eigenlehner als wirklich selbständiger, allein mit seiner Fa milie produzierender Produzent, sich im Bergbau keineswegs lange halten konnte (den scheinbar selbständigen Eigenlehner gibt es bis ins 19. Jahrhundert), im Gegensatz zu einfachen Warenproduzenten in anderen Zweigen der gesellschaftlichen Produktion, wie z. B. in der Landwirtschaft. Wo er aber auf trat, dürfte er in der Regel eine kleine Landwirtschaft neben bei oder durch die Arbeit seiner Familie betrieben haben, deren Ergebnisse sicherer waren als die Ergebnisse des Bergbaus und auch das ökonomische Rückgrat des Eigenlehners darstellten. Gewiß haben die Eigenlehner wie alle kleinen Warenproduzenten hartnäckig um ihre Existenz gekämpft und existieren auch gegen Ende der von uns besprochenen Periode. So beklagt sich die Knappschaft der Häuer in Freiberg zwischen 1472 und 1485 über die Lebenslage solcher Eigenlehner. Es wären schon viele Stollen und Schächte eingegangen und es gingen tagtäglich noch welche ein, denn „wenne ein armer geselle einen bawe (ein Bergwerk, J. K.) inne hat unde die kost (Kosten für Arbeits- und Lebensmittel, J. K.) nicht