Wenn sich auch grundsätzlich Entstehung und Entwicklung der kapita listischen Produktion in England und Deutschland nicht unterscheiden, so gilt es doch für uns, die historischen Besonderheiten zu untersuchen und darzustellen, die auf Grund der konkreten ökonomischen und politischen Situation in Deutschland auf traten. Da diese gewaltige Arbeit nicht von einem einzelnen bewältigt werden kann, kommt es darauf an, die Kräfte zu koordinieren und vor allem zunächst einzelne Probleme vom Standpunkt der Lehren des Marxismus-Leninismus darzustellen. Zweck dieser Arbeit ist es, die Genesis der Keime des Kapitalismus im sächsischen Erzbergbau, hauptsächlich in der Silberproduktion, darzustellen und damit einen Beitrag zu einer Gesamtdarstellung der Entwicklung des Kapitalismus (der ur sprünglichen Akkumulation) in Deutschland zu geben. Quellen für eine Darstellung der Entwicklung des Kapitalismus im säch sischen Bergbau sind für die Zeit vom Beginn des Silberbergbaus in Sachsen in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts bis um 1500 recht rar. Es liegen auch wenig verallgemeinernde Darstellungen vor. Ohne Zweifel wird die Geschichtsforschung noch diese oder jene Urkunde ans Tageslicht bringen, die jedoch unser Wissen um die damaligen Verhältnisse kaum grundsätzlich bereichern wird. Anders liegen die Verhältnisse für die Zeit seit ungefähr 1500. Mit der Ausdehnung der Produktion im Bergbau war auch die Notwendigkeit der Buchführung verbunden. Wenn auch tonnenweise für weitere Forschungen geeignete, wertvolle Unterlagen makuliert worden sind, so war und ist doch noch genügend Material vorhanden, um die Verhältnisse seit dieser Zeit genauer zu untersuchen. Dieser Tatsache und der Bedeutung des Erzberg baus für Sachsen ist es zuzuschreiben, daß heute eine Fülle von Einzel untersuchungen vorliegen, die alle durchzuarbeiten ein Jahrzehnt in An spruch nehmen dürfte. Die Fülle der Probleme, der Umfang der vorhandenen Literatur und die Tatsache der erstmaligen Behandlung aller Fragen vom Standpunkt der marxistischen politischen Ökonomie aus waren der Anlaß zur zeitlichen Ab grenzung. Soweit das Literaturstudium über die Verhältnisse nach 1500 er forderlich war, beschränkten wir uns auf die uns wesentlich erscheinenden und zugänglichen Werke. Die benutzten Arbeiten sind in der Regel das Resultat unermüdlicher, zum Teil über ein Menschenalter hinweggehender Forschungen und Unter suchungen von Urmaterial. Vom Standpunkt der Arbeiterklasse aus ist keine geschrieben. Der Sozialdemokrat Otto Hue, der in zwei dicken Bänden die Geschichte der Bergarbeiter und ihrer Organisation behandelt, offen-