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OESTERREICH im 18. Jahrhundert zukehren; er antwortete: „Ja, aber mit den Waffen in der Hand.“ Er hielt Wort und drang im österreichisch-fran zösischen Krieg durch Oberitalien siegreich in Frankreich ein. Inzwischen Feldmarschall geworden, trieb er die Türken aus Ungarn und Siebenbürgen und wäre beinahe wegen einer zu früh begonnenen Schlacht vors Kriegsgericht gestellt worden. Nach erneuten Siegen gegen die Franzosen in Ober italien wurde er Präsident des Hofkriegsrats und führte Heeresreformen durch. Weitere erfolgreiche Feldzüge folgten, in Italien, in Flandern und vor allem wieder gegen die Türken, denen er durch einen glänzenden Sturm Belgrad entriß. Hier entstand damals das berühmte Lied: „Prinz Eugen, der edle Ritter. . . .“ Er war ein Staatsmann und Kriegsheld von größten Ausmaßen, dabei klein und häßlich, trug, um größer zu erscheinen, stets eine große Perücke, liebte die Frauen nur UER Absolutismus, auch noch der Leitgedanke der Fürsten dieses Zeitabschnitts, wurde gegen Ende des Jahrhunderts unter dem Eindruck revolutionärer Bewegungen im Ausland und unter dem Einfluß einer sich vor allen in England, Amerika und Frankreich mächtig entfaltenden geistigen Regsamkeit im Bür gertum, das jetzt mit seinen Ansprüchen allenthalben auf den Schauplatz der Weltbühne trat, modifiziert. Das deutsche Kaisertum war durch das Erstarken einzelner deutscher -Lan desfürsten in seiner weltbeherrschenden Stellung erschüttert, nicht einmal in den kleineren deutschen Staaten konnte es die Achtung vor seinem Gebot durchsetzen, die es ein Jahr hundert vorher noch besessen hatte. Seine Macht in Deutsch land beschränkte sich jetzt nur auf die dem deutschen Kaiser aus dem Hause Habsburg als dem gleichzeitigen Kaiser von Österreich gehörenden österreichischen Erblande, wozu im Eugen, Prinz von Savoyen (1663—17)8) Nach einer Miniatur von Benjamin Arland Franz !•> Deutscher Kaiser (1708—1763) Nach einer Miniatur von Gaetano Manini, 1734 Südosten und Osten weite Gebiete gehörten, die den Türken abgenommen waren. Ein großer Teil Italiens gehörte dazu, die Niederlande von 1711—1789, Lothringen bis 1738. So repräsentierte das Haus Habsburg noch immer eine achtung gebietende Macht, vor allem zu Beginn des Jahrhunderts, als sich der Ruhm seiner von Prinz Eugen geführten Waffen der bisherigen stärksten Festlandsmacht Frankreich gegenüber behauptete und die Macht der Türken brach. Prinz Eugen von Savoyen (1663—1736) war von seiner Mutter her ein Großneffe des französischen Kardinals Mazarin. Er lebte am Hofe Ludwigs XIV. von Frankreich, war zum Geistlichen bestimmt, erbat sich aber vom König das Kom mando eines Reiterregiments. Abgewiesen verließ er voll Zorn den Hof und Frankreich und trat in die Dienste des Deutschen Kaisers gegen die Türken, die er in vielen Schlachten, besonders bei Mohacs, schlug. Ludwig XIV., sein Unrecht gegen den Prinzen einsehend, befahl ihm zurück- von fern und blieb unvermählt. Er schnupfte so stark, daß sein Überrock vorn immer mit braunem Tabak beschmiert war. Seinen Namen schrieb er gern in drei Sprachen: Eugenio von Savoye, um seine italienische Abkunft, seine deutsche Gesinnung und seine französische Geburt zu dokumentieren. Am Hof des Deutschen Kaisers in Wien hatten sich zu der Zeit, als in Frankreich der Sonnenkönig regierte, genau det gleiche Pomp und Prunk, die gleiche Verschwendungssucht entfaltet, wie dort. Zum Hofstaat Karls VI. gehörten 40 000 Personen, die das Staatseinkommen verzehren halfen. Hier verlebte auch Franz I. (1708—1765), der Sohn des lothrin gischen Herzogs, seine Jugendjahre. Sein Herzogtum mußte er später dem vertriebenen Polenkönig Stanislaus Lesczinski abtreten, wofür er das Herzogtum Toskana erhielt. Inzwischen hatte er des Kaisers Tochter Maria Theresia (1717—1780) geheiratet, die nach dem Tode ihres Vaters als Kaiserin von Österreich ihren Gemahl als Mitregenten einsetzte, aber an