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William Pitt d. J. (1779—1806) Nach einer Miniatur von Horace Hone berührte Persönlichkeit, aber ein Mann, der im Augenblick der Gefahr selbst im hohen Alter alle Kräfte rückhaltlos dem Vaterlande zur Verfügung stellte und dem daher seine Lands leute gern den Namen „Vater des Vaterlandes“ geben. Eine ähnliche geachtete Stellung nimmt BenjaminFrank- lin (1706—1790) ein, der als Buchdruckerlehrling begann und als einer der bedeutendsten Vertreter des amerikanischen Volkes, in der ganzen Welt geachtet, starb. Von ausge sprochen naturwissenschaftlicher Begabung kam er im Gegen satz zu Washington durch seinen Beruf früh in Berührung mit den literarischen Strömungen seiner Zeit. In vielseitiger Prosa, in einem berühmten Almanach, der durch 25 Jahre hindurch erschien, zeigte Franklin einen Stil von ungewöhn licher Prägnanz und Schönheit. Besonders interessierte ihn das Gebiet der Elektrizität, auf dem er zahlreiche noch heute gültige Erkenntnisse aufstellte und durch die Erfindung des Blitzableiters bekannt wurde. 1753 rückte Franklin zum Generalpostmeister der Kolonien auf und vertrat sie bei der Zuspitzung des Konfliktes mit dem Mutterlande in bedeut samer Weise in London. Als seine eindringliche Stimme ungehört verklang, hielt er sich während des Krieges in Frank reich auf, ein gefeierter Gast der Pariser Salons. Den Friedens vertrag von 1783, der die staatliche Anerkennung der Ver einigten Staaten brachte, unterzeichnete er als Bevollmächtigter der nun selbständigen Kolonien. Fleiß, Klugheit, Takt und Toleranz sind die her Benjamin Franklin vorstechenden Eigen schaften dieses auf allen Gebieten menschlichen Denkens tätigen Mannes, der auch bereits die Idee der Sklavenbefreiung formulierte, die erst nach hundert Jahren zur Tat werden sollte. NachdemFriedensschluß von 1783 mußte sich Georg III. endlich dazu entschließen, die Staats geschäfte einem von Verantwortungsbewußtsein erfüllten Politiker zu übertragen. Mit 22 Jahren hält William Pitt d. J. (1759—1806) bereits im Parlament seine erste Rede, über deren Vollkommenheit die Zeitgenossen übereinstimmend berichten. Ihm übergibt Georg III. 1784 die Staatsgeschäfte. Die Senkung der unge heuren Schuldenlast macht Pitt zu seiner vornehmsten Auf gabe, ein Unterfangen, das ihm viele Feinde, darunter den verschwenderischen Prinzen von Wales, machte. Die wissen schaftliche Unterlage seiner finanztechnischen Maßnahmen bildeten die Theorien von Adam Smith, dem Vater der moder nen Nationalökonomie. Napoleons Auftreten zwang Pitt den Krieg auf, den er mit kurzen Unterbrechungen mit zäher Energie führte; den Erfolg seiner rastlosen Bemühungen zu erleben, war ihm nicht vergönnt. Eine kühle, ja sarkastische Natur, erwarb er durch seine Finanzmaßnahmen das Ver trauendes Volkes, ein Vertrauen, das sich in Verehrung, jedoch nicht in Liebe äußerte. Manche seiner Pläne, so die vorge schlagene Milderung der irischen Gesetzgebung, scheiterten an der Beschränktheit seiner Umgebung, die dem weitaus schauenden Politiker in das Reich der politischen Notwendig keiten nicht zu folgen vermochte. Mit der englischen Flotte, Pitts vorzüglichstem Werkzeug im Kampf gegen Frankreich, ist der Name des Admirals Horatio Nelson (1758—1805) für alle Zeiten verknüpft. Körperlich klein und schwächlich, später einäugig und ein armig, von verzehrendem Ehrgeiz erfüllt, der Formen wahr hafter Besessenheit annimmt, schlägt er den Gegner nahezu auf allen Weltmeeren. Seine großen Seesiege (St. Vincent 1797, Aboukir 1798, Kopenhagen 1800, Trafalgar 1803) begründeten den Ruhm der englischen Flotte in der Neuzeit. Durch seine Tatkraft und Geschicklichkeit wurden Napoleons Anstrengungen, auch zur See Erfolge zu erringen, und vor allem die geplante Landung in England vereitelt. Nelsons langjährige Tätigkeit in den Gewässern des Mittelmeers führte ihn 1793 in Neapel mit Lady Hamilton (1765—1815)zusammen,an die ihn bis zu seinem Tode eine heftige Leidenschaft fesselte. Diese berühmte Abenteurerin, in Gesang, Tanz, Schauspielkunst ausgebildet, von den vorzüglichsten Malern der Zeit im Bilde der Nachwelt übermittelt, spielte durch ihre Liebesbeziehungen zu führenden Staatsmännern eine bedeutende Rolle in der Politik und unterstützte Nelson nicht unwesentlich bei seinen Horatio Viscount of Nelson (1778—1807) Nach einer Miniatur von William Essex nach dem Gemälde von Lemuel F. Abbott