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D-r SSchfisch« LrzAler. Freitag, de» 8. AprU 1914. Aufruf an das Deutsche Butt für eim» Kote»Sreuz-Sam«Iuag 1V14 der frelwiMgen tkravke»pfiese Im Kriege. ! Zstnr Schutze des Vaterlandes muhte die Deutsche Wehr macht in außergewöhnlichem Maße verstärkt werden. Hier aus erwächst dem Roten Kreuz die vaterländische Pflicht, «uch seine Kräfte und Mittel für die freiwillige Kranken pflege im Kriege seiner hohen Bestimmung gemäh zur Er gänzung des staatlichen KriegSsanitätsdienstas zu verrnehren. Diese Vermehrung darf aber nicht aufgeschoben werden, denn das Rote Kreuz muß jederzeit für die Ausübung der freiwilligen Krankenpflege bereit sein. Ungesäumt soll daher begonnen werden, den Mehrbedarf an männlichem und weiblichem Personal, sowie an Material für Transport, Aufnhme und Pflege der Verwundeten und Erkrankten zu decken. Welche schweren, dauernden Schäden für die Volks kraft aus dem Mangel an rechtzeitiger Kranken- und Ver wundetenfürsorge entstehen können, haben die Schrecken und Folgen der letzten Balkaykämpfe bewiesen. Mängel in der Kriegsvorbereitung des Roten Kreuzes sind im Laufe eines Krieges nicht wieder gutzumachen; auch die größte Opfer willigkeit des Volkes kann dann nicht mehr rechtzeitig Hilfe schaffen. Aber eine solche Kriegsvorbereitung erfordert außer ordentlich große Mittel; die vorhandenen sind hierzu völlig unzureichend. Es ist daher eine unerläßliche nationale Pflicht, Geld für die Vorbereitung der Kriegserfordernisse zu sammeln. , In voller Erkenntnis dieser Sachlage haben die Ver einigungen vom Roten Kreuz beschlossen, sich schon jetzt an die Opferfreudigkeit des Deutschen VoAes zu wenden und es zu einer Sammlung für das Rote Kreuz aufzurufen. Unser Kaiser und unsere Kaiserin, die Bundesfürsten und freien Städte unseres Vaterlandes, die Protektoren und Protek- tvrinnen der Landes- und Frauenvereine vom Roten Kreuz haben diesen Entschluß gebilligt, die Landesregierungen ha- ben ihre Unterstützung zügesagt. Die Sammlung fällt in die Zeit der Jubelfeier des fünfzigjährigen Bestehens des Roten Kreuzes, und ihr Bs- ginn ist festgesetzt auf den denkwürdigen 10. Mai, den Tag des Frankftrrter Friedens. Wir vertrauen, daß daß Deutsche Volk, welches die schwere Rüstung für den Schutz seiner höchsten Güter willig auf sich genommen hat, nun auch unsere Bitte um Unterstützung der Kriegsvorbereitung des Roten Kreuzes zum Besten der ver wundeten und erkrankten Krieger verstehen wird. - Jede, auch die bescheidenste Spende wird dankbar be grüßt werden und dazu beitragen ,in Zeiten schwerer Prü fung die Leiden der Söhne unseres Volkes, die Leib und Leben deut Vaterlands freudig opfern, zu lindern lind zu heilen. Die Deutschen Bereinigungen vom Role« «re«-. Mir das Königreich Sachsen: Der Zeutralausschuß. Ehrenvorsitzender: Prinz Johann Georg, Herzog zu Sachsen. Vorsitzender: D. Genf Vitzthum von Eckstädt, Wirklicher Ge heimer Rat. Stellvertretender Vorsitzender: Schmidt, Gen. - ralmajor z. D. Schriftführer: Balde, Wirklicher Geheimer Kriegsrat. Siichfischer vaichtag. Am Mittwoch erledigte die Zweite Kammer, deren Sitzung nachmittags 1 Uhr begann, zunächst Eisen bahnangelegenheiten. Dann verschritt man zur Beratung des Etatskapitels 70, Landesanstalten, worüber der Bericht erstatter, der sozialdemokratische Abg. Fleißner, einen längeren schriftlichen Bericht vorgelegt hatte. In der De batte wünschte der reformerische Abg. Biener, daß die Staatsregierung den aus der Anstalt entlassenen erblindeten Zöglingen ihre Fürsorge auch noch weiterhin zuteil werden lassen möchte. Im Weiteren beschäftigte der Redner sich mit den klinischen Anstalten in Chemnitz ;er dankte der Regie- rung für die Bereitstellung erheblicher Mittel hierfür. Ter nationallib. Abg. Singer wies auf das Elend hin, das die Landesanstalten in ihren Mauern bergen, und wünschte eine Statistik über die Ursachen dazu, ffr trat auch für dis in Petitionen zum Ausdruck kommenden Wünsche der Wacht- beamten und der Anstaltsgeistlichen ein. „Genosse" Lange wünschte ebenfalls eine Erhebung über die .ikrankheitsur- sachen und beschäftigte sich mit den Aufgaben des Pfleger personals, die aufreibend und verantwortungsvoll seien. Weiter kritisierte der Redner das Verhalten der Regierung zu den Pflegern. Der freisinnige Vizepräsident Bär ver- wies auf das Kreiskrankenhaus in Zwickau, um darzutun, welchen großen Wert die Stadt darauf lege, daß die neue Anstalt in Zwickau verbleibe. Der nationallib. Abg. Dr. Zöphcl wünschte eine Milderung der gesetzlichen Bestim mungen bezüglich der Unterhaltungspflicht und kam auf die Anstalt Dösen zu sprechen Pie der Staat von der Stadt Leip- zig übernomnien hat. Auch eine Reihe anderer Wünsche brachte der Redner zur Sprache. „Genosse" Fräßdorf betonte» daß in unseren Landesanstalten Vieles besser ge worden sei als früher und daß er darum der Regierung seine Anerkennung nicht versagen könne. Im Weiteren brachte er etliche Wünsche im Interesse von Krankenkassenkranken usw. vor. Staatsminister Graf Vitzthum v. Eckstädt er- widerte auf die vielfach geäußerten Wünsche und wies so dann die Angriffe zurück, die von sozialdemokratischer Seite erhoben wurden. Die Entlohnung der Beamten sei nach der Besoldungsordnung geregelt. Don Ersparnissen bei den An stalten könne keine Rede sein, wenn auch der ursprünglich im Etat ausgeworfene Betrag nicht verwendet worden sei. Auch verschlossen seien die Anstalten nicht; die Abgeordneten seien wiederholt zunr Besuche der Landesanstalten eingeladen worden. Aerzte und Geistliche in den Anstalten arbeiteten in voller Harmonie. Hinsichtlich der kritisierten Auflösung der Pfleger-Organisation bemerkte der Minister, daß es be zeichnend sei, daß die Beschwerden einzelner Pfleger an die sozialdemokratischen Abgeordneten gerichtet wurden. Tie Auflösung erfolgte, weil eine staatlich« Organisation gebil det worden ist, die die Wünsche der Pfleger und Oberpfleger den Behörden vorzutragen hat. Dio aufgelöste Organisation stand mit den Dienstvorschriften im Widerspruch, drohte das gedeihliche Verhältnis zwischen Oberpflegern und Pflegern zu zerstören und die Tätigkeit der staatlichen Organisation lahmzulegen. Viele Pfleger hätten selbst die Auflösung gewünscht und diese als eine Befreiung von schwerem Drucke empfunden. Die Pfleger und Hilfspfleger sind an gewiesen worden, der staatlichen Organisation beizutrete». Bon einem System Heink" könne keine Rede sein; er als Minister decke voll und ganz, was geschehen. Der freisinnig« Abg. Koch trat für die Wünsche der Techniker und Beamten, sowie der Geistlichen an den Anstal ten ein, ebenfalls der nationallib. Abg. Nitzschke, der dann weiter der Regierung das Recht zusprach, sozialdemo kratische Bestrebungen unter der Beamtenschaft mit aller Entschiedenheit zu bekämpfe». Immerhin scheine doch nicht alles in Ordnung zu sein, wenigstens deuteten verschiedene Anzeichen darauf hin. Staatsminister Graf Vi tzthum v. Eckstädt stellte kurz fest, daß er keine politische Beein flussung der Beamten durch Oberbeamte wünsche und daß ihm Fälle in dieser Richtung nicht bekannt seien. Der kons. Abg. Tr. Hähnel beschäftigte sich eingehend mit den Ursack-en der Krankheiten, die hauptsächlich in den Landesanstalten zu finden sind. Der Hauptgrund aller Lei den liege jedoch in der Erziehung; hier sei Aufklärung ge- boten über Alkohol und Geschlechtskrankheiten. Weiter er örterte der Redner mit großer Sachkenntnis die Beamten gehälter, die angeblichen Ersparnisse, die einzelnen Etateiu- stellnngen usw. Der konservative Abg. Trüber nahm in seinen Ausführungen auf die Anstalt in Arnsdorf Be zug. Dort habe er nichts von den von sozialdemokratischer Seite betonten sogenannten Mißständen entdecken können. Er würde es mit Freude begrüßen Mnn die Pfleger besser entlohnt werden könnten. Auch für die Wünsche der Techni- ker sei er gern zu haben. Ter konservative Vizepräsiden: Opitz wies mit besonderer Eindringlichkeit auf die Bedeu tung der Landesanstalton hinsichtlich ihrer Aufgaben bin. Wie die Anstalten an Umsang zunehmen, so steige auch das menschliche Elend. In den Großstädten sei der Sitz jener Ar men und Elenden, die in den Anstalten ausgenommen wer den müßten. Deshalb müßten die Auswüchse, die die Groß städte mit ihrer Entwicklung hervorbringen, volle Beachtung finden. Dem großen Elend gegenüber stehe aber der humane Zug der Zeit, der Mittel und Wege gefunden Hütte, jenes Elend wenigstens nach Möglichkeit zu lindern. Die Einwänoe gegen unsere Anstalten, die von sozialdemokratischer Seite zu hören waren, widerlegte der Redner dann mit trefflicher Gründlichkeit. Die Auflösung der Pfleger-Organisation war notwendig, hätte die Disziplin nicht leiden und die Ztveckr der Anstalten nicht gefährdet werden sollen. Alle Einwände könnten die Freude an der Gesamtentwicklung unserer An stalten aber nicht zerstören. Was mit Menschenkräften zur Milderung menschlichen Elends getan werden könne, das ge schehe. Darum danken wir der Regierung mit besonderem Nachdruck. Der nationallib. Abg. Dr. Zöphel suchte die Großstädte gegenüber dem Vorredner zu verteidigen und be schäftigte sich dann kritisch mit der Erklärung des Minister-.-. Staatsminister Graf Vitzthum v. Eckstädt antwortete, worauf der kons. Abg. Dr. Spieß seine Freude über die zunehmende bauliche Entwicklung der Anstalt Sonnenstoin konstatierte, so bedauerlich auch das Wachstum der Zahl vor Kranken wäre. Ebenfalls auf die Krankheitsursachen ein gehend, ersuchte der Redner den Abg. Fräßdorf, auf die ihn: nahestehenden Zeitungen einzuwirken, damit die diversen Li körinserate keine Aufnahme mehr finden. Der Redner wandte sich dann in wirkungsvoller Weise iroch gegen den Abg. Dr. Zöphel und besprach die Behandlung der Kranken, zwungen, diese Ehcfessel! ihn wohl bereits. Nun, wollte sie tun, ihn die Fr oder ohne seinen Wille« Raven zur Lerwirklichur g ihrer Pläne im Auge behalten. Er war ein hübfcher, stat tlicher Mann unb hatte viel Glück Sakna Rutlands Ehe. Roman von H. Courths-Mahlrr. Nachoruck verboten.) geschehen. Hast Du schon notiert, wer geladen Ich schicke Dir nachher die Liste. Mir liegt ssWD. Me die Leute an Sannas Seite zu empfangen, mit WÄ^ich sie gern einen näheren Verkehr pflegen lassen möchte." „Sind Verhagens dabei?" fragte Seraphine anscheinend unbefangen und harmlos. Ihre Augen hatten jedoch dabei wieder den lauernden Ausdruck. Werners Gesicht rötete sich unmutig, aber er beherrschte sich und sagte ruhig:- „Selbstverständlich, die zuerst. Rudolf Raven und seine Schwester sind meine ältesten Freunde, und Fritz Verhagen ist mir sehr sympathisch. Käthe Verhagen hat mir verspro chen, sich Sannas herzlichst anzunehmen. Wir werden heute nnttag, wie Du weißt, ihre Gäste sein. Und ihr Mann und Rudolf haben sich erboten, Sanna Ritterdienste zu leisten." Ein harter, kalter Glanz lag in Seraphine Münzers Augen. „So so — der lustige Rudolf auch," sagte sie mit unnach ahmlichem Ausdruck. „Nun — der wird ein sehr amüsanter Ritter sein." Werner erhob sich brüsk. „Das hoffe ich. Sanna soll so viel als möglich mit frohen Menschen zusammensein. Ich bitte Dich, derartigen Verkehr in jeder Weise zu unterstützen," sagte er kurz und trat an das Fenster. Seraphine blickte ihm mit einem undefinierbaren Lächeln nach. Was er da gesagt hatte — klang das nicht, als wolle er Sanna den Weg ebnen zu einem anderen Glück? Wünschte er vielleicht, daß er auf diese Weise seine Freiheit wieder fand? Sicher hatte er, nur durch seine Großmut ge- auf fich genommen. Sic drückte , n diesem Punkte sollten dann seine Wünsche mit der?, ihren z ksammentrcsfen. Was an ihr lag, eiheit wieder zu verschaffen, ob mit Und jedenfalls wollte sie Rudolf bei Frauen. Unverheiratet und unverlobt war er auch noch, und nran konnte ein wenig nachhelfen. Wenn sich Sanna in Werners Abwesenheit in Rudolf Raven verliebte — das wäre die einzigste Lösung. Die Leute würden ja dann ein bißchen skandalieren, wenn Werner und Sanna sich trenn ten und die junge Frau dann Rudolfs Gattin würde. Aber mochten sie. Seraphine konnte sich ganz leicht über die Mei nung der Leute Wegsetzen, wenn dabei ihre Pläne gefördert wurden. So fing sie schon jetzt an, Intrigen zu schmieden, um sich lvieder die erste Stelle in diesem Hanse znrückznerobern. Sanna war in den Garten hinausgegangen. Werner fand sie im Pavillon in träumerischer Versunkenheit auf einer Bank sitzend. Als er eintrat, schrak sie empor und sah verwirrt lächelnd zu ihm auf. „Hast Du Langeweile gehabt, Sanna?" fragte er lächelnd. Sie schüttelte den Kopf, so daß goldene Lichter auf ihreni Haar tanzten im Sonnenschein. Ich habe inzwischen allerlei mit Taut« Phine besprochen für die Zeit meiner Abwesenheit. Nächsten Dienstag reise ich ab." Sie »vandte langsam das Gesicht von ihm fort. Ihre Augen senkten sich, so -atz die langen Wimpern wie goldige Halbmonde auf der kindlichen Rundung der Wangen lagen. Aber sie sagte kein Wort. So fuhr er fort: „Samstag abend wollen wir unsere nächsten Freunde und Bekannten zu einer kleinen Feier laden. Es ist Dir doch recht?" „Mir ist alles recht, was Du bestimmst," antwortete sie einfach. „Du sollst Doch auch Deine Meinung äußern." Nun blickte sie auf. „Werden Verhagens und Rudolf Raven auch kommen?" „Gewiß, Sanna. Gelt, sie haben Dir am besten ge fallen von den Menschen, die Du gestern bei unseren Be suchen kennen gelernt hast?" „Ja —. und sie werden mir immer am besten gefallen, zumal Käthe. Ach — wie ist sie lieb und schön. Sie ist nun auch meine Freundin — ich habe noch nie eine gehabt. Fin dest Du nicht, daß sie wundervolles, goldenes Haar hat?", Er lächelte und streichelte leise über ihre dicken Flechten. „Nun — schöneres Haar als das Deine sah ich noch nie." Dunkle Röte stieg in ihr Gesicht, irrrd sie sah erschreckt in seine Augen. Er lachte, obwohl ihm das Herz seltsam schiver und un ruhig in der Brust schlug. „Nun? Du sichst mich au, als ob ich Dir etwas Schreck liches gesagt, kleine Sanna." Sie lächelte beklommen und strich über ihre Stirn. „Ich bin es nickst gewöhnt, so etwas zu hören. Bitte — sage mir nie solck)e Worte. Ich weiß nun schon, Ihr nennt das Höflichkeit oder Artigkeit, und es ist bei Euch so Sitte. Hier sagen sich alle Menschen Liebes und Gutes — auch wenn sie anders fühlen — aus Höflichkeit. Ich muß miw daran gewöhnen. Aber Tu — Tu sollst nie aus Höflichkeit etwas zu mir sagen, nur immer, was wahr ist. Ich weiß noch ganz genau — mein Haar ist häßlich und widerspenstig, so unbändig, daß ichs kaum bewältigen kann. Käthes Haar ist weich und fein und glänzt so goldig. Wie eine Krone liegt es auf ihrem Kopf und schmiegt sich, wie sie es haben will." Werner blickte mit scheinbar abwägendem Blick auf ihre schweren kastanienbraunen Zöpfe und die losen, Widerspew stigen Locken, die sich so anmutig um die weiße Stirn ringel ten. Früher hatte auch ihm Käthes Blondhaar als das schönste gegolten. Jetzt mußte er sich aber eingestehcn, daß Sannas Haar noch viel schöner und reicher war, selbst in die ser schlichten ungekünstelten Anordnung. Oder vielleicht ge wann es dadurch noch besonders. „Ich werde Dir gewiß nie aus Höflichkeit eine Lüge sagen, Sanna, das glaube mir. Und wenn Dir Dein Haar nicht gefällt, so weißt Du eben selbst nicht, wie sckpn es ist, und welchen Schatz Du daran besitzest. Manche Frau möchte wohl ein Vermögen dafür hingeben. Uebrigens hast Du reckst -- auch .Käthe Verhagen Hot sck)önes Haar." Sie schwiegen eine Weile. Werner blickte Sanna nach denklich an, und schaute hinaus in den Garten. Um da» Schtveigen zu brechen, sagte er endlich: „Ich habe gestern auch Dein Erbteil in sicheren Papie ren angelegt." Fragend sah sie zu ihm auf. „Ach - - Du meinst das Geld, das Vater für die Farm erhielt?" „Ja, ich wollte es Dir nur der Ordming halber mit teilen." „Muß ich mich »un dieses Geld kümmern?" fragte sie unbehaglich: