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um eine groBe Rede, in der er bittet, die junge Frau als Familienmitglied freundlich aufzunehmen, und in der er das junge Paar ermahnt, in Liebe und Eintracht zu leben. Mit einem Abendessen, wahrend dessen Frauen und Mžidchen des Dorfes vor dem Hause singen (kokoš spiwaś) und dafiir be- wirtet werden, kommt die eigentliche Hochzeitsfeier zum AbschluB. Am ersten Sonntag nach der Hochzeit findet ein feierlicher Kirchgang — das Ehepaar aber ohne Kranz und StrauB — und am Nachmittag ein Schmaus mit Musik und Tanz statt, os.mlody kzuas, ns. tnłoda swaśba, pjerpuś. In Burg veranstalten die Miidchen der Spinngesellschaft ein Festmahl, kura, Hennef!) genannt, zu dem aufier dem Brautpaar blofi ledige Leute ge- laden sind. Im Sommer finden solche Feste nicht statt, sie pflegen auf den nachsten Winter verschoben zu werden 1 . Im Spreewald liegt beim Einzug der Braut ein Besen auf der Schwelle 2 . Als erstes Gericht soll die junge Frau etwas kochen, das quillt, z. B. Hirse, damit der Wohlstand im Hause zunehme 3 . 36. Die mit der Heimfiihrung der niedersorbischen Braut verbundenen Brauche enthalten Elemente, die verschiedenen Bereichen angehoren. Die meisten von ihnen gehoren in den Bereich des Abwehr zaubers : DieAnde- rung des Weges soll das junge Paar vor auf den Weg gelegtem Zauber bewahren, der an die Tiir geworfene Topf soll urspriinglich die nachdrangen- den feindlichen Damonen verscheuchen. Gelaufige Apotropaia sind die auf die Tiirschwelle gelegte Axt und der Besen 4 . Beziiglich der mitgebrachten Henne habe ich bereits oben er- wiihnt, dafi ich sie als ein Opfer an die Hausgeister auffasse. Bei Russen, Polen, Tschechen und Siidslawen lassen sich fiir diesen altertiimlich anmutenden Brauch Parallelen beibringen 6 . Fiir die Deutung des Brauches sind Parallelen wertvoll, wo das schwarze Huhn als Bauopfer dient: Bevor sie (in der Gegend von Tomaszow bei Lublin) ein neugebautes Haus betreten, lassen sie eine schwarze Henne und einen schwarzen Hahn hinein, damit alles Ubel auf diese iibergeht, denn sonst miifite bald jemand im Hause sterben; andere vergraben aus demselben Grunde einen schwarzen Hahn unter einer Hausecke 0 . An Stelle des Hahnes kann bei den Polen auch ein schwarzer Kater treten: Als die Braut eines polnischen Bauern, dem schon vorher mehrere Frauen gestorben waren, in sein Haus iibersiedelte, nahm sie auf den Rat einer weisen Frau hin einen schwarzen Kater mit und lieB ihn vor sich in die Stube, damit sich Krankheit und Tod auf den Kater werfen. Als 1 Vorsteher Schmidt in Burg, m. — 5 O. Flossel in der Oberlausitzer Heimat- zeitung III (1922), 98. — 3 Mtiller 150: Fehrow (Přawaz); vgl. hierzu die Bevorzugung quellender Speisen zu Weihnachten und Neujahr (Analogiezauber). — • Parallelen bei Schneeweis, Weihn. Skr. 126; HDA. s. v. Axt, s. v. Besen. — 6 Zelenin, R. V. 309: Ukrainer; Mansikka, Religion der Ostslaven 273: Russen; H. Biegeleisen, U kolebki 104 ff.; Erdeljanovič, O poreklu Bunjevaca (Bclgrad 1930) 226, Dalmatien, 243: Kath. in Bosnien. — • Biegeleisen, op. cit. 104.