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Hochzeit - Yersammlung der Hochzeiter und Abholung der Braut 33 der družba die rechten Hande des Brautpaars ineinander, spricht einen Segen und fordert sie auf, sich dreimal zu drehen. Die Braut geht nun dreimal im Kreise um den Brautigam, und dieser dreht sich am Ort mit 1 . Dieser Brauch hat schlagende Parallelen bei den Siidslawen: BeidenOrtho- doxen in Bosnien wird die Braut vor der Annahme des Yerlobungsapfels dreimal in der Richtung des Sonnenlaufs gedreht 2 . Dreimalige Drehung der Braut bei der Verlobung ist auch aus Kroatien (Stupnik) bezeugt 3 . In der Ls. Poljica (Dalmatien) dreht der Vater des Brautigams das Miidchen, bevor er ihm den Ring ansteckt, dreimal na oposun*. A. V. Solovjev deutet den Ausdruck na oposun, der schon im Statut von Poljica vorkommt, ansprechend als *naoposlzm> und stellt es zu russ. posolonb, ut sol currit. Posolonb chodila heifit im Altruss. soviel wie »heiraten« (vom Madchen) 6 . Auch nach der Riickkehr von der Trauung wird der Brauch vielfach geiibt: In der Ls. Homolje (Serbien) dreht der Brautigam die auf einem dreibeinigen Sessel sitzende Braut dreimal herum, am Popovo Polje (Herzegowina) schwingt er sie dreimal na oposlen. Diese dreimalige Umdrehung nach dem Sonnenlauf spielt in den Volks- brauchen und auch im hohen Kult der alten Inder, Griechen und Romer eine grofie Rolle, denn sie gilt als gluckbringend, im Gegensatz zur Linksumwand- lung, die unheilvoll wirkt. Deshalb mufiten bei den Romern die Neuver- mahlten den Altar von der Linken zur Rechten umschreiten. Frobenius hat diesem sakralen Turnus ein eigenes Kapitel 6 gewidmet und auf einer beigeschlossenen Karte die weite Verbreitung dieses Ritus, der auch den ost- asiatischen Gebetsmiihlen zugrunde liegt, dargetan. 21. Abwehrbedeutung besitzt die Axt und der Besen auf der Schwelle des Brauthauses, das Schlagen der Sabel an die Wagenrader, das Schiefien und Juchzen wahrend der Fahrt. Dieselbe Bedeutung hat das Zerschlagen des bekranzten Glases, aus dem nach der Abschiedsrede des Pobratsch alle ge- trunken haben’. Ein sehr altertiimlicher Zug des sorbischen Hochzeitsrituals ist der heute allerdings schon zu einem Scherz herabgesunkene Brautkauf. In der Ober- lausitz und um Muskau ist die Sitte schon lange vergessen — Frenzel und Schmaler berichten nichts dariiber — in der Niederlausitz hingegen, aus- genommen den Spreewald, sind die diesbeziiglichen Brauche noch sehr frisch. Nach Schmaler 8 mufite der pobratřka ziemlich lange mit der towariška 1 ČMS. 54 (1901), 25. — 2 Lilek in der Zs. f. ost. Volksk. VI (1900), 57; Krauss, Sitte und Brauch der Siidslaven, 368. — 3 Zbornik za nar. život I, 132. — 4 Zbornik za narodni život, X, 69 — 5 Prilozi II, Belgrad 1922, 265. Hierzu auch Strojković im Zbornik za nar. život XXVII, 25—42; Parallelen aus dem heutigen russischen Volks- leben bei E. Mahler, Altruss. Volkslieder aus dem Pečoryland, Basel 1951, S. 161: „Auf der Schwelle wird die junge Frau von der Schwiegermutter sehr rasch um ihre eigene Achse gedreht...“; iiber die Rechtsumwandlung als Grufiform s. Schrader, Real.-Lex. 2 s. v. Grufi. — 6 ,Erlebte Erdteile', Bd. VII, Frankfurt 1929, S. 312 ff. — ’ W. Braunsdorf, Hochzeitsfeste im Spreewald, Gebirgsfreund X, 221, Zittau 1898. — 8 Volkslieder II, 242. 3 Feste und Yolksbrauche